Название: Der Malaiische Archipel
Автор: Alfred Russel Wallace
Издательство: Bookwire
Жанр: Путеводители
Серия: Edition Erdmann
isbn: 9783843804233
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Bei der Rückfahrt stießen wir auf einen alten männlichen Mias, der auf einem niedrigen im Wasser wachsenden Baum fraß. Das Land war weithin überflutet, aber so voll von Bäumen und Stümpfen, dass das beladene Boot sich nicht Bahn brechen konnte, und wenn es auch möglich gewesen wäre, so hätten wir nur den Mias fortgeschreckt. Ich ging deshalb ins Wasser, das mir fast bis an den Leib reichte, und watete so weit, bis ich zum Schuss nahe genug war. Die Schwierigkeit war dann nur, wie ich meine Büchse wieder laden sollte, denn ich stand so tief im Wasser, dass ich die Büchse nicht schräg genug halten konnte, um das Pulver hineinzuschütten. Ich musste daher einen seichten Platz suchen, und nach mehreren Schüssen unter diesen erschwerenden Umständen hatte ich die Freude, das ungeheure Tier kopfüber ins Wasser stürzen zusehen. Ich zog es nun hinter mir her in den Fluss hinein, aber die Malaien wollten es nicht im Boot dulden und es war so schwer, dass ich es ohne ihre Hilfe nicht hineinbringen konnte. Ich spähte umher nach einem Platz, um es abzuhäuten, aber nicht ein Fleckchen trockenen Bodens war zu sehen, bis ich zuletzt eine Baumgruppe von zwei oder drei alten Bäumen und Stümpfen fand, zwischen denen ein paar Fuß Erde sich über Wasser angesammelt hatte, die gerade genügten, um das Tier darauf zu legen. Zuerst maß ich es und fand, dass es das größte sei von allen, die mir begegnet waren, denn wenn auch die Höhe im Stehen dieselbe war, wie bei den anderen (vier Fuß zwei Zoll), so maßen doch die ausgestreckten Arme sieben Fuß neun Zoll, also sechs Zoll mehr als beim vorhergehenden, und das ungeheuer breite Gesicht maß dreizehn und einen halben Zoll, während das größte, das ich bis jetzt gesehen hatte, nur elf und einen halben Zoll betrug. Der Umfang des Körpers war drei Fuß sieben und einen halben Zoll. Ich bin daher geneigt zu glauben, dass die Länge und Kraft der Arme und die Breite des Gesichtes bis in ein sehr hohes Alter hinein zunehmen, während die Höhe von der Fußsohle bis zum Scheitel selten, wenn je, vier Fuß zwei Zoll überschreitet.
Da dieses der letzte Mias war, den ich geschossen, und der letzte erwachsene, den ich lebend gesehen habe, so will ich hier eine Skizze seines allgemeinen Verhaltens anreihen und einige andere damit zusammenhängende Tatsachen anführen. Man weiß, dass der Orang-Utan Sumatra und Borneo bewohnt, und hat guten Grund zu glauben, dass er auf diese zwei großen Inseln beschränkt ist; auf der ersteren aber scheint er viel seltener zu sein. Auf Borneo hat er weite Verbreitung; er bewohnt viele Distrikte der Südwest-, Südost-, Nordost- und Nordwestküsten, aber hält sich nur in den niedrig gelegenen und sumpfigen Wäldern auf. Es scheint auf den ersten Blick sehr unerklärlich, dass der Mias im Sarawak-Tal unbekannt sein sollte, während er in Sambas im Westen und Sadong im Osten reichlich zu finden ist. Aber wenn wir die Gewohnheiten und die Lebensart des Tieres näher kennenlernen, so sehen wir für diese scheinbare Anomalie in den physikalischen Verhältnissen des Sarawak-Distriktes einen zureichenden Grund. In Sadong, wo ich den Mias beobachtete, findet man ihn nur in niedrigen, sumpfigen und zu gleicher Zeit mit hohem Urwald bedeckten Gegenden. Aus diesen Sümpfen ragen viele isolierte Berge hervor; auf manchen haben sich die Dajaks niedergelassen und sie mit Fruchtbäumen bebaut. Diese bilden für den Mias einen großen Anziehungspunkt; er frisst die unreifen Früchte, aber zieht sich des Nachts stets in den Sumpf zurück. Wo der Boden sich etwas erhebt und trocken ist, lebt der Mias nicht. Z. B. kommt er in Menge in den tieferen Teilen des Sadong-Tales vor, aber sobald wir ansteigen bis über die Grenzen, wo Ebbe und Flut bemerkbar sind und wo also der Boden, wenn er auch flach ist, doch trocknen kann, so finden wir den Mias nicht mehr. Der untere Teil des Sarawak-Tales nun ist sumpfig, doch nicht überall mit hohem Wald bedeckt, sondern meist von der Nipapalme bestanden; und nahe der Stadt Sarawak wird das Land trocken und hügelig und ist bedeckt von kleinen Strecken Urwald und vielem Dschungel an Stellen, die früher von Malaien und Dajaks bebaut wurden.
Ich meine nun, dass eine große Fläche ununterbrochenen und gleichmäßig hohen Urwaldes für das Wohlbefinden dieser Tiere nötig ist. Solche Wälder sind für sie offenes Land, in dem sie nach jeder Richtung hin sich bewegen können, mit derselben Leichtigkeit wie der Indianer über die Prairie oder der Araber durch die Wüste; sie gehen von einem Baumwipfel zum anderen, ohne jemals auf die Erde hinabzusteigen. Die hohen und trockenen Gegenden werden mehr von Menschen besucht, mehr durch Lichtungen und später auf diesen wachsenden niedrigen Dschungel, der nicht passend ist für die eigentümliche Art der Bewegung des Tieres, eingenommen. Hier würde es daher mehr Gefahren ausgesetzt und öfter genötigt sein, auf die Erde hinabzusteigen. Wahrscheinlich findet sich im Mias-Distrikt auch eine größere Mannigfaltigkeit an Früchten, indem die kleinen inselartigen Berge als Gärten oder Anpflanzungen dienen, in denen die Bäume des Hochlandes gedeihen mitten in sumpfigen Ebenen.
Es ist ein seltsamer und sehr interessanter Anblick, einen Mias gemächlich seinen Weg durch den Wald nehmen zu sehen. Er geht umsichtig einen der größeren Äste entlang in halb aufrechter Stellung, zu welcher ihn die bedeutende Länge seiner Arme und die Kürze seiner Beine nötigen; und das Missverhältnis zwischen diesen Gliedmaßen wird noch dadurch verstärkt, dass er auf den Knöcheln, nicht wie wir auf den Sohlen, geht. Er scheint stets solche Bäume zu wählen, deren Äste mit denen des nächststehenden verflochten sind, streckt, wenn er nah ist, seine langen Arme aus, fasst die betreffenden Zweige mit beiden Händen, scheint ihre Stärke zu prüfen und schwingt sich dann bedächtig hinüber auf den nächsten Ast, auf dem er wie vorher weitergeht. Nie hüpft oder springt er oder scheint auch nur zu eilen, und doch kommt er fast ebenso schnell fort, wie jemand unten durch den Wald laufen kann. Die langen mächtigen Arme sind für das Tier von dem größten Nutzen; sie befähigen es, mit Leichtigkeit die höchsten Bäume zu erklimmen, Früchte und junge Blätter von dünnen Zweigen zu ergreifen, die sein Gewicht nicht aushalten würden und Blätter und Äste zu sammeln, um sich ein Nest zu bauen. Ich erzählte schon, wie es sein Lager bereitet, wenn es verwundet ist, aber es benutzt ein ähnliches auch fast jede Nacht zum Schlafen. Jedoch wird dieses niedriger angebracht auf einem kleinen Baum, nicht höher als zwanzig bis fünfzig Fuß vom Boden, wahrscheinlich weil es da wärmer und weniger den Winden ausgesetzt ist als oben. Jeder Mias soll sich jede Nacht ein neues machen; aber ich halte das deshalb kaum für wahrscheinlich, da man sonst die Überreste häufiger finden würde; denn wenn ich auch in der Nähe der Kohlenminen einige gesehen habe, so müssen doch viele Orangs täglich dort gewesen sein, und in einem Jahr schon würden ihre verlassenen Lager sehr zahlreich werden. Die Dajaks sagen, dass sich der Mias, wenn es sehr nass ist, mit Pandang-Blättern oder großen Farnen bedeckt, und das hat vielleicht dazu verleitet zu meinen, er baue sich eine Hütte in den Bäumen.
Der Orang verlässt sein Lager erst, wenn die Sonne ziemlich hoch steht und den Tau auf den Blättern getrocknet hat. Er frisst die ganze mittlere Zeit des Tages hindurch, aber kehrt selten während zweier Tage zu demselben Baum zurück. Die Tiere scheinen sich vor Menschen nicht sehr zu fürchten; sie glotzten häufig Minutenlang auf mich herab und entfernten sich dann nur langsam bis zu einem benachbarten Baum. Wenn ich einen gesehen hatte, musste ich oft eine halbe Meile und weiter um meine Flinte gehen, und fand ihn nach meiner Rückkehr fast stets auf demselben Baum oder innerhalb eines Umkreises von ein paar Hundert Fuß. Ich sah nie zwei ganz erwachsene Tiere zusammen, aber sowohl Männchen als auch Weibchen sind manchmal von halb erwachsenen Jungen begleitet, während auch drei oder vier Junge zusammen allein gesehen werden. Sie nähren sich fast ausschließlich von Obst, gelegentlich auch von Blättern, Knospen und jungen Schösslingen. Unreife Früchte scheinen sie vorzuziehen, von denen einige sehr sauer, andere intensiv bitter waren, hauptsächlich aber schien die große rote fleischige Samendecke einer Frucht ihnen sehr zu schmecken. Manchmal essen sie nur den kleinen Samen einer großen Frucht, und sie verwüsten und zerstören fast immer mehr, als sie essen, sodass unter den Bäumen, auf denen sie gefressen haben, stets eine Menge Reste liegen. Die Durian lieben sie sehr, und Mengen dieser köstlichen Frucht, wo immer im Wald sie wachsen, werden von ihnen zerstört, aber nie kreuzen sie Lichtungen, um sie zu holen. Es scheint wunderbar, wie das Tier diese Frucht öffnen kann, da die Schale so dick, zäh und dicht mit starken konischen Spitzen besetzt ist. Wahrscheinlich beißt es erst einige dieser ab, macht ein kleines Loch und reißt dann die Frucht mit seinen mächtigen Fingern auf.
Der Mias steigt selten auf die Erde herab, nur dann, wenn er vom Hunger getrieben saftige Schösslinge am Ufer sucht; oder wenn er bei sehr trockenem Wetter nach Wasser geht, von dem er für СКАЧАТЬ