Gesammelte Werke. Джек Лондон
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Название: Gesammelte Werke

Автор: Джек Лондон

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier

isbn: 9783962813475

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СКАЧАТЬ was. Ein­mal bot Ar­rel­la­no ihm ein paar Dol­lars an. Ri­ve­ra lehn­te das Geld je­doch ab. Als Vera dann hin­zu­trat und es ihm auf­zu­nö­ti­gen ver­such­te, sag­te er: »Ich ar­bei­te für die Re­vo­lu­ti­on.«

      Eine Re­vo­lu­ti­on vor­zu­be­rei­ten kos­tet Geld, und die Jun­ta be­fand sich stets in Geld­ver­le­gen­heit. Die Mit­glie­der hun­ger­ten und ra­cker­ten sich ab, der längs­te Ar­beits­tag war ih­nen nicht lang ge­nug, und doch sah es zu­wei­len so aus, als stün­de und fie­le al­les mit der Fra­ge, wie sie sich nur ei­ni­ge Dol­lars ver­schaf­fen könn­ten.

      Ein­mal – es war das ers­te Mal, dass sie zwei Mo­na­te mit der Mie­te im Rück­stand wa­ren und der Wirt sie hin­aus­zu­set­zen droh­te – war es Fe­li­pe Ri­ve­ra, der Rei­ne­ma­che­jun­ge in der schä­bi­gen, ab­ge­tra­ge­nen Klei­dung, der sech­zig Dol­lar in Gold auf May Seth­bys Pult leg­te. Und eben­so bei an­de­ren Ge­le­gen­hei­ten. Drei­hun­dert auf den ge­schäf­ti­gen Schreib­ma­schi­nen ge­klap­per­te Brie­fe (Bit­ten um Un­ter­stüt­zung, um Aner­ken­nung be­freun­de­ter Grup­pen, Er­su­chen an Schrift­lei­ter um wohl­wol­len­de Er­wäh­nung und so wei­ter) blie­ben lie­gen und war­te­ten auf die Fran­kie­rung. Veras Uhr ver­schwand – die alte gol­de­ne Re­pe­tier­uhr, die er von sei­nem Va­ter ge­erbt hat­te. Der glat­te gol­de­ne Ring an May Seth­bys Ring­fin­ger ver­schwand eben­falls. Es war zum Verzwei­feln. Ra­mos und Ar­rel­la­no zerr­ten wü­tend an ih­ren lan­gen Schnurr­bär­ten. Die Brie­fe muss­ten ab­ge­hen, und auf der Post gab es kei­nen Kre­dit beim Kauf von Brief­mar­ken. Da setz­te Ri­ve­ra den Hut auf und ging fort. Als er wie­der­kam, leg­te er tau­send Brief­mar­ken zu zwei Cent auf May Seth­bys Pult.

      »Ich möch­te wis­sen, ob das ver­fluch­te Geld von Diaz ist?« sag­te Vera zu den Ka­me­ra­den.

      Sie zo­gen die Brau­en hoch, wag­ten aber nicht, die Fra­ge zu be­ant­wor­ten. Und im­mer war es Fe­li­pe Ri­ve­ra, der, wenn es er­for­der­lich war, der Jun­ta Gold und Sil­ber ver­schaff­te.

      Aber sie lieb­ten ihn nicht, und sie kann­ten ihn nicht. Er ging sei­ne ei­ge­nen Wege, schenk­te ih­nen kein Ver­trau­en und wies alle An­nä­he­rungs­ver­su­che zu­rück. Und trotz sei­ner Ju­gend brach­te kei­ner den Mut auf, ihn aus­zu­fra­gen.

      »Er ist über­haupt kein Mensch«, sag­te Ra­mos.

      »Sei­ne See­le ist aus­ge­dörrt«, sag­te May Seth­by. »Er kann nicht la­chen. Er gleicht ei­nem To­ten und ist doch furcht­bar le­ben­dig.«

      »Er ist durch die Höl­le ge­gan­gen«, sag­te Vera. »So sieht man nur aus, wenn man durch die Höl­le ge­gan­gen ist – und da­bei ist er noch so jung.«

      Fe­li­pe sprach nie, frag­te nie, schlug nie et­was vor. Er lausch­te aus­drucks­los wie ein to­ter Ge­gen­stand, aber sei­ne Au­gen leuch­te­ten in kal­tem Glanz, wenn die an­de­ren laut und lei­den­schaft­lich von Me­xi­ko spra­chen. Dann glit­ten sei­ne Au­gen von Ge­sicht zu Ge­sicht, von Red­ner zu Red­ner, boh­rend und for­schend und mit ei­nem Schim­mer wie fun­keln­des Eis, das sie stör­te und aus der Fas­sung brach­te.

      »Er ist kein Spi­on«, ver­trau­te Vera May Seth­by an. »Er ist Pa­tri­ot – glaub mir, der größ­te Pa­tri­ot von uns al­len. Ich weiß es, ich füh­le es, mit mei­nem Her­zen und mei­nem Ver­stand füh­le ich es. Aber von ihm sel­ber weiß ich nicht das ge­rings­te.«

      »Er hat ein ge­fähr­li­ches Tem­pe­ra­ment«, sag­te May Seth­by.

      »Ich weiß«, sag­te Vera schau­dernd. »Er hat mich mit die­sen Au­gen an­ge­se­hen. Die spre­chen nicht von Lie­be, sie dro­hen und sind wild wie die ei­nes Ti­gers. Wenn ich un­se­re Sa­che im Stich las­se, dann wür­de er mich tö­ten, das weiß ich. Er hat kein Herz. Er ist un­barm­her­zig wie Stahl, scharf und kalt wie Frost. Ich fürch­te we­der Diaz noch all sei­ne Mör­der, aber vor die­sem Ri­ve­ra habe ich Angst. Es ist wahr. Ich habe Angst.«

      Den­noch war es Vera, der die an­de­ren über­re­de­te, Ri­ve­ra die ers­te, Ver­trau­en er­hei­schen­de Auf­ga­be zu stel­len. Die Ver­bin­dung zwi­schen Los An­ge­les und Nie­der­ka­li­for­ni­en war un­ter­bro­chen. Drei von den Ka­me­ra­den hat­ten ihre ei­ge­nen Grä­ber gra­ben müs­sen und wa­ren dann er­schos­sen wor­den. Zwei wei­te­re sa­ßen als Ge­fan­ge­ne der Ve­rei­nig­ten Staa­ten in Los An­ge­les. Juan Al­va­ra­do, der Bun­des­ge­ne­ral, durch­kreuz­te all ihre Plä­ne. Sie konn­ten nicht mehr mit den ak­ti­ven Re­vo­lu­tio­nären und mit den er­wa­chen­den Ka­me­ra­den in Nie­der­ka­li­for­ni­en in Ver­bin­dung kom­men.

      Der jun­ge Ri­ve­ra er­hielt sei­ne An­wei­sun­gen und wur­de nach dem Sü­den ge­schickt. Als er wie­der­kam, war die Ver­bin­dung wie­der­her­ge­stellt und Juan Al­va­ra­do tot. Er war mit ei­nem Dolch in der Brust in sei­nem Bett ge­fun­den wor­den. Das ging über die Ri­ve­ra er­teil­ten An­wei­sun­gen hin­aus, aber man frag­te ihn nicht, und er sag­te nichts. Aber sie sa­hen sich an und dach­ten sich ihr Teil.

      »Ich habe es euch ge­sagt«, mein­te Vera. »Diaz hat von die­sem jun­gen Mann mehr zu fürch­ten als von ir­gend­ei­nem sonst. Er ist un­ver­söhn­lich.«

      Das ge­fähr­li­che Tem­pe­ra­ment, von dem May Seth­by ge­spro­chen, und das je­der von ih­nen be­merkt hat­te, of­fen­bar­te sich auch in an­de­rer Be­zie­hung. Bald er­schi­en er mit zer­ris­se­ner Lip­pe, bald mit ei­ner blau und braun ge­schla­ge­nen Ba­cke, bald mit ei­nem ge­schwol­le­nen Ohr. Es war klar, dass er ir­gend­wo in der Welt, wo er aß und schlief und sich Geld ver­schaff­te und ein Le­ben führ­te, von dem sie nichts wuss­ten, dass er in je­ner Welt oft Streit hat­te. Nach ei­ni­ger Zeit wur­de er Set­zer an dem re­vo­lu­tio­nären Wo­chen­blätt­chen, das sie her­aus­ga­ben. Ge­le­gent­lich war es ihm nicht mög­lich, zu set­zen, weil sei­ne Knö­chel ab­ge­schürft und zer­schla­gen, sei­ne Dau­men zer­quetscht und hilf­los wa­ren oder weil sei­ne Arme schlaff her­ab­hin­gen, wäh­rend sein Ge­sicht sich in stum­mem Schmerz ver­zerr­te.

      »Ein Stra­ßen­jun­ge«, sag­te Ar­rel­la­no.

      »Ein Säu­fer und Rauf­bold«, sag­te Ra­mos.

      »Aber wo kriegt er das Geld her?« frag­te Vera. »Ich habe ge­ra­de eben er­fah­ren, dass er die Pa­pi­er­rech­nung be­zahlt hat – hun­dert­und­vier­zig Dol­lar.«

      »Er ist ja oft weg«, sag­te May Seth­by, »und gibt nie eine Er­klä­rung da­für.«

      »Wir soll­ten ihn be­ob­ach­ten«, schlug Ra­mos vor.

      »Der Spi­on möch­te ich nicht sein«, sag­te Vera. »Ich fürch­te, ihr wür­det mich nie wie­der­se­hen, au­ßer bei mei­ner Be­er­di­gung.«

      »Ich kom­me mir ihm ge­gen­über im­mer wie ein Kind vor«, ge­stand Ra­mos.

      »Für mich ist er eine Macht – der wil­de Wolf –, die zu­sto­ßen­de Klap­per­schlan­ge«, sag­te Ar­rel­la­no.

      »Er kennt nie­mand«, sag­te May Seth­by. СКАЧАТЬ