Die wichtigsten Werke von Adalbert Stifter. Adalbert Stifter
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Читать онлайн книгу Die wichtigsten Werke von Adalbert Stifter - Adalbert Stifter страница 36

Название: Die wichtigsten Werke von Adalbert Stifter

Автор: Adalbert Stifter

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9788027237647

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СКАЧАТЬ das Gemach.

      Am nächsten Tage ließ er Witiko zu sich rufen. In dem Gemache war noch Adelheid seine Gattin, die Tochter des ungarischen Herzoges Almus, dann war noch da Maria seine Tochter, die Gattin des österreichischen Markgrafen Leopold, dann sein ältester Sohn Wladislaw, dann Boreš der Kastellan von Hostas Burg, dann zwei Priester, zwei böhmische Herren und der Arzt.

      »Ich habe euch rufen lassen, tretet näher«, sagte der Herzog.

      Als es geschehen war, fuhr er fort: »Dir, Witiko, bin ich großen Dank schuldig, meine Herzogin wird ihn abstatten. Ihr andern höret: Mein Vater der König Wratislaw hat die Kirche auf dem Wyšehrad neu erbaut. Er liegt in ihr begraben. Meine Mutter Swatawa liegt neben ihm. Legt mich neben beide, wenn ich werde gestorben sein. Jetzt geht.«

      Sie entfernten sich.

      An demselben Tage ließ die Herzogin Adelheid Witiko durch Boreš zu sich führen. Boreš führte ihn in eine große Kammer, in der verschiedene Dinge waren. Adelheid stand neben zwei Frauen. Als er eingetreten war, ging sie ihm entgegen, reichte ihm ihre weiße Hand, und sagte: »Schöner Jüngling, du hast eine gute Handlung vollbracht. Der Herzog hält sie für sehr hoch. Wir sind dir vielen Dank schuldig. Ich sage ihn dir in guten und in herzlichen Worten. Nimm diese Gewänder, nimm diese Waffen, nimm dieses Waffenhemd, und nimm dieses Kästchen mit Gold, du bist noch jung, du kannst es brauchen. Du darfst diese Dinge nehmen, die Gaben des Herzogs ehren ja sonst Hoch und Gering. Ich aber sage dir, bleibe so, wie du jetzt bist.«

      Witiko antwortete: »Hohe Frau! ich bin wohl unerfahren; aber ich werde mich bestreben zu lernen, was ein Mann bedarf. Diese Geschenke habe ich nicht verdient; ich nehme sie als eine Gnade von dem guten und armen Herzoge und von Euch, erlauchte Herzogin, und werde sie stets mit treuem Danke bewahren.«

      Die Herzogin berührte mit den Fingerspitzen ihrer rechten Hand seine Locken, machte ein Kreuz auf seine Stirne, und winkte ihm, sich zu entfernen.

      Er neigte sich, und tat es. Ein Mann, der mit Boreš gekommen war, trug ihm die Geschenke in eine Kammer.

      Am andern Morgen reiste Maria die Markgräfin nach Österreich zurück. Sie mußte dahin, weil ihr Gatte die Burg auf dem Kahlenberge verlassen hatte, um wieder zu dem Kriege gegen Bayern zu rüsten, das ihm von seinem Halbbruder dem deutschen Könige Konrad an der Stelle des stolzen Heinrich zugewiesen worden war, und das er zu gewinnen suchte. Männer, welche schöne Eisenplatten unter ihren Pelzgewändern hatten, und Frauen in Winterkleidern begleiteten sie. Es waren österreichische Herren und Ritter, und Frauen Marias. Der junge Wladislaw und mehrere böhmische Herren schlossen sich dem Geleite an. Witiko sah aus dem Fenster seiner Kammer den Zug.

      Gegen den Mittag desselben Tages kam der Abt von Ostrow, und etwas später kamen mehrere böhmische Herren: der alte Diwiš, Bolebor, der alte Lubomir, Wšebor, und Chotimir.

      Am Nachmittage kam der Bischof Silvester. Es war Otto der Propst von Prag bei ihm, Hugo der Propst von Wyšehrad, der Abt von Kladrau, Daniel und einige Priester.

      Der Bischof ging in das Krankengemach.

      Als ihn der Herzog erblickte, sprach er: »Silvester, du Freund meiner jungen Tage, entbinde mich von meinen Sünden, wenn sie mir Gott verzeihen kann.«

      Der Bischof kniete vor dem Bette auf einen Schemel, und tat ein kurzes Gebet. Dann wurden die Vorbereitungen gemacht, und am Abende empfing der Herzog von dem Bischofe die letzten Tröstungen des Glaubens.

      Am andern Tage dem zwölften des Monates Hornung verlangte der Herzog, daß seine Angehörigen, dann die Herren und Priester, die in der Burg waren, und Witiko, zu ihm kommen. Als es geschehen war, winkte er seinen Sohn Wladislaw näher, und sprach: »Mein erstgeborner Sohn Wladislaw! du bist von dem deutschen Könige Konrad mit den Ländern Böhmen und Mähren belehnt, und von den Herren beider Länder auf dem Tage in Sadska anerkannt worden. Jetzt aber haben sie auf dem Wyšehrad deinen Vetter Wladislaw den Sohn meines verstorbenen Bruders des Herzogs Wladislaw für meinen Tod zum Herzoge gewählt. Unterwirf dich ihm, und gehorche ihm, daß die Sünden nicht werden, welche in meiner Jugend gewesen sind. Nacerat wird gegen Wladislaw nicht siegen. Ihr habt meine Worte gehört, du Witiko bist noch jung, und wirst sie auf viele Jahre hin bewahren, und Adelheid wird sie meinen andern Kindern, wenn sie herangewachsen sind, verkündigen. Jetzt könnt ihr euch entfernen.«

      Die Männer gingen aus einander.

      Am dreizehnten Tage des Monates Hornung kamen noch mehrere Herren der Länder Böhmen und Mähren.

      Am vierzehnten Tage des Monates Hornung sprach der Herzog nicht mehr, er schaute durch das Fenster, welches nicht verhangen war, gegen Morgen, wohin noch viele Zweige seines Stammvolkes wohnten, und als die Nachmittagschatten in derselben Richtung zeigten, suchten seine Hände in der Wolle der Bärendecke, und strebten sich zu falten. Der Bischof gab ihnen ein silbernes Kreuz, das sie festhielten. Das Zimmer füllte sich immer mehr mit Menschen. Der Arzt wachte über den Herzog, die Priester sagten leise Gebete, und ehe das Licht des Tages schied, tat er mehrere tiefe Atemzüge, dann sanken die Lider, und die Züge wurden starr.

      Der Arzt gab mit der Hand ein Zeichen, daß alles vorüber sei.

      Der Bischof sagte: »Es ist vollbracht. Ihm wird das viele belohnt werden, was er Gutes tat, und das wenige verziehen, was er gesündigt hat. An ihm ist viel gesündigt worden.«

      Adelheid ging gegen ein großes Kreuz des Heilandes, das in dem Zimmer stand, kniete nieder, und umschlang es mit ihren Armen. Ihr Angesicht war so bleich wie das des Toten, und ihre Augen lagen noch tiefer als die seinigen. Wladislaw stand mit Zügen da, die weißer als die getünchte Wand waren. Die andern Kinder hatte man in eine abgelegene Kammer gebracht.

      Witiko entfernte sich, ging in sein Gemach, und ließ den Strom der Tränen aus seinen blauen Augen rinnen.

      Ein Eilbote jagte sogleich, nachdem der Herzog die Augen geschlossen hatte, aus dem Tore. Nacerat hatte Leute in der Burg, und an allen Orten zwischen Hostas Burg und Prag hatte er Pferde in Bereitschaft.

      So geschah es, daß Wladislaw der Sohn des Herzogs Wladislaw am siebenzehnten Tage des Monates Hornung auf den Stuhl der Fürsten von Böhmen gesetzt wurde.

      Wladislaw der Sohn des Herzoges Sobeslaw floh nach Mähren.

      Jetzt kamen die vorzüglichsten Männer der beiden Länder nach Hostas Burg: Nacerat, Zdik, Smil mit seinen beiden Söhnen, Ben der Kriegsanführer, Domaslaw, Slawibor, Nemoy, Znata, Milota, Soben, Beneda und andere. Von den umliegenden Zupen kamen die Zupane, und von Prag viele hohe und niedere Leute.

      Die Botschaft, welche der Bischof Zdik an den Herzog beantragt hatte, war vor dessen Tode nicht mehr zu Stande gekommen.

      Da die Vorbereitungen vorüber waren, wurde der Leib des verstorbenen Herzogs mit Gepränge von Gold schwarzem Sammet und edlen Gesteinen, und mit geschmückten Pferden unter dem Geleite derer, die in der Burg waren, und die sich auf dem Wege anschlossen, nach Prag geführt. Der neue Herzog ging ihm, als er dort angekommen war, entgegen, und geleitete ihn mit seinen Räten seinen Kriegern den Priestern den Herren der Stadt, mit denen, die von ferne herzu gekommen waren, und dem Volke zu der Kirche des heiligen Veit, und dann zu der auf dem Wyšehrad, und endlich zu der letzten Ruhestätte, in der er an der Seite seines Vaters Wratislaw und seiner Mutter Swatawa niedergelegt wurde.

      Witiko wohnte der Bestattung bei. Sein Fuß trat noch auf Reste von Tannenzweigen, die bei der Feier der Besteigung des Herzogstuhles verwendet worden waren, und sein Auge sah noch die Spuren im Schnee, wo sich das Volk getummelt hatte, da Münzen ausgeworfen worden waren.

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