Название: Die wichtigsten Werke von Adalbert Stifter
Автор: Adalbert Stifter
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9788027237647
isbn:
Nacerat ging wieder zu seinem Sitze.
Es entstand nun ein so starkes Rufen, daß es betäubend war: »Nicht der Sohn Sobeslaws«, »dein Wladislaw«, »Wladislaw«, »Wladislaw«, »Wladislaw.«
Der Sohn des Nacerat hatte sein Schwert samt der Scheide aus dem Gürtel gelöst, und schwang es vor Freude jauchzend um sein Haupt. Die meisten der Anwesenden begannen mit ihren Händen an die Scheiden der Schwerter zu schlagen, daß es rasselte und klirrte.
Die meisten standen auf, viele traten auf ihre Sitze.
Als wieder Stimmen vernehmbar wurden, hörte man neuerdings nur die Worte: »Wladislaw«, »Wladislaw«, »Wladislaw.«
Da das Rufen sich abschwächte, drangen Stimmen mit den Worten vor: »Nicht mehr sprechen«, »nicht mehr sprechen.«
Der großgewachsene schwarzhaarige Predbor rief mit einer furchtbaren Stimme: »Wladislaw ist gewählt.«
Es erscholl nun wie aus einem Munde: »Wladislaw ist gewählt«, »Wladislaw ist gewählt.«
Endlich nach geraumer Zeit ging Zdik zu der Glocke, und schlug mit Gewalt auf dieselbe.
Als die Unruhe sich gemindert hatte, rief er: »Und wenn ihr auch auf diese Weise gewählt habt, so müssen doch noch, die zu reden befugt sind, gerufen werden, und es muß die Abstimmung folgen.«
Ben trat vor, und rief: »Ich fordere als zweiter Führer der Versammlung diejenigen auf, zu reden, welche noch angemeldet sind.«
»Wir sprechen nicht mehr«, riefen mehrere Stimmen.
Ben rief wieder: »Wenn niemand mehr sprechen will, muß die Antwort durch Schweigen geschehen. Ich rufe daher noch einmal die nächsten Redner auf, zu sprechen.«
Es erfolgte keine Antwort.
»So ist die Sprache über die Herzogswahl geschlossen«, rief Ben.
»Geschlossen«, ertönte eine Menge von Stimmen.
Zdik gab jetzt mit drei langsamen Schlägen das Zeichen, daß man sich zur Abstimmung richte. Dann rief er: »Daß man stimmen könne, müssen die Männer dieser Versammlung sitzen.«
Als sich alle niedergesetzt hatten, rief er: »Ich Zdik der Bischof von Olmütz der erste Führer dieser hohen Versammlung fordere alle diejenigen auf, sich von ihren Plätzen zu erheben, welche des Sinnes sind, daß Wladislaw der Sohn des erlauchten verstorbenen Herzogs Wladislaw nach dem Tode unseres ruhmreichen Herzogs Sobeslaw Herzog der Länder Böhmen und Mähren werde.«
Nacerat erhob sich von seinem Sitze, Znata, der alte Milota, Ctibor, alle jungen Männer standen auf, immer mehrere erhoben sich, auch Priester, bis endlich fast die ganze Versammlung neben ihren Sitzen stand.
Zdik rief mit lauter Stimme: »Wladislaw der Sohn des letzten gestorbenen Herzoges Wladislaw ist von den Herren der Länder Böhmen und Mähren für den Tod des Herzoges Sobeslaw zum Herzoge dieser Länder gewählt worden. Die Wahl wird in die Pergamente eingetragen werden.«
Ein Jubel entstand nun, der den Saal erzittern und die Luft beben machte.
Nach langer Zeit konnte man erst die Rufe vernehmen: »Nun ist alles glücklich geendet«, »nun ist wieder das Glück im Lande«, »nun sind wir endlich einmal erlöst«, »nun ist alles gut.«
Zdik gab ein Zeichen, daß er reden wolle.
Als man ihm durch vieles Bemühen Frist zum Sprechen gemacht hatte, sagte er: »Nun beantrage ich, daß eine Botschaft an den Gewählten, der sich in Wien befindet, abgeordet werde, und auch eine Botschaft, welche dem Herzoge Sobeslaw Nachricht von dem Geschehen gebe.«
Nacerat stand auf, und sprach: »Ich meine, daß der Antrag gut ist, senden wir die Botschaft an Wladislaw, und ich schlage vor, daß wir uns in drei Tagen zur Beratung der Botschaft an Sobeslaw versammeln.«
»In drei Tagen an Sobeslaw, in drei Tagen an Sobeslaw«, riefen fast alle.
Und es ward wieder ein Rufen und Jubeln.
Der Bischof Silvester trat in den freien Raum, hob seine Arme empor, und bewegte sie zum Zeichen, daß er reden wolle. Aus seinen blauen Augen flossen Tränen über seinen weißen Bart auf sein Kleid hinunter.
»Der Bischof will reden, der Bischof will reden«, riefen mehrere Stimmen.
Als СКАЧАТЬ