Название: Die bedeutendsten Maler der Alten Zeit
Автор: Norbert Wolf
Издательство: Bookwire
Жанр: Зарубежная прикладная и научно-популярная литература
Серия: marixwissen
isbn: 9783843802352
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Eine Art Gegenpol zur »klassischen« Kunst in Rom bekundete Venedig, vor allem auf dem Sektor der Malerei. Hier entwickelte Giovanni Bellini – beeindruckt auch von der durch Antonello da Messina weitervermittelten altniederländischen Malerei – eine vorher in Italien unbekannte Leuchtkraft der Farben. Diesen »typisch« venezianischen Kolorismus gab er an seine beiden bedeutendsten Schüler, an Giorgione und Tizian, weiter, in deren Arbeiten die von Licht durchtränkte Landschaft gleichberechtigt neben die Figuren tritt.
Tendenzen, die zur Renaissance hinführten, kannte man nördlich der Alpen schon im 14. Jahrhundert, etwa am Prager Hof Kaiser Karls IV. Auch die Altniederländische Malerei des 15. Jahrhunderts, die damalige Hofkunst des Matthias Corvinus in Ungarn oder die Malerei des Südtirolers Michael Pacher bzw. des Franzosen Jean Fouquet im späteren 15. Jahrhundert – um nur ein paar Beispiele zu nennen – zeigten sich von der italienischen Frührenaissance beeinflusst. Seit circa 1500 aber avancierte die Renaissance zum europäischen Universalstil. Beispielhaft dafür ist Albrecht Dürer, dessen zwei Italienreisen (1494/95 und 1505–07) den Nürnberger Künstler dazu brachten, sich die neue Formensprache uneingeschränkt anzueignen. Charakteristische Züge der Hochrenaissance zeigen sich auch bei anderen deutschen Künstlern der sog. »Dürerzeit«, in der Donauschule, bei Cranach d. Ä., Grünewald, besonders aber auch im Werk des zum englischen Hofkünstler aufgestiegenen Hans Holbein d. J. In den Niederlanden wurden mit dem sogenannten »Romanismus« ab circa 1520/25 die italienischen Einflüsse führend, die dann aber rasch zum Manierismus überleiteten. Der Tod Raffaels 1520 und vollends der »Sacco di Roma« 1527 leiteten, wie es die meisten Fachleute sehen, das Ende der Hochrenaissance ein.
MANIERISMUS/SPÄTRENAISSANCE (UM 1520/30–1600)
Der nicht unproblematische Begriff »Manierismus« wird, weil er häufig mit der Auffassung eines künstlerischen Verfalls einhergeht, des Öfteren auch durch den neutralen Ausdruck »Spätrenaissance« ersetzt. Zweifellos war diese Phase von gewaltigen gesellschaftlichen, religiösen und naturwissenschaftlichen Revolutionen gekennzeichnet: 1517 leitete der Thesenanschlag Luthers in Wittenberg die Reformation ein, der sich die katholische Gegenreformation seit 1545 mit dem Tridentiner Konzil vehement in den Weg stellte. Ferner war im Gefolge der Entdeckungsreisen seit der Landung des Kolumbus in Amerika 1492 die »Alte Welt« und ihr Weltbild ebenso ausgeweitet worden, wie dies auf wissenschaftlichem Sektor vor allem durch die »kopernikanische Wende« geschehen ist, der zufolge nicht die Erde, sondern die Sonne den Mittelpunkt des Universums ausmache.
Vor diesem Hintergrund wandten sich die Künste vom klassisch-harmonischen Stilideal der Hochrenaissance ab, von den klar definierten, übersichtlich begrenzten Räumen und ausgewogenen figuralen Haltungen. Eine überstürzte Perspektivik, gewaltige Raumfluchten in den Schlössern, Grenzüberschreitungen, komplizierte Körperwendungen, gezierte Attitüden, überlängte Gestalten, eine intellektuell ausgeklügelte Bildsprache, die Vorliebe für Ekstatisches, Monströses, eine zum Teil drastische Sexualität drängten in den Vordergrund.
Michelangelo, der einzige, der von dem klassischen Dreigestirn, zu dem Raffael und Leonardo gehört hatten, übrig war, trug Wesentliches zu diesem manieristischen Stil bei. Florenz übernahm wieder eine wichtige Rolle neben Rom und Mantua. Von Italien aus verbreitete sich der Manierismus über ganz Europa, zuerst erreichte er Frankreich mit der »Schule von Fontainebleau«, gegen Ende des Jahrhunderts kulminierte er am Hof Kaiser Rudolfs II. in Prag. Aber auch der Münchner Hof, das Augsburg der Fugger und norddeutsche Residenzen, die Kunst- und Wunderkammern der Aristokratie und humanistischer Sammler, oder die Niederlande mit dem »Romanismus« und der Familie Bruegel, das Spanien Philips II. wurden zu herausragenden Spielräumen dieses Stils.
BAROCK (UM 1600–1730/50)
Die Wiege des Barock stand zweifellos in Rom, wo vor allem die Architektur schon in der Hochrenaissance mit starker Bewegtheit der Grund- und Aufrissgestaltung, der Unterordnung der Einzelelemente unter das Ganze, der Betonung von Kraft und Spannung, der malerischen Disposition der Innenräume usw. vorgearbeitet hatte. Mit Carlo Maderna beginnt die kraftvolle Gliederung der Kirchenfassade (Fassade von S. Susanna, 1596–1603; Fassade der Peterskirche, 1612 vollendet). Ihren Höhepunkt erreichte die römische Barockarchitektur, die die Gebäudefronten von den Ecken her zur Mitte und nach oben hin staffelte und sie wie die gesamten Baukörper in optische »Bewegung« versetzte, zwischen 1630 und 1670, mit den herausragenden Namen Gianlorenzo Bernini, Francesco Borromini und Pietro da Cortona. So unterschiedlich die Formensprache dieser drei Hauptmeister im Einzelnen ist, so vereint sie sich doch in dem Grundanliegen, theatralische Lichteffekte und eine bislang unbekannte Synthese von Dekor und Architektur einzuführen. Bei allem Überschwang sind solche Bauten, wie alle großen Architekturen des Barock, keinesfalls irrational, sondern mathematisch fundiert, verstehen sich als Abbild des Kosmos mit seinen unaufhörlichen Bewegungen.
Die Architektur in Frankreich und im protestantischen Nordeuropa ist im Vergleich zu der Italiens stereometrisch präziser, sie verzichtet zumeist auf kurvierte Grundrisse. Zu den Vorbildern dieser als »Barockklassik« bezeichneten Version zählten insbesondere die klassische Antike, die italienische Hochrenaissance und das Vokabular Andrea Palladios. Typisch für Frankreich ist unter anderem das Entstehen monumentaler Schlösser mit streng regulierten Parkanlagen (Vaux-le-Vicomte, 1656 ff.), die natürlich im Schloss von Versailles (1661 ff.) ihren Höhepunkt fanden. Dass Christopher Wren mit der Saint Paul’s Cathedral in London (1675 ff.) eine Synthese aus französischer Klassik, einem gemäßigten römischen Barock, niederländischen und heimischen Einflüssen anstrebte, erweist das breite Spektrum, dessen sich die englische Barockarchitektur bediente. Im deutschsprachigen Raum setzte in den katholischen Regionen nach 1660/70 ein regelrechter Baumboom bei den Klöstern ein. Etwa zehn Jahre später, mit dem sog. Spätbarock, zogen die Höfe nach und orientierten sich vor allem am monumentalen römischen Barock. In Österreich waren die überragenden Architekten Johann Bernhard Fischer von Erlach und Lucas von Hildebrandt am Werk, in Böhmen die (auch in Franken tätigen) Baumeister der Familie Dientzenhofer (die sich durch besonders komplizierte Wölbungsformen hervortaten), in Würzburg und bei großen Schloss-und Kirchenbauten auch andernorts Balthasar Neumann, in Berlin Andreas Schlüter, in Dresden Matthäus Daniel Pöppelmann, in Bayern die Gebrüder Asam (Klosterkirche Weltenburg, um 1716 ff.) usw.
Auch die Bildhauerkunst des Barock, die sich oft durch ekstatische Dynamik, malerische Oberflächenbehandlung und durch ihre Einbindung in ein Spiel aus Licht und Schatten auszeichnet, hat ihre Wurzeln in Rom. Und auch hier ist an erster Stelle wieder Bernini zu nennen, der zum Inbegriff für Barockskulptur wurde und beispielsweise mit seinem »Vierströmebrunnen« auf der Piazza Navona auch beispielhaft jene Aufgabe bewältigte, die im Barock so wichtig wurde: die Brunnenanlage, sei sie im Schlosspark, sei sie an urbanen Kreuzungspunkten, Plätzen usw. Frankreich kannte zwei kardinale Strömungen der Barockskulptur. Die eine, mit ihrem Hauptrepräsentanten Pierre Puget, berief sich auf den römischen Barock, die andere, versammelt am Hof in Versailles, bevorzugte eine klassizierende Richtung. Die Plastik im Heiligen Römischen Reich erlebte nach der Blütezeit des Bronzegusses um 1600 in Augsburg, München und Prag mit dem Dreißigjährigen Krieg eine schlimme Zäsur. Erst um 1700 gaben ihr Andreas Schlüter, Balthasar Permoser und Georg Raphael Donner wieder internationales Gewicht, ehe Egid Quirin Asam, Joseph Anton Feuchtmayer, Johann Baptist Zimmermann und andere in Süddeutschland den Weg zum Rokoko ebneten.
Die Suche nach den Anfängen der Barockmalerei führt erneut nach Rom. Nach dem Konzil von Trient hatte das Papsttum wieder an Macht und Glanz gewonnen, sein propagandistischer »Stoßtrupp«, die Jesuiten, nutzten vehement auch die Kunst für die Zwecke eines expansiven Katholizismus. In den Jahrzehnten um 1600 hielten sich nahezu alle bedeutenden italienischen und ausländischen Künstler in Rom auf. Neben der СКАЧАТЬ