Название: Western Action Großband Februar 2019 - 1000 Seiten Spannung
Автор: Pete Hackett
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Вестерны
isbn: 9783745208139
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Big Jims Brauen zuckten in die Höhe. Wut zerriss seine Züge. Er löste seine Arme aus der Verschränkung und trat aus der Tür. »Nimm nur den Mund nicht so voll!«, zischte er gehässig. »Du hast den Mörder meines Sohnes in Sicherheit gebracht. Und das stellt dich mit ihm auf eine Stufe. Du hast von mir keinerlei Rücksicht zu erwarten. Darüber will ich dich von vornherein nicht im Unklaren lassen.«
Lisa war bei seinen Worten totenblass geworden. Sie zitterte am ganzen Körper. Big Jim registrierte es mit zynischer Genugtuung. Aber mit einem Schlag kehrte die Farbe in ihr Gesicht zurück. Angewidert rief sie: »Ja, ich habe Lane Turpin geholfen, Forsyth, nachdem Sie mit Ihrem revolverschwingenden Haufen die Bar-T Ranch dem Erdboden gleichgemacht und seine Brüder getötet haben.« Ihre Sicherheit war zurückgekehrt. Sie wurde in diesen Augenblicken völlig von ihren Gefühlen beherrscht und fixierte den Rancher mit einem Blick, in dem sich Verachtung und Leidenschaft vermischten.
Big Jim musterte sie, als zweifelte er an ihrem Verstand. Das Gewehr in ihren Händen, die kreisrunde Mündung, die wie ein hohles Auge auf seine Brust gerichtet war - das beeindruckte ihn kaum. Aber dass sie ihm sein Unrecht schonungslos und ohne jeden Respekt ins Gesicht schleuderte, dass sie ihm Abscheu und Verachtung zeigte, das traf ihn und brachte sein Blut zum Sieden. Aber noch beherrschte er sich. Seine zornverdunkelte Stimme grollte Unheil verkündend:
»All right, Lisa Reed. Dein Vater hat zwar eine ganze Menge ausgespuckt, aber das Entscheidende war nicht aus ihm herauszukriegen. Ich weiß, dass ihr Turpins Wunde behandelt und dass ihr ihn eingekleidet, mit Waffen, Munition, Pferden und Proviant versorgt habt, und ich weiß, dass du ihn in ein sicheres Versteck gebracht hast. Was ich nicht weiß, ist die Lage dieses Ortes, an dem der Hundesohn sich nun seine Wunden leckt und darüber nachdenkt, wie er sich an mir rächen kann. Du wirst es mir sagen. Auf der Stelle!«
»Eher erschieße ich Sie!«, keuchte sie. »Ich will jetzt zu meinem Vater. Ich will sehen, was ihr mit ihm gemacht habt.«
»Wo ist das Versteck, Lisa?«, fragte der Rancher gedehnt.
»Gehen Sie zur Seite!«, fauchte das Mädchen und ruckte auffordernd mit der Winchester.
Plötzlich aber wurde sie von hinten gepackt. Ein kräftiger Arm schlang sich unbarmherzig um ihren Hals, mit einem Ruck wurde ihr die Winchester aus den Händen gerissen. Ihr betroffener Aufschrei erstickte im Ansatz, sie wand sich in dem gnadenlosen Griff und spürte die Panik, die in ihr hochspülte. Heißer Atem streifte ihren Nacken, sie trat nach hinten, entlockte dem Burschen, der sich lautlos, mit der Geschmeidigkeit eines Pumas, an sie herangeschlichen hatte, aber nur ein ironisch-bissiges Lachen.
Mit wenigen langen Schritten war Big Jim heran. Bretterhart landete sein Handrücken auf ihrer Wange. Sie versteifte. »Lass sie los!«, röhrte Big Jims Bass. Der Bursche versetzte ihr einen leichten Stoß und trat zurück. Lässig legte er sich Lisas Gewehr auf die Schulter. Aus dem Haus kam John Landers. Big Jims Hand traf noch einmal klatschend Lisas Gesicht. Er kannte keine Gnade, kein Erbarmen. Ihn regierten nur blindwütiger Hass und verzehrende Rachsucht. Ihm war jedes Mittel recht, seinen Wünschen und Absichten Geltung zu verschaffen. Seine Augen waren eng geworden, zwischen den Lidschlitzen funkelte es tückisch. Er begann sich in einen Rausch hineinzusteigern, der dem Bewusstsein seiner Macht und Überlegenheit entsprang.
Lisas Kopf flog auf die Seite, der Schlag brannte auf ihrer Wange wie Feuer. Aber er riss sie aus ihrer Lähmung. Sie duckte sich, spreizte die Finger, und es sah aus, als wollte sie im nächsten Augenblick Big Jim an die Kehle fahren.
Der Kopf des Ranchers flog herum. »Bringt Reed in den Hof!«, schnarrte er.
Landers hob zum Zeichen dafür, dass er verstanden hatte, die Hand und stapfte zurück ins Haus. Lisas gebannter Blick folgte ihm. Jeder Muskel ihres Gesichts wirkte straff und angespannt. Jede Linie darin verriet die Qualen, die sie durchlitt. Mühsam kämpfte sie um ihre Fassung. Der lauernde, tückische Ausdruck in Big Jims Miene ließ schlimme Ahnungen in ihr aufwallen.
Und als sie ihren Vater sah, traf es sie wie ein Schwall eisigen Wassers. Erschrocken hob sie eine Hand vor den Mund. Sein zerschlagenes und blutverschmiertes Gesicht kündete vom Wahnsinn brutalster Gewalt. Er konnte sich kaum mehr auf den Beinen halten. Die verzweifelte Hilflosigkeit in seinem verschleierten Blick war erschütternd. Gnadenlos schleuderte John Landers ihn in den Staub. Sein Kopf rollte auf die Seite, seine Finger verkrallten sich im Boden. Ein Zucken lief durch seinen Körper, seinem Mund entrang sich ein ersterbendes Röcheln.
»Dad!« Lisa stürzte zu ihm hin, warf sich auf die Knie, nahm seinen Kopf in beide Hände und starrte wie hypnotisiert in das von brutalen Fäusten gezeichnete Gesicht. Es war nur noch eine zur formlosen Masse verschwollene Grimasse mit Platz- und Schürfwunden und blauschwarzen Blutergüssen.
Er sah sie mit den verängstigten Augen eines Tieres an, das die Schlachtbank witterte. Seine aufgesprungenen Lippen öffneten sich. Seine Stimme kam erschreckend schwach, als er sprach: »Ich habe ihnen das Versteck nicht verraten, Lisa. Aber sie werden weitermachen. O mein Gott, sie sind schlimmer als wilde Bestien.«
Lisa spürte eine harte Hand auf ihrer Schulter. Sie wollte sie abschütteln. Der Griff wurde eisenhart. In der Tiefe ihrer Augen war nichts als das nackte Entsetzen. Mit dem zitternden Atemzug lähmender Verzweiflung, der aus ihrer Brust strömte, löste sich ein Aufschrei von ihren trockenen Lippen.
Unerbittlich zerrte Big Jim sie in die Höhe. Der Kopf ihres Vaters entglitt ihren Händen und sank kraftlos in den Staub. Die Männer der Great Sand Ranch bildeten nun einen Kreis um sie, ihren Vater und Big Jim. Sie waren ihnen auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Ein Krampf überlief ihr bleiches Antlitz. Ihr Blick schien von irgendwoher in die Wirklichkeit zurückzukehren. Sie rang nach Luft, versuchte zu begreifen, was sie soeben gesehen hatte und fühlte, dass sie wohl nicht die Kraft haben würde, gegen diesen Strom von vernichtender Brutalität anzuschwimmen. Sie stöhnte auf, schluchzte und schlug die Hände vor das Gesicht. Ein Weinkrampf schüttelte sie.
»Wo hat Turpin sich verkrochen?«, peitschte Big Jims zerspringende Stimme.
Ihre Arme hingen schlaff herab. Sie sah ihn an, und die Besessenheit in seinem Blick erschreckte sie. Aber sie erkannte auch, dass sie die Flinte nicht ins Korn werden durfte, wenn nicht alles umsonst gewesen sein sollte. Sie fasste sich. Unter Aufbietung aller Willenskraft befreite sie sich von Angst und Schrecken. Ihr Widerstandsgeist loderte noch einmal auf.
»Suchen Sie ihn, Forsyth!«, rief sie mit klarer, präziser Stimme, furchtlos und trotzig. »Von mir erfahren Sie jedenfalls nicht, wo Lane sich versteckt hält. Jagen Sie Ihre Gunslingerbande in die Sättel und lassen Sie das Land nach ihm durchkämmen. Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen dabei.«
»Ist das dein letztes Wort, Lisa Reed?«, schnappte Big Jim böse.
»Nein. Etwas will ich Ihnen noch sagen: Ich danke Gott, dass es mir gelungen ist, Lane Turpin vor Ihnen in Sicherheit zu bringen. Ich habe dadurch einen weiteren Mord verhindert. Ihr Sohn hat nicht viel getaugt, Forsyth. Er war verkommen, er war durch und durch schlecht. Und wenn Lane es nicht getan hätte, wäre er irgendwann von einem anderen Mann gerechterweise getötet worden. In Alamosa war keine Frau vor ihm sicher. Und schon so mancher Ehemann hat geschworen, Bill Forsyth umzubringen, weil er seine Frau in einer Art und Weise belästigte, die zum Himmel schrie. Er …«
»Schweig!«, brüllte der Rancher in einem Anfall jäher Wut. Die Umstehenden СКАЧАТЬ