Der Malaiische Archipel. Alfred Russel Wallace
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Название: Der Malaiische Archipel

Автор: Alfred Russel Wallace

Издательство: Bookwire

Жанр: Путеводители

Серия: Edition Erdmann

isbn: 9783843804233

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      9Charles Allen, ein sechzehnjähriger junger Engländer, begleitete mich als Gehilfe.

      FÜNFTES KAPITEL

      BORNEO – REISE INS INNERE

       (November 1855 bis Januar 1856)

      Als die nasse Jahreszeit nahte, beschloss ich, nach Sarawak zurückzukehren; ich schickte alle meine Sammlungen mit Charles Allen zur See hin, während ich selbst bis zu den Quellen des Sadong-Flusses hinaufgehen wollte, und von da wieder herab durch das Sarawak-Tal. Da die Tour etwas beschwerlich war, so nahm ich so wenig Gepäck wie nur irgend möglich und nur einen Diener mit, einen malaiischen Burschen, namens Bujon, der die Sprache der Sadong-Dajaks kannte, mit denen er früher in Handelsverbindung gestanden hatte. Wir verließen am 27. November die Minen und erreichten tags darauf das malaiische Dorf Gudong, wo ich mich kurze Zeit aufhielt, um Früchte und Eier zu kaufen, und bei dem Datu Bandar oder malaiischen Gouverneur des Ortes vorsprach. Er wohnte in einem großen und gut gebauten Haus, das von außen und innen sehr schmutzig war, und verfuhr sehr inquisitorisch in Betreff meines Geschäftes und besonders in Betreff der Kohlenminen. Diese machen den Eingeborenen viel Kopfzerbrechen, da sie die ausgedehnten und kostspieligen Vorbereitungen, um nach Kohlen zu graben, nicht verstehen und nicht glauben können, dass man sie nur als Brennmaterial benutzt, wo Holz so im Überfluss vorhanden und so leicht zubekommen ist. Augenscheinlich kamen Europäer selten hierher, denn eine Menge Frauen nahmen Reißaus, als ich durch das Dorf ging, und ein Mädchen von etwa zehn oder zwölf Jahren, die gerade ein Bambusgefäß voll Wasser aus dem Fluss geholt hatte, warf es im Moment, als sie mich sah, mit einem Schrei des Entsetzens und der Angst nieder, kehrte sich um und sprang in den Strom. Sie schwamm sehr schön, sah sich fortwährend um, als ob sie erwartete, dass ich folgen würde, und schrie die ganze Zeit heftig; während eine Anzahl Männer und Knaben über ihr unwissendes Erschrecken lachten.

      In Jahi, dem nächsten Dorf, wurde der Strom so reißend infolge einer Überschwemmung, dass mein schweres Boot nicht aus der Stelle kam, und ich sah mich daher genötigt, es zurückzuschicken und in einem sehr kleinen und offenen weiterzufahren. Bis hierher war der Fluss sehr monoton gewesen; die Ufer bestanden aus Reisfeldern, und nur kleine mit Stroh bedachte Hütten unterbrachen die wenig malerischen Umrisse des sumpfigen Gestades, das von hohen Gräsern besetzt und hinter dem kultivierten Land von dem Waldessaum begrenzt war. Einige Stunden jenseits Jahi überschritten wir die Grenze der Kulturen und sahen den herrlichen Urwald bis an den Rand des Wassers treten, mit seinen Palmen und Schlinggewächsen, seinen hohen Bäumen, seinen Farnkräutern und Schmarotzerpflanzen. Die Flussufer waren jedoch meist noch überschwemmt, und wir fanden nur schwierig eine trockene Schlafstelle. Früh morgens erreichten wir Empungan, ein kleines malaiisches, an dem Fuß eines alleinstehenden Berges gelegenes Dorf, der schon von der Mündung des Simunjon-Flusses an sichtbar gewesen war. Höher hinauf werden Ebbe und Flut nicht mehr gespürt, und wir betraten nun einen Hochwalddistrikt mit einer schöneren Vegetation. Große Bäume strecken ihre Zweige quer über den Fluss, und die abschüssigen, erdigen Ufer sind mit Farnen und Zingiberaceen bekleidet.

      Früh am Nachmittag kamen wir in Tabokan an, dem ersten Dorf der Hügel-Dajaks. Auf einem offenen Platz nahe dem Fluss spielten etwa zwanzig Knaben ein Spiel, etwa gleich dem, was die unseren »Bar-Laufen« (»prisoner’s base«) nennen würden; ihr Schmuck von Perlen und Metalldraht und ihre hellfarbigen Kopftücher und Leibbinden standen ihnen sehr gut und brachten einen wirklich hübschen Anblick hervor. Von Bujon gerufen, ließen sie sofort ihr Spiel, um meine Sachen in das Hauptgebäude zu tragen – ein rundes Haus in fast allen Dajak-Dörfern, das als Logierhaus für Fremde dient, als Börse, als Schlafstätte für die unverheiratete Jugend und als allgemeines Versammlungslokal. Es ist an hoch gelegenen Punkten aufgebaut, hat einen großen Feuerraum in der Mitte, Fenster im Dach rundherum und bietet einen sehr angenehmen und bequemen Aufenthaltsort. Am Abend war es voll von jungen Männern und Knaben, die mich sehen wollten. Es waren meist schöne junge Burschen und ich konnte nicht umhin, die Einfachheit und Eleganz ihres Kostüms zu bewundern. Ihre einzige Bekleidung ist das lange »Chawat« oder Leibtuch, welches vorn und hinten herabhängt. Es ist gewöhnlich von blauer Baumwolle mit drei breiten Streifen von rot, blau und weiß endend. Diejenigen, welche es bestreiten können, tragen ein Tuch um den Kopf, welches entweder rot ist mit einem schmalen Streifen von Goldborte, oder dreifarbig wie der »Chawat«. Die großen glatten mondförmigen metallenen Ohrringe, die schwere Halsschnur von weißen oder schwarzen Perlen, Reihen von Metallringen an Armen und Beinen und Armringe von weißen Muscheln, alles das dient dazu, die rein rotbraune Haut und das kohlschwarze Haar abzuheben und ins rechte Licht zu setzen. Dazu der kleine Beutel mit Material zum Betelkauen, und ein langes schlankes Messer, beides unabänderlich an der Seite hängend – und man hat das tägliche Gewand des jungen Dajak.

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       Porträt eines jungen Dajak (nach einer Skizze und Photographien; Baines)

      Der »Orang Kaya« oder reiche Mann, wie der Häuptling des Stammes genannt wird, kam nun mit mehreren älteren Leuten herein; und es begann die »Bitchara« oder Verhandlung über das Anschaffen eines Bootes und von Männern, um mich am folgenden Morgen weiterzubringen. Da ich nicht ein Wort ihrer Sprache verstand, die sehr vom Malaiischen verschieden ist, so nahm ich an der Verhandlung nicht teil, sondern wurde von meinem Burschen Bujon vertreten, der mir das Meiste von dem, was sie sagten, übersetzte. Ein chinesischer Händler war in dem Haus, und auch er wollte Leute für den folgenden Tag haben; aber als er das dem Orang Kaya andeutete, wurde ihm ernstlich gesagt, dass eines weißen Mannes Geschäft augenblicklich verhandelt werde und dass er bis zu einem anderen Tag warten müsse, ehe man an das seinige denken könne.

      Als die »Bitchara« zu Ende und die alten Häuptlinge fort waren, bat ich die jungen Leute zu spielen oder zu tanzen oder sich in gewohnter Weise zu unterhalten; und nach ein klein wenig Sträuben taten sie es. Sie machten zuerst eine Kraftprobe, indem sich zwei Knaben einander gegenübersetzten, Fuß gegen Fuß, und ein starker Stock von beiden gefasst wurde. Jeder trachtete nun, sich nach rückwärts zu werfen, um seinen Gegner vom Boden aufzuheben, entweder durch größere Kraft oder durch eine plötzliche Anstrengung. Dann versuchte ein Mann seine Kräfte gegen zwei oder drei Knaben; darauf fasste jeder seinen eigenen Knöchel mit einer Hand und, während der eine so fest zu stehen suchte, als er konnte, schwang sich der andere auf einem Bein herum, um des anderen freies Bein zu schlagen und ihn auf die Weise zu Boden zu werfen. Als diese Spiele mit verschiedenem Erfolg rund gespielt waren, begann eine mir ganz neue Art von Konzert. Einige kreuzten ein Bein übers Knie und schlugen mit den Fingern scharf an den Knöchel, andere schlugen die Arme gegen ihre Seiten wie ein Hahn, der krähen will, und so brachten sie eine große Mannigfaltigkeit von klatschenden Geräuschen hervor, während einer noch mit der Hand unter seiner Achselgrube einen tiefen Trompetenton hören ließ; und da sie alle sehr gut Takt hielten, so war die Wirkung durchaus nicht unangenehm. Es schien eine Lieblingsunterhaltung von ihnen zu sein, und sie führten es mit viel Laune durch.

      Am anderen Morgen fuhren wir in einem ungefähr dreißig Fuß langen und nur achtundzwanzig Zoll breiten Boot ab. Der Fluss ändert hier plötzlich seinen Charakter. Bis dahin war er, wenn auch reißend, so doch tief und eben und von steilen Ufern begrenzt gewesen. Jetzt rauschte und brauste er über ein kieseliges, sandiges oder felsiges Bett, bildete gelegentlich kleine Wasserfälle und Stromschnellen und warf hier und da breite Bänke von schön gefärbten Kieseln auf. Mit Rudern konnte man hier nicht weiter kommen, aber die Dajaks stießen uns mit Bambusstangen mit großer Geschicklichkeit und Schnelligkeit vorwärts und verloren nie das Gleichgewicht in dem so engen und schwanken Schiff, obgleich sie aufrecht standen und mit aller Kraft arbeiteten. Es war ein herrlicher Tag, und die muntere Tätigkeit der Männer, das Rauschen des perlenden Wassers mit dem glänzenden und mannigfaltigen Laubwerk, das von beiden Ufern aus sich über unsere Köpfe erstreckte, riefen in mir ein Gefühl СКАЧАТЬ