Die wichtigsten Werke von Adalbert Stifter. Adalbert Stifter
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Читать онлайн книгу Die wichtigsten Werke von Adalbert Stifter - Adalbert Stifter страница 34

Название: Die wichtigsten Werke von Adalbert Stifter

Автор: Adalbert Stifter

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9788027237647

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СКАЧАТЬ Große und Kleine reden muß, damit er seinen Anteil zeige. Diese erhabene Versammlung ist eine wichtige aber friedfertige, ich bin ohne Waffen gekommen, weil sie ihr Werk in Frieden und Eintracht schlichten wird, wie einmal in vergangenen Zeiten unser Land in Glück und Frieden verwaltet worden ist. Ihr werdet wissen, und es ist in schönen lateinischen Worten aufgeschrieben, daß unser Volk ein stilles gewesen ist; es hat nur fremde Angriffe abgewehrt, und hat dazu einen Kriegsführer gewählt, der danach wieder keine Macht hatte. So war der Vater Cech, der vor siebenhundert Jahren unsere Leute in dieses Land geführt hat. Nach ihm erscheint kein Gewalthaber. So war Samo vor fünfhundert Jahren, dem wieder keiner folgte. Für das Wohl und das Recht der Gemeinden sorgten die Ältesten dieser Gemeinden, denen daher der Name Starosten blieb. Und die Versammlung der Starosten aller Gemeinden ordnete und verwaltete auf Landtagen das Land. Wer durch Besitz und Erfahrung hervorragend war, der konnte auch in jüngeren Jahren ein Starost werden. So entstanden die Namen Lechen Kmeten Wladyken. Wenn einer durch Weisheit bekannt war, gehorchten ihm die andern freiwillig wie einem Fürsten, und er hatte die väterliche Macht. So war Krok. Aber wie damals die Kinder nach dem Tode ihres Vaters ihr Erbe ungeteilt ließen, und sich zur Verwaltung desselben aus ihrer Mitte einen Wladyken wählten, so geschah es auch zuweilen, daß die Landeskinder zur Verwaltung des Landes gleichsam einen Wladyken des Landes wählten, der dann ihr Fürst war. Das ist in späteren Zeiten stets öfter geworden. Die Landeskinder aber sind immer die Lechen Kmeten und Wladyken gewesen. Sie sind in diesem Saale versammelt. Der Herzog herrscht nur durch sie und mit ihnen. Eure Rechte müssen vor denen des Herzogs gewahrt werden, weil er aus euch hervorgeht. Nur so wird eine glückliche friedfertige Zeit, in der ein einzelner nicht die Kraft und das Gut aller für sich gebrauchen und verwenden kann. Es sind aber unter den Herzogen solche gewesen, welche die Rechte der Landeskinder nicht gewürdiget, und nur ihr eigenes Wohl bedacht haben. Selbst unser edler erlauchter und ruhmreicher Herzog Sobeslaw, dem Gott die Wiedergenesung schenken möge, hat nicht immer den Rat der Großen verlangt, und sie öfter abseits stehen lassen. Darum bin ich auch für seinen Boten in dieser Versammlung nicht aufgestanden, wenn es mir gleich nicht unlieb ist, daß derselbe vor uns auf einem Stuhle sitzt. Weil nun euch als Landeskindern die Wahl des Herzogs zusteht, so habt ihr gewiß schon bis zur Schlußfassung erwogen, wer der künftige Herzog sein wird, und daß er eure Rechte achtet. Wir können euch nur für diese Tat den tiefsten Dank bringen, da durch sie wieder das Glück und die Ruhe und der Reichtum in unsere Fluren einkehrt, wie es einstens gewesen ist. Wir die wenigeren haben in der Zeit vor eurem Erscheinen in dieser Stadt und in diesem Saale mehrere Zusammenkünfte gehabt, und haben auch auf diese Dinge unsere Gedanken gerichtet. Es ist uns der Mann zu Sinne gekommen, den früher mein Bruder Znata genannt, und den der hochehrwürdige Bischof von Olmütz empfohlen hat, Wladislaw der Sohn unsers vorigen edlen Herzogs Wladislaw. Er ist gut und freundlich, er liebt unsere Kinder, teilt ihre Freuden und Leiden, hört ihre Meinungen, spielt ihre Spiele, und scheut ihre Rechte, er hat Ehrfurcht vor ihren Vätern und dem Rate derselben. Wenn ihr aber den andern Wladislaw den Sohn Sobeslaws wählen werdet, so ist es gewiß, daß ihr überzeugt seid, daß derselbe noch mehr eure Rechte schützen, noch mehr euren Rat hören, noch mehr die Landeskinder beglücken wird. Ich ende meine Worte, die schon zulange gedauert haben.«

      Nacerat ging wieder zu seinem Sitze.

      Es entstand nun ein so starkes Rufen, daß es betäubend war: »Nicht der Sohn Sobeslaws«, »dein Wladislaw«, »Wladislaw«, »Wladislaw«, »Wladislaw.«

      Der Sohn des Nacerat hatte sein Schwert samt der Scheide aus dem Gürtel gelöst, und schwang es vor Freude jauchzend um sein Haupt. Die meisten der Anwesenden begannen mit ihren Händen an die Scheiden der Schwerter zu schlagen, daß es rasselte und klirrte.

      Die meisten standen auf, viele traten auf ihre Sitze.

      Als wieder Stimmen vernehmbar wurden, hörte man neuerdings nur die Worte: »Wladislaw«, »Wladislaw«, »Wladislaw.«

      Da das Rufen sich abschwächte, drangen Stimmen mit den Worten vor: »Nicht mehr sprechen«, »nicht mehr sprechen.«

      Der großgewachsene schwarzhaarige Predbor rief mit einer furchtbaren Stimme: »Wladislaw ist gewählt.«

      Es erscholl nun wie aus einem Munde: »Wladislaw ist gewählt«, »Wladislaw ist gewählt.«

      Endlich nach geraumer Zeit ging Zdik zu der Glocke, und schlug mit Gewalt auf dieselbe.

      Als die Unruhe sich gemindert hatte, rief er: »Und wenn ihr auch auf diese Weise gewählt habt, so müssen doch noch, die zu reden befugt sind, gerufen werden, und es muß die Abstimmung folgen.«

      Ben trat vor, und rief: »Ich fordere als zweiter Führer der Versammlung diejenigen auf, zu reden, welche noch angemeldet sind.«

      »Wir sprechen nicht mehr«, riefen mehrere Stimmen.

      Ben rief wieder: »Wenn niemand mehr sprechen will, muß die Antwort durch Schweigen geschehen. Ich rufe daher noch einmal die nächsten Redner auf, zu sprechen.«

      Es erfolgte keine Antwort.

      »So ist die Sprache über die Herzogswahl geschlossen«, rief Ben.

      »Geschlossen«, ertönte eine Menge von Stimmen.

      Zdik gab jetzt mit drei langsamen Schlägen das Zeichen, daß man sich zur Abstimmung richte. Dann rief er: »Daß man stimmen könne, müssen die Männer dieser Versammlung sitzen.«

      Als sich alle niedergesetzt hatten, rief er: »Ich Zdik der Bischof von Olmütz der erste Führer dieser hohen Versammlung fordere alle diejenigen auf, sich von ihren Plätzen zu erheben, welche des Sinnes sind, daß Wladislaw der Sohn des erlauchten verstorbenen Herzogs Wladislaw nach dem Tode unseres ruhmreichen Herzogs Sobeslaw Herzog der Länder Böhmen und Mähren werde.«

      Nacerat erhob sich von seinem Sitze, Znata, der alte Milota, Ctibor, alle jungen Männer standen auf, immer mehrere erhoben sich, auch Priester, bis endlich fast die ganze Versammlung neben ihren Sitzen stand.

      Zdik rief mit lauter Stimme: »Wladislaw der Sohn des letzten gestorbenen Herzoges Wladislaw ist von den Herren der Länder Böhmen und Mähren für den Tod des Herzoges Sobeslaw zum Herzoge dieser Länder gewählt worden. Die Wahl wird in die Pergamente eingetragen werden.«

      Ein Jubel entstand nun, der den Saal erzittern und die Luft beben machte.

      Nach langer Zeit konnte man erst die Rufe vernehmen: »Nun ist alles glücklich geendet«, »nun ist wieder das Glück im Lande«, »nun sind wir endlich einmal erlöst«, »nun ist alles gut.«

      Zdik gab ein Zeichen, daß er reden wolle.

      Als man ihm durch vieles Bemühen Frist zum Sprechen gemacht hatte, sagte er: »Nun beantrage ich, daß eine Botschaft an den Gewählten, der sich in Wien befindet, abgeordet werde, und auch eine Botschaft, welche dem Herzoge Sobeslaw Nachricht von dem Geschehen gebe.«

      Nacerat stand auf, und sprach: »Ich meine, daß der Antrag gut ist, senden wir die Botschaft an Wladislaw, und ich schlage vor, daß wir uns in drei Tagen zur Beratung der Botschaft an Sobeslaw versammeln.«

      »In drei Tagen an Sobeslaw, in drei Tagen an Sobeslaw«, riefen fast alle.

      Und es ward wieder ein Rufen und Jubeln.

      Der Bischof Silvester trat in den freien Raum, hob seine Arme empor, und bewegte sie zum Zeichen, daß er reden wolle. Aus seinen blauen Augen flossen Tränen über seinen weißen Bart auf sein Kleid hinunter.

      »Der Bischof will reden, der Bischof will reden«, riefen mehrere Stimmen.

      Als СКАЧАТЬ