Название: Der Malaiische Archipel
Автор: Alfred Russel Wallace
Издательство: Bookwire
Жанр: Путеводители
Серия: Edition Erdmann
isbn: 9783843804233
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Ungefähr zehn Tage später, am 4. Juni, kamen einige Dajaks zu mir, um mir zu erzählen, dass am gestrigen Tag ein Mias fast einen ihrer Genossen getötet habe. Einige Meilen den Fluss hinab steht das Haus eines Dajak, und die Bewohner sahen einen großen Orang, der sich an den Schösslingen einer Palme am Ufer gütlich tat. Aufgeschreckt zog er sich in den Dschungel zurück, welcher dicht daneben war, und eine Anzahl Männer, mit Speeren und Beilen bewaffnet, liefen hin, um ihm den Weg abzuschneiden. Der vorderste Mann versuchte, seinen Speer durch den Körper des Tieres zu rennen, aber der Mias ergriff ihn mit seinen Händen, packte in demselben Moment den Arm mit dem Maul, und wühlte sich mit den Zähnen in das Fleisch über dem Ellbogen ein, welches er entsetzlich zerriss und zerfetzte. Wären die anderen nicht dicht dahinter gewesen, so hätte er den Mann noch ernstlicher verletzt, wenn nicht getötet, da er gänzlich machtlos war; aber sie hieben das Tier bald mit ihren Speeren und Beilen nieder. Der Mann blieb lange Zeit krank und erlangte nie den Gebrauch seines Armes vollständig wieder.
Sie sagten mir, dass der tote Mias noch an derselben Stelle, wo er erschlagen worden wäre, läge, und ich bot ihnen eine Belohnung, wenn sie ihn mir sofort an unsere Landungsbrücke brächten, was sie mir auch versprachen. Sie kamen jedoch nicht vor dem folgenden Tag, wo er schon zu verwesen angefangen hatte, und große Büschel von Haaren ihm abfielen, sodass es unnütz war, ihn abzuhäuten. Das tat mir sehr leid, da es sich um ein sehr schönes ausgewachsenes Männchen handelte. Ich schnitt den Kopf ab; und nahm ihn mit nach Hause um ihn zu reinigen, während ich meine Leute beauftragte, eine fünf Fuß hohe feste Umzäunung um den übrigen Körper zu machen, welcher bald von Maden, kleinen Eidechsen und Ameisen aufgezehrt sein würde, sodass mir das Skelett blieb. Im Gesicht hatte er eine große Wunde, welche bis tief in den Knochen ging, aber der Schädel war sehr schön und die Zähne auffallend groß und vollständig.
Am 18. Juni hatte ich einen anderen großen Erfolg, ich erhielt nämlich einen schönen erwachsenen männlichen Mias. Ein Chinese sagte mir, er habe ihn seitwärts von dem Weg an dem Fluss gesehen, und ich fand ihn an derselben Stelle wie das erste Tier, welches ich geschossen hatte. Er fraß eine ovale grüne Frucht, welche eine schöne rote Samendecke hatte wie die Muskatblüte, welche die Muskatnuss umgibt, und welche er allein zu fressen schien, indem er die äußere Rinde abbiss und sie beständig zur Erde warf. Ich habe dieselbe Frucht in dem Magen einiger anderen, welche ich getötet hatte, gefunden. Durch zwei Schüsse verlor das Tier seinen Halt, aber es hing eine lange Zeit an einer Hand, fiel dann flach aufs Gesicht und wurde im Sumpf halb begraben. Mehrere Minuten lang lag es stöhnend und keuchend da, während wir herumstanden in der Erwartung, dass jeder Atemzug sein letzter sein würde. Plötzlich aber richtete es sich mit heftiger Anstrengung auf, sodass wir alle mehrere Schritte zurückschraken, und fast aufrecht stehend packte es einen kleinen Baum und fing an hinaufzusteigen. Ein anderer Schuss durch den Rücken ließ es tot niederfallen. Ich fand in der Zunge eine plattgedrückte Kugel, welche in den unteren Teil des Unterleibs eingedrungen, den ganzen Körper durchlaufen und die ersten Halswirbel zerschmettert hatte. Dennoch war das Tier nach dieser furchtbaren Verwundung wieder aufgestanden und hatte mit ziemlicher Leichtigkeit zu klettern angefangen. Auch dieses war ein ausgewachsenes Männchen von fast genau denselben Dimensionen wie die beiden anderen, die ich gemessen hatte.
Am 21. Juni schoss ich ein anderes erwachsenes Weibchen, welches auf einem niedrigen Baum Früchte verzehrte; dies war das einzige, das ich je durch eine Kugel tötete.
Am 24. wurde ich von einem Chinesen herbeigerufen, um einen Mias zu schießen, welcher, wie er sagte, auf einem Baum dicht an seinem Haus bei den Kohlenminen saß. Als wir an dem Ort anlangten, hatten wir einige Mühe ihn zu finden, da er sich in das Dschungel zurückgezogen hatte, welches sehr felsig und schwer zu begehen war. Endlich fanden wir ihn auf einem sehr hohen Baum und konnten sehen, dass es ein Männchen von großem Umfang sei. Sobald ich geschossen hatte, kletterte es höher in den Baum hinauf; währenddessen schoss ich wieder, worauf wir sahen, dass ein Arm gebrochen war. Der Mias hatte jetzt die höchste Spitze eines ungeheuren Baumes erreicht und begann sofort, rings herum Zweige abzubrechen und sie kreuz und quer zu legen, um sich ein Nest zu machen. Es war sehr interessant zu beobachten, wie gut er seinen Ort gewählt hatte und wie schnell er seinen unverwundeten Arm nach jeder Richtung hin ausstreckte, um mit der größten Leichtigkeit bedeutende Äste abzubrechen und sie rückwärts quer übereinanderzulegen, sodass er in ein paar Minuten eine geschlossene Masse von Laubwerk gebildet hatte, welche ihn unserem Blick gänzlich entzog. Er beabsichtigte sicherlich, die Nacht hier zu verbringen, und wollte wahrscheinlich, wenn nicht zu schwer verwundet, früh am anderen Morgen fortgehen. Ich schoss deshalb noch mehrmals, in der Hoffnung, ihn zum Verlassen seines Nestes zu bringen; aber obgleich ich überzeugt war, getroffen zu haben, da er sich bei jedem Schuss ein wenig bewegte, wollte er dennoch nicht fortgehen. Endlich richtete er sich auf, sodass die Hälfte seines Körpers sichtbar wurde, und sank dann allmählich nieder, bis nur sein Haupt auf dem Rand des Nestes liegen blieb. Nun war ich sicher, dass er tot sei, und versuchte den Chinesen und seinen Begleiter zu überreden, den Baum zu fällen; aber es war ein sehr großer und da sie den ganzen Tag über gearbeitet hatten, so vermochte nichts sie dazu zu bewegen.
Am nächsten Morgen bei Tagesanbruch ging ich hin und saß, dass der Mias wirklich tot war, da sein Kopf noch genau ebenso wie gestern lag. Ich bot nun vier Chinesen jedem einen Tagelohn, um den Baum sogleich niederzuhauen, weil ein paar Stunden Sonnenschein Verwesung auf der Oberfläche der Haut hervorrufen würde; aber nachdem sie ihn angesehen und es versucht hatten, erklärten sie, dass er sehr groß und hart sei, und wollten es nicht unternehmen. Hätte ich mein Gebot verdoppelt, so würden sie es wohl angenommen haben, da es eine Arbeit von höchstens zwei bis drei Stunden war, und wäre ich auf kurzen Besuch dagewesen, so hätte ich es auch getan; aber da ich dort wohnte und noch mehrere Monate zu bleiben gedachte, so wäre es verkehrt gewesen, mit einer so hohen Bezahlung anzufangen, weil ich dann künftig keine Arbeit für einen geringeren Preis erhalten hätte.
Mehrere Wochen darauf sah man täglich eine Wolke von Fliegen an dem Körper des toten Mias hängen; aber nach einem Monat ungefähr war alles ruhig und der Körper trocknete augenscheinlich aus unter dem wechselnden Einfluss der senkrechten Sonne und der Tropenregen. Zwei oder drei Monate später erkletterten zwei Malaien, denen ich einen Dollar dafür bot, den Baum und brachten die vertrockneten Überreste herunter. Die Haut war fast ganz und umschloss das Skelett, und innen waren Millionen von Puppengehäusen von Fliegen und anderen Insekten und Tausenden von zwei oder drei Arten kleiner Käfer (Necrophaga). Das Gehirn war von den Kugeln sehr zerstört, aber das Skelett war vollständig bis auf einen kleinen Handwurzelknochen, der wahrscheinlich herausgefallen und von einer Eidechse fortgetragen worden war.
Drei Tage nachdem ich diesen einen erschossen und verloren hatte, fand Charles drei kleine Orangs, die zusammen fraßen. Wir jagten sie lange und hatten dabei gute Gelegenheit zu sehen, wie sie von Baum zu Baum kommen; sie wählen immer solche Stämme, deren Zweige mit denen eines anderen Baumes verflochten sind, und greifen dann mehrere der kleinen Äste zusammen, ehe sie es wagen, sich hinüberzuschwingen. Dennoch vollführen sie es so schnell und so sicher, dass sie in den Bäumen durchschnittlich fünf bis sechs Meilen in der Stunde zurücklegen, und dass wir beständig laufen mussten, um mit ihnen nur fortzukommen. Einen davon schossen und töteten wir, aber er blieb hoch oben in einem gegabelten Zweig; und da junge Tiere von verhältnismäßig geringem Interesse sind, so ließ ich den Baum nicht fällen.
Ich hatte damals das Unglück, zwischen einigen umgestürzten Bäumen auszugleiten und mir den Knöchel zu verletzen; da ich zuerst nicht sorgsam genug war, so ulzerierte es stark und wollte nicht heilen, sodass ich mich den ganzen Juli und einen Teil des August zu Hause halten musste. Als ich wieder gehen konnte, beschloss ich eine Tour einen СКАЧАТЬ