Название: Western Action Großband Februar 2019 - 1000 Seiten Spannung
Автор: Pete Hackett
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Вестерны
isbn: 9783745208139
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Deutlich fühlte Lane die Resignation, die in ihrem Tonfall gelegen hatte. Es durchlief ihn heiß und kalt. Wenn ihm die Konsequenzen seiner Flucht auf Reeds Farm in ihrer ganzen Tragweite noch immer nicht so recht ins Bewusstsein gerückt waren, so traf ihn die Wucht der Erkenntnis nun mit aller Schärfe. Um sein Leben zu retten hatte er womöglich Clay Reeds Leben zerstört — und damit auch das Leben Lisas. Es wurde ihm mit erschreckender Klarheit bewusst, senkte sich wie schleichendes Gift in sein fieberndes Hirn und ließ ihn nicht mehr los.
»Mein Gott, Lisa, ich …«
»Schweig!« Ihre Stimme duldete keinen Widerspruch. »Mein Vater kennt die Höhle nicht. Ich habe ihm zwar davon erzählt, aber mehr, als dass sie sich in der Alderschlucht befindet, weiß er nicht. Du hast also nichts zu befürchten. Wenn du die Höhle verlässt, folge der Schlucht nach Osten. Du wirst nach Crestone gelangen, einem kleinen Nest in den Bergen. Von dort aus kannst du mich benachrichtigen.«
»Würdest du mir noch einen Gefallen tun, Lisa?«
»Wenn es in meiner Macht steht - sicher.«
»Sag Tex Dudley, wo er mich finden kann.«
»Auf ihn wird Big Jim ein besonders scharfes Auge werfen«, streute Lisa ihre Zweifel aus.
»Tex ist kein Anfänger.«
»In Ordnung. So long, Lane, und - good luck. Pass auf dich auf!« Sie trieb ihr Pferd an. Lane wollte nach ihr greifen, sie impulsiv festhalten, aber sie war schon außer Reichweite.
»Ich komme zurück, Lisa!«, rief er. Es klang wie ein Schwur. »Ich komme wieder …« Seine Stimme verhallte in der Nacht. Tackender Hufschlag entfernte sich. Mit gemischten Gefühlen lauschte er ihm nach. Er spürte das Unheil, das Verhängnis, dem Lisa entgegen ritt, tief in seiner Seele. Nur selten zuvor hatte Lane sich in einer ähnlich fürchterlichen Stimmung befunden wie in diesen Sekunden. Es war das nagende Empfinden, dass die Schlingen eines tückischen, grausamen Schicksals nicht nur ihm, sondern auch Lisa und ihrem Vater den Todesstoß versetzen wollten. Ein grenzenloses Gefühl der Angst um sie, aber auch des Alleinseins, der absoluten Einsamkeit und Hoffnungslosigkeit kam in ihm auf, das so stark wurde, dass er in einen regelrechten Taumel verfiel.
*
Der Taumel ging vorüber, die Ernüchterung kam. Der Hufschlag war nur noch fern und verschwommen zu vernehmen. Lane starrte den Pfad hinauf, der von fast senkrechten Felswänden gesäumt wurde. Es war finster hier wie im Schlund der Hölle, und nur ganz weit oben war ein Streifen des samtenen Nachthimmels zu sehen.
Nur ein Zugang!, sinnierte er düster. Falls Clay Reed nicht stark genug war, sich Big Jims Fragen nach mir zu widersetzen, dann sitzt du dort oben fest, wenn sie kommen. Wenn Reed auch die genaue Position der Höhle nicht kennt - es reicht, wenn er ihnen sagt, dass sie sich in der Alderschlucht befindet.
Schwer trug er an seiner Unentschlossenheit. Das Hufgeklapper war verklungen. Irgendwo in den Felsen schrie ein Käuzchen. Schrill und unheimlich. Seine Zukunft lag ebenso dunkel und undurchsichtig vor Lane wie der Felsenpfad. Sein Pferd schnaubte. Das Packtier stimmte prustend ein.
Er spann seine Überlegungen fort: Eine Woche kannst du dich dort oben halten. Vor allen Dingen kannst du mit einem Gewehr und der Munition, die du hast, die Höhle gegen eine ganze Armee verteidigen. Aber was ist dann? Dein Proviant wird zu Ende gehen, du wirst kein Wasser mehr haben, und dann musst du aufgeben oder sie kommen dich holen oder du knallst dir selber eine Kugel ins Hirn. Hell and damnation, es ist zum Verzweifeln!
»Hüh!« Er zog sein Pferd herum und verließ die Felsspalte. Es war mehr das Unterbewusstsein, das ihn dirigierte, nicht aber der bewusste Wille. Alles in ihm sträubte sich dagegen, die Höhle aufzusuchen, die für ihn zur tödlichen Falle werden konnte. Er ritt tiefer in die Schlucht hinein. An einem kleinen See, der von dem Bach gespeist wurde, hielt er an. Eine Gruppe von Zedern reichte bis zur nördlichen Felswand. Ihr Zweigwerk filterte das Mondlicht, das nur schwach auf den Grund der Schlucht drang, und ließ die ruhige, glatte Oberfläche des Teiches glitzern wie flüssiges Silber.
Lane schlug sein Lager zwischen den Bäumen auf. Bald lag er auf seiner Decke. Die Kälte der Nacht griff nach ihm, schien aus dem Boden und durch seine Kleidung zu kriechen. Sein letzter Gedanke galt Lisa. Die Sorge um sie elektrisierte ihn noch einmal und ließ ihn hochschrecken, zog ihm förmlich die bleischwere Müdigkeit aus dem Gehirn und ließ ihn schneller atmen. Aber dann versank die Welt um ihn herum. Er verfiel in tiefen Schlaf.
*
Der Morgen graute, als Lisa die Farm erreichte. Farblos und verwittert schälten sich die Hütten aus dem Dunst. Nichts deutete darauf hin, dass etwas anders sein könnte als vor wenigen Stunden, ehe sie mit Lane fortgeritten war. Und dennoch glaubte sie den Pulsschlag der Gefahr zu fühlen, der sie streifte wie ein böser Atem und der sie unwillkürlich das Pferd zügeln ließ.
Aber da war nur das gleichmäßige Rauschen des Flusses, das Winseln von Rex, der ihre Witterung aufgenommen hatte, der ewige Wind, der vom Wasser heraufwehte. Nach einem Schenkeldruck ging das Pferd weiter. Es trug Lisa in den Hof. Ihr entging nicht, dass der Staub von Hufen zerwühlt war. Rex, der Schäferhund, fing an zu bellen. Sein dumpfes Gebell warnte Lisa. Ihr Herz schlug höher.
Sie saß ab, ließ ihren Blick schweifen. Nichts! Warum kommt Vater nicht vor die Tür? Er muss doch hören, dass ich zurück bin. Der Magen krampfte sich ihr zusammen. Sie zog das Pferd über den Hof. Aus dem Stall drang Hufgestampfe. Lisa registrierte es und begriff, dass es nicht nur ein Pferd sein konnte, das im Stall rumorte. Jäher Schreck griff nach ihr mit eiskalten Händen. Die Kälte war plötzlich nicht nur mehr äußerlich. Sie drang tief in ihr Innerstes ein und blockierte sekundenlang ihr Denken. Unwillkürlich griff sie nach dem Gewehr, mit einem Ruck bekam sie es aus dem Scabbard. Aber da wurde die Stalltür aufgeworfen. Zwei Männer glitten ins Freie. Sie nahmen eine drohende Haltung ein. Und vom Wohnhaus her sprang Lisa eine klirrende, rasiermesserscharfe Stimme an: »Du hast lange auf dich warten lassen, Lisa. Wir waren nahe daran, die Geduld zu verlieren.«
Sie wirbelte herum, der Gewehrkolben flog an ihre Hüfte, ihre Gestalt krümmte sich vor Anspannung.
In der Haustür lehnte Big Jim. Er hielt die Arme vor der Brust verschränkt. Im diffusen Licht wirkte er groß, kantig und Ehrfurcht gebietend. Hinter dem Fenster war eine Bewegung wahrzunehmen. Es wurde hochgeschoben, John Landers lehnte sich heraus. Mit beiden Armen stützte er sich auf die Fensterbank. In seinem knochigen Gesicht stand ein schiefes Grinsen. Aus dem Heuschuppen traten drei Kerle. Breitbeinig standen sie im Hof, die Daumen in die Patronengurte gehakt, aufreizend und lässig. Rex ließ nur noch ein vereinzeltes Bellen hören, rannte erregt vor seiner Hütte hin und her und hechelte. Hin und wieder stieg ein zorniges, bedrohliches Grollen aus seiner Kehle.
Lisa war eingekreist. Sie zwang sich zur Ruhe. Die Männer betrachteten sie wie Wölfe, die ihr Opfer endlich gestellt hatten. Hart umkrampften ihre Hände das Gewehr. Sie sah die feixenden Mienen, das hämische Gegrinse, und die Sorge um ihren Vater überwältigte sie. Aber da peitschte Big Jims metallisches Organ: »Das Gewehr runter! Wenn du auch nur einen einzigen Schuss abgibst, behandeln wir dich wie einen Mann und du frisst unser Blei!« Er fixierte sie mit einem СКАЧАТЬ