Der Malaiische Archipel. Alfred Russel Wallace
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Название: Der Malaiische Archipel

Автор: Alfred Russel Wallace

Издательство: Bookwire

Жанр: Путеводители

Серия: Edition Erdmann

isbn: 9783843804233

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СКАЧАТЬ Zweige ab, warf sie herab und machte sich dann bald über die Baumspitzen aus dem Staube. Ich verfolgte ihn nicht, da es sumpfig war und stellenweise gefährlich; ich hätte mich auch leicht im Eifer der Verfolgung verirren können.

      Am 12. Mai fand ich ein anderes Tier, welches sich sehr ähnlich gebarte, vor Wut heulte und schrie und Zweige hinunterwarf. Ich schoss fünfmal nach ihm und es blieb tot auf der Spitze des Baumes auf einer Gabel liegen, sodass es nicht fallen konnte. Ich ging daher nach Hause und fand zum Glück einige Dajaks, welche mit mir zurückkehrten und den Baum hinaufkletterten, um das Tier zu holen. Dies war das erste ausgewachsene Exemplar, welches ich erhielt; aber es war ein Weibchen und nicht annähernd so groß und auffallend, wie die ausgewachsenen Männchen. Es war jedoch drei Fuß sechs Zoll hoch, und die Weite der ausgestreckten Arme maß sechs Fuß sechs Zoll. Ich legte die Haut dieses Exemplars in ein Fass mit Arrak ein und präparierte ein vollkommenes Skelett, welches später von dem Derby Museum erworben wurde.

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       Weiblicher Orang-Utan (nach einer Photographie von Woodbury; Wolf)

      Vier Tage später sahen einige Dajaks wieder einen Mias nahe demselben Ort und riefen mich hin. Er war ziemlich groß und saß sehr hoch auf einem Baum. Beim zweiten Schuss fiel er, sich überstürzend, herab, stand aber gleich wieder auf und begann hinaufzuklettern. Beim dritten Schuss fiel er tot nieder. Es war auch ein ausgewachsenes Weibchen, und während wir es zurüsteten, um es nach Hause zu tragen, bemerkten wir noch ein Junges mit dem Kopf nach unten in dem Sumpf. Dieses kleine Geschöpf war nur einen Fuß lang und hatte augenscheinlich am Hals der Mutter gehangen, als sie zuerst herabfiel. Glücklicherweise schien es nicht verwundet zu sein, und nachdem wir seinen Mund vom Schlamm gesäubert hatten, fing es zu schreien an und schien ganz kräftig und lebhaft. Als ich es nach Hause trug, geriet es mit seinen Händen in meinen Bart und fasste so fest hinein, dass ich große Mühe hatte freizukommen, denn die Finger sind gewöhnlich am letzten Gelenk hakenartig nach innen gebogen. Damals hatte es noch keinen einzigen Zahn, aber einige Tage darauf kamen seine beiden unteren Vorderzähne heraus. Unglücklicherweise hatte ich keine Milch, da weder Malaien noch Chinesen noch Dajaks je dieses Nahrungsmittel verwenden, und ich bemühte mich vergebens um ein weibliches Tier, das mein kleines Kind säugen könnte. Ich sah mich daher genötigt, ihm Reiswasser aus einer Flasche, mit einer Federpose in dem Kork, zu geben, aus welcher es nach einigen Versuchen auch sehr gut saugen lernte. Dies war eine sehr magere Diät, und das kleine Geschöpf kam auch nicht gut dabei fort, obschon ich gelegentlich Zucker und Kokosnussmilch hinzutat, um es nahrhafter zu machen. Wenn ich meinen Finger in seinen Mund steckte, sog es mit großer Kraft, zog seine Backen mit aller Macht ein, und strengte sich vergeblich an, etwas Milch herauszuziehen, und erst nachdem es das eine lange Zeit getrieben hatte, stand es missmutig davon ab und fing ganz wie ein Kind in ähnlichen Umständen zu schreien an.

      Wenn man es liebkoste und wartete, war es ruhig und zufrieden, aber sowie man es hinlegte, schrie es stets, und in den ersten paar Nächten war es sehr unruhig und laut. Ich machte einen kleinen Kasten als Wiege zurecht mit einer weichen Matte, welche täglich gewechselt und gewaschen wurde, und bald fand ich es nötig, den kleinen Mias auch zu waschen. Nachdem ich es einige Mal getan hatte, gefiel ihm diese Behandlung, und sobald er nun schmutzig war, fing er an zu schreien und hörte nicht eher auf, als bis ich ihn herausnahm und nach dem Brunnen trug, wo er sich sofort beruhigte, obgleich er beim ersten kalten Wasserstrahl etwas strampelte und sehr komische Grimassen schnitt, wenn das Wasser über seinen Kopf lief. Er liebte das Abwaschen und Trockenreiben außerordentlich, und wenn ich sein Haar bürstetet, schien er vollkommen glücklich zu sein, lag ganz still mit ausgestreckten Armen und Beinen, während ich das lange Haar auf dem Rücken und den Armen durchbürstete. In den ersten paar Tagen klammerte er sich mit allen vieren ganz verzweifelt an alles, was er packen konnte, und ich musste sorgfältig meinen Bart vor ihm in Acht nehmen, da seine Finger Haar hartnäckiger als irgendetwas anderes festhielten und ich mich ohne Hilfe unmöglich von ihm befreien konnte. Wenn er unruhig war, wirtschaftete er mit den Händen in der Luft herum und versuchte irgendetwas zu ergreifen; gelang es ihm einmal, einen Stock oder einen Lappen mit zwei oder drei Händen zu fassen, so schien er ganz glücklich zu sein. In Ermangelung eines anderen ergriff er oft seine eigenen Füße und nach einiger Zeit kreuzte er beständig seine Arme und packte mit jeder Hand das lange Haar, das unter der entgegengesetzten Schulter wuchs. Die Kraft seines Griffes aber ließ bald nach und ich musste auf Mittel sinnen, ihn zu üben und seine Glieder zu kräftigen. Zu diesem Zweck machte ich ihm eine kurze Leiter mit drei oder vier Sprossen, an die ich ihn eine Viertelstunde lang anhing. Zuerst schien er es gern zu mögen, aber er konnte nicht mit allen vier Händen in eine bequeme Lage kommen, und nachdem er sie verschiedene Male geändert hatte, ließ er eine Hand nach der anderen los, und fiel zuletzt zur Erde. Manchmal, wenn er nur an zwei Händen hing, ließ er die eine los und kreuzte sie nach der gegenüberliegenden Schulter, wo er sein eigenes Haar packte, und da dieses viel angenehmer als der Stock schien, ließ er auch die andere los und fiel herab, wo er dann beide Arme kreuzte, ganz zufrieden auf dem Rücken lag und nie von seinen zahlreichen Stürzen verletzt zu sein schien. Da ich sah, dass er Haare so liebte, bemühte ich mich, ihm eine künstliche Mutter herzustellen, indem ich ein Stück Büffelhaut in ein Bündel zusammenschnürte und es einen Fuß über dem Boden aufhängte. Zuerst schien ihm das wunderbar zu passen, da er mit seinen Beinen umherzappeln konnte und immer etwas Haar fand, welches er mit der größten Beharrlichkeit festhielt. Ich hatte nun die Hoffnung, die kleine Waise ganz glücklich gemacht zu haben, und es schien auch so eine Zeit lang, bis er sich seiner verlorenen Mutter erinnerte und zu saugen versuchte. Er zog sich dann bis ganz nahe der Haut in die Höhe und suchte überall nach dem entsprechenden Ort, aber da er nur den Mundvoll Haar und Wolle bekam, so wurde er sehr verdrießlich, schrie heftig und nach zwei oder drei Versuchen ließ er es ganz. Eines Tages bekam er etwas Wolle in die Kehle und ich dachte, er würde ersticken, aber nach vielem Keuchen erholte er sich wieder; ich musste die nachgemachte Mutter zerreißen und den letzten Versuch, das kleine Geschöpf zu beschäftigen, aufgeben.

      Nach der ersten Woche fand ich, dass ich ihn besser mit einem Löffel füttern und ihm ein wenig mehr wechselnde und nahrhafte Kost geben könnte. Gut eingeweichter Zwieback mit etwas Ei und Zucker gemischt und manchmal süße Kartoffeln wurden gern gegessen; und es war ein nie fehlschlagendes Vergnügen, seine drolligen Grimassen zu beobachten, durch welche er seine Billigung oder sein Missfallen über das, was man ihm gegeben, ausdrückte. Das arme kleine Ding beleckte die Lippen, zog die Backen ein und verdrehte die Augen mit einem Ausdruck der äußersten Befriedigung, wenn er einen Mundvoll hatte, der ihm besonders zusagte. War ihm andererseits seine Nahrung nicht süß oder schmackhaft genug, so drehte er den Bissen einen Augenblick mit der Zunge im Mund herum, als ob er einen Wohlgeschmack daran suchen wolle, und spie dann alles aus. Gab man ihm dasselbe Essen weiter, so fing er ein Geschrei an und schlug heftig um sich, genau wie ein kleines Kind im Zorn.

      Als ich den kleinen Mias ungefähr drei Wochen hatte, bekam ich glücklicherweise einen jungen Affen (Macacus cynomolgus), der klein, aber sehr lebhaft war und allein fressen konnte. Ich setzte ihn zu dem Mias in denselben Kasten, und sie wurden sogleich die besten Freunde, keiner fürchtete sich im Geringsten vor dem anderen. Der kleine Affe setzte sich ohne die geringste Rücksicht auf des anderen Leib, ja selbst auf sein Gesicht. Während ich den Mias fütterte, pflegte das Äffchen dabeizusitzen, das, was daneben fiel, aufzunaschen und gelegentlich mit seinen Händen den Löffel aufzufangen; sobald ich fertig war, leckte es das, was noch an den Lippen des Mias saß, ab, und riss ihm dann das Maul auf, um zu sehen, ob noch etwas darin sei; dann legte es sich auf den Leib des armen Geschöpfes wie auf ein bequemes Kissen nieder. Der kleine hilflose Mias ertrug all diese Insulte mit der beispiellosesten Geduld, nur zu froh, überhaupt etwas Warmes in seiner Nähe zu haben, das er zärtlich in die Arme schließen konnte. Manchmal aber rächte er sich; denn wenn der kleine Affe fortgehen wollte, hielt der Mias ihn, solange er konnte, an der beweglichen Haut des Rückens oder Kopfes oder am Schwanz fest, und nur nach vielen kräftigen Sprüngen konnte er sich losmachen.

      Es war merkwürdig, das verschiedene Gebaren dieser zwei Tiere, welche im Alter nicht weit auseinander sein konnten, СКАЧАТЬ