Название: Gesammelte Werke
Автор: Джек Лондон
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier
isbn: 9783962813475
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»Alle haben gesagt, dass sie stolz darauf sind, heute hier sein zu können«, sagte er. »Ich bin es nicht.«
Das Publikum war bestürzt, und er ließ seinen Zuhörern Zeit, darüber nachzudenken, was er wohl meine.
»Ich bin nicht stolz auf die Gesellschaft, in der ich mich befinde. Sie wollen eine Rede hören. Schön, Sie sollen eine haben. Dies ist mein letzter Kampf. Dann verlasse ich den Ring für immer. Warum? Das hab’ ich Ihnen schon gesagt. Ich befinde mich nicht wohl in dieser Gesellschaft. Es ist faul bis ins Mark hinein, sowohl bei den kleinen Klubs wie bei der Geschichte heute.«
Das anfangs leise Gemurmel war jetzt zu einem Gebrüll angewachsen. Es wurde gezischt und gepfiffen, und viele riefen: »Anfangen!« »Wir sind hergekommen, um den Kampf zu sehen!« »Warum kämpft ihr nicht?«
Glendon, der ruhig abwartete, dass der Lärm sich legen sollte, bemerkte, dass diejenigen, welche am eifrigsten darauf bedacht waren, sein Weiterreden zu verhindern, Unternehmer, Manager und Boxer waren. Vergebens versuchte er wieder zu Worte zu kommen. Die Meinungen des Publikums waren geteilt. Die Hälfte schrie »Anfangen!« Die andere Hälfte: »Weiterreden! Weiterreden!«
Zehn Minuten lang herrschte hoffnungslose Verwirrung.
Stubener, der Schiedsrichter, der Besitzer der Arena und die Veranstalter drangen in Glendon, den Kampf zu beginnen. Als er sich weigerte, erklärte der Schiedsrichter, Cannam den Sieg zusprechen zu wollen, da Glendon sich weigere, mit ihm zu kämpfen.
»Das können Sie nicht«, entgegnete Pat. »Ich werde Sie vor alle Gerichtshöfe des Landes ziehen, wenn Sie das versuchen. Im übrigen, bin ich bereit zu kämpfen. Aber erst, wenn ich mit meiner Rede fertig bin.«
»Aber es ist gegen die Regeln«, protestierte der Schiedsrichter.
»Durchaus nicht. In den Regeln steht kein Wort davon, dass im Ring keine Reden gehalten werden dürfen. Jeder von den alten Boxern, die heute hier sind, hat geredet.«
»Doch nur wenige Worte«, schrie der Unternehmer Glendon ins Ohr. »Aber Sie wollen hier ja einen ganzen Vortrag halten.«
»In den Regeln steht nichts davon, dass man keine Vorträge halten darf«, antwortete Glendon. »Und jetzt macht, dass ihr aus dem Ring kommt, Jungens, oder ich schmeiß euch hinaus.«
Der aufgeregte Unternehmer wurde, soviel er sich auch wehrte, beim Kragen gepackt und über die Seile gehoben. Er war ein großer, schwerer Mann, aber Glendon hatte es so leicht getan, dass das Publikum vor Entzücken tobte.
Glendon trat wieder in die Mitte des Ringes zurück und hob beide Hände.
»Wollt ihr, dass ich rede?« rief er mit donnernder Stimme.
Hunderte, die um den Ring saßen, hörten ihn und riefen:
»Ja!«
»Dann soll jeder, der hören will, den Lärmmacher, der ihm am nächsten sitzt, zum Schweigen bringen!«
Sein Rat wurde befolgt, und als er ihn wiederholte, drang seine Stimme schon mehr durch. Immer wieder rief er es, und allmählich verbreitete sich die Stille vom Ring aus Kreis für Kreis, nur anfangs noch begleitet von einem dumpfen Geräusch von Schlägen und Raufereien: die Lärmmacher wurden von den Umsitzenden zur Ruhe gebracht.
Der Lärm hatte sich fast ganz gelegt, als wieder eine Sitzreihe zusammenbrach – diesmal dicht am Ring. Das Ereignis wurde abermals mit einem brüllenden Lachen begrüßt, und als das Lachen sich legte, konnte man deutlich eine Stimme ganz hinten im Saal hören, die quäkte: »Los, Glendon! Wir halten mit dir!«
Glendon wusste, dass er diese Versammlung, die noch vor fünf Minuten ein wüster Pöbelhaufen gewesen war, jetzt in seiner Hand hatte, und um die Wirkung seiner Worte noch zu erhöhen, machte er eine Pause. Aber diese Pause war gerade lang genug und nicht eine Sekunde zu lang. Dreißig Sekunden lang war die Stille gekommen, und die Menge verharrte in fast ehrfurchtsvollem Schweigen. Dann begann er zu sprechen.
»Wenn ich fertig bin«, sagte er, »werde ich kämpfen. Ich verspreche euch, dass es ein ehrlicher Kampf werden soll, einer von den wenigen ehrlichen Kämpfen, die ihr je gesehen habt. Ich will meinen Gegner besiegen, so schnell ich es kann. Billy Morgan wird euch als Ansager verkünden, dass es ein Kampf auf fünfundvierzig Runden ist. Ich sage euch, dass es eher ein Kampf auf fünfundvierzig Sekunden sein wird.
Als ich unterbrochen wurde, wollte ich euch gerade erzählen, dass im Ring nur mit Schiebung gearbeitet wird.
Ihr seid ahnungslose Säuglinge, ihr alle, die ihr nicht daran verdient. Warum, glaubt ihr, brechen die Sitze heut zusammen? Schwindel. Geschäftsprinzipien – wie beim Boxen selbst.«
Jetzt hatte er das Publikum noch mehr als zuvor in der Hand, und das wusste er.
»Es sind drei Personen auf zwei Sitze gesetzt. Das sehe ich überall. Wie nennt ihr das? Schwindel! Die Platzanweiser kriegen nämlich keinen Lohn. Sie sind auf Schwindel angewiesen. Und ihr bezahlt. Natürlich bezahlt ihr.
Und lasst mich euch sagen, dass die Boxer nicht schuld daran sind. Sie sind es nicht, die das Spiel leiten. Das sind die Unternehmer und die Manager, die sind es, die das Geschäft betreiben. Die Boxer, sind nur Boxer. Sie fangen ganz ehrlich an, aber die Manager und Unternehmer zwingen sie mitzumachen oder jagen sie weg.
›Der beste Mann möge gewinnen!‹ Wie oft habt ihr Billy Morgan das sagen hören! Ich will euch sagen, dass der beste Mann nicht so oft gewinnt, und wenn er es doch tut, ist es meistens doch im voraus abgemacht.
Der Schwindel ist zu mächtig. Wenn eine Handvoll Männer nach drei Kämpfen dreiviertel Millionen Dollar unter sich teilen können, dann –«
Ein Ausbruch wilder Raserei zwang ihn zu schweigen. In dem Geschrei, das von allen Seiten ertönte, konnte er die Rufe unterscheiden: »Was für Millionen?« »Welche drei Kämpfe?« »Erzählen!« »Los!«
»Wollt ihr es hören?« rief Glendon. »Dann sorgt für Ruhe!« Und wieder erzwang er minutenlanges Schweigen.
»Was СКАЧАТЬ