Gesammelte Werke. Джек Лондон
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Gesammelte Werke - Джек Лондон страница 222

Название: Gesammelte Werke

Автор: Джек Лондон

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier

isbn: 9783962813475

isbn:

СКАЧАТЬ noch blu­ten­den Lip­pe am Setz­kas­ten stand.

      II

      Die Ent­schei­dung nä­her­te sich. Ob es zum Auf­stand kom­men soll­te oder nicht, hing von der Jun­ta ab, aber die Jun­ta be­fand sich in großer Ver­le­gen­heit. Der Geld­be­darf war grö­ßer als je, und da­bei wur­de es im­mer schwe­rer, Geld zu be­schaf­fen. Die Pa­trio­ten hat­ten ih­ren letz­ten Cent her­ge­ge­ben und be­sa­ßen nichts mehr. Die in der Ver­ban­nung le­ben­den Ar­bei­ter ga­ben die Hälf­te ih­res kar­gen Loh­nes ab. Aber man brauch­te mehr. Die jah­re­lan­ge, an­stren­gen­de Ar­beit der Re­vo­lu­tio­näre soll­te bald Früch­te tra­gen. Die Zeit war ge­kom­men. Noch ein Stoß, noch eine letz­te, hel­den­mü­ti­ge An­stren­gung, und der Sieg war si­cher. Sie kann­ten ihr Me­xi­ko. Ein­mal in Gang ge­bracht, nahm die Re­vo­lu­ti­on von sel­ber ih­ren Lauf. Die Grenz­ge­bie­te wa­ren zum Auf­stand be­reit. Ein Ame­ri­ka­ner war­te­te mit hun­dert Mann auf ein Wort, um die Gren­ze zu über­schrei­ten. Aber er brauch­te Ge­weh­re. Im gan­zen Lan­de bis zum At­lan­ti­schen Ozean un­ter­hielt die Jun­ta Ver­bin­dun­gen, und alle brauch­ten sie Ge­weh­re: Aben­teu­rer, Glücks­rit­ter, Ban­di­ten, ent­täusch­te ame­ri­ka­ni­sche Unio­nis­ten und die vie­len me­xi­ka­ni­schen Ver­bann­ten, der Skla­ve­rei ent­flo­he­ne Peo­nen, Mi­nen­ar­bei­ter, die man in den Ge­fäng­nis­sen von Coeur d’Ale­ne und Ko­lo­ra­do aus­ge­peitscht hat­te und die des­halb be­son­ders rach­gie­rig und kampf­lus­tig wa­ren – Wracks und Strand­gut wir­rer Geis­ter aus der toll ge­wor­de­nen Welt. Ge­weh­re und Mu­ni­ti­on! Ge­weh­re und Mu­ni­ti­on! Da­nach rie­fen sie alle un­auf­hör­lich.

      Wur­de die­se bank­rot­te, rach­gie­ri­ge Ban­de über die Gren­ze ge­wor­fen, war die Re­vo­lu­ti­on so­fort im Gan­ge. Die Zol­läm­ter, die nörd­li­chen Ein­fuhr­hä­fen wur­den er­obert. Diaz muss­te die Haupt­macht sei­nes Hee­res im Sü­den des Lan­des hal­ten, denn auch im Sü­den wür­de der Aufruhr be­gin­nen. Stadt auf Stadt muss­te sich er­ge­ben, Staat auf Staat wan­ken und zu­sam­men­stür­zen. Und zu­letzt kam der Marsch der sieg­rei­chen Re­vo­lu­ti­on nach der Haupt­stadt Me­xi­ko. Aber das Geld! Die Män­ner hat­ten sie, und die war­te­ten un­ge­dul­dig auf die Ge­weh­re. Sie kann­ten die Händ­ler, die ih­nen die Ge­weh­re ver­kau­fen und lie­fern soll­ten. Aber die Jun­ta hat­te ihre Kräf­te er­schöpft. Der letz­te Dol­lar war aus­ge­ge­ben, die letz­te Hilfs­quel­le, der letz­te hun­gern­de Pa­tri­ot aus­ge­so­gen, und die große Sa­che schweb­te im­mer noch zit­ternd auf der Waag­scha­le der Ent­schei­dung. Ge­weh­re und Mu­ni­ti­on! Die zer­lump­ten Ba­tail­lo­ne muss­ten be­waff­net wer­den. Aber wie? Ra­mos weh­klag­te über sein kon­fis­zier­tes Ei­gen­tum. Ar­rel­la­no be­jam­mer­te die Ver­schwen­dung, die er in sei­ner Ju­gend be­trie­ben hat­te. May Seth­by grü­bel­te, ob nicht al­les bes­ser ge­gan­gen wäre, wenn die Mit­glie­der der Jun­ta frü­her spar­sa­mer ge­we­sen wä­ren.

      »Der Ge­dan­ke macht mich wahn­sin­nig, dass die Frei­heit Me­xi­kos mit ein paar Tau­send elen­den Dol­lars ste­hen und fal­len soll!« sag­te Pau­li­no Vera.

      Die Ge­sich­ter al­ler drück­ten Verzweif­lung aus. José Ama­ril­lo, ihre letz­te Hoff­nung, ein erst jüngst Be­kehr­ter, der ih­nen Geld ver­spro­chen hat­te, war auf sei­ner Ha­zi­en­da in Chi­hua­hua er­grif­fen und an sei­ner ei­ge­nen Stall­mau­er er­schos­sen wor­den. Die Nach­richt war ge­ra­de ge­kom­men.

      Ri­ve­ra, der auf den Kni­en lag und den Fuß­bo­den scheu­er­te, blick­te auf, den Scheu­er­lap­pen in der Hand und die blo­ßen, von schmut­zi­gem Sei­fen­was­ser be­spritz­ten Arme aus­ge­streckt.

      »Wür­den fünf­tau­send ge­nü­gen?« frag­te er.

      Sie starr­ten ihn an. Vera nick­te und schluck­te. Er konn­te kein Wort her­vor­brin­gen, aber eine neue Hoff­nung be­leb­te ihn.

      »Be­stel­len Sie die Ge­weh­re«, sag­te Ri­ve­ra, und dann leis­te­te er sich die längs­te Rede, die sie je von ihm ge­hört hat­ten. »Es ist nicht viel Zeit. In drei Wo­chen brin­ge ich euch die fünf­tau­send. Das ist früh ge­nug. Dann ist es wär­mer für die, wel­che kämp­fen sol­len. Und schnel­ler kann ich es auch nicht ma­chen.«

      Vera kämpf­te mit sich selbst. All­zu vie­le Hoff­nun­gen wa­ren schon zer­schellt, seit er da­bei war, aber er glaub­te an die­sen ab­ge­ris­se­nen Scheu­er­jun­gen der Re­vo­lu­ti­on und wag­te es doch nicht, an ihn zu glau­ben.

      »Du bist ver­rückt«, sag­te er.

      »In drei Wo­chen«, sag­te Ri­ve­ra. »Be­stellt die Ge­weh­re.«

      Er stand auf, krem­pel­te sich die Hemds­är­mel her­un­ter und zog sich die Ja­cke an.

      »Be­stellt die Ge­weh­re«, sag­te er. »Ich gehe jetzt.«

      III

      Nach vie­lem Hin und Her, zahl­lo­sen Te­le­fon­ge­sprä­chen und un­end­li­cher Schimp­fe­rei wur­de eine Nacht­sit­zung in Kel­lys Kon­tor ab­ge­hal­ten. Kel­ly steck­te bis über die Ohren in Ge­schäf­ten, und über­dies hat­te er Pech. Er hat­te sich Dan­ny Ward aus New York ver­schrie­ben und einen Box­kampf zwi­schen ihm und Bil­ly Car­they ar­ran­giert, der in drei Wo­chen statt­fin­den soll­te, und jetzt muss­te Car­they seit zwei Ta­gen, sorg­sam ver­steckt vor den Sportre­por­tern, we­gen ei­ner ar­gen Ver­let­zung das Bett hü­ten. Es gab kei­nen an­de­ren, der für ihn ein­tre­ten konn­te. Kel­ly hat­te wie ver­rückt nach je­dem an­nehm­ba­ren Bo­xer der Leicht­ge­wichts­klas­se im Os­ten te­le­gra­fiert, aber alle wa­ren durch Ver­ein­ba­run­gen und Kon­trak­te ge­bun­den. Aber jetzt hat­te er eine Hoff­nung, wenn auch nur eine schwa­che.

      »Sie ha­ben viel Mut!« sag­te Kel­ly zu Ri­ve­ra.

      In Ri­ver­as Au­gen blitz­te es bos­haft auf, aber das Ge­sicht be­wahr­te sei­nen un­er­schüt­ter­li­chen, kal­ten Aus­druck.

      »Ich kann Ward er­le­di­gen«, war al­les, was er sag­te.

      »Wie kön­nen Sie das wis­sen? Ha­ben Sie ihn je bo­xen se­hen?«

      Ri­ve­ra schüt­tel­te den Kopf.

      »Mit ei­ner Hand und mit ge­schlos­se­nen Au­gen macht er Quetsch­kar­tof­feln aus Ih­nen.«

      Ri­ve­ra zuck­te die Ach­seln.

      »Ha­ben Sie nichts dazu zu sa­gen?« knurr­te der Ver­an­stal­ter.

      »Ich kann ihn er­le­di­gen.«

      »Ha­ben Sie über­haupt je ge­kämpft?« frag­te Mi­cha­el Kel­ly. Mi­cha­el war der Bru­der des Ver­an­stal­ters, be­trieb das Yel­low­sto­ne-Wett­bü­ro und ver­dien­te viel Geld an den Box­kämp­fen.

      Ri­ve­ra knurr­te ihn grim­mig an.

      Der Se­kre­tär, ein jun­ger Mann von aus­ge­präg­tem СКАЧАТЬ