Название: Gesammelte Werke
Автор: Джек Лондон
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier
isbn: 9783962813475
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»Ja, das ist sehr richtig, jetzt, da ich daran denke. Da ist Joaquin Miller – der wohnt in den Bergen, hinter dem Fruchttal. Das ist ein merkwürdiger Mensch. Ganz in der Nähe von seinem Landsitz war es, wo ich um dich anhielt. Aber deshalb glaubte ich doch, dass Dichter mit Backenbärten und Kneifern herumliefen, und ich glaubte nicht, dass sie je Läufern auf Freiluftplätzen das Bein stellen oder so nackt herumliefen, wie die Polizei es erlaubt, und Muscheln sammeln und wie Ziegen klettern.«
Diese Nacht lag Saxon wach unter der Decke, und sie sah zu den Sternen empor, freute sich über den balsamischen Duft aus dem Busch und lauschte auf das dumpfe Poltern der Brandung und auf das Flüstern des Wassers, das sich wenige Fuß von ihnen auf dem schirmenden Strande kräuselte. Billy regte sich, und sie wusste, dass auch er nicht schlief.
»Freust du dich jetzt, dass du Oakland verlassen hast, Billy?« sagte sie und schmiegte sich eng an ihn.
»Huh!« lautete die Antwort. »Ist eine Muschel glücklich?«
*
Vor jeder Flut lief Billy den südlichen Felsgrat entlang – den ganzen gefährlichen Weg, den er und Hall gemacht hatten, und jedes Mal legte er ihn in kürzerer Zeit zurück. »Warte bis Sonntag«, sagte er zu Saxon. »Ich will den Dichter schon für sein Geld laufen lassen. Es gibt nicht eine Stelle, die mir Schwierigkeiten macht. Ich fühle mich so sicher. Wo ich früher auf Händen und Füßen kroch, laufe ich jetzt. Ich denke so: Gesetzt, es wäre nur einen Fuß auf jeder Seite tief, und es wäre weiches Heu, dann würdest du überhaupt nicht fallen. Du würdest wie der Blitz hinüberkommen. Und ob es auf jeder Seite eine Meile hinuntergeht, ist ganz einerlei. Das geht dich nichts an. Was dich angeht, ist, dass du oben bleibst und wie der Blitz weiterläufst. Und weißt du, Saxon, als ich es erst so ansah, störte es mich gar nicht mehr. Warte, bis er mit allen anderen am Sonntag kommt. Ich bin bereit, ihn zu empfangen.«
»Ich möchte wissen, wie die anderen sind«, sagte Saxon nachdenklich.
»Selbstverständlich genau wie er. Gleich und gleich gesellt sich gern. Sie sind sicher nicht großschnauzig – keiner von ihnen, das wirst du schon sehen.«
Hall hatte ihnen durch einen mexikanischen Cowboy Angelschnüre und Badeanzüge geschickt, und von dem Mann, der weiter südwärts nach seinem Hofe sollte, erfuhren sie manches über den Staatsboden, und wie sie ihn bekommen konnten. Die Woche flog geradezu dahin; jeden Tag nickte Saxon der Sonne ein glückliches Lebewohl zu, wenn sie hinter dem Horizont verschwinden wollte, jeden Morgen begrüßte sie ihre Rückkehr mit frohem Lachen, weil ein neuer glücklicher Tag begann. Sie nahmen sich nichts vor, sondern fischten, sammelten Muscheln und Abalonen und kletterten zwischen den Felsen herum, den Eingebungen des Augenblicks folgend. Das Abalonenfleisch klopften sie sorgfältig unter Aufsagen eines improvisierten Gedichtes, das Saxon gemacht hatte. Billy gedieh ausgezeichnet. Saxon hatte ihn nie so gesund und stark gesehen. Sie selbst brauchte sich gar nicht in ihrem kleinen Handspiegel zu betrachten, um zu wissen, dass sie seit ihrer frühesten Jugend nie eine so warme Gesichtsfarbe gehabt hatte und so natürlich und lebhaft gewesen war.
»Es ist das erstemal in meinem Leben, dass ich Zeit gehabt habe zu spielen«, sagte Billy. »In all der Zeit, die wir verheiratet sind, haben wir nie gespielt. Kein Millionär kann es besser haben als wir.«
»Keine Fabrikpfeife früh um sieben«, triumphierte Saxon. »Ich hätte Lust, morgens im Bett liegenzubleiben, nur um zu zeigen, dass es so ist, wenn nicht alles so wundervoll wäre, dass es eine Sünde wäre, das zu tun. Und jetzt, Herr Freitag, jetzt sollst du nur spielen, dass du etwas Brennholz hackst und einen feinen großen Barsch oder sonst etwas zum Mittagessen fängst.«
Billy erhob sich, die Axt in der Hand, von der Stelle, wo er der Länge nach gelegen und mit den nackten Zehen Löcher in den Sand gebohrt hatte.
»Aber das dauert nicht mehr lange«, sagte er mit einem tief bedauernden Seufzer. »Der Regen kann jeden Augenblick kommen. Es ist unbegreiflich, dass er so lange auf sich hat warten lassen.«
Am Sonnabendmorgen, als er von seinem Lauf über die südliche Felswand zurückkam, konnte er Saxon nicht finden. Nachdem er sie einige Zeit vergeblich gerufen hatte, kletterte er den Weg hinan. Ein Stückchen weiterhin sah er sie rittlings ohne Sattel und Zaum auf einem Pferde sitzen, das sich langsam und unwillig über die Weide bewegte.
»Ein Glück für dich, dass es eine alte Stute ist, die gewohnt ist, dass man sie reitet. Kannst du den Druck vom Sattel sehen«, brummte er, als sie schließlich neben ihm hielt und ihm erlaubte, ihr herab zu helfen.
»Ach, Billy!« sagte sie mit strahlenden Augen. »Ich habe noch nie auf einem Pferd gesessen. Es war herrlich! Und ich fühlte mich so hilflos, ja, und so schwach.«
»Aber deshalb bin ich doch stolz auf dich«, sagte er und brummte noch mehr als zuvor. »Nicht alle verheirateten Frauen könnten sich so mit einem fremden Pferd einlassen, namentlich, wenn sie noch nie auf einem gesessen haben. Und ich habe auch nicht vergessen, dass du einmal ein feines Reitpferd ganz für dich haben sollst – oh, ein richtiges Prachtexemplar.«
*
Die Abalonenesser kamen in voller Kriegsstärke nach der Biercebucht. Sie hatten zwei Wagen, und einige von ihnen waren zu Pferde. Es waren ein Dutzend Männer und ungefähr ebensoviele Frauen. Sie waren alle jung, im Alter von fünfundzwanzig bis vierzig, und anscheinend alles gute Freunde. Die meisten von ihnen waren verheiratet. Sie strömten über vor guter Laune, stellten einander auf dem glatten Hang ein Bein und nahmen Billy und Saxon mit einer Kameradschaftlichkeit unter sich auf, die so warm war wie der Sonnenschein selbst. Saxon wurde gleich von den jungen Frauen mit Beschlag belegt – sie konnte nicht recht verstehen, dass sie verheiratet waren; und die wiederum machten viel Wesens von ihr, lobten ihr Zelt und ihre Reiseausrüstung und wollten durchaus ihre Geschichte hören. Sie waren selbst alle das Freiluftleben gewöhnt, wie Saxon bald merkte, als sie die Töpfe und Pfannen und die großen Eimer sah, die sie zum Kochen der Muscheln mitgebracht hatten.
Unterdessen hatten Billy und die anderen Männer sich ausgezogen und zerstreuten sich jetzt nach allen Seiten, um Muscheln und Abalonen zu suchen. Die jungen Frauen entdeckten Saxons Ukulélé und gaben sich erst zufrieden, als sie begann, ihnen vorzuspielen und vorzusingen. Mehrere von ihnen waren in Honolulu gewesen, СКАЧАТЬ