Название: Gesammelte Werke
Автор: Джек Лондон
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier
isbn: 9783962813475
isbn:
»Weißt du«, sagte er plötzlich, »ich habe einmal eine Oper gehört, in der die Burschen mit Gitarren auf dem Rücken durch das ganze Land wanderten – genau so gehst du mit deinem Klimperding. Sie sangen die ganze Zeit im Gehen.«
»Dazu hab ich sie auch mitgenommen«, antwortete Saxon. »Und wenn wir auf der Landstraße sind, will ich singen, und auch beim Lagerfeuer wollen wir singen. Wir machen eine Fußwanderung – das ist alles. Wir haben uns Ferien genommen und wollen uns umsehen. Warum sollten wir es uns nicht gut sein lassen? Wir wissen ja nicht einmal, wo wir heute Nacht und im übrigen auch alle anderen Nächte schlafen sollen. Ist das nicht lustig?«
»Ja, es ist wirklich sehr komisch«, sagte Billy nachdenklich. »Aber ich möchte dir doch vorschlagen, dass wir durch die Nebenstraßen gehen. An der nächsten Ecke stehen ein paar Burschen, die ich kenne, und ich möchte ihnen nicht gern die Köpfe zerschlagen.«
*
1 Schal <<<
Drittes Buch
Die elektrische Straßenbahn ging ganz bis nach Haywards, aber auf Saxons Vorschlag stiegen sie in San Leandro aus.
»Es ist ganz gleich, wo wir unsere Wanderung beginnen«, sagte sie, »denn irgendwo müssen wir ja anfangen. Da wir uns nach Boden umsehen und etwas über Boden erfahren wollen, müssen wir es ja lieber tun, sobald wir können. Außerdem wollen wir über jede Art von Boden etwas erfahren, sowohl in der Nähe der großen Städte wie tief in den Bergen.«
»Na ja! Das hier muss das Hauptquartier der Portugiesen sein«, meinte Billy immer wieder, als sie durch San Leandro wanderten.
»Ja, es sieht so aus, als wäre hier für Leute unseres Schlages kein Platz«, meinte Saxon.
»Hier ist es überfüllt, finde ich«, knurrte Billy, »es sieht aus, als gäbe es für den freigeborenen Amerikaner keinen Platz mehr in seinem eigenen Lande.«
»Dann ist es deine eigene Schuld«, sagte Saxon mit einer Strenge, die sich jedoch an keinen Bestimmten richtete; sie ärgerte sich nur im Allgemeinen über die Lebensbedingungen, die sie unklar zu verstehen begann.
»Ach, das weiß ich nun gerade nicht. Ich rede mir ein, dass ein Amerikaner dasselbe tun könnte wie die Portugiesen – wenn er nur wollte. Aber er will nicht – Gott sei Dank! Er will nicht von Abfall leben wie ein Schwein.«
»Nein, auf dem Lande vielleicht nicht«, antwortete Saxon eifrig. »Aber in den Städten habe ich doch eine schreckliche Menge Amerikaner gesehen, die wie die Schweine lebten.«
Billy brummte etwas, musste ihr aber doch recht geben. Ich kann mir denken, dass sie von den Bauernhöfen in die Stadt gegangen sind, weil sie glaubten, dass es dort besser sei, und dass sie dort nur Ohrfeigen kriegen.
»Sieh die Kinder!« rief Saxon. »Die Schulen fangen an – und es sind fast alles Portugiesen!«
»Drüben, wo sie herkommen, haben sie nie so gute Kleider gehabt«, spottete Billy. »Sie sind herüber gekommen, um anständige Kleider und anständige Kost zu kriegen. Sie sind so rund wie kleine Butterkugeln.«
Saxon nickte bestätigend, und es war, als ginge ihr plötzlich ein Licht auf.
»Das ist es ja eben, Billy! Sie schlagen sich durch, und zwar glänzend, indem sie den Boden bebauen Für sie gibt es keinen Streik.«
»Du willst doch die dummen Gärten nicht Ackerbau nennen«, sagte er und wies auf ein kleines Stück Land, an dem sie gerade vorbei kamen.
»Ach, du redest dir immer ein, dass es so groß sein muss!« lachte sie. »Du bist wie Onkel Bill, der Tausende und aber Tausende von Morgen Land besaß, schließlich eine Million haben wollte und als Nachtwächter endete. Das ist es eben mit uns Amerikanern. Alles soll so groß sein. Alles, was weniger ist als hundertundsechzig Morgen, ist uns zu kleinlich.«
»Nun, immerhin« – Billy wollte sich nicht geschlagen geben –, »immerhin sind die großen Betriebe doch viel besser als all die lächerlichen kleinen Gärten hier.«
Saxon nickte.
»Ich weiß nicht, was lächerlicher ist, bemerkte sie schließlich: ein paar Morgen Boden und die Pferde, mit denen man fährt, zu besitzen oder gar keinen Boden zu besitzen und ein Gespann, das anderen gehört, zu fahren – für Geld.«
Billy krümmte sich ein wenig.
»Nur weiter, Robinson Crusoe!« brummte er gutmütig. »Spar ja dein Pulver nicht! Und das allerschlimmste ist, dass es stimmt. Ich bin verrückt und kein freier Amerikaner gewesen; ich habe die Pferde anderer Leute gefahren und gestreikt und Streikbrecher verprügelt – und nicht einmal die Ratenzahlung für das bisschen Möbel aufbringen können. Aber eines tut mir doch leid! Es kam mir verflucht schwer an, den großen Sessel zurückzugeben – du hast ihn so gern gehabt. Wir haben doch manche Stunde unserer Flitterwochen in dem Sessel verbracht.«
Sie hatten jetzt San Leandro hinter sich und kamen an einer ganzen Reihe winziger Bauernhöfe vorbei – Höfchen nannte Billy sie – und Saxon nahm ihre Ukulélé, um ihn mit einem Lied zu erheitern. Zuerst kam das Lied von dem alten Bauern, dann ging sie zu einem alten Kirchenlied über, wie die Neger sie bei den Gebetversammlungen singen.
»Ach, der jüngste Tag bricht an,
Er bricht an, ja er bricht an.
Und die Trompeten gellen dann,
Hört nur, wie sie gellen.«
Ein großes Automobil, das vorbeifuhr, wirbelte den Staub um sie auf und zwang Saxon, eine Pause zu machen. Sie benutzte die Zeit, um Billy ihren letzten Einfall zu erzählen.
»Weißt du, Billy, denk daran, dass wir nicht das erste beste Stück Boden nehmen, das wir sehen. Wir müssen die Augen aufmachen –«
»Na, viel können wir noch nicht sehen«, warf er СКАЧАТЬ