Название: Western Action Großband Februar 2019 - 1000 Seiten Spannung
Автор: Pete Hackett
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Вестерны
isbn: 9783745208139
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Eine Fackel loderte und warf zuckende, geisterhafte Reflexe auf die Wand eines Schuppens. Es roch nach verbranntem Petroleum. Der Mann, der die Fackel hielt, zögerte. Die unerbittliche Stimme John Landers sprang ihn an: »Worauf wartest du? Wirf sie endlich!«
Der Cowboy glitt an der Wand nach vorn, dann wirbelte die Fackel durch die Finsternis. Sie polterte auf den Vorbau und rollte bis zur Wand. Feuer flackerte hoch, Funken sprühten. Ringsum peitschten mit unverminderter Heftigkeit die Schüsse. Eine zweite Fackel segelte durch die Dunkelheit, eine dritte …
Mit einem Satz war Dave auf dem Vorbau. Wild um sich schießend erreichte er einen der hochlodernden Brandsätze, trat ihn aus und rannte geduckt zum nächsten. Mit einem zornigen Tritt fegte er die Fackel vom Vorbau. Seine Absätze hämmerten ein hallendes Echo auf den Bohlen, als er weiterhetzte. Ein Geschoss schleuderte ihn herum. Er fiel gegen die Hauswand und hob sich im Lichtschein deutlich davon ab. Eine Salve aus mehr als einem halben Dutzend Waffen nagelte ihn förmlich dagegen. Langsam rutschte er zu Boden, kippte auf den züngelnden Brandherd und erstickte ihn mit seinem Körper.
Lane schrie auf wie von Sinnen. Sein Herz drohte zu zerspringen. Er stöhnte auf. »Dave!« Seine eigene Stimme riss ihn aus der Erstarrung. Wie feurige Kometen zogen weitere Brandsätze vor seinem Blick ihre lautlose Bahn. Nur der Aufprall war zu vernehmen. Und der Wechsel von Licht und Schatten irritierte das Auge.
Cole hatte Dave fallen sehen und schoss wie rasend auf die durch die Dunkelheit stoßenden Mündungslichter. Dann war die letzte Kugel aus dem Colt. Mit fliegenden Fingern lud er nach. Ein Brandsatz flog durch das Fenster und rollte über den Boden. Draußen leckten die Flammen am Holz der Fassade hoch. Der Rauch wurde immer dichter und beißender.
»Wir müssen hier raus!«, brüllte Lane.
Cole schien ihn nicht zu hören. Lane sprang ihn an, zerrte ihn hinter sich her zur Tür. Brennende Gardinenfetzen fielen in der Wohnstube zu Boden. Ein Sessel brannte. Rauch wölkte bereits in dichten Schwaden und verätzte die Atemwege, ließ die Augen brennen und tränen.
»Durchs hintere Fenster!« Lane verschluckte sich, hustete und krümmte sich. Cole riss sich los. Er taumelte zur offenen Haustür, vor der ein Flammenvorhang zu stehen schien. In dem ausgetrockneten Holz des Vorbaus fand das Feuer ausreichend Nahrung. Es knackte und prasselte. Und Cole wankte direkt darauf zu, als hätte er den Verstand verloren. »Cole!«, rief Lane voll Verzweiflung. Rauch füllte seine Lungen, Schwindelgefühl erfasste ihn, Übelkeit stieg in ihm hoch. Er japste wie ein Erstickender und sah Cole hinter dem Flammenvorhang verschwinden. Eine schneidende Stimme peitschte: »Nicht schießen, ich will ihn lebend!«
Lane vernahm es wie durch einen Wattebausch und torkelte durch den Flur, spürte die Benommenheit gegen sein Bewusstsein anstürmen, und riss im Aufflackern eines jähen Überlebenswillens das Fenster hoch. Ein Schwall kalter Luft traf sein Gesicht, gierig sog er den Sauerstoff ein und spürte, wie sich die Benommenheit auflöste. Vorne wummerte Coles Colt. Einmal, zweimal - dann schwieg er. Die schnarrende Stimme Big Jims war zu hören, doch was sie rief, konnte Lane durch das Brausen des Feuers nicht verstehen.
Hin und her gerissen zwischen Gefühl und Verstand stand er wie versteinert. Sie hatten Cole. Dave war tot. Ein Zittern durchlief ihn. Und er war nahe daran, nach vorne zu stürzen und bis zum letzten Atemzug zu kämpfen. Aber der Verstand hämmerte ihm ein, dass er sein Leben retten musste. Er musste leben und Charles Turpins Vermächtnis verteidigen.
Er schüttelte seine Trägheit ab und sprang aus dem Fenster. Eng an die Hauswand geschmiegt lud er seinen Colt nach. Sein Verstand arbeitete wieder klar und präzise.
Auf dem Ranchhof waren die Waffen verstummt. Wie gebannt starrten die Männer von der Great Sand Ranch auf den hoch gewachsenen Mann, der nach zwei blindlings abgefeuerten Schüssen seinen Bruder aus den leckenden Flammen zerrte und der nun, die leblose Last auf den Armen, die Treppen hinunter in den Hof wankte. Der Feuerschein zeichnete seine Gestalt scharf nach. Sein Gesicht sah erschreckend starr aus, nur die Augen schienen noch darin zu leben.
Am Rande der Helligkeit stand Big Jim. Cowboys traten aus den Schatten. Die Metallteile ihrer gesenkten Waffen blinkten. John Landers erschien neben dem gnadenlosen Rancher. Ohne jede Gemütsregung blickte er Cole Turpin entgegen, der sich marionettenhaft und eckig bewegte. Seine Haare waren versengt, auf seinem Hemd glommen Funken. Sein schweißnasses Gesicht war rußverschmiert. In seinen Augen war ein irrsinniges Flackern. Zwei Schritte vor Big Jim blieb er stehen. Dann sagte er langsam, fast schleppend, mit angegriffener Stimme: »Der zweite Turpin, Big Jim, der innerhalb weniger Stunden an einer Forsyth-Kugel zugrunde ging. Ich bin in deiner Hand. Wahrscheinlich wirst du auch mich töten. Aber Lane ist dir entkommen. Und er wird zurückkehren. Und dann gnade dir Gott, Big Jim Forsyth, denn dann wirst du bezahlen!«
Cole verlor die Kraft. Er brach in die Knie, Big Jim versank vor seinem Blick in diesigem Nebel.
Hinter dem lichterloh brennenden Ranchhaus dröhnten Schüsse. »Lane Turpin!«, knirschte John Landers und fegte los. Einige der Cowboys schlossen sich ihm an.
*
Lane kauerte an der Rückwand des Ranchhauses, über dessen Dach bereits bläuliche Flammen tanzten.
Linker Hand reichten Stangencorrals bis hinter das Haus. In einer Entfernung von etwa hundert Yards wälzten sich die Fluten des Saguache Creek nach Südosten. Lane schob sich an die Hauswand entlang. Er hatte kein Pferd! Er hatte nur das, was er auf dem Leib trug - und er hatte seinen Colt und die Patronen in seinem Gürtel.
Bei den Corrals nahm er eine flüchtige Bewegung wahr. Er federte herum. Grell blitzte es auf. Lane spürte einen harten Schlag gegen den Oberschenkel, das Bein wurde ihm förmlich unter dem Körper weggerissen, trotzdem war sein Reflex noch da. Er schoss genau in den verglühenden Feuerball hinein und nahm im gleichen Augenblick einen zweiten Schemen wahr, der über das Corralgatter sprang und auf den Bauch hechtete. Lane spürte den sengenden Strahl eines Geschosses, biss die Zähne zusammen und drückte ab, rollte zur Seite und kam so vom Haus weg, in das nun die Kugeln des Great Sand Reiters harkten.
Lane zielte ruhig und überlegt. Dann feuerte er. Sein Geschoss trieb den anderen hoch, Lanes zweite Kugel schüttelte ihn, und im selben Augenblick, als er fiel, kam Lane hoch. Stechender Schmerz pulsierte von seinem Bein bis unter seine Schädeldecke. Er ignorierte ihn und humpelte davon, so schnell ihn seine Beine zu tragen vermochten.
Kugeln pfiffen hinter ihm her. Er stolperte, stürzte und schlug mit dem Gesicht auf den von der Sonne hartgebackenen Boden. Eine kalte, klirrende Stimme wehte heran. »Schnappt ihn euch! Aber denkt daran, dass Big Jim ihn hängen will!«
Es riss ihn wieder in die Höhe. Sein schmerzender Verstand begriff, dass dies seine Chance war. Feuerschein flutete über ihn hinweg, er raffte sich auf und stolperte weiter. Seine Gestalt warf einen langen Schatten. Eine kratzende Stimme holte ihn ein: »Stehen bleiben, Turpin! Bleib stehen, zum Teufel!«
Weiter, Lane, weiter! Sie dürfen dich nicht kriegen! Es drängte sich auf nahezu hypnotische Weise in sein Bewusstsein. Vom Grauen getrieben floh er, trampelnde Schritte näherten sich ihm von hinten. Er taumelte aus dem Lichtkreis. Das Ufergebüsch schien ihm unendlich fern und unerreichbar. Und seine Verfolger holten auf. Sie hatten seine große Not erkannt und verschwendeten keine СКАЧАТЬ