Der Kolonialismus. Ludolf Pelizaeus
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Название: Der Kolonialismus

Автор: Ludolf Pelizaeus

Издательство: Bookwire

Жанр: Документальная литература

Серия: marixwissen

isbn: 9783843800389

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      Die Definitionen der Kolonie sind vielfältig. Ich schließe mich derjenigen von Jürgen Osterhammel im Kern an und variiere sie zu folgendem Passus:

      Eine Kolonie ist ein durch Invasion, also durch Eroberung und/oder Siedlungskolonisation, in Anknüpfung an ältere Bindungen neu geschaffenes politisches Gebilde, dessen landfremde Herrschaftsträger dieses in einer dauerhaften Abhängigkeit zu einem räumlich entfernten Mutterland oder imperialen Zentrum erhalten, welches exklusive Besitzansprüche auf das Gebiet erhebt.

      Daraus ergibt sich, auch hier wieder weitgehend Osterhammel folgend, eine Reihe von Typen:

      Beherrschungskolonien

       Integrationskolonien

       Siedlungskolonien

       Stützpunktkolonien

      1. Beherrschungskolonien: Sie entstehen in der Mehrzahl der Fälle als das Endergebnis militärischer Eroberung, wenngleich vielfach ein nicht landnehmender Kontakt diesem Überfall vorangeht. Durch die komplette Übernahme erfolgt die vollständige Eingliederung, die damit wieder die umfassende wirtschaftliche Ausbeutung möglich macht. Neben diesen wirtschaftlichen Faktoren spielt aber auch der durch den Erwerb erreichte Prestigegewinn eine Rolle.

      Beherrscht wird der Apparat der Kolonie durch aus dem Mutterland entsandte Kolonialbeamte und Militärs, nicht aber durch Siedler. Die Regierung ist autokratisch und erfolgt allein durch das Mutterland, welches Gouverneure im unterworfenen Gebiet einsetzt. Beispiele: Britisch Indien, Indochina (frz.), Togo (dt.) Taiwan (jap.) oder die Philippinen (USA).

      2. Integrationskolonien: Sie entstehen ebenfalls durch Eroberung und verbinden Aspekte der Siedlungs- und Beherrschungskolonie. Auf der einen Seite erfolgt die formale Rechtsgleichstellung der Einwohner mit dem Mutterland, begleitet von einem hohen Maß an lokaler Autonomie. Die Schlüsselstellungen werden aber allein von mutterländischen Kolonialbeamten eingenommen, die dabei von einer als Regierungsinstitution anerkannten Siedlerschicht unterstützt werden. Es erfolgte eine umfassende Besiedlung aus Europa. Beispiele: die spanischen Kolonien in Lateinamerika.

      3. Stützpunktkolonien: Ihre Gründung erfolgt durch Flottenexpedition, welche in Gestalt von Handelsstützpunkten die kommerzielle Erschließung des Landes zur Aufgabe hat. Aus dieser ersten Form entwickeln sich dann Stützpunktkolonien, die vornehmlich der Machtentfaltung und der Kontrolle dienen. Beispiele: die holländischen und portugiesischen Stützpunktkolonien in Afrika und Asien.

      4. Siedlungskolonien: Durch eine von militärischer Macht begleitete Landung von Siedlern kommt es zu deren permanenten Siedlung im überseeischen Gebiet. Das Land wird mit den indigenen Arbeitskräften oder unter deren Verdrängung genutzt. Daraus erwächst die Konsequenz, dass man die Lebensformen des Mutterlandes fast unverändert beibehält, wenngleich die neue Siedlerschicht nicht so zahlreich ist. Diese weißen Siedler übernehmen schnell in Selbstregierung die Macht.

      Dabei gibt es jedoch Unterschiede:

      1. amerikanischer Typ: Verdrängung oder Vernichtung der als unnötig angesehenen Urbevölkerung (engl. Neuenglandkolonien, Kanada, Australien, Neuseeland, Chile).

      2. afrikanischer Typ: Ökonomische Abhängigkeit von der einheimischen Arbeitskraft, so Algerien, Südrhodesien, Südafrika.

      3. karibischer Typ: nach der Ausrottung der angestammten Bevölkerung kommt es zu einem vollständigen Neuimport von landfremden Arbeitssklaven. Beispiele: Barbados, Jamaica (engl), St. Domingue (frz.), Virginia (engl.), Kuba (span.); Sonderfall: Brasilien (port). Die vollständige Ausrottung der indigenen Bevölkerung bleibt aus und der Sklavenimport erfolgt massiv erst Ende des 18. Jahrhunderts.

      Da die Kolonialgeschichte nicht nur eine den ganzen Globus umfassende Geschichte ist, sondern sich auch in ihrer zeitlichen Erstreckung über mehr als fünf Jahrhunderte hinzog, ist es sinnvoll, zeitliche Abgrenzungen vorzunehmen, wobei sieben Hauptepochen festzumachen sind.

      1. 1312 bis 1492/98. Die erste Periode stellt die Vorgeschichte des weltumspannenden Kolonialismus dar, also sowohl der Kolonialismus der Antike, wie derjenige des Mittelalters. Dieser beschränkte sich jedoch auf das Mittelmeer und erst im 15. Jahrhundert erfolgte in umfassender Weise ein Ausgriff in weiter entfernt liegende Gebiete, mit dem Ziel, diese als Kolonien für das eigene Reich zu gewinnen. Am Ende des 15. Jahrhunderts stehen dann zwei einschneidende Ereignisse, nämlich die Entdeckung des Seewegs nach Indien durch Vasco da Gama 1498 und das damals als erheblich weniger wichtig angesehene Ereignis, welches heute jedoch viel mehr als Epocheneinschnitt gewertet wird, nämlich die Entdeckung und Eroberung Amerikas mit der Landung von Cristoforo Colombo am 12. Oktober 1492 auf der von ihm so benannten Insel »Unser Heiland«, San Salvador. Dazwischen lag der Vertrag von Tordesillas, welcher 1494 die Einteilung der Welt in zwei Zonen vorsah und bereits deutlich machte, dass mit den beiden Entdeckungen die Aufteilung der Welt durch die Europäer begann und man in Konkurrenz um eben diese Teilung eintrat.

      2. 1492/1498-1620 (bzw. für Portugal 1520-1580): Mit der Inbesitznahme der Karibikinseln durch Christoph Columbus begann das Eroberungsprojekt Amerika, während gleichzeitig, markiert durch das Datum 1498, also das Jahr der Umfahrung des Kaps der Guten Hoffnung durch Vasco da Gama und die Entdeckung des Seewegs nach Indien, der internationale Handel enorm an Perspektive gewann. Diese innerhalb weniger Jahre sich ergebende Schere der Expansion setzte sich im 16. Jahrhundert rapide fort. Einerseits erfolgte dies mit der Eroberung des Aztekenreiches in Mexiko ab 1519 und des Inkareiches ab 1533 in Peru, andererseits durch den schnellen Ausbau portugiesischer Stützpunkte entlang der afrikanischen Küste bis nach Indien, dem heutigen Indonesien und schließlich China. Das 16. Jahrhundert war also geprägt von der rapiden Expansion und der danach folgenden Konsolidierung der Herrschaft.

      Die Strukturen dieses Kolonialismus änderten sich, als das portugiesische Königshaus 1580 ausstarb und damit Spanien durch eine Personalunion zur alleinigen wirklich großen Weltkolonialmacht wurde. Die schon länger dauernden Spannungen mit England führten in diesem Jahrzehnt dann auch zum Krieg mit der Inselmacht unter Königin Elisabeth I. und durch steigenden Druck in den spanischen Niederlanden zum Krieg um diese Besitzungen und schließlich der Unabhängigkeit der Niederlande 1621/1648. War Spanien hierdurch bereits geschwächt, so musste man den letzten großen Schlag mit dem Aufstand und der Unabhängigkeit Portugals 1640 hinnehmen, dem es jetzt jedoch nie mehr gelingen sollte, zu alter Größe aufzusteigen. Dafür wurden aber die von einem kapitalistischen Geist geprägten Niederlande und England zu den führenden Kolonialmächten, denen es zwar nicht gelang, in Bezug auf die besetzte Landmasse, wohl aber in Bezug auf Handelseinnahmen, fast an Spanien heranzukommen. Die Ostinidenkompanien der Niederländer und Engländer gehörten zu den modernsten Institutionen der Welt, während in den spanischen Kolonien ein feudal ritterliches Verwaltungssystem alter Prägung bestand.

      3. 1621-1763 (1630-1680): Die Übernahme des Einflusses durch England und die Niederlande in großen Teilen Asiens führte zum Angriff auf die spanische Vorherrschaft in Amerika. Zunächst expandierten die Niederländer und Engländer in Nordamerika, freilich in territorial erheblich bescheidenem Rahmen, was damit zusammenhing, dass man einerseits keine großen Reiche durch die Eroberung einer Zentrale, wie dies im Falle des Azteken oder Inkareichs der Fall gewesen war, übernehmen konnte, andererseits aber große Gebiete übernehmen wollte, da die Kosten- Nutzenrechnung im Vordergrund stand. Hinzu kam aber, dass Spanien seine Haupteinnahmen aus den Gold- und Silberminen Lateinamerikas bezog. Allein schon, weil es damit den Krieg gegen England und die Niederlande finanzierte, lauerten die Mächte mit Kaperfahrten den jährlich nach Spanien gehenden Edelmetallflotten auf. Man kann sich aber gut vorstellen, dass die Wertabschöpfung allein durch die Überfälle kaum ausreichend war und man daher auf neue lukrative Einnahmequellen СКАЧАТЬ