Название: Der Malaiische Archipel
Автор: Alfred Russel Wallace
Издательство: Bookwire
Жанр: Путеводители
Серия: Edition Erdmann
isbn: 9783843804233
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Ich machte einen Spaziergang hin zu einem kleinen Hügel in der Nähe des Dorfes, der wie ein Reisfeld bebaut war, von dem aus ich einen hübschen Blick auf das Land hatte, das hier ganz hügelig und gegen Süden zu bergig wurde. Ich nahm Messungen auf und machte Skizzen von allem Sichtbaren, ein Unternehmen, das die Dajaks, die mich begleiteten, sehr in Erstaunen setzte, und als ich zurück war, die Bitte, ihnen den Kompass zu zeigen, hervorrief. Es umgab mich dann noch eine größere Menge als vorher, und als ich mein Abendbrot nahm in der Mitte eines Kreises von etwa hundert Zuschauern, die aufmerksam jede Bewegung beachteten und jeden Mundvoll kritisierten, musste ich unwillkürlich an die Löwen zur Fütterungszeit denken. Ebenso wie diese edlen Tiere gewöhnte auch ich mich daran, und es beeinträchtigte meinen Appetit nicht. Die Kinder waren hier scheuer als in Tabokan, ich konnte sie nicht zum Spiel bewegen. Ich wurde also selbst Schaugeber und warf den Schatten eines fressenden Hundekopfes, was ihnen so sehr gefiel, dass das ganze Dorf in Prozession herauskam, um es zu sehen. Das »Kaninchen auf der Mauer« macht auf Borneo keinen Effekt, da dort kein ähnliches Tier ist. Die Knaben hatten Kreisel, die geformt waren wie Kreisel zum Schlagen, aber mit Schnur umsponnen.
Am anderen Morgen fuhren wir wie vorher weiter, aber der Fluss wurde so reißend und seicht und die Boote waren alle so klein, dass, obgleich ich nichts bei mir hatte als ein Gewand zum Wechseln, eine Büchse und wenige Kochgeräte, dennoch zwei Männer notwendig waren, um mich weiterzubringen. Der Fels, der hier und da am Flussufer zum Vorschein kam, war ein harter Tonschiefer, an einige Stellen kristallinisch und fast senkrecht ansteigend. Rechts und links von uns zeigten sich isolierte Kalksteinberge, deren weiße Abhänge in der Sonne glänzten und sich schön von der üppigen Vegetation, die sie überall bedeckte, abhoben. Das Flussbett bestand aus Haufen von Kieseln, meist reiner weißer Quarz, aber sehr stark untermischt mit Jaspis und Agat und dadurch von schön buntscheckigem Aussehen. Es war erst zehn Uhr morgens, als wir in Budw ankamen und obgleich eine Menge Volkes umherlungerte, so konnte ich die Leute doch nicht dazu bewegen, mir zu erlauben, bis zum nächsten Dorf weiterzufahren. Der Orang Kaya sagte zwar, dass wenn ich darauf bestünde, Männer zu haben, er natürlich welche stellen würde, aber als ich ihn beim Worte nahm und sagte, dass ich sie haben müsse, machte er mir neue Einwendungen; und die Idee meines Fortgehens an demselben Tag schien ihm so schmerzlich zu sein, dass ich genötigt war, mich zu ergeben. Ich machte daher einen Spaziergang über die Reisfelder, die hier sehr ausgedehnt sind und eine Anzahl kleiner Hügel und Täler bedecken, welche überhaupt das ganze Land zu überziehen scheinen, und erhielt dabei eine schöne Übersicht über Hügel und Berge nach allen Seiten hin.
Abends kam der Orang Kaya in vollem Ornat (eine beflitterte Samtjacke, aber ohne Hosen) und lud mich in sein Haus, wo er mir den Ehrensitz anwies unter einem Baldachin von weißem Kattun und bunten Tüchern. Die große Veranda war voll von Menschen, und große Schüsseln mit Reis und mit gekochten und frischen Eiern wurden als Geschenke für mich niedergelegt. Darauf bekleidete sich ein sehr alter Mann mit hell gefärbten Gewändern und vielen Zierraten und murmelte an der Tür sitzend ein langes Gebet oder eine Anrufung, während er aus einer Schale, die er in seiner Hand hielt, Reis umherstreute, ferner mehrere große Gongs laut geschlagen und Salutschüsse abgefeuert wurden. Dann ließ man einen großen Krug mit Reiswein, sehr sauer aber von einem angenehmen Geruch, herumgehen und ich verlangte, einige ihrer Tänze zu sehen. Diese waren nun, wie die meisten Darstellungen von Wilden, sehr abgeschmackt und reizlos; die Männer kleideten sich ganz absurd wie Frauen und die Mädchen stellten sich so steif und lächerlich an wie nur möglich. Während der ganzen Zeit wurden sechs oder acht große chinesische Gongs von den kräftigen Armen ebenso vieler junger Männer geschlagen und brachten einen solch betäubenden Lärm hervor, dass ich froh war, nach meinem runden Haus hin entschlüpfen zu können, wo ich sehr angenehm mit einem halben Dutzend geräucherter menschlicher Schädel über mir schlief.
Der Fluss wurde von da an so seicht, dass Boote kaum darauf fahren konnten. Ich zog es deshalb vor, zu Fuß nach dem nächsten Dorf zu gehen, indem ich hoffte, bei der Gelegenheit etwas von dem Land zu sehen; aber ich wurde sehr enttäuscht, da der Weg fast gänzlich durch dickes Bambusgebüsch führte. Die Dajaks ernten zwei Mal hintereinander; ein Mal Reis und das andere Mal Zuckerrohr, Mais und Gemüse. Dann liegt der Boden acht bis zehn Jahre brach und bedeckt sich mit Bambusrohr und Sträuchern, die sich oft gänzlich über den Weg wölben und jede Aussicht versperren. Drei Stunden Gehen brachten uns in das Dorf Senankan, wo ich wieder den ganzen Tag bleiben musste, was ich auf das Versprechen des Orang Kaya hin, dass seine Leute mich am folgenden Tag durch zwei weitere Dörfer quer durch nach Senna hin, an die Quelle des Sarawak-Flusses bringen sollten, auch gern tat. Ich unterhielt mich, so gut ich konnte, bis zum Abend mit Spazierengehen auf den Höhenzügen der Umgegend, um eine Anschauung von der Gegend und von der Höhe der hauptsächlichsten Berge zu gewinnen. Dann kam wieder eine öffentliche Audienz an die Reihe mit Geschenken von Reis und Eiern und Trinken von Reiswein. Diese Dajaks bebauen eine große Strecke Landes und bringen eine Menge Reis nach Sarawak. Sie sind reich an Gongs, Metallschüsseln, Draht, Silbermünzen und anderen Gegenständen, in denen der Reichtum eines Dajaks besteht; und ihre Weiber und Kinder sind alle aufs Höchste ausgeschmückt mit Perlhalsbändern, Muscheln und Metalldraht.
Am Morgen wartete ich etwas, aber die Männer, welche mich begleiten sollten, erschienen nicht. Als ich zu dem Orang Kaya schickte, war sowohl er als auch ein anderer Häuptling für den Tag fortgegangen, und als ich nach dem Grund fragte, hörte ich, dass sie keinen ihrer Leute dazu hätten überreden können, mit mir zu gehen, weil die Reise lang und ermüdend sei. Da ich zum Gehen entschlossen war, so sagte ich zu den wenigen Leuten, die noch geblieben, dass die Häuptlinge sehr übel daran getan hätten, dass ich mich bei dem Radscha wegen ihres Betragens beklagen würde und dass ich sofort aufbrechen wolle. Jeder der Anwesenden hatte eine andere Entschuldigung, aber es wurde nach anderen gesandt und mittels Drohungen und Versprechungen und der Anwendung der ganzen Beredsamkeit Bujons kamen wir endlich nach zweistündigem Hin- und Herreden fort.
Die ersten paar Meilen ging unser Weg über für Reisfelder gelichtete Ländereien, die nur aus kleinen aber tief und scharf eingeschnittenen Rinnen und Tälern bestehen, mit nicht ein paar Fuß ebenen Bodens. Über dem Kayan-Fluss, einem Hauptarm des Sadong, kamen wir an die niedrigen Abdachungen des Seboran-Berges; der Weg ging längs eines scharfen und mäßig steilen Abhanges und bot eine herrliche Aussicht auf das Land.
Die Gegend glich im Kleinen der Himalaya-Gegend, wie sie Dr. Hooker und andere Reisende beschrieben haben; sie sah wie ein natürliches Modell einiger Teile jener ungeheuren Berge aus, nach einem Maßstab von etwa einem Zehntel, in dem Tausende von Fuß hier durch Hunderte repräsentiert waren. Ich entdeckte jetzt den Ursprung der hübschen Kiesel, die mir im Flussbett so gefielen. Die schieferartigen Felsen hatten aufgehört, und diese Berge schienen aus einem Sandsteinkonglomerat zu bestehen, das an einigen Stellen nur aus einer Masse von aneinander haftenden Kieseln aufgebaut war. Ich hätte СКАЧАТЬ