Lebensbilder. Оноре де Бальзак
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Название: Lebensbilder

Автор: Оноре де Бальзак

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9783955014735

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СКАЧАТЬ Redaktion selbst führen mußte, beging er derartige Mißgriffe, daß der Verleger das Verhältnis rasch löste. Er gründete nun in Hannover zwei eigene Wochenblätter, den »Beobachter an der Leine«, der sehr bald einging, und den »Krakehler«, als dessen Redakteur er vom April bis Anfang Oktober 1851 auf dem Kopfe des Blattes genannt ist; er leitete es aber nur wenige Wochen. Als Politiker macht er eine recht traurige Figur; er ist in seinen Anschauungen recht wankelmütig. Gleich bleibt er sich nur in seinem Hasse gegen Oesterreich, von dem er befürchtet (vgl. z.B. »Krakehler« No. 5) daß es die Aufhebung aller deutschen Verfassungen durchsetzen und Schleswig-Holstein preisgeben werde. In vielen Gedichten und Aufsätzen betont er diese starke Abneigung gegen die österreichische Politik. Wichtig sind im »Krakehler« jüdisch-politische Gespräche (vgl. z.B. No. 6 »Rabbe Nachmanns Politik«), weil Schiff hier zum ersten Male, wie er es später noch oft tat, im deutsch-jüdischen Jargon politische Zustände persiflierte.

      Im »Volksfreund« und in seinen eigenen Blättern machte Schiff aus seiner demokratischen Gesinnung kein Hehl. Auf konservative Gegner war er sehr schlecht zu sprechen (was mit der Gesinnung, die aus seinen poetischen Produkten spricht, schwer vereinbarlich erscheint) und wo es nur anging, bekämpfte er sie. So ist sein Aufsatz im »Volksfreund« (1848, No. 33) »Die Geheimnisse des Neuen Hannoverschen Volksfreundes. Ein konservativ-liberaler Skandal« eine scharfe Abrechnung mit seinen politischen Gegnern, die wegen der Schilderung eigener Erlebnisse Schiffs in Hannover und wegen der Darstellung seiner früheren Beziehungen zu bedeutenden Zeitgenossen ihren besonderen Wert hat. Leider beschränkte sich Schiff nicht darauf, gegen politische Gegner aufzutreten [* Wegen Preßvergehens befand er sich 1848 in Untersuchung] , er verwickelte sich auch in kleinliche literarische Plänkeleien, und eine davon trug ihm (im Juni 1851) eine dreiwöchige Arreststrafe ein. Er zieh nämlich Seelig, den Herausgeber des »Theaterfreund«, der Unverschämtheit und Lügenhaftigkeit, weshalb er verurteilt wurde. Während seiner Haft stellte es sich heraus, daß er den Abonnenten den »Krakehler« höchst unregelmäßig hatte zustellen lassen; deshalb beschimpfte ihn der Verleger öffentlich und übergab das Blatt einem anderen Redakteur [* Bis Ende September 1852 hieß das Blatt weiter der »Krakehler«, von da an der »Flaneur«, doch ging es bald nach dieser Namensänderung ein] .

      Von eigenen Büchern Schiffs ist in Hannover nur ein »Almanach für Frauen« (1851; mit vier Stahlstichen) erschienen. Er enthält die bereits besprochene Neubearbeitung des »Gevatter Tod« und eine Novelle »Thusnelda«, die 1852 (Nr. 92–98) auch in der Hamburger »Reform« erschien. Dieses Blatt und sein Verleger Jakob Friedrich Richter wurden die Erhalter Schiffs, als er Anfangs August 1851 nach Hamburg zurückkehrte (vgl. die Notiz im »Freischütz«, 1851, Nr. 92). Er hatte in Richter nicht nur einen wirklich aufopfernden, gegen all seine Extravaganzen nachsichtigen Freund, sondern in der »Reform« auch ein Blatt gefunden, das ihm jederzeit offen stand. Ungetrübt verlief freilich – bei Schiffs Veranlagung wenig wunderlich – die Verbindung mit Richter nicht; auch hier gab es schlimme Mißhelligkeiten, die lediglich Schiff verschuldete, dem namentlich das Gefühl der Dankbarkeit immer fremd blieb.

      Bevor er mit der »Reform« in Berührung kam, war er Mitarbeiter des Hamburger »Freischütz«, der in den fünfziger Jahren die skrupellose Manier, schauspielerische Leistungen nach Geldleistungen zu bewerten, aufgegeben hatte und ein gutgeleitetes, populär geschriebenes Blatt geworden war. Hier und in der »Reform« veröffentlichte Schiff hauptsächlich Hamburger Lokalnovellen, die zwar in der Erfindung und Ausführung oft viel zu wünschen übrig lassen, aber ihren lokalhistorischen Wert besitzen. Besonders die genaue Kenntnis der Lebensgewohnheiten kleinbürgerlicher und proletarischer Bewohner Hamburgs ist dem Verfasser nachzurühmen. Überraschend leicht und gewandt wußte Schiff in dieser Zeit zu erzählen. Seine schriftstellerischen Absonderlichkeiten, (gespreizter Stil, Einflechtung philosophischer Betrachtungen, Unübersichtlichkeit der geschilderten Gegebenheiten) hat er glücklich abgelegt. Seine Novellen aus dieser Zeit lesen sich angenehm, sie erzeugen immer Spannung und Interesse; Charakteristik und Milieuzeichnung weniger der vornehmen Stände als der niedrigeren Klassen sind immer gut angelegt und durchgeführt.

      Gleich auf seine erste Novelle »Die Schuhflickerbude auf den Vorsetzen. Erzählung aus dem Anfang dieses Jahrhundertes« (»Freischütz« 1851, Nr. 32–42) treffen all diese Vorzüge zu. Es ist eine stark realistische Erzählung, in der die Liebe eines indischen Nabobs geschildert wird, die durch Intrigen und Betrug von Verwandten stark bedroht wird. Als er nach Indien reist und seine Geliebte in einem kleinen Hamburger Hotel zurückläßt, werden seine Briefe unterschlagen und der geliebten Amanda alle Subsistenzmittel von den Verwandten entzogen, bis sie stirbt. Diese Liebesgeschichte ist unwesentlich. Sehr gut charakterisiert sind ein Schuhflicker Emmerich, der aus den Schuhen, die ihm zur Reparatur übergeben werden, auf menschliche Berufe und Charaktereigenschaften schließen kann (also eine Art Sherlock Holmes ist) und sein Widerspiel, ein in Amerika reichgewordener Gastwirt, der voll Tücke und Neugier ist und für Gleichheit, die amerikanisch sein soll, schwärmt.

      Recht unbedeutend ist die Lokalnovelle »Cavalier und Gauner« (1852, Nr. 78 – 85) im »Freischütz«, mit dem übrigens im Jahre 1853 die Beziehungen zu Ende waren, und den Schiff in einem »Silvesterscherz« der »Reform« (1853, Nr. 105) scharf angriff. Dieser gezwungene Scherz heißt »Agathe Frei-Schütz. Eine Grüneberger Lokalnovelle«; die handelnden Personen tragen, um eine Beziehung zu dem Titel der Zeitung »Freischütz« herbeizuführen, die aus der Oper bekannten Namen Max und Agathe.

      Sie sind Weinhändler in Grüneberg geworden, konnten jedoch dabei nicht bestehen und gaben später den »Freischütz« heraus, der nur in Grüneberg gelesen wird. All die bekannten Wunderkräfte und Eigenschaften des Grüneberger Weines sind auf diesen übergegangen.

      Für die »Reform« schrieb dann Schiff eine größere Anzahl von Novellen. Interessant ist, daß er auch jetzt seine Fähigkeit, sich in dichterische Vorbilder einzuleben, betätigte, wie er es schon zur Zeit der Abfassung der Balzacschen »Lebensbilder« getan hatte. In der »Reform« für 1851 war der Beginn einer Novelle »Die Proletarier« von Berthold Heitmann abgedruckt worden, die nicht weiter erscheinen konnte, da bei einer aus politischen Gründen erfolgten Verhaftung des Verfassers auch sein Manuskript beschlagnahmt wurde. Nun führte Schiff die Geschichte zu Ende.

      Es ist ein hübscher Zug des Fortsetzers, daß er »Die Proletarier« mit einem Toast auf B. Heitmann schließen läßt. Man wünscht diesem, daß Not und Mißgeschick, welche manche edle Talente Deutschlands schon zugrunde gerichtet, ihm nichts anhaben mögen, damit er die reiche, ihm verliehene Gabe zu Ehren seiner Vaterstadt und seiner Mitbürger für alle Zukunft geltend mache. Sorgen und Gram mögen ihn nie mehr verbittern wider Welt und Leben, damit er, den Proletariern gleich, deren Interessen er vertrete, mit Ausdauer, Bescheidenheit und Lust seine Aufgabe vollende. –

      Die umfangreichste von allen in der »Reform« veröffentlichten Novellen heißt »Luftschlösser«. (Eine Erinnerung an 1848; »Reform« 1851, Nr. 88–103; als Buch bei Hoffmann und Campe 1854.) Unter diesem gemeinsamen Titel vereinigt Schiff drei Novellen »Luftschlösser«, »Noch ein Luftschloß« und »Helden des dreißigjährigen Friedens«, durchaus verworrene, wildphantastische, durch die Sucht des Autors, immer neue grobe Effekte anzubringen, nicht sehr erfreuliche Geschichten, die märchenhafte mit novellistischen Motiven recht äußerlich vereinigen. Jede Einheitlichkeit und Planmäßigkeit, aber auch jeder Darstellungsstil fehlt. Relativ am besten sind noch die »Luftschlösser«, in denen Schiff ein Kontrastbild zwischen üppigem Wohlleben und tiefster Armut entrollt, die endlich zur Selbsthilfe greift und die Sturmtage des Jahres 1848 entfacht. Als echter Demokrat ergreift Schiff für die Armen und Gedrückten Partei. Er billigt die wüsten Ausschreitungen, die sie sich zuschulden kommen lassen. Auffallend ist, wie stark er auch hier noch unter BalzacsEinfluß sieht, in dessen Manier die handelnden Frauen und die prunkvolle Ausstattung eines Bankierhauses geschildert werden. Manche Szene ist direkt aus den »Lebensbildern« übernommen, wie z.B. die, in der sich ein Vater (vgl. »Der Ball im Freien«) vor seiner verwöhnten Tochter fürchtet, und der, ehe er sie empfängt, in seinem Arbeitszimmer peinliche Ordnung macht. – »Die Helden des dreißigjährigen Friedens« behandeln ein durch die Zeitereignisse etwas überholtes СКАЧАТЬ