Lebensbilder. Оноре де Бальзак
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Название: Lebensbilder

Автор: Оноре де Бальзак

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9783955014735

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СКАЧАТЬ , daß ihm die Poesie an sich nicht Tendenz genug war und er noch eine besondere Tendenz haben mußte, weshalb er nur solche jüdische Sagen bearbeitete, die zufällig einen moralischen Sinn haben. Das erschien Schiff nicht objektiv; er verlangte, daß man alle Sagen erzählen müsse, denn was sich von Geschlecht zu Geschlecht forterbe, habe seine Bedeutung als Volkspoesie. Deshalb spottete er auch über alle von Judenfreundlichkeit überfließenden Emanzipationsnovellen, die ja seit der jungdeutschen Bewegung beängstigend um sich gegriffen hatten.

      Auch nur einen beiläufigen Überblick über diese ganze Judenliteratur vor Schiff und zu seiner Zeit zu geben, wäre ein vergebliches Beginnen. Nur die bedeutendsten Produkte dieser Art (Tendenzschriften für und gegen das Judentum, sowie Belletristica) seien hier angeführt:

      Für Schiff von der größten Bedeutung waren zwei Werke: »Die Sagen der Hebräer. Nebst einer Abhandlung über den Talmud« von Hurwitz, (Leipzig 1826, bei Engelmann) und »Eine gründliche Darstellung über das Erziehungswesen der Juden und ihren moralischen Standpunkt«. Von einem Glaubensgenossen der Juden (Marburg,1827). Hier wird Verbesserung der jüdischen Schulen und Entgegenwirken gegen den Einfluß der hartnäckigen Rabbiner gefordert. Ob Schiff eine Schrift »Das Judentum und seine Reform« von J. L. Glaser (Bayreuth, 1828), die viel Aufsehen machte, kannte, bleibt zweifelhaft. Auch hier wird die Abstellung von Mißbräuchen unter den Juden gefordert. Die jüdische Kirche solle eine ähnliche Verfassung wie die protestantische erhalten, der Klingelbeutel statt der öffentlichen Versteigerung der Thora eingeführt werden usw. Für ein bekanntes Werk von Joel Jacoby »Zur Kenntnis der jüdischen Verhältnisse« hatte Schiff wohl nichts übrig. Jacoby polemisierte gegen eine Schrift von Streckfuß, der für die Einführung einer strengen Judenordnung plädiert hatte. Joels Widerlegung schwelgte stark in süß-schmeichelnder Hegelscher Romantik, die Schiff keineswegs zusagte. Auch von Berthold Auerbachs Judenromanen »Ephraim Moses Kuh« und »Dichter und Kaufmann« (1836, beziehungsweise 1840; über das letztgenannte Werk vgl. besonders »Hallische Jahrbücher«, 1840, Seite 325–328 und Bettelheims Auerbachbiographie, Seite 125) wird Schiff nicht sehr erbaut gewesen sein. Die modischen Judenromane, die stark in wässeriger Sentimentalität herumplätscherten, behagten ja auch Auerbach nicht, der deshalb in seinem »Spinoza« eine Reihe historischer Zeit- und Sittengemälde nach der Natur beginnen wollte. Diese zahllosen judenfreundlichen Romane setzten bald nach der extrem antisemitischen dramatischenLiteratur ein, die mit Maertens »Unser Verkehr« (vgl. darüber meine Ausführungen im »Anzeiger für deutsches Altertum«, 1902, Seite 90) anhob, größtes Gefolge und nur in Michael Beers »Paria« Widerspruch fand; dagegen sind die Romane überladen tendenziös, was verstimmend wirkt. Sie wollen für das Judentum Propaganda machen, gehen aber dabei über das Maß des dem guten Geschmacke Erlaubten weit hinaus, so z. B. die aus dem Dänischen von J. P. Sternhagen übersetzte Novelle »Der alte Israelit« (von B. S. Ingemann, Lesefrüchte, 1828, I. Band, 1. Stück), »Die Jüdin« von Eugenie Foa (Leipzig 1835), die zahlreichen Judenromane von dem Wiener Eduard Breier, »Jenny« von Fanny Lewald (von Levin Schücking in der Beilage der »Allgemeinen Zeitung«, 1845, Nr. 11, mit Recht als verlogen in der Emanzipationsidee bezeichnet), Ernst Ortlepps »Israels Erhebung und der ewige Jude«, Spindlers »Der Jude«, Sternbergs »Die Jüdin«, Heinrich Königs »Regine«, L. Buttlers »Kosciusko und der Jude« (Lesefrüchte 1847, IV. Band, Seite 225 ff.), Robert Saltgirts »Der Jude und die Christin« (ib. Seite 145 ff.), Elijas »Nur ein Jude« (Leipzig 1847), »Die Jüdin und der Großinquisitor« (Spanische Erzählung von Charles Rowley, Lesefrüchte 1848, Seite 1 ff.), »Des Juden Tochter« (von Gräfin Blemington, ib. Seite 209 ff.), »Nathanael, der Jude« (nach dem Schwedischen von Hans Wachenhusen, 1852 im »Freischütz« Nr. 136 ff.), »Der alte Rabbiner« von B.S. Ingemann (Lesefrüchte, 1857, I. Band, Seite 257 ff.), Romane von Ludwig Horwitz, der Chézy, Gundling, Caspari, Philippsohn, Wangenheim, Tauber, Formstecher, August Becker, Isidor Heller, Siegfried Kapper, Aron Bernstein u. v. a. Dagegen können Gutzkows »Sadducäer von Amsterdam« und sein »Uriel Acosta« schon teilweise als objektivere Darstellungen jüdischen Lebens gelten. Eine anscheinend scharf oppositionelle Judennovelle von David Russa rühmt Börne im 57. Pariser Brief (Ausgabe von Klaar, V, 268). Sie heißt »Jom Kippur, der Versöhnungstag« und »soll das Herz der Juden auflockern, damit man nach ausgejäteten Metalliques etwas Liebe und Menschlichkeit hineinsäen könne.« Das scheinen dieselben Ideen zu sein, die bei Schiff immer begegnen [*Inwieweit diese auf die Gestaltung der Judenfiguren in Gustav Freytags »Soll und Haben« einwirkten, wäre einer eigenen Untersuchung wert] .

      In seinem Buche »Hundert und ein Sabbath« [* Der Titel ist Öttingers »Hundert und Eins« (1833), einer 1835 erschienenen Sammlung »Russisches Hundert und Eins« und Lysers »Abendländische Hundert und eine Nacht« nachgebildet] , wovon aber nur acht Sabbathe geschildert werden, erzählt Schiff weniger Sagen als tendenziöse Judengeschichten. Er schlingt um diese einen Rahmen nach der Art der »Serapionsbrüder« oder des »Wirtshauses im Spessart«, indem er eine Gesellschaft an jedem Samstag zusammenkommen läßt, in der man die Geschichten vorträgt. Eingeleitet wird das Ganze durch drei Briefe, »Ein Genrebild aus dem heutigen Leben der Juden«, worin sich das unter Juden unerhörte Vorkommnis einer Entführung, die dann zur Heirat führt, begibt. Unter den eingeschalteten Erzählungen findet sich eine Sage »Ein Abenteuer Alexanders des Großen« (er kommt bis zum Himmel, erhält von Petrus zum Andenken einen Totenkopf, der so schwer ist, daß ihn niemand tragen kann, bis Aristoteles rät, Erde darauf zu streuen, worauf es gelingt, ihn aufzuheben), eine Geschichte voll talmudischer Spitzfindigkeiten; dann die schaurige Novelle »Das Tollhaus«, in der ein Rabbi seinen gesunden Sohn ins Narrenhaus sperren läßt, damit er dort weise werde (eingeschaltet ist die Wagenseils »Kunst, hebräisch lesen zu lernen«, Seite 326 nachgebildete Geschichte des Abba Chilkia), das unbedeutende Märchen »Die Weisheit Salamonis« und das beste Stück der ganzen Sammlung, die erschütternde Novelle »Simon Abeles«. Die Handlung geht im ausgehenden 17. Jahrhundert in Prag vor sich. Schiff nimmt hier energisch Stellung gegen jüdische Unduldsamkeit, die so weit geht, daß ein schuldloser Knabe, der von Christen geraubt wurde, um getauft zu werden, von dem eigenen Vater auf Wunsch der ganzen Judengemeinde grausam mißhandelt und sogar getötet wird. Für solche Barbarei findet der Erzähler Worte flammendster Empörung; er ist nicht mehr objektiv, indem er auch das Vorgehen der Jesuiten, die den Knaben zur Taufe zwingen wollten, anklagt, ihm handelt es sich nur um die Bekämpfung des jüdischen Fanatismus, dem sogar die Menschlichkeit völlig verloren gehe, wenn die Religion in Gefahr sei, verletzt zu werden [*Schiffs Novelle geht zurück auf den »Processus inquisitorius« (Prag, bei Balthasar Joachim Endler, 1696), worin die gegen den Vater des Simon Abeles, »ex odio christianae fidei« anhängig gemachte Anklage geschildert ist] . – Die köstliche Satire auf jüdische Großsprecherei »Die Sabbathehre« mit der eingelegten »Geschichte von dem Fische des Joseph Moker Schabbes« (bei Wagenseil, Seite 324 ff.) bildet den Schluß des Buches. Diese Fischgeschichte weist Anklänge an den »Ring des Polykrates« auf, indem nämlich ein Börsenspekulant sein ganzes Vermögen zum Ankaufe eines unendlich kostbaren Ringes verwendet, damit ihm in der Zeit der Gefahr von seinem Reichtum nichts verloren gehe. Den Ring verschlingt ein Fisch, den ein armer Mann kauft, der seinen unversehens gewonnenen Reichtum mit dem arm gewordenen Reichen teilt. –

      Die Erzählungen Schiffs besitzen ein zwiespältiges Aussehen; naive, anspruchslose Sagen stehen neben aufreizenden, dramatisch bewegten Novellen. Nirgends erkennt der Leser eine Lichtseite des Judentums, deren es gewiß manche nicht zu übersehende hat. Schiff ist immer nur unerbittlicher Richter, fast Scharfrichter. Ein grausamer, unbarmherziger Humor und Sarkasmus durchzieht jede einzelne Erzählung. Dialektische Kunststücke und bis zum Gipfel gesteigerte Spitzfindigkeiten sind immer anzutreffen. Das hat Schiff aus dem Talmud gelernt, den er zwar zu lieben vorgibt, dem er aber zweifellos feindlich gegenübersteht. Er sieht in der bohrenden Rabulistik der Rabbinen, die sich über unwürdige Nichtigkeiten die größten Bedenken machen, ein schweres Hindernis für eine tiefer schürfende Gelehrsamkeit. Mit ihrer Weisheit seien die Rabbinen seit jeher sogar dem lieben Gotte nur beschwerlich gefallen, mit dem sie, weil »Juden nicht genug bekommen können«, vollständig zerfallen seien. Ausgesprochene Oppositionsgesinnung ist also die sichtliche Tendenz des ganzen Buches, in dessen Einleitung Schiff zwar seine vollste Objektivität betont, an die indes kein Leser glauben kann[*Vgl. die Besprechung im Literaturblatt des »Komet«, 1842, Nr. 30] .

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