Название: Gesammelte Werke
Автор: Джек Лондон
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier
isbn: 9783962813475
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Saxon war erst ruhig, als die beiden wieder bei ihr am Feuer waren. Ein einziger Blick auf Billy sagte ihr, dass er sehr erstaunt über sich selber war.
»Sie sind nicht schlecht für einen Anfänger!« rief Hall, indem er ihn gemütlich auf die nackte Schulter schlug. »Die Kletterpartie ist eines meiner Steckenpferde. Manch ein mutiger Mann, der mit mir zusammen hingegangen ist, hat es aufgegeben, ehe wir die Hälfte hinter uns hatten. Ich habe Dutzende von Menschen bei dem großen Sprung zurückschrecken sehen. Nur die Allerstärksten können es fertigbringen.«
»Ich muss ehrlich sagen, dass ich verfluchte Angst hatte«, brummte Billy. »Sie sind ja die reine Ziege, und Sie haben mich ein dutzendmal fast zu Tode erschreckt. Aber jetzt bin ich ganz wild darauf. Es ist nur Training, worauf es ankommt, und ich will hierbleiben und trainieren, bis ich Sie zu einem Wettlauf den ganzen Weg am Strande und zurück herausfordern kann.«
»Das ist ein Wort!« sagte Hall und reichte ihm zur Bestätigung ihrer Abmachung die Hand. »Und wenn wir uns einmal in San Franzisko treffen, werde ich Sie mit Bierce zusammenbringen – das ist der, nach dem die Schlucht genannt ist. Sein Steckenpferd – wenn er nicht unterwegs ist, um Klapperschlangen zu sammeln – ist, einen richtigen Orkan abzuwarten und dann auf dem Rande eines Wolkenkratzers herumzuspazieren – in Lee, wissen Sie, sodass ihn, wenn er herunterweht, nichts auffängt als die Straße. Er wollte mich einmal mitnehmen.«
»Taten Sie es?« fragte Billy eifrig.
»Ich würde es nicht getan haben, wenn ich mich nicht darauf vorbereitet hätte. Ich hatte mich heimlich eine ganze Woche geübt. Und ich gewann zwanzig Dollar auf die Wette.«
Die Ebbe war jetzt tief genug, dass sie Muscheln sammeln konnten, und Saxon folgte den Männern auf die nördliche Felswand. Am Nachmittag sollte ein kleiner Wagen kommen, wie Hall erklärte, um die Muscheln nach Carmel zu transportieren. Als die Säcke voll waren, wagten sie sich weiter zwischen die Felsspalten und wurden durch drei Abalonen belohnt, und in den Schalen der einen fand Saxon eine Perle, die sie sich so gewünscht hatte. Hall weihte sie in den geheimnisvollen Prozess ein, mit dem man das Fleisch der Abalonen stoßen und zubereiten musste. Es schien Saxon jetzt, als hätte sie Hall schon lange gekannt. Sie musste an alte Tage denken, wenn Bert bei ihnen gesessen und seine Lieder gesungen oder von den letzten Mohikanern geschwatzt hatte.
»Hören Sie, jetzt will ich Sie etwas lehren«, sagte Hall gebieterisch, während er einen großen, runden Stein über dem Abalonenfleisch schwang. »Ihr dürft nie Abalonen klopfen, ohne dies Lied zu singen. Und ihr dürft dieses Lied auch nicht zu einer anderen Zeit singen – das wäre eine Heiligtumschändung. Abalonen sind eine Götterspeise. Die Zubereitung ist eine religiöse Zeremonie. Hört jetzt zu und passt gut auf, es ist eine sehr feierliche Handlung.«
Der Stein fiel klatschend auf das weiße Fleisch, und dann hob und senkte er sich wie eine Art Tamtambegleitung zum Gesang des Dichters:
So mancher preist den Kaviar
Als Bestes aller Zonen,
Ich aber halte immer mich
An meine Abalonen.
Oft sammeln sich die Freunde froh,
Die hier in Carmel wohnen,
Sie sind und bleiben ihnen treu,
Den feisten Abalonen.
Sie wandern durch die ganze Welt
Und tun es seit Äonen,
Und singen toll aus Herzenslust,
Die klagenden Abalonen.
Der eine lebt in wildem Braus,
Der andre will sich schonen,
Wir aber bleiben in Carmel
Und fangen Abalonen.
Mit offenem Mund, den Stein in der erhobenen Hand, hielt er inne. Es ertönte Wagenrumpeln, und eine Stimme rief von der Stelle aus dem Felsen, wo sie die Säcke mit den Muscheln hintransportiert hatten. Da ließ er krachend den Stein auf die Abalonen niedersausen und stand auf.
»Es gibt noch tausend Strophen von der gleichen Art«, sagte er. »Es tut mir leid, dass ich keine Zeit habe, sie euch alle zu lehren.« Er streckte die Hand gegen sie aus. »Und jetzt, Kinder – Gott segne euch! – seid ihr Mitglieder des Clans der Abalonenesser, und ich lege euch feierlich ans Herz, nie, wie es auch geht, Abalonenfleisch zuzubereiten, ohne das heilige Lied zu singen, das ich euch jetzt offenbart habe.«
»Aber wie sollen wir uns der Worte erinnern, wenn wir sie nur einmal gehört haben?« wandte Saxon ein.
»Das werden wir schon machen. Am nächsten Sonntag wird der Stamm der Abalonenesser hierher zu euch in die Biercebucht kommen, und ihr werdet alle Zeremonien, die Verfasser und Verfasserinnen, ja, sogar den eisernen Mann mit dem Basiliskenauge sehen, der gewöhnlich unter dem Namen ›König der Priestereidechsen‹ geht.«
»Kommt Jim Hazard auch?« rief Billy, als Hall im Busch verschwand.
»Ja, er kommt ganz sicher. Er ist ja der Oberprügelmeister der Höhlenbären, der furchtbarste und nach mir erhabenste aller Abalonenesser.«
Billy und Saxon sahen sich an, bis das Geräusch der Wagenräder sich in der Ferne verlor.
»Teufel auch!« erklärte Billy. »Das ist ein Kerl! Und nicht im geringsten großschnauzig. Er ist genau wie Jim Hazard. – Kommt her und tut, als sei er zu Hause – du bist gerade so gut wie er, und er ist gerade so gut wie du – und wir sind alle gute Freunde, sofort und ohne die geringsten Mätzchen.«
»Er stammt auch aus dem alten Geschlecht«, sagte Saxon. »Das erzählte er mir, als du СКАЧАТЬ