Название: Die wichtigsten Werke von Adalbert Stifter
Автор: Adalbert Stifter
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9788027237647
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Nach diesen Worten erhob sich in dem Saale ein tönender vielstimmiger Beifallsruf.
Als er geendet hatte, stand Bogdan auf, und sagte: »Ich bin in Sadska gewesen. Dort haben alle das nämliche gesagt, und ein einzelner konnte nicht anders sagen. Der Herzog hat unser Wort gebunden; aber wir sollten die voreiligen Bande zersprangen, und frei wählen, wie unser Inneres gebietet.«
»Es ist so, wir sollten frei wählen«, riefen mehrere Stimmen.
Nun stand der rothaarige Beneš auf, und rief: Ich spreche nur, daß der junge Wladislaw nie unser Herzog werden kann; denn Sobeslaw hat uns immer unterdrückt, und endlich hat er uns nach Sadska gelockt, um uns dort unsern Willen zu rauben.«
»Sobeslaw hat uns unterdrückt, ja, er hat uns unterdrückt«, rief eifrig und drohend eine Anzahl von Stimmen.
Hierauf erhob sich Domaslaw, und sagte: »Ich füge nur bei, daß Sobeslaw sehr oft wider uns war. Ist nicht Konrad von Znaim, weil er sein Gegner war, sechs Jahre verhaftet gewesen? Mußte nicht auch Wratislaw von Brünn ein Jahr in Gefangenschaft zubringen? Ich rede nicht von dem unglücklichen Bretislaw, dem Sohne jenes Herzogs Bretislaw, der so traurig im Walde bei Bürglitz endete, und der ein Bruder Sobeslaws war. Und hat er nicht Herren, die diesem freundlich zuhielten, in feste Burgen geführt? Und sind sie nicht auch sonst in Haft gehalten worden, wenn sie gegen ihn waren? Hat er nicht gewollt, daß Bauern Kaufherren Münzer Juden Fiedelspieler schwelgen? Darum ist dieses Volk gegen uns so übermütig geworden. Der Sprößling eines solchen Mannes kann nicht der Herzog der Herren von Böhmen und Mähren werden.«
Es folgte wieder ein langer Beifallsruf auf diese Rede.
Da es ruhiger geworden war, stand Kochan auf, und sprach: »Nicht bloß der Herzog Sobeslaw hat den Herren des Landes entgegen gehandelt, sondern alle Herzoge, darum stimme ich Milhost bei; aber nicht, daß Satzungen entworfen werden, die der Herzog beschwören muß, sondern daß gar kein Herzog sei, und wieder die Herren der Länder herrschen wie einstens.«
Auch nach diesen Worten entstand Zuruf.
Jetzt erhob sich auf der linken Seite des Saales ein Mann in mittleren Jahren und in einem dunkelblauen Sammetgewande mit braunem Barte und Haare und mit einer weißen Feder auf der schwarzen Haube. Er sprach: »Ich bin Bohuš, und sage auch, daß alle Herzoge gegen uns gewesen sind. Das war schon in der ältesten Zeit so. Ist nicht Premysl der erste Herr gewesen, dem die andern schweigen mußten? Hat nicht schon einer seiner Nachkommen Neklan den Lukerherren Wlastislaw in einer großen Schlacht töten lassen? Sind nicht Spitihnew und Wratislaw des ersten christlichen Herzogs Boriwoy Söhne nach Regensburg zum Reichstage gegangen, und haben uns in die Abhängigkeit von den Deutschen gebracht? Hat nicht dieses ersten Wratislaw Gattin Drahomira ihre Schwiegermutter die heilige Ludmila erschlagen, und ihr Sohn Boleslaw seinen eigenen Bruder den heiligen Wenzel? Hat nicht Boleslaws Enkel der rothaarige Boleslaw den Wršen geholfen die Söhne Slawniks die Brüder des heiligen Adalbert auszurotten, und hat er nicht gegen die Wršen selber gewütet? Hat nicht des Rothaars Bruder der heftige Ulrich des Wladyken Kresina schöne Tochter Bozena geraubt, und zu seiner Gattin gemacht, und hat er nicht seinen und ihren Sohn den ersten Bretislaw, der kühn und tapfer war wie der griechische Achilleus, und der die schöne Judith von Schweinfurt geraubt hat, zur Flucht genötigt? Hat nicht dieses Bretislaws Sohn Spitihnew dreihundert Mährer zu einem Reichstage geladen, und sie dann als Geiseln zurück behalten? Ich rede nicht von der neueren Zeit, der Leche Bolemil hat sie uns schon geschildert. Ich erwähne nur eines Dinges, der Vertilgung der Wrše durch den unbändigen Swatopluk. Wäre solches möglich, wenn unsre Macht statt der Macht der Herzoge wäre?«
Ein großer Beifall brach bei diesen Worten aus, und viele Stimmen riefen: »Ja, so haben sie getan«, »so ist es geschehen«, »sie waren immer gegen uns.«
Nach Bohuš stand Drslaw auf, und sagte: »Wenn wir Wladislaw nicht nehmen, so nehmen wir Sobeslaws andere Kinder noch weniger, da sie kaum noch Knaben sind.«
»Wir nehmen sie nicht«, »wir nehmen sie nicht«, riefen vielfältige Stimmen.
Nach Drslaw erhob sich in der zweiten Reihe ein alter Mann mit weißen Haaren, die einmal blond gewesen sein mochten, und mit dunkelblauen Augen. Er trug ein schwarzes Gewand ohne Feder. Er rief: »Ich bin Mireta aus dem Mittage Mährens.«
Dann sprach er: »Wenn wir nur Klagen anführen, erreichen wir unser Ziel nicht. Einmal ist es anders gewesen. Da alle Völker zu Hause in kleinen Stämmen ihres Lebens pflegten, konnten auch wir ohne Haupt in der Heimat unsere Dinge tun, und nur gelegentliche Angriffe abwehren; als aber die Stämme um uns sich geeinigt haben, brauchen wir einen Herzog, der uns gegen sie einigt, und der unser Land darstellt. Ich schlage vor, daß wir den Fürsten von Znaim Konrad den Sohn Liutolds des Brudersohnes des Königs Wratislaw wählen. Wir, die wir in dem Mittage des Landes Mähren wohnen, kennen den Fürsten. Seine Mannesjahre sind klug und gemäßigt. Er ist im Unglücke in sich gekehrt worden. Der erlauchte Herzog Sobeslaw hat ihn, da er zu weit über seine Rechte strebte, sechs Jahre, und zwar zuerst hier auf dem Wyšehrad und dann bei Heinrich von Groitsch in Haft gehalten. Er hat Strafe kennen gelernt, und ist in den weitern sechs Jahren, die er wieder bei uns wohnte, mild gegen uns und achtungsvoll gegen unsere Rechte geworden. Viele Lechen aus dem Lande Mähren wie Drslaw Zibota Soben Treba Stibor werden mir beistimmen.«
»Ich stimme bei«, rief einer im Saale.
»Ich auch, ich auch«, riefen mehrere.
Nach dem alten Mireta stand ein Mann in den mittleren Jahren auf. Er trug ein sehr grobes gelbgraues Wollkleid und eine Wolfsmütze. Er rief: »Ich bin Osel aus dem Mittage Böhmens ein kleiner Besitzmann, und sage, daß wir lieber einem Herzoge mit Gut und Waffen steuern, als uns von einem oder mehreren Lechen quälen lassen.«
»Das ist wahr«, »Ja, ja«, riefen mehrere Stimmen, und langer Beifall tönte.
Nun erhob sich ein alter Mann in der ersten Reihe, welcher weißgraue Haare blaue Augen und ein rötliches Angesicht hatte, und dunkelbraune Sammetkleider trug. Er rief: »Ich bin Znata der Sohn des Tas.«
Ein Ruf des Beifalls entstand bei diesen Worten.
Dann sagte Znata: »Wenn wir Wladislaw den Sohn unsers erlauchten Herzogs Sobeslaw nicht als Nachfolger seines Vaters wählen, so schlage ich einen andern Wladislaw vor, nämlich Wladislaw den Sohn des weisen und milden Herzogs Wladislaw, den Enkel des Königs Wratislaw, den Bruderssohn des jetzigen Herzogs Sobeslaw. Er ist der Sohn des Mannes, welcher in sechzehn Jahren seiner Herrschaft nur immer gut gewesen ist, welcher freiwillig seinem Bruder Boriwoy den Fürstenstuhl abtrat, und welcher uns auf seinem Sterbebette den guten Herzog Sobeslaw gab, der nun selber im Sterben liegt. Der Jüngling ist heiter und freundlich wie sein Vater, er geht mit unsern Angehörigen um, und er wird unsere gerechten Ansprüche erfüllen.«
»Ja, ja«, riefen Stimmen. »Ja, ja, ja«, riefen noch mehrere Stimmen, und Beifallsruf erhob sich.
Als er verhallt war, stand Slawibor auf, und sagte: »Ich denke, daß wir doch auch nicht auf Wratislaw von Brünn vergessen sollen, damit wir seine Ansprüche und Eigenschaften gerecht und genau prüfen.«
»Ja, wir sollen sie prüfen«, rief eine Stimme.
»Ja, ja«, riefen mehrere Stimmen.
»Wratislaw«, riefen andere, und es ertönte wieder Beifall.
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