Die wichtigsten Werke von Adalbert Stifter. Adalbert Stifter
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Читать онлайн книгу Die wichtigsten Werke von Adalbert Stifter - Adalbert Stifter страница 33

Название: Die wichtigsten Werke von Adalbert Stifter

Автор: Adalbert Stifter

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9788027237647

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СКАЧАТЬ Boriwoy Swatopluk und wie Otto und wie selbst der edle Wladislaw. Diese Übel, die jetzt in unserer Zeit sind, gehen tiefer, und fassen mehr alle Bestandteile der Länder an als die, welche früher gewesen sind. Und wenn sie fortdauern, so wird der Herzogstuhl zittern, wird ein Schatten werden, und in die Macht eines fremden Mannes fallen. Nicht die Frage ist jetzt die größte, wer soll Herzog sein, sondern die, wie soll die Nachfolge bestellt werden? Und wenn ihr heute in unserer Versammlung den Besten wählt, welcher auf dem Erdboden ist, und wenn er ein langes Leben führt, und während dieses langen Lebens die Länder wohl beherrscht, so ist das Unglück nur aufgeschoben, und es bricht nach seinem Tode aus, es wäre denn, daß dort wieder der Beste gewählt werden könnte, und so immer fort, und daß jeder Gewählte die Macht habe, die, welche die Wahl als kein Gesetz erkennen wollen, nieder zu halten. Wie ich zu erkennen meine, neigen sich die Herren der Länder Böhmen und Mähren dahin, die Herzoge nach dem Tode der Vorgänger von nun an durch die Wahl zu bestellen; aber dann wäre es besser, zu dem verlassenen schlechten Alterserblichkeitsgesetze zurückzukehren, als alles auf diese Spitze zu setzen. Es scheint glaublich, daß man durch die Wahl immer sollte den Besten erkiesen können; aber ich habe lange gelebt, und viele Menschen gesehen: wie wenige gibt es, die zu wählen verstehen, und wie wenige, die wählen dürfen. Wenn auch die Herren der Länder Böhmen und Mähren das Land sind, so sind doch auch die Bauern da und die anderen, derer sie gedenken müssen; aber auch wenn sie ihrer gedenken, so ist die große Zahl der Menschen so, daß sie zuerst ihrer selbst gedenkt, und auch nicht recht ihrer selbst sondern ihrer Lust. Die, welche nach dem Fürstenstuhle trachten, werden Versprechungen machen, und wenn der gewählte Herzog einigen zuwider handelt, so werden sie sich verbinden, einen neuen zu wählen, der gefügiger ist, und wieder einen andern, und dieses werden sie gerade desto mehr tun, je mehr sie durch Kriege, die diese Dinge begleiten, wild und begehrlich geworden sind. Sie werden sich teilen, bis ein Fremder den geschändeten Stuhl nimmt, wie in den traurigen Zeiten des rothaarigen Boleslaw schon der polnische Boleslaw getan hat. Möge dann der Fremde eine milde weise und mächtige Hand über die Länder strecken. Diese meine Augen, so alt sie sind, können es noch sehen, daß viele von denen, die heute für Wladislaw den Sohn des vorigen Herzoges Wladislaw stimmen, wenn er erwählt ist, wieder von ihm abfallen, und gegen ihn in den Waffen stehen. Ich muß daher mit christlichem Glauben sagen: Haltet euer Versprechen, welches ihr Wladislaw dem Sohne unseres Herzoges Sobeslaw gegeben habt, und huldiget ihm nach dem Tode seines Vaters als Herzog. Vereinigt euch um ihn, und ihr werdet mit ihm, wenn er auch jung ist, im Rechte stark sein, wie der hochehrwürdige Bischof Silvester gesagt hat, sonst aber schwach. Das Versprechen in Sadska war nicht erzwungen; denn es mußte keiner hingehen, oder er konnte es wieder ohne Zusage verlassen. Wenn aber die Herrschaft dieses Wladislaw mit euch fest gegründet ist, dann verbindet euch mit ihm, und errichtet in langem und reifem Rate eine Herrscherfolge, daß das jetzige Unheil und alles künftige vermieden werde. So spreche ich, und kann in meinem Alter die Gedanken nicht mehr ändern.«

      Nach diesen Worten setzte sich Bolemil wieder nieder.

      Als er geendigt hatte, brachen Rufe aus: »Ja, unsere Lage ist sehr übel«, »er hat recht, wir sind in Wut und Kämpfe geraten«, »das Land geht dem Unheile entgegen«, »das muß geändert werden«, »wir wollen nicht wieder Gut und Blut verlieren«, »wir sollen nicht von hier fortgehen, bis alles geordnet ist«, »wir müssen einmal Ruhe haben.«

      Hierauf waren die Laute nicht mehr verständlich, und es war ein bloßes Getümmel.

      Als durch eindringliche Zeichen des Bischofes Zdik das Tosen sich gelegt hatte, und eine solche Stille eingetreten war, daß man Worte vernehmen konnte, rief er: »Die Reihe der Rede ist nun an mir.«

      Da es ganz stille geworden war, sprach er: »Ich habe nur weniges zu sagen; aber bedenket es. Als wir vor zwei Jahren in Sadska waren, haben wir ein gutes Werk vollbracht. Wir haben den künftigen Herzog vorbestimmt, daß bei dem Übergange der Herrschaft die Ordnung des Reiches gewahrt werde. Unser edler Herzog Sobeslaw war noch nicht so alt, daß wir an seinen baldigen Hintritt hätten denken sollen, und wir erwarteten, daß er seinen Sohn Wladislaw, den wir anerkannt hatten, unter seinen Augen zum festen Herrscher bilden werde, wie er selbst ist. Das ist aber anders geworden, unser Herzog ist dem Tode nahe, und sein Sohn Wladislaw ist erst einundzwanzig Jahre alt. Die Zeiten aber sind verwirrt, und die Meinungen wenden sich nach so verschiedenen Richtungen, daß ein junger Herzog sie nicht vereinigen wird können, daß er nach dem weichen Jugendherzen ihnen abwechselnd folgen wird, und daß wir dadurch Kriegen und Zerrüttungen entgegengehen. Wenn wir das Versprechen, welches wir in Sadska gegeben haben, nicht halten, so begehen wir keine Sünde; weil die Vorbedingung, welche wir uns alle bei dem Versprechen gedacht haben, nicht erfüllt worden ist. Durch die Haltung des Versprechens würden wir die Übel herbeiführen, welche wir durch das Versprechen beseitigen wollten. Daher ist mein Glaube, daß wir einen andern Herzog wählen sollen, der jetzt schon auszuführen im Stande ist, was wir erst in künftigen Zeiten von Sobeslaws Sohne erwarten könnten. Ich weiß einen Mann, der es kann. Wenn mein armes Leben für ihn zur Bürgschaft angenommen würde, und wenn dieses Leben verlangt würde, daß man ihn wähle, so lege ich es hin. Es ist Wladislaw der Sohn unseres vorigen Herzoges Wladislaw, der gütig und weise geherrscht, und der uns auf seinem Sterbebette unsern jetzigen Herzog gegeben hat. Der Sohn Wladislaw ist so jung, daß er zu edler Tat kräftig ist, und so alt, daß er Einsicht und Erfahrung hat, sein Körper ist schön und stark, daß er zu hohen Jahren gelangen kann, sein Geist ist hell und klug, sein Gemüt wohlwollend und leutselig, er liebt uns, er wird die Rechte des Landes achten, sein Wohl befestigen, und es ist etwas in ihm, daß er es vielleicht auch noch zu hohem Glanze heben kann. Ich rede aus sorgfältiger Beobachtung, und rede nicht für mich. Ich sage: Wählen wir Wladislaw den Sohn unsers vorigen Herzogs Wladislaw zu unserem nächsten Herzoge, und setzen wir ihn, wenn in Kürze der Tod Sobeslaws erfolgt, auf den Fürstenstuhl. Wenn es aber Gott dem Allmächtigen gefällt, unsern vortrefflichen erlauchten Herzog Sobeslaw aus seiner jetzigen schweren Krankheit wieder zur Gesundheit zu führen, so soll der heutige Beschluß nichtig sein, und wieder das Versprechen in Sadska gelten. So rede ich, und ich bitte euch, beherziget es.«

      Nach diesen Worten ging Zdik zu seinem Sitze.

      Es entstand nun wieder ein starkes Rufen und eine Bewegung der Körper, daraus nichts zu entnehmen war, bis einzelne Stimmen durchdrangen, die riefen: »Laßt weiter sprechen, laßt weiter sprechen.«

      Als es ruhiger geworden war, stand Diwiš von seinem Platze auf, und da sich alle gegen ihn wandten, um ihn zu hören, sprach er: »Ich bin ein alter schlichter Mann, und sage: Bleibt bei eurem Worte.«

      Auch jetzt folgten verworrene Rufe.

      Da hierauf eine kleine Weile niemand geredet hatte, stand in der ersten Reihe der Mann mit dem weißen Barte und dem weiten dunkelpurpurnen Sammetgewande auf, trat einige Schritte gegen den freien Raum, kehrte sich gegen die Versammlung, und sagte: »Ich bin Nacerat der Sohn des Tas.«

      Ein allgemeiner Jubelruf folgte diesen Worten.

      Als er verhallt, und tiefe Stille eingetreten war, sprach der Mann: »Liebe gewogene ansehnliche Herren! Ich bin ein unbedeutender Mann in diesen großen und mächtigen Ländern.«

      »Der bedeutendste«, rief eine Stimme.

      »Ein unbedeutender Mann«, fuhr Nacerat fort.

      »Nein, nein, nein«, rief eine Menge von Stimmen.

      »Meine Worte sind nicht wichtig«, sagte Nacerat.

      »Ja, ja, ja, ja«, rief es durcheinander.

      »Liebe Ansehnliche«, sagte Nacerat, »wenn ihr mir wohlwollet, so höret mich.«

      »Hört ihn«, riefen Stimmen.

      Als es stille geworden war, sprach Nacerat: »Ich bin unbedeutend in dieser hohen Versammlung. Meine Worte werden keine Triftigkeit haben, und werden in СКАЧАТЬ