Dracula. Брэм Стокер
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Название: Dracula

Автор: Брэм Стокер

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Horror bei Null Papier

isbn: 9783954180080

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СКАЧАТЬ Ich be­gab mich in mein Zim­mer, leg­te mich zu Bet­te und schlief ein, merk­wür­di­ger­wei­se ohne Traum. Es gibt auch eine Ruhe der Verzweif­lung.

      31. Mai. – Als ich am Mor­gen er­wach­te, woll­te ich mich mit et­was Pa­pier und ei­ni­gen Um­schlä­gen aus mei­nem Kof­fer ver­se­hen und sie in mei­ner Ta­sche ver­ber­gen, um ei­ni­ge Brief zu schrei­ben und sie viel­leicht auf­ge­ben las­sen zu kön­nen. Aber wie­der eine Über­ra­schung, wie­der ein Schlag!

      Jede Spur von Pa­pier war weg und da­mit alle mei­ne No­ti­zen, mei­ne Ei­sen­bahn­fahr­plä­ne, mein Kre­dit­brief; in der Tat al­les, was mir wirk­lich nütz­lich sein könn­te, wenn es mir wirk­lich ge­län­ge zu ent­kom­men. Ich saß und grü­bel­te eine Wei­le, dann kam mir ein Ge­dan­ke und ich such­te nach mei­nem Hand­kof­fer und in der Gar­de­ro­be, in der ich mei­ne Klei­der auf­ge­hängt hat­te.

      Mein Rei­se­an­zug ist ver­schwun­den, eben­so mein Über­zie­her und mei­ne De­cke. Ich konn­te nir­gends eine Spur da­von ent­de­cken. Das schi­en mir wie­der eine neue Per­fi­die zu sein.

      17. Juni. – Die­sen Mor­gen, als ich auf dem Ran­de mei­nes Bet­tes saß und mein Ge­hirn zer­mar­ter­te, hör­te ich drau­ßen Peit­schen­knall und das Stamp­fen und Schar­ren von Pfer­de­hu­fen auf dem fel­si­gen Wege, der zum Schloss­ho­fe führt. Voll Freu­de eil­te ich zum Fens­ter und sah zwei große Lei­ter­wa­gen her­ein­fah­ren, je­der ge­zo­gen von acht schwe­ren Pfer­den, bei je­dem Paar ein Slo­wa­ke mit mäch­ti­gem Hut, brei­tem, mes­sing­be­schla­ge­nem Gür­tel, schmut­zi­gem Schaf­fell und ho­hen Stie­feln. Ihre lan­gen Stä­be tru­gen sie in der Hand. Ich rann­te zur Türe, mit der Ab­sicht, hin­un­ter­zu­ge­hen und durch den Haup­tein­gang zu ih­nen zu flüch­ten, für die doch das Tor ge­öff­net sein muss­te. Wie­der eine Ent­täu­schung! Die Türe war von au­ßen ver­schlos­sen.

      Da rann­te ich ans Fens­ter und rief sie an. Sie schau­ten stu­pid her­auf und deu­te­ten auf mich; dann kam der Het­man der Szi­ga­nys her­bei, und als er sah, dass sie auf mein Fens­ter wie­sen, sag­te er et­was, und alle lach­ten. Von da ab konn­te kei­ne Be­mü­hung mei­ner­seits, kein ver­zwei­fel­tes Schrei­en, kein to­des­ban­ges Fle­hen auch nur einen von ih­nen ver­an­las­sen, den Kopf nach mir zu wen­den. Sie wand­ten sich sicht­lich ab. Die Lei­ter­wa­gen ent­hiel­ten große, vier­e­cki­ge Kis­ten mit Hand­grif­fen aus dickem Strick; sie wa­ren of­fen­bar leer, nach der Leich­tig­keit zu schlie­ßen, mit der die Slo­wa­ken mit ih­nen her­um­war­fen, und dem hoh­len Ge­pol­ter, das sie da­bei mach­ten. Als sie alle ab­ge­la­den und in ei­nem großen Sta­pel in ei­ner Ecke des Ho­fes zu­sam­men­ge­stellt wa­ren, er­hiel­ten die Slo­wa­ken Geld von dem Szi­ga­ny; sie spuck­ten dar­auf, da­mit es ih­nen Glück brin­gen möch­te, und be­ga­ben sich dann schläf­rig zu ih­ren Pfer­den. Bald dar­auf hör­te ich, wie das Klat­schen ih­rer Peit­schen all­mäh­lich in der Fer­ne ver­hall­te.

      24. Juni. – Vor Ta­ge­s­an­bruch. – Letz­te Nacht ver­ließ mich der Graf früh­zei­tig und schloss sich in sei­nem Zim­mer ein. So­bald ich frei war, rann­te ich die Wen­del­trep­pe hin­auf und späh­te aus dem Fens­ter nach Sü­den. Ich hat­te die Ab­sicht, dem Gra­fen auf­zu­pas­sen, denn ir­gen­det­was ist im Gan­ge. Die Szi­ga­nys sind im Schlos­se un­ter­ge­bracht und ver­rich­ten ir­gend eine Ar­beit. Ich weiß es ge­wiss, denn hier und da höre ich, wie aus wei­ter Fer­ne, die ge­dämpf­ten Lau­te von Spa­ten und Ha­cke. Was es auch sein mag, der Zweck der Ar­beit ist si­cher­lich eine grau­sa­me Schur­ke­rei.

      Et­was we­ni­ger als eine hal­be Stun­de hat­te ich am Fens­ter ge­stan­den, da kroch et­was aus des Gra­fen Zim­mer. Ich lehn­te mich zu­rück, sah aber ge­spannt hin­aus und be­merk­te, wie der Mann ganz hin­aus­klet­ter­te. Es war ein neu­er Schreck für mich, als ich er­kann­te, dass er mei­ne Rei­se­klei­der trug und über sei­nen Schul­tern das un­heim­li­che Bün­del, das ich die ge­spens­ti­schen Frau­en kürz­lich hat­te mit­neh­men se­hen. Über den Zweck sei­nes Aus­flu­ges war wohl kein Zwei­fel mehr mög­lich, aber noch dazu in mei­nen Klei­dern! Das ist sein neues­ter Trick: er will, dass an­de­re mei­nen, mich ge­se­hen zu ha­ben, wie ich ihn Städ­ten oder Dör­fern ei­gen­hän­dig mei­ne Brie­fe auf­gab, und dass die Ver­bre­chen, die er ver­übt, mir zu­ge­mu­tet wer­den. Es macht mich ra­sen, wenn ich dar­an den­ke, dass er so et­was un­ge­straft tun kann, wäh­rend er mich hier ein­ge­sperrt hält; ein wirk­li­cher Ge­fan­ge­ner, aber ohne den Schutz des Ge­set­zes, der selbst des Ver­bre­chers Recht und Trost ist. Ich woll­te dann auf die Rück­kehr des Gra­fen war­ten und blieb un­ver­dros­sen lan­ge Zeit am Fens­ter ste­hen. Plötz­lich schi­en mir, als tanz­ten ein­zel­ne klei­ne Fleck­chen im Mond­licht. Sie wa­ren fein wie Staub, wir­bel­ten um­her und bil­de­ten ne­bel­ar­ti­ge Schwär­me. Ich sah ih­nen mit ei­ner ge­wis­sen Ruhe zu, es kam so­gar eine Art Be­ha­gen über mich. Ich lehn­te mich läs­sig an den Fens­ter­pfei­ler zu­rück, um so be­que­mer dem lus­ti­gen Spiel zu­se­hen zu kön­nen.

      Et­was je­doch flö­ßte mir Un­be­ha­gen ein; es war ein lei­ses, we­hes Heu­len von Hun­den ir­gend­wo tief un­ten im Tale, wo­hin aber die Aus­sicht nicht reich­te. Es kam mir vor, als klän­ge das Heu­len im­mer lau­ter und als be­müh­ten sich die flat­tern­den Staub­wol­ken, im­mer neue Ge­stal­ten an­zu­neh­men, wäh­rend sie da im Mond­schei­ne tanz­ten. Ich fühl­te es, wie ich mich ge­gen die Stim­me der Ver­nunft wehr­te; ja mei­ne gan­ze See­le wehr­te sich da­ge­gen, und auch die wie­der­er­wach­ten Emp­fin­dun­gen hin­der­ten mich dar­an, ihr zu fol­gen. Ich wur­de ein­fach hyp­no­ti­siert! Ra­scher und ra­scher tanz­te der Staub und die Mond­strah­len schie­nen zu zit­tern; mehr und mehr sam­mel­ten sich die Ge­stal­ten, bis sie end­lich schwan­ken­den Phan­to­men gli­chen. Plötz­lich er­schrak ich, ich er­wach­te, und im wie­der­er­lang­ten Be­sitz mei­ner Sin­ne rann­te ich schwei­gend da­von. Die Phan­to­me, die sich da all­mäh­lich im Mond­schein ma­te­ria­li­siert hat­ten, wa­ren die drei ge­spens­ti­gen Mäd­chen, de­nen ich ver­fal­len war. Ich floh und fühl­te mich erst in mei­nem Zim­mer et­was si­che­rer, wo kein Mond schi­en und die Lam­pe noch freund­lich brann­te.

      Als ein paar Stun­den vor­bei wa­ren, hör­te ich et­was Ent­setz­li­ches aus dem Zim­mer des Gra­fen, et­was wie eine tie­fe Weh­kla­ge, die rasch un­ter­drückt wird; dann eine furcht­ba­re To­ten­stil­le, die mich mit Schau­dern er­füll­te. Mit klop­fen­dem Her­zen ging ich zur Türe, um sie zu öff­nen; aber ich war in mei­nem Ge­fäng­nis ein­ge­schlos­sen; ich konn­te nichts, gar nichts tun. Ich setz­te mich hin und wein­te.

      Wie ich so da saß, hör­te ich vom Schloss­hof her das Weh­ge­schrei ei­ner Frau. Ich sprang ans Fens­ter, riss es auf und sah hin­aus. Da war in der Tat ein Weib mit ver­wirr­tem Haar und hielt ihre Hand an die Brust, als woll­te sie ihr vom ra­schen Lau­fe zer­sprin­gen. Sie lehn­te in ei­nem Win­kel des Tor­we­ges. Als sie mein Ge­sicht am Fens­ter er­blick­te, stürz­te sie dro­hend vor­wärts und schrie mit gel­len­der Stim­me:

      »Scheu­sal, gib mir mein Kind!«

      Sie warf sich auf die Knie, hob ihre Hän­de zu mir em­por und wie­der­hol­te im­mer die­sel­ben Wor­te, die mir das Herz zer­ris­sen.

      Dann rauf­te sie ihr Haar, zer­schlug sich die Brust und gab sich al­len Ge­walt­tä­tig­kei­ten un­er­träg­li­chen СКАЧАТЬ