Die wichtigsten Werke von Adalbert Stifter. Adalbert Stifter
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Читать онлайн книгу Die wichtigsten Werke von Adalbert Stifter - Adalbert Stifter страница 35

Название: Die wichtigsten Werke von Adalbert Stifter

Автор: Adalbert Stifter

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027237647

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СКАЧАТЬ Böhmen widerspreche der Wahl. Sie ist vor dem dreieinigen Gotte ungültig und sündhaft. Und wenn der heilige Adalbert, der unser Vorbild ist, sein Amt niedergelegt hat, weil er nicht verantworten konnte, daß seine Untertanen heidnische Gebräuche nicht ablegten, so kann ich nicht verantworten, daß die mir Anvertrauten freiwillig und feierlich das Gebot des Herrn verletzen, und lege mein Amt nieder. Mein Gebet wird fortan sein, daß Gott dem Lande nicht entgelten lasse, was seine besten Söhne gesündigt haben.«

      Ein wildes Geschrei entstand auf diese Worte. Der Bischof ging gebeugten Hauptes zu seinem Sitze, und setzte sich auf denselben nieder.

      Die meisten schickten sich an, den Saal zu verlassen.

      Zdik trat zu dem Bischofe Silvester, legte ihm beide Hände auf die Schultern, schaute ihm in das Angesicht, und sprach: »Mein Vater und Freund, mit dem ich zu Jerusalem an dem Grabe des Herrn gebetet habe, es ist keine Sünde. Eher hat Sobeslaw gefehlt, daß er nur an die Seinigen gedacht hat. Unser Erwählter wird das Land von dem Untergange retten, und die werden arg getäuscht sein, welche auf ihn leichtfertige und eigennützige Hoffnungen gebaut haben.«

      Silvester wischte sich mit seinem Kleide die Tränen ab, und sagte: »Mein Sohn, es ist doch eine Sünde. Und wenn Gottes Barmherzigkeit durch euren Erwählten das Land auf den Gipfel des Heiles führt, so wird doch die Strafe auf die Häupter des Meineides fallen.«

      »Es geschehe, was muß«, sagte Zdik, »ein jeder kann nur nach dem gestraft werden, was er gesündiget hat.«

      »So ist es«, sagte Silvester, und stand auf, um den Saal zu verlassen. Viele Priester schlossen sich um ihn, und begleiteten ihn zur Tür hinaus.

      Witiko erhob sich von seinem Sitze, und schritt bei der Tür, durch welche er hereingekommen war, in das Vorgemach hinaus. Dort fand er noch den Priester, der ihn hergeleitet, und hier auf ihn gewartet hatte. Sie gingen mit einander fort.

      Da sie in dem Gange gingen, trat aus einem Seitengange der Bischof Silvester mit seinen Priestern hervor. Witiko stellte sich zurück, und wollte den Greis vorüber lassen. Dieser aber blieb vor dem Jünglinge stehen, und sagte: »Mein gutes liebes Kind, reite zu dem Herzoge, melde ihm, was hier geschehen ist, und sage ihm, daß ich aller Würden ledig bin, und bald kommen werde.«

      Nach diesen Worten machte er mit den Fingern ein Zeichen wie das des Segens, und ging mit seinen Priestern weiter. Witiko folgte ihm mit seinem Begleiter in einiger Entfernung.

      Als sie in den Hof gekommen waren, fanden sie dort eine Menge von Menschen. Sie standen fast Körper an Körper gedrängt. Teils waren sie von außen hereingekommen, teils waren sie von den Räumen des Gebäudes herabgegangen. Mitten im Hofe hielt Nacerat in seinen weiten Gewändern hoch zu Pferde, von Freunden und andern umgeben, die Glück wünschten. Der Sohn des Nacerat in seiner prachtvollen Kleidung zu Pferde sitzend war neben ihm. Welislaw war da, Casta, Smil mit seinen beiden Söhnen, Ben der Kriegsanführer war da, und mehrere Diener hielten Pferde für ihre Herren bereit, und manche stiegen auf. In der Richtung von dem Tore her drängte sich der junge schöne schwarze Odolen der Sohn des Striz auf einem weißen Pferde sitzend und mit dunkelbraunen Gewändern angetan durch die Menge gegen Nacerat. Der blonde Drslaw war da, der schwarzhaarige Bogdan, der emporragende Predbor, Milota, Nemoy, Jurik, Bartholomäus, und die rote Feder Domaslaws ragte neben den Häuptern anderer Reiter empor. Der blondhaarige grüngekleidete Kochan suchte sich auf einem schwarzen Pferde seinen Weg durch das Gedränge nach auswärts, ihm folgte Milhost. An einem Fenster in der Burg oben stand der Bischof Zdik, neben ihm der Priester Daniel der Abt von Brewnow und andere. Alle Fenster waren mit Menschen erfüllt. Zahlreiche sehr schöne Frauen konnte man darunter erblicken. Mädchen und Frauen aus dem Volke standen unten im Hofe. Jubelgeschrei ertönte, und von Zeit zu Zeit rief man den Namen des neuen Herzogs, und rief Glück und Segen. Der alte Bolemil trat aus einer Tür in den Hof. Er wurde von mehreren jungen Männern, die wie Söhne und Enkel aussahen, umringt, und in ihrer Mitte gegen das Tor geführt.

      Auf Witiko achtete niemand. Er ging mit seinem Priester längs der Mauer nach dem Ausgange. Von dort eilte er gegen die Stadt. Menschen begegneten ihm, die nach dem Wyšehrad eilten. Andere gingen oder ritten von der Versammlung in die Stadt. Auch den Bischof Silvester sah er noch einmal, wie er mit seinen Priestern langsam der Stadt Prag zuwandelte. Witiko ging unter den Menschen, die da waren, an ihm vorüber.

      Als er an seiner Herberge angekommen war, verabschiedete er sich von dem Priester, der ihn begleitet hatte, dankte ihm, und bat ihn, daß er dem hochehrwürdigen Bischofe Silvester sagen möge, daß er nicht mehr zu ihm kommen könne, weil er unverzüglich zu dem kranken Herzoge reiten müsse. Der Priester entfernte sich, und Witiko ging in das Haus. Dort sah er nach seinem Pferde, verlangte ein weniges zu essen, und da beide er und das Tier gestärkt waren, tat er wieder die Pelzdinge über seine Lederkleidung, verwahrte seine Füße, nahm seinen Wurfspieß, bestieg das Pferd, und ritt aus der Stadt hinaus.

      Er schlug den Weg nach Mitternacht ein, und ritt in einem großen Bogen gegen Hostas Burg. Er gestattete sich nur den Aufenthalt, der zur Stärkung und zum Ausruhen des Pferdes notwendig war. Die Nachtherbergen machte er so kurz, als seine Wegkenntnis und die Jahreszeit zuließ.

      Am neunten Tage des Monates Hornung traf er in Hostas Burg ein.

      Er ging sogleich zu dem Herzoge.

      »Bringst du mir die Nachricht?« fragte der Herzog.

      »Ja«, sagte Witiko, »am vierten Tage des Monates Hornung ist in einer großen Versammlung auf dem Wyšehrad von vielen hohen und niederen Herren beider Länder Wladislaw der Sohn deines verstorbenen Bruders des Herzogs Wladislaw für den Fall deines Todes zum Herzoge von Böhmen und Mähren erwählt worden.«

      »Von wem hast du die Nachricht?« fragte der Herzog.

      »Von mir selber«, entgegnete Witiko, »ich bin in der Versammlung gewesen.«

      »Du bist in der Versammlung gewesen?« fragte der Herzog, »wie ist das möglich geworden?«

      »Ich habe den hochehrwürdigen Bischof Silvester gebeten, daß er bewirke, daß sie mich hören«, entgegnete Witiko, »sie haben mich gehört, und haben mich in der Versammlung gelassen.«

      »Es ist mir leid um dich, mein Sohn, daß ich nicht länger lebe«, sagte der Herzog.

      »Wer hat gesprochen?« fragte er nach einem Weilchen.

      »Znata der Sohn des Tas hat den Antrag gestellt«, antwortete Witiko, »dann hat Zdik der Bischof von Olmütz deinen Neffen gepriesen, und dann hat Nacerat, der andere Sohn des Tas, ihn durch eine lange Rede empfohlen, und dann haben sie ihn ausgerufen, und es hat niemand mehr gesprochen und gehört.«

      »Was hat der Bischof Silvester gesagt?« fragte der Herzog.

      »Er hat die Wahl verdammt«, entgegnete Witiko, »und da sie nicht abgingen, hat er sein Amt niedergelegt. Er wird bald hier sein, läßt er dir melden.«

      »Und die andern?« fragte der Herzog.

      »Der alte Leche Bolemil hat lange für dich gesprochen, und der Zupan Diwiš«, sagte Witiko.

      »Wo hast du das Kreuzlein?« fragte der Herzog.

      Witiko griff in sein Lederwams, zog das rotsammetne Beutelchen hervor, und reichte es dem Herzoge. Der Herzog nahm es, zog das Kreuzchen heraus, küßte es, steckte es dann wieder in das Beutelchen, und legte es mit demselben in den Holzschrein hinter dem Bette.

      »Es ist gut«, sagte er, winkte Witiko mit der Hand zu gehen, wendete sich im Bette seitwärts gegen die СКАЧАТЬ