Название: Die bedeutendsten Maler der Alten Zeit
Автор: Norbert Wolf
Издательство: Bookwire
Жанр: Зарубежная прикладная и научно-популярная литература
Серия: marixwissen
isbn: 9783843802352
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ROMANIK (UM 1000–UM 1200)
Der Begriff »Romanik« wurde im 19. Jahrhundert auf eine Epoche angewandt, deren Anfänge etwa in den Jahrzehnten um 1000 liegen und die später von der Gotik abgelöst werden wird: in Frankreich, was die Skulptur und Architektur betrifft, bereits um 1140/45, in Deutschland erst in einer Übergangsphase des frühen 13. Jahrhunderts. Hier war die Romanik auf die ottonische Kunst gefolgt und hatte mit der Herrschaft der Salier (ab 1024; »salische Kunst«) eingesetzt (zum Beispiel der Dom von Speyer).
Die Romanik bedeutete eine Synthese und einen Neubeginn zugleich. Sie fasste die diversen Strömungen des Frühmittelalters zusammen und verarbeitete sie zu einer eigenen, oft auch monumentalen Sprache, die freilich in viele »Dialekte« gegliedert war, entsprechend den nationalen Besonderheiten, die sich nun vermehrt herauszukristallisieren begannen. Die klösterlichen Reformbewegungen, die großen Pilgerfahrten und Kreuzzüge, die machtpolitische, aber auch geistig-ideologische Auseinandersetzung zwischen Papsttum und Kaisergewalt – all das stand für die leidenschaftliche religiöse Aktivität, die in unerhörter Intensität alle sozialen Schichten erfasste. Deshalb war das Sakralgebäude und seine Monumentalisierung das absolute Hauptanliegen der Epoche. Die romanische Bauplastik leistete mit der Kapitellskulptur und vor allem den Tympanonreliefs über den Portalen ihr Bestes und fand nicht zuletzt entlang der Pilgerstraßen von Frankreich ins nordwestspanische Santiago de Compostela ein unerschöpfliches Betätigungsfeld. Die Ausstattung der Kirchen reicherte sich um unzählige Objekte an, besonders die Goldschmiede- und Metallkunst entfaltete in liturgischem Gerät und Reliquiaren ein Höchstmaß luxuriöser und künstlerischer Leistungskraft. Ein neues Verständnis für die Plastizität des Körperlichen, die sich auch in diesem Medium zunehmend erweist, führte in der Freiskulptur zum ersten profanen freistehenden Monumentaldenkmal der Kunstgeschichte, zum Braunschweiger Löwen, 1166. In der romanischen Malerei war in allen Ländern die monumentale Wandmalerei vorherrschend (in Italien hielt man stattdessen vielerorts am Mosaik fest), Tafelmalerei in Form von Antependien und Retabeln ist erst aus dem 12. Jahrhundert erhalten. Die Buchmalerei blühte weiter, figürlich geschmückte Wandteppiche (Teppich von Bayeux, um 1070) erhielten zum Teil riesiges Format, und auch die Glasmalerei eroberte immer größere Dimensionen (Augsburger Prophetenfenster, um 1130).
GOTIK (UM 1140/45–UM 1500)
Als Ursprungsland des gotischen Stils gilt das französische Kronland, die Île-de-France. Im Lauf der Jahrhunderte und von Land zu Land schälten sich schließlich derart viele stilistische Unterschiede heraus, dass letztlich nur noch eine Form als übergreifende Stilkategorie übrigzubleiben scheint, der Spitzbogen: das Resultat einer innovativen Baukonstruktion, die keinerlei Gemeinsamkeiten mehr mit irgendwelchen antiken Vorbildern oder Regeln besitzt (weshalb die »Gotik« für italienische Renaissancetheoretiker auch der »antiklassische« Stil schlechthin war). Aus dem Spitzbogen wachsen noch die kompliziertesten Gewölbe und Maßwerkformen des 15. Jahrhunderts hervor, und er beherrscht als ornamentales und gliederndes Prinzip auch die gotisch-lineare Formensprache anderer Kunstzweige.
Die spezifische Bautechnik, die einen Großteil der statischen Elemente als Strebewerk nach außen verlagerte und im Inneren zu einer Skelettbauweise (das Kreuzrippengewölbe durch Dienste und Pfeiler abgestützt, die Wände dazwischen als nichttragende »Füllwände«) führte, ermöglichte eine »Lichtarchitektur«, in der die farbigen Glasfenster eine überragende Rolle spielen. Deutschland und Italien nahmen die Gotik nur zögernd und verspätet auf.
Die Plastik blieb in der Gotik nach wie vor meist mit der Architektur verbunden und entfaltete sich an Portalen usw. zu teilweise riesigen Programmen, wie Frankreich vorexerzierte. Deutschland bot herausragende Beispiele der hochgotischen Plastik (Straßburg, Magdeburg, Bamberg, Naumburg usw.), aber auch solche der Spätgotik (»Schöne Madonnen«, der geschnitzte Flügelaltar des 15. und frühen 16. Jahrhunderts).
In jenen Regionen, die das französische Architektursystem bevorzugten, hatte die Malerei zunächst ihr wichtigstes Betätigungsfeld zweifellos auf dem Sektor der Glasmalerei. Doch auch die Buchmalerei erhob sich zu neuer Blüte. Die Manessische Liederhandschrift belegt, dass mit dem 14. Jahrhundert die profanen Auftraggeber immer wichtiger wurden, eine Tendenz, die in den Stundenbüchern des 15. Jahrhunderts neue Schwerpunkte in Burgund und den Niederlanden schuf. Seit der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts nahm nördlich der Alpen auch die Tafelmalerei einen stets gewichtigeren Raum ein. In den deutschsprachigen Regionen zum Beispiel wird sie mit Lukas Moser, Konrad Witz, Stefan Lochner, Michael Pacher, Martin Schongauer und anderen Künstlern des 15. Jahrhunderts zur Dürer-Zeit und zur Renaissance hinführen. Und Deutschland war es auch, das im 15. Jahrhundert die Druckgraphik auf ihren Erfolgsweg schickte. Die neuen künstlerischen Zentren, die um 1400 an den Höfen entstanden waren (Paris, Bourges, Dijon, Prag, Mailand usw.), brachten mit ihrer Luxuskunst und ihren verfeinerten Formen nochmals eine einheitliche europäische Formensprache hervor, die der so genannten »Internationalen Gotik«, die sogar Impulse auf die um 1420 in Italien mit Macht einsetzende Frührenaissance abzustrahlen vermochte.
ZWEI SONDERFÄLLE: DAS TRECENTO UND DIE ALTNIEDERLÄNDISCHE MALEREI
Die italienische Trecentokunst (14. Jahrhundert) versteht man heute zumeist als ein Vorspiel der Renaissance des 15. Jahrhunderts. Die Architektur zwar verblieb zumeist in konsequent gotischer Orientierung, wenn auch in einer bezeichnend italienischen Version, die nicht wie in Frankreich oder Deutschland zur hochgradigen Wandauflösung tendiert, sondern reichlichst Mauerflächen als Tummelplatz ausgedehnter Wandmalereien beibehält. Die Bildhauerei allerdings beschritt vor allem mit den Arbeiten eines Giovanni Pisano ein Terrain, das entscheidende Merkmale der Renaissanceskulptur vorbereitete. Und vollends die Malerei entwickelte seit Giotto und in dessen Nachfolge eine den Horizont der kommenden Jahrhunderte programmierende Bildsprache, mit der nicht umsonst die heutige Kunstwissenschaft die Geschichte der neuzeitlichen Malerei und die »Erfindung« des autonomen, des eigengesetzlichen Bildes beginnen lässt.
Etwa gleichzeitig, als in Italien zu Beginn des 15. Jahrhunderts der Grundstein für die Renaissance gelegt wurde, bildete sich in den südlichen Niederlanden das andere große Zentrum neuzeitlicher Kunst in Europa heraus. Bewunderndes Staunen riefen schon bei Zeitgenossen des In- und Auslandes die niederländischen Gemälde, Altäre und Buchmalereien des 15. Jahrhunderts hervor. Eine Revolution der Wahrnehmung verband sich in ihnen mit einer außerhalb Italiens und seiner Trecento-Tradition bisher noch unbekannten Aufwertung der Malerei als eines autonomen, selbstbewussten künstlerischen Mediums; feierlichste Stimmungen und ein die Sinne überwältigender Farbluxus gingen mit faszinierendem Detailrealismus und moderner empirischer Naturbeobachtung eine perfekte Synthese ein, die diese Kunstproduktion aus dem Gros des gotischen Stils als etwas ganz Besonderes heraushebt.
RENAISSANCE UND MANIERISMUS (15.–16. JAHRHUNDERT)
In seiner heutigen kunst- und kulturgeschichtlichen Bedeutung wurde der Begriff »Renaissance« – verstanden als Wiedergeburt der Kunst aus dem Geist der Antike heraus – im 19. Jahrhundert in Frankreich geprägt. Der Schweizer Historiker Jacob Burckhardt hat dann 1860 in seinem Buch »Die СКАЧАТЬ