Gesammelte Werke. Джек Лондон
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Название: Gesammelte Werke

Автор: Джек Лондон

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier

isbn: 9783962813475

isbn:

СКАЧАТЬ ist al­les in Ord­nung«, ver­si­cher­te er ihr. »Ich bin ver­hei­ra­tet und habe zwei Jun­gens. Die Lun­ge von dem einen ist nicht ganz in Ord­nung, und mei­ne Frau ist mit ih­nen in Ari­zo­na. Die Ei­sen­bahn hat ih­nen dazu ver­hol­fen.«

      Und als er die Trep­pe hin­un­ter­ging, dach­te sie, wie es wohl kam, dass es einen so gu­ten, freund­li­chen Mann in ei­ner Welt gab, die sonst so schlecht war.

      Der klei­ne Do­na­hue warf eine Abend­zei­tung zu ihr her­ein, und sie sah, dass das Blatt Bil­ly eine hal­be Spal­te ge­op­fert hat­te. Es war nicht ge­ra­de schmei­chel­haft. Es wur­de er­wähnt, dass er sich dem Ge­richt mit Au­gen, die Zei­chen frü­he­rer Prü­ge­lei­en tru­gen, ge­stellt hät­te. Er wur­de als Ban­dit, als Rauf­bold, pro­fes­sio­nel­ler Bo­xer be­schrie­ben, den zu ih­ren Mit­glie­dern zu zäh­len eine Schan­de für die Ge­werk­schaf­ten sei. Der Über­fall, des­sen er sich schul­dig ge­macht, wäre wi­der­wär­tig, roh und ohne den ge­rings­ten An­lass un­ter­nom­men, und wenn alle strei­ken­den Fuhr­leu­te so wie er wä­ren, dann wür­de es das ein­zig Ver­nünf­ti­ge für Oa­k­land sein, die Ge­werk­schaft zu spren­gen und alle Mit­glie­der zur Stadt hin­aus­zu­ja­gen. Und end­lich be­klag­te die Zei­tung sich dar­über, dass das Ur­teil zu mil­de sei. Er hät­te min­des­tens sechs Mo­na­te ha­ben müs­sen. Es wur­de ein Auss­pruch des Rich­ters an­ge­führt, der be­dau­er­te, nicht im­stan­de ge­we­sen zu sein, ihn zu sechs Mo­na­ten zu ver­ur­tei­len, die Sa­che sei aber, dass die Ge­fäng­nis­se schon über­füllt wä­ren von den vie­len, die sich bei den ver­schie­de­nen Streiks Ge­walt­tä­tig­kei­ten hät­ten zu­schul­den kom­men las­sen.

      Als Sa­xon sich am Abend zu Bett leg­te, fühl­te sie zum ers­ten Mal, was Ein­sam­keit hieß. Es war, als schnurr­te ihr al­les durch den Kopf, und ihr Schlaf wur­de be­stän­dig von Ver­su­chen un­ter­bro­chen, Bil­ly zu fas­sen, der, wie sie mein­te, ne­ben ihr lag. Schließ­lich zün­de­te sie die Lam­pe an, lag da und starr­te mit of­fe­nen Au­gen die De­cke an, wäh­rend sie im­mer wie­der in al­len Ein­zel­hei­ten das Un­glück über­dach­te, das sie mit so läh­men­der Wucht ge­trof­fen hat­te. Sie konn­te ver­zei­hen und konn­te es doch nicht. Der ge­gen ihre Lie­be ge­rich­te­te Schlag war zu hef­tig und bru­tal ge­we­sen. Ihr Stolz war zu sehr miss­han­delt, als dass sie in ih­ren Ge­dan­ken ganz zu dem an­de­ren Bil­ly hät­te zu­rück­keh­ren kön­nen – den sie ge­liebt hat­te. Sie wein­te, wie sie al­lein in dem großen Bett dalag und mit sich kämpf­te, um Bil­lys un­fass­ba­re Grau­sam­keit zu ver­ges­sen, ja, so­gar mit stum­mer Zärt­lich­keit ihre Wan­ge auf den miss­han­del­ten Arm leg­te. Aber im­mer wie­der flamm­te die Krän­kung in ihr auf, ein ewi­ger hef­ti­ger Pro­test ge­gen Bil­ly und al­les, was Bil­ly ge­tan. Ihre Keh­le brann­te wie Feu­er, in ih­rer Brust war ein dump­fer Schmerz, der nie auf­hör­te, und sie wur­de von dem Ge­fühl be­drückt, dass al­les aus war. Wa­rum? Wa­rum? Aber auf die­ses Le­bens­rät­sel er­hielt sie kei­ne Ant­wort.

      Am Mor­gen kam Sa­rah zu Be­such – der zwei­te Be­such seit ih­rer Ver­hei­ra­tung; und es war nicht schwer zu er­ra­ten, was die Schwä­ge­rin woll­te. Sa­xon brauch­te sich nicht an­zu­stren­gen, dass ihr Stolz sich auf­bäum­te. Sie woll­te Bil­ly nicht im ge­rings­ten ver­tei­di­gen. Es gab nichts zu ver­tei­di­gen und nichts zu er­klä­ren. Al­les war, wie es sein soll­te, und je­den­falls ging es kei­nen et­was an. Das reiz­te Sa­rah nur noch mehr.

      »Ich warn­te dich ja. Ich habe im­mer ge­wusst, dass er nichts wert war, ein Zucht­haus­kan­di­dat, ein Ban­dit, ein Rauf­bold. Das Herz sank mir in die Schu­he, als ich hör­te, dass du mit ei­nem Be­rufs­bo­xer gingst. Das sag­te ich dir schon da­mals. Aber nein, du woll­test nicht auf mich hö­ren, du mit dei­nem Fein­ge­fühl und dei­nen vie­len Schu­hen – mehr als eine an­stän­di­ge Frau ha­ben soll­te. Du warst na­tür­lich klü­ger als ich. Und da sag­te ich zu Tom: ›Tom‹, sag­te ich, ›jetzt ist Sa­xon ge­lie­fert.‹ Das wa­ren mei­ne Wor­te. Wer Pech an­rührt, be­su­delt sich. Wenn du doch nur Char­ley Long ge­hei­ra­tet hät­test! Dann hät­te die Fa­mi­lie nicht die­se Schan­de er­le­ben müs­sen. Das ist nur der An­fang. Denk an das, was ich dir sage, das ist nur der An­fang. Wo es en­den soll, das mö­gen die Göt­ter wis­sen. Er wird noch ge­hängt wer­den we­gen Mord, der Ban­dit, mit dem du ver­hei­ra­tet bist. Ja, war­te nur, du wirst ja se­hen. Wie man sich bet­tet, so liegt man, und wenn man einen Zucht­haus­kan­di­da­ten –«

      »Ach was«, ant­wor­te­te Sa­xon über­le­gen. »In die­ser Zeit schei­nen alle einen Vor­ge­schmack vom Zucht­haus zu be­kom­men. Ist nicht selbst Tom bei ei­ner so­zia­lis­ti­schen Stra­ßen­ver­samm­lung ver­haf­tet wor­den? Alle Men­schen kom­men jetzt ins Ge­fäng­nis.«

      Sie sah gleich, dass der Pfeil ge­trof­fen hat­te.

      »Aber Tom wur­de frei­ge­spro­chen«, er­wi­der­te Sa­rah.

      »Des­halb hat er aber doch die Nacht ge­ses­sen.«

      Da­ge­gen war nichts zu sa­gen, und Sa­rah ging zu ih­rer Lieb­ling­s­tak­tik über und mach­te einen Flan­ken­an­griff.

      »Es ist üb­ri­gens hübsch, wie es mit dir ge­en­det hat, bei dei­ner schö­nen und gu­ten Er­zie­hung – dass du dich mit ei­nem Zim­mer­herrn ein­lässt.«

      »Wer sagt das?« frag­te Sa­xon in flam­men­dem Zorn, den sie je­doch gleich wie­der be­zwang.

      »Ach, das kann doch ein Blin­der zwi­schen den Zei­len le­sen. Ein Zim­mer­herr, eine jun­ge Frau, die ihre Selb­st­ach­tung ver­lo­ren und einen Bo­xer ge­hei­ra­tet hat. Wes­halb soll­ten sie sich sonst prü­geln?«

      »Genau wie je­der an­de­re Fa­mi­li­en­streit, nicht wahr?« sag­te Sa­xon mit ru­hi­gem Lä­cheln.

      Sa­rah wur­de so wü­tend, dass sie im ers­ten Au­gen­blick kein Wort her­vor­brin­gen konn­te.

      »Und das will ich dir nur sa­gen«, fuhr Sa­xon fort. »Eine Frau muss stolz sein, wenn Män­ner sich um sie schla­gen. Und ich bin stolz dar­auf, hörst du? Ich bin stolz dar­auf, das kannst du gern all dei­nen Nach­barn, al­len Men­schen er­zäh­len. Ich bin kei­ne Kuh, Män­ner lie­ben mich, Män­ner schla­gen sich mei­net­we­gen, Män­ner ge­hen mei­net­we­gen ins Ge­fäng­nis. Und jetzt kannst du ge­hen, Sa­rah, und zwar so­fort, und den Leu­ten er­zäh­len, was du zwi­schen den Zei­len ge­le­sen hast. Er­zähl ih­nen, dass Bil­ly ein Zucht­haus­kan­di­dat ist, und dass ich eine schlech­te Frau bin, hin­ter der alle Män­ner her sind. Ruf es von den Dä­chern her­un­ter, und möch­test du Freu­de dar­an ha­ben. Und nun geh, und set­ze nie wie­der dei­nen Fuß in mein Haus. Du bist eine zu acht­ba­re Frau, um hier­her­zu­kom­men. Dein gu­ter Ruf könn­te dar­un­ter lei­den. Und denk an dei­ne Kin­der. Aber jetzt geh! Geh!«

      Erst als die ver­blüff­te und ent­setz­te Sa­rah zur Tür hin­aus war, warf Sa­xon sich hef­tig wei­nend aufs Bett. Sie hat­te sich bis­her nur über Bil­lys Bru­ta­li­tät und Un­ge­rech­tig­keit ge­schämt. Jetzt aber wuss­te sie, wie an­de­re die Sa­che an­sa­hen. Das war Sa­xon bis­her nicht ein­ge­fal­len. Sie war über­zeugt, dass es auch Bil­ly nicht ein­ge­fal­len war. Sie kann­te sei­ne Hal­tung von An­fang an. Er war im­mer da­ge­gen ge­we­sen, einen Zim­mer­herrn zu СКАЧАТЬ