Gesammelte Werke. Джек Лондон
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Название: Gesammelte Werke

Автор: Джек Лондон

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier

isbn: 9783962813475

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      »Ja, da hast du si­cher recht«, gab Tom zu. »Sie spiel­ten zu hoch und er­grif­fen nicht die Tau­sen­de klei­ner Chan­cen, die ih­nen di­rekt vor der Nase la­gen. Nimm zum Bei­spiel On­kel Will. Er hat­te so­viel Bau­ern­hö­fe, dass er nicht wuss­te, was er da­mit ma­chen soll­te. Aber war er zu­frie­den? Nein, ge­wiss nicht – er woll­te durch­aus ein großer Vieh­kö­nig sein, und er starb als Nacht­wäch­ter in Los An­ge­les mit vier­zig Dol­lar mo­nat­lich. Es gibt et­was, das Ver­stand heißt, und der Zeit­geist hat sich ver­än­dert. Jetzt ist al­les Groß­han­del, und wir sind die klei­nen Leu­te. Frü­her konn­te je­der­mann einen Hof be­kom­men. Er brauch­te nur sei­ne Och­sen ins Joch zu span­nen und ih­nen zu fol­gen, der Stil­le Ozean lag vie­le Mei­len west­lich, und all die Bau­ern­hö­fe war­te­ten nur auf sie.

      Das war der Geist je­ner Zeit – Land um­sonst und in großen Men­gen. Als wir aber zum Stil­len Ozean ka­men, da war die Zeit auch vor­bei. Da be­gann der Groß­han­del. Und mit dem Groß­han­del ka­men große Ge­schäfts­leu­te. Und je­der große Ge­schäfts­mann be­deu­tet Tau­sen­de klei­ner Leu­te, die kein Ge­schäft ha­ben und nur für die Gro­ßen ar­bei­ten. Und wenn es ih­nen nicht passt, dann kön­nen sie es las­sen, aber da­von ha­ben sie auch kei­ne Freu­de. Sie kön­nen ih­ren Och­sen nicht das Joch auf­le­gen und aus­wan­dern, denn sie kön­nen nir­gends hin­wan­dern.«

      »Ja, aber die großen Leu­te wa­ren tüch­ti­ger«, warf Sa­xon ein.

      »Sie hat­ten mehr Glück«, be­haup­te­te Tom. »Ei­ni­ge ge­wan­nen, aber vie­le ver­lo­ren, und die Män­ner, die ver­lo­ren, wa­ren eben­so gut wie die an­de­ren. Nun, es gab auch wel­che, die weit in die Zu­kunft schau­ten. Sieh, wenn dein Va­ter ein Herz- oder ein Nie­ren­lei­den oder die Gicht be­kom­men hät­te, so hät­te er nicht Ex­pe­di­tio­nen und Kriegs­zü­ge in der gan­zen Welt un­ter­neh­men kön­nen, ja, dann wür­de er sich na­tür­lich in San Fran­zis­ko nie­der­ge­las­sen ha­ben – dazu wäre er ge­zwun­gen ge­we­sen –, Grund­stücke ge­kauft, Dampf­schiffs­ree­de­rei­en ge­grün­det, an der Bör­se ge­spielt und Ei­sen­bah­nen und Tun­nels ge­baut ha­ben und der­glei­chen mehr.

      Ja, er wäre selbst ein großer Ge­schäfts­mann ge­wor­den. Ich kann­te ihn. Er war der ener­gischs­te Mann, den ich je ge­trof­fen habe, er dach­te so schnell wie der Blitz, so kalt wie ein Eis­zap­fen und so wild wie ein Ti­ger. Aber er war so er­füllt vom Zeit­geist, dass er fast platz­te, er war lau­ter Feu­er und Flam­me und konn­te nir­gends blei­ben. Dein Va­ter be­kam im rich­ti­gen Au­gen­blick kei­ne Gicht – das ist al­les.«

      Sa­xon seufz­te, lä­chel­te dann aber wie­der.

      »Aber des­halb habe ich doch et­was, das die an­de­ren nicht ha­ben«, sag­te sie. »Sie kön­nen kei­ne Bo­xer hei­ra­ten, und das habe ich ge­tan.«

      Tom sah sie an, als wüss­te er nicht recht, was er glau­ben soll­te, dann aber be­gann sein Ge­sicht vor Be­wun­de­rung zu leuch­ten.

      »Ja, ich will dir nur ei­nes sa­gen«, er­klär­te er mit großer Fei­er­lich­keit, »näm­lich, dass Bil­ly Glück hat, und dass er sel­ber gar nicht weiß, wie viel.«

      *

      Erst als Dok­tor Hent­ley es er­laub­te, wur­de der Gips­ver­band von Bil­lys Ar­men ge­nom­men, und Sa­xon drang dar­auf, dass sie noch vier­zehn Tage war­ten soll­ten, um ganz si­cher zu ge­hen. Mit den vier­zehn Ta­gen wur­den es zwei Mo­na­te Mie­te, und der Wirt hat­te ver­spro­chen, sich zu ge­dul­den, bis Bil­ly wie­der zu Geld kam.

      Sa­lin­gers war­te­ten bis zu dem mit Sa­xon ver­ein­bar­ten Tag mit dem Ab­ho­len der Mö­bel, und dann zahl­ten sie Bil­ly noch fünf­und­sieb­zig Dol­lar zu­rück. »Den Rest be­trach­ten wir als Mie­te«, sag­te der Ein­kas­sie­rer zu Sa­xon, »und die Mö­bel sind jetzt ja auch ge­braucht. Es ist ein Ver­lust für Sa­lin­gers, und sie brauch­ten es ei­gent­lich nicht zu tun – das wis­sen Sie wohl. Aber den­ken Sie dar­an, dass wir ku­lant ge­gen Sie ge­we­sen sind, und ge­hen Sie nicht an un­se­rer Tür vor­bei, wenn Sie sich wie­der ein­rich­ten.«

      Mit die­sem Geld und mit dem, wel­ches Sa­xon für ihre fei­nen Din­ge er­ziel­te, konn­ten sie all ihre klei­nen Rech­nun­gen be­zah­len und hat­ten so­gar noch ein paar Dol­lar üb­rig.

      »Ich has­se es, Geld zu schul­den – ich has­se es wie die Pest«, sag­te Bil­ly zu Sa­xon. »Und jetzt sind wir doch kei­nem Men­schen et­was schul­dig – au­ßer dem Wirt und Dok­tor Hent­ley.«

      »Und kei­ner von ih­nen soll län­ger war­ten als durch­aus not­wen­dig«, sag­te sie.

      »Das sol­len sie auch nicht«, ant­wor­te­te Bil­ly ru­hig.

      Sa­xon lä­chel­te bei­fäl­lig, denn sie teil­te Bil­lys Schre­cken vor Schul­den, und in die­ser Be­zie­hung hat­ten sie bei­de die­sel­be stren­ge Moral wie die ers­ten Pio­nie­re, die sich im Wes­ten nie­der­ge­las­sen hat­ten.

      Als Bil­ly ein­mal aus­ge­gan­gen war, be­nutz­te Sa­xon die Ge­le­gen­heit, die Kom­mo­de, die mit dem Se­gel­schiff über den At­lan­ti­schen Ozean und mit Och­sen­kar­ren über die Prä­rie be­för­dert wor­den war, zu pa­cken. Sie be­trach­te­te noch ein­mal den Holz­schnitt von den Wi­kin­gern, die mit dem Schwert in der Hand auf den eng­li­schen Strand spran­gen. Und wie­der glaub­te sie, in ei­nem der Wi­kin­ger Bil­ly zu se­hen, und eine Wei­le saß sie da und dach­te, wie wun­der­bar weit die Saat ver­streut war, von der sie stamm­te. Sie dach­te an die Er­zäh­lung ih­rer Mut­ter, wie das ver­hei­ße­ne Land vor ih­ren Au­gen er­schi­en, als ihre mit­ge­nom­me­nen Kar­ren und mü­den Och­sen über die Sier­ra mit dem frü­hen Win­ter­schnee in das präch­ti­ge Son­nen­land Ka­li­for­ni­en mit all sei­nen Blu­men ka­men. Sie sah in Ge­dan­ken von den schnee­be­deck­ten Hö­hen her­ab, wie ihre Mut­ter als neun­jäh­ri­ges Mäd­chen von ih­nen hin­ab­ge­se­hen ha­ben muss­te.

      Dann seufz­te sie glück­lich und wisch­te sich die Au­gen. Vi­el­leicht wa­ren die schwe­ren Zei­ten jetzt über­stan­den. Vi­el­leicht war es ihre »Prä­rie« ge­we­sen, und viel­leicht wa­ren sie und Bil­ly jetzt gut hin­über­ge­kom­men und klet­ter­ten in eben die­sem Au­gen­blick über die Sier­ra, von wo sie in den herr­li­chen Tal­strich ge­lang­ten.

      *

      Neu­gie­ri­ge Nach­barn guck­ten hin­ter den Gar­di­nen, als Bil­ly und Sa­xon die Stra­ße hin­ab­schrit­ten, und die Kin­der gaff­ten ih­nen über­rascht nach. Bil­ly trug ihr Bett­zeug in ei­nem be­mal­ten Se­gel­tuch­über­zug auf dem Rücken. In die­sem Pa­cken hat­te er auch ihre rei­ne Wä­sche und ver­schie­de­ne an­de­re not­wen­di­ge Din­ge. Oben­drauf wa­ren eine Brat­pfan­ne und eine Kas­se­rol­le ge­bun­den. In der Hand trug er die Kaf­fee­kan­ne. Sa­xon hat­te in der einen Hand einen Ruck­sack und auf dem Rücken die Ukulélé im Fut­te­ral.

      »Wir müs­sen ge­fähr­lich aus­se­hen«, brumm­te Bil­ly, der zu­sam­men­fuhr, so­oft ihn je­mand an­sah.

      »Wenn wir nur eine große Fuß­wan­de­rung mach­ten, СКАЧАТЬ