Die wichtigsten Werke von Adalbert Stifter. Adalbert Stifter
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Читать онлайн книгу Die wichtigsten Werke von Adalbert Stifter - Adalbert Stifter страница 37

Название: Die wichtigsten Werke von Adalbert Stifter

Автор: Adalbert Stifter

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9788027237647

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      Die erste ging an die verwitwete Herzogin Adelheid, um ihr einen Trostgruß und eine Beileidsbezeugung des Herzogs zu überbringen.

      Die zweite ging zu Sobeslaws ältestem Sohne Wladislaw nach Mähren, daß er nach Böhmen kommen möge, er werde freundlich und in Liebe empfangen werden, und eine reichliche Ausstattung erhalten.

      Die dritte ging mit hohen Männern in ihren schönsten Gewändern und mit einem Zuge von Pferden, der Gewänder Gold und Kleinodien trug, in die Burg auf dem Kahlenberge bei Wien, um für den böhmischen Herzog bei Leopold dem Markgrafen von Österreich um dessen Schwester Gertrud zu werben.

      Witiko wurde zu dem Herzoge beschieden. Er mußte zu ihm auf den Wyšehrad gehen. Wladislaw saß, da er zu ihm in das Gemach geführt wurde, in einem dunkelbraunen Gewande auf einem hölzernen Stuhle an einem hölzernen Tische. Mehrere seiner Freunde saßen in prächtigen Gewändern um ihn. Er war sehr ernst und blaß.

      »Witiko«, sagte er, »setze dich auf einen jener Stühle.«

      Witiko tat es.

      »Siehst du«, fuhr er fort, indem er lächelte, »es ist doch wahr geworden, was mir der Schalk eingegeben hat.«

      »Du wirst das Wort nicht im bösen Sinne aufbewahren«, sagte Witiko.

      »Ich bewahre es in gutem auf«, sagte der Herzog, »unsere Freundschaft soll sich von Chynow her fortsetzen. Witiko, mein Oheim hat ein Auge auf dich gerichtet, ich will desgleichen tun.«

      »Hoher Herr«, entgegnete Witiko, »ich bitte dich, daß du mich jetzt noch meiner Wege gehen lässest.«

      »So hältst du mich für einen schlimmen Fürsten, dem du nicht dienen magst, wie du damals sagtest«, entgegnete der Herzog.

      »Nein«, antwortete Witiko, »aber ich möchte nur meine Gedanken sammeln.«

      »So sei es, wie es ist«, entgegnete der Herzog.

      »Wenn ich reden darf, hoher Herr«, sagte jetzt der Sohn des Nacerat, »so würde ich sagen, daß es jetzt ganz anders geworden ist, als wie ich von diesem Manne damals bei Chynow gedacht habe. Er steht gegen dich auf, und sollte vielleicht festgehalten, und wenn er stärker schuldig ist, gestraft werden. Die Sobeslawer sind hartnäckig, und pochen auf Macht. Da ist Bolemil mit seinen mannigfaltigen Söhnen und Enkeln, dann Diwiš und sein Anhang, dann ist der böse Lubomir, der in Daudleb mächtig ist, dann Wšebor, Bozebor, und andere. Diese werden dich verderben, wenn du unserm Rat, die wir dir treu sind, nicht hörest.«

      In diesem Augenblicke ging Nacerat in einem sehr schönen weiten Gewande bei der Tür herein. Er sprach einige Worte leise mit dem Herzoge, und entfernte sich wieder.

      Dann sagte der Herzog: »Witiko, gehe deiner Wege. Ich befehle, daß ihn niemand beschimpft oder verletzt.«

      Witiko erhob sich von seinem Stuhle, verneigte sich, und ging.

      Er ritt auf seinem grauen Pferde zu Silvester, der nach der Niederlegung seines Amtes wieder in dem Kloster Sazawa, dessen Abt er früher gewesen war, wohnte, und dankte ihm. Dann ritt er wieder gegen den Mittag des Landes.

      4

       Es weheten die Banner.

       Inhaltsverzeichnis

      Am sechsten Tage nach der Erhebung Wladislaws war die Bischofswahl in Prag, weil Silvester bei der Niederlegung seines Amtes beharrte. Es wurde Otto der Propst von Prag zum Bischofe über Böhmen gewählt, und es ging eine Botschaft an den Heiligen Vater nach Rom, und eine an den Oberhirten, unter dessen Stabe auch das Land Böhmen stand, an den Erzbischof von Mainz.

      Die Leute zerstreuten sich nun von Prag.

      Der Leche Bolemil war schon früher mit seinen Söhnen und Enkeln und mit Geleite nach dem Abende des Landes Böhmen gegangen, Diwiš in seine Zupe nach Saaz, Nemoy nach Netolic, Chotimir nach Decin in Mitternacht, Ctibor nach Austi, und Lubomir mit den Seinigen in die Zupe Daudleb, und Zdik begab sich in seinen Bischofsitz Olmütz zurück.

      Andere Leute gingen wieder nach Prag. Darunter waren junge Söhne von Herren, Kriegsknechte, dann auch Gewerbmänner, Bildner in allerlei Dingen, Männer des Wissens, Gaukler, Sänger, Sackpfeifer, Juden, Dirnen, Geldwechsler, und ähnliche.

      Wladislaw vervollständigte noch die Ämter. Er ließ die Männer, die unter Sobeslaw Dienste geleistet hatten, in ihren Würden. Die nächsten an ihm waren seine Brüder Diepold und Heinrich, und der alte Leche Nacerat.

      In kurzer Zeit nach der Bichofswahl ritt Wladislaw mit einem Gefolge junger Männer nach Hostas Burg. In derselben hatte Adelheid die Witwe Sobeslaws das Gemach, in welchem der Herzog Sobeslaw gestorben war, mit dunkeln Tüchern behängen lassen, das Bett mit der Bärendecke und der Schrein, aus welchem er das goldene Kreuzlein für den Bischof Silvester genommen hatte, und das hölzerne Gesiedel, auf welchem sie gesessen war, da sie ihn pflegte, waren stehen geblieben. Das Kreuz, das sie nach dem Tode Sobeslaws umschlungen hatte, war an einen Fensterpfeiler gebracht worden, und davor ein Schemel gestellt. An die Rückwand des Gemaches hatte man ihr ein Bettlein stellen müssen, in welchem sie in den Nächten schlief. Als Wladislaw vor die Mauern der Burg gekommen war, sandte er einen Mann zu Adelheid, um zu fragen, ob er zu ihr kommen dürfe. Sie ließ ihm durch diesen Mann sagen, daß sie ihn erwarte. Der Herzog ging also mit den zwei Männern Welislaw und Odolen in die Burg, und wurde in das dunkle Gemach geführt. Adelheid stand auf, da er eintrat, sie verneigten sich gegen einander, und als ihm eine Frau einen hölzernen Stuhl gereicht, und als sich beide gesetzt hatten, sagte sie: »Was begehrest du, mein erlauchter Vetter?«

      »Ich bin gekommen, meine erhabene Muhme«, antwortete Wladislaw, »um dir mit meinem eigenen Munde mein Beileid über deinen großen Verlust zu sagen, den du durch den Tod deines Gatten des ruhmvollen Herzoges Sobeslaw erlitten hast, um dir mit meiner eigenen Person den Schutz meiner Macht anzubieten, und um dir zu sagen, daß ich für deine und der Deinigen Bedürfnisse sorgen werde, du magst in welchem Orte des Landes immer wohnen, wozu dir die Wahl frei ist.«

      »Mein lieber gütiger Neffe«, erwiderte Adelheid, »du hast mir in den ersten Tagen deiner Herrschaft einen Trostesgruß gesendet, und ich habe dir meinen Dank dafür zurückgeschickt; nun kommst du selber, um mir dein Mitleid darzubringen, und ich sage dir auch selber meinen Dank. Du hast meinen Gemahl geliebt, er wußte es, und hat dich auch geliebt. Er hat anders von dir gedacht als deine Nächsten, und seine Gedanken sind auch die meinigen. Es ist gut, daß es so ist. Und wenn der Mensch auch auf das Irdische denken darf, nicht für sich, sondern für seine Kinder, so habe Dank für dein Anerbieten der Versorgung, und lasse es uns ablehnen; unsere Habe reicht für mich und meine kleineren Kinder hin, brauche deine Macht, daß kein Vornehmer deines Reiches sie schädige. Die Wahl meiner Wohnung lasse auf diese Burg fallen, ich begehre keine andere.«

      »Habe deinen Willen«, sagte Wladislaw, »so lange mir Gott die Macht läßt, werde ich dich schützen. Deine kleinen Kinder werde ich zur Erhöhung unseres Geschlechtes erziehen helfen, von den größeren ist Maria in den guten Händen Leopolds des Markgrafen von Österreich, und wird durch seine Schwester Gertrud mit mir und dem Lande noch mehr verbunden werden, und deinen Sohn Wladislaw werde ich aus Mähren nach Böhmen zu einer Ausstattung ziehen, wie sie einem aufgesproßten Reise des heiligen Stammes Premysls ziemt. Bleibe mit deinen Kindern in dieser Burg, so lange Frieden in dem Lande ist, und so lange du es wünschest, da du das Gedächtnis Sobeslaws hegst.«

      »Es СКАЧАТЬ