Название: Der Kolonialismus
Автор: Ludolf Pelizaeus
Издательство: Bookwire
Жанр: Документальная литература
Серия: marixwissen
isbn: 9783843800389
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Je nach kolonialem System findet sich bei der ethnischen Durchmischung ein Übergang zwischen den einzelnen Gruppen. Sexuelle Beziehungen zwischen männlichen Kolonisierenden und einheimischen Frauen wurden sehr unterschiedlich behandelt. Der umgekehrte Fall kam hingegen nur selten vor, da bei den Siedlern fast immer ein Männerüberschuss herrschte. Die Palette für ethische Mischung reicht von vollständiger Ablehnung, verbunden mit Bestrafung, bis hin zu Akzeptanz und Förderung.
Kolonialherrschaft bedurfte zudem natürlich auch stets der Legitimation nach innen, weswegen seitens der Kolonialherren auf die christliche und dann später auf die zivilisatorische Mission, oft auch auf beides, verwiesen wurde. Man sollte jedoch, trotz des kolonialen Anspruches, nicht davon ausgehen, dass es eine rein einseitige Begegnung gewesen ist. Claudia Schurrmann hat für den atlantischen Raum diesen Austausch umfassend aufgezeigt. Es waren keine gleichberechtigten Beziehungen, doch sollte man diese dennoch keinesfalls ausblenden, weil sie einen wichtigen Bestandteil der Kolonialgeschichte darstellen.
Typen von Kolonien
»Kolonisation« bezeichnet von der Wortbedeutung her den Prozess der Landnahme, der Begriff »Kolonie« die Entstehung eines speziellen Siedlungstyps. Verbunden mit diesem Begriff ist jener des »Kolonialismus«, der sich auf das Herrschaftsverhältnis bezieht. Diese Begriffe beinhalten die Vorstellung einer ausgreifenden Landnahme, also einer über den eigentlichen Raum hinausgehende Expansion.
Kolonialismus ist die »Herrschaftsbeziehung zwischen Kollektiven, bei welcher die fundamentalen Entscheidungen über die Lebensführung der Kolonisierten durch eine kulturell andersartige und kaum anpassungswillige Minderheit von Kolonialherren unter vorrangiger Berücksichtigung externer Interessen getroffen und tatsächlich durchgesetzt werden. Damit verbinden sich in der Neuzeit in der Regel sendungsideologische Rechtfertigungsdoktrinen, die auf der Überzeugung der Kolonialherren von ihrer eigenen kulturellen Höherwertigkeit beruhen…«. wie es Jürgen Osterhammel ausdrückt.
Bei dieser Form von Expansionsvorgängen kann man sechs Typen unterscheiden:
1. Die Totalmigration ganzer Völker, die in Europa am ehesten mit der Völkerwanderung in Verbindung gebracht wird. Entscheidend ist dabei die Unterwerfung, u.U. Verdrängung der Völker im neuen Siedlungsraum unter Aufgabe des bisherigen. Es wird also keine Gesellschaft zurück gelassen, sondern eine neue an einem anderen Platz gegründet.
2. Die massenhafte Einzelauswanderung (Individualmigration), bei der Einzelne oder kleine Gruppen, wie z.B. Familien, ihre Heimat ohne Rückkehrabsicht verlassen. Die zurückbleibende Gesellschaft hat zwar, wie z.B. Irland in der Mitte des 19. Jahrhunderts, einen starken Aderlass zu verkraften, bleibt aber im Kern intakt. Die Ausgewanderten bilden oft in der ersten oder zweiten Generation noch sprachlich geschlossene Gesellschaften, die bisweilen auch als »Kolonien« bezeichnet werden, allerdings ist der Begriff hier irreführend. Denn es handelt sich in den meisten Fällen um ein nur vorübergehendes Phänomen, da sich die Ausgewanderten in der Mehrzahl der Fälle integrieren, so z.B. die deutschen Auswanderer in die USA.
3. Bei der Grenzkolonisation bewegen sich wieder ganze Gruppen, die das Hinausschieben der Siedlungsgrenze erreichen wollen. Dabei verdrängen sie meist die bäuerliche Bevölkerung. Entweder entsteht eine neue isolierte Gesellschaft, wie die Siebenbürger Sachsen, die nicht über eine am Ort bereits siedelnde Gesellschaft dominiert, oder aber es kommt zu einer Unterwerfung, wie bei der mittelalterlichen Pruzzenkolonisation des Deutschen Ritterordens im 13. Jahrhundert, bei welcher die angestammte Gesellschaft gewaltsam verdrängt wird. Es wird Kapital und Arbeit in bestimmte Zonen geführt, was besonders im 19. Jahrhundert enorme Ausmaße annahm, als die Kolonisation mit der Eisenbahn, besonders in Nord- und Südamerika, erfolgte und hier zu einer verdrängenden Kolonisation führte. Dabei kam es dann jedoch nicht mehr, wie bei den Siebenbürger Sachsen, zu eigenen Siedlungen als getrennte politische Einheiten, sondern die Siedler waren mit dem Mutterstaat unmittelbar verbunden.
4. Die überseeische Siedlungskolonisation geht zunächst einen ähnlichen Weg wie die Grenzkolonisation, ist jedoch dort, wo die Meeresnähe eine Expansion über das Meer hinaus nahe legt, vornehmlich zu finden. Schon im Altertum betrieben Phönizier, Griechen, Karthager und Römer diese überseeische Siedlungskolonisation, die das gesamte Mittelmeer umspannte. Durch die damit gegebene Entfernung vom Gründungszentrum ergab sich aber, dass nun eigene Gemeinwesen entstanden. Dies gilt z.B. für den Beginn der europäischen Besiedelung Nordamerikas, den »Pflanzungen« (plantations), die als Gründungen versuchten, ohne Nachschub vom Mutterland zu überleben. Dafür waren sie aber darauf angewiesen, möglichst schnell genügend Ackerland zu erobern, um autark zu werden. Da man das Gebiet, in welches man kam, als »herrenlos« ansah oder sich als vorherbestimmtes Volk zur Landnahme berechtigt glaubte, wurden die einheimischen Völker verdrängt oder umgebracht, nicht aber integriert, ganz im Gegensatz zu Spanisch Amerika. Diese Vorgehensweise hatte einmal mit religiösen Auffassungen der ankommenden Sektierer zu tun, die von ihrer speziellen Auserwähltheit vor Gott überzeugt waren und daher jeder anderen Bevölkerung ein ähnliches Recht absprachen. Zudem waren aber auch wirtschaftliche Gründe hierfür verantwortlich. Denn während in Teilen Lateinamerikas, also in Mexiko und Peru in Bezug auf das Besteuerungswesen hoch entwickelte Gesellschaften angetroffen wurden, ist dies in Nordamerika nicht der Fall. Die Eroberer konnten sich also die oft nomadischen Untertanen nicht so leicht dienstbar machen, wie dies für Peru und Mexiko der Fall ist. Dies hieß auch, dass man Arbeitskräfte eher einführen musste. Zunächst die »verpflichteten Arbeiter« (indentured servants), dann die Sklaven, während man gleichzeitig die angestammte Bevölkerung ausrottete oder verdrängte. Die Konsequenz davon war, dass in Nordamerika schon im 18. Jahrhundert Gebiete entstanden waren, die fast rein europäisch waren oder doch zumindest einen hohen europäischen Anteil in dem stark durch die Sklavenhaltergesellschaft dominierten Süden Nordamerikas aufwiesen. Später gilt dies auch für Kanada, Australien und Neuseeland. Ein ähnliches Konzept wurde zunächst auch in Teilen Afrikas verfolgt, ließ sich aber nicht mehr so durchsetzten. In Algerien, Kenia, Simbabwe (Rhodesien) und Südafrika hatten viele Siedler zunächst auch von der Verdrängung der einheimischen Bevölkerung geträumt, doch brauchte man die Arbeitskräfte. Auf Sklavenhandel konnte hier auch nicht mehr zurückgegriffen werden, da diese Gebiete im 19. Jahrhundert kolonisiert wurden, als der Sklavenhandel im Abschwung stand und es ohnehin ausschließlich Handel mit Menschen vom afrikanischen Kontinent gegeben hatte.
Solche Auswüchse hatte es jedoch vorher andernorts durchaus gegeben. Herausragendes Beispiel ist die Karibik, wo die Urbevölkerung vornehmlich durch importierte europäische Krankheiten, aber auch durch die rücksichtslose Ausbeutung vollständig ausgerottet wurde. Man importierte von Seiten der europäischen Mächte, also zunächst Spaniens, dann aber auch Englands, Frankreichs, der Niederlande und Portugals so viele Sklaven, dass hier eine rein afrikanische Bevölkerung zwangsangesiedelt wurde, die von einer sehr geringen weißen Minderheit kontrolliert wurde. Eingesetzt wurden die eingeführten Arbeitskräfte auf Plantagen, also auf den auf maximalen Profit ausgerichteten Anbaugründen für jeweils nur eine bestimmte Pflanzensorte, eine Monokultur. Damit lebten auf vielen Karibikinseln bereits Ende des 18. Jahrhunderts fast nur noch Schwarze, während in den USA insgesamt der Anteil der Schwarzen nur etwa 22 %, in den südlichen Staaten aber auch nicht mehr als ca. 40 % betrug.
5. Eroberungskriege: Es wurden umfangreiche Kriege geführt, neue Zentren gebildet und die alten möglicherweise aufgegeben. Dabei wurden bestehende Institutionen unterworfen und in der Folge derart umgewandelt, dass sie sich in das System des Eroberers einfügen ließen. Nicht selten hielten die Europäer anfangs am vorhandenen System so lange fest, wie sie es voll ausschöpfen konnten, bis man die entsprechend angepassten Gebiete voll zur Ausbeutung unter Kontrolle gebracht hatte.
6. Die letzte Form ist die der Stützpunktvernetzung. Kleine nicht am СКАЧАТЬ