Hans Fallada – Gesammelte Werke. Hans Fallada
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Название: Hans Fallada – Gesammelte Werke

Автор: Hans Fallada

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier

isbn: 9783962813598

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СКАЧАТЬ ma­che … Er hat ein­ge­wil­ligt, dass ich die Fla­sche Schnaps noch mit­neh­men darf; ich tra­ge sie mit lo­sem Kor­ken griff­be­reit in der Ho­sen­ta­sche. Da­für habe ich ihm mein Ehren­wort ge­ge­ben, ihm nicht wie­der zu wi­der­ste­hen und kei­nen Flucht­ver­such zu ma­chen. Trotz­dem hat er mir ein klei­nes stäh­ler­nes Kett­chen um das rech­te Hand­ge­lenk ge­legt, er miss­traut viel­leicht dem Ehren­wort ei­nes Be­trun­ke­nen doch ein biss­chen.

      Und nun ste­hen wir un­ter der Tür, ich habe mich um­ge­wen­det und habe zu Eli­nor ge­sagt: »Gute Nacht, Eli­nor, ich dan­ke dir auch für al­les, Eli­nor.«

      Und sie ant­wor­tet mit gleich­mü­ti­ger Stim­me: »Gute Nacht, al­tes Pa­pa­chen, schlaf auch schön« – ge­ra­de als wäre ich ir­gend­ein be­lie­bi­ger Stamm­gast, der nach sei­nem Abend­schop­pen zum fried­li­chen Ehe­bett heim­geht.

      Also, hier­nach wol­len wir nun wirk­lich ge­hen, ich und der Wacht­meis­ter, da ruft die Wir­tin plötz­lich mit schril­ler Stim­me: »Und mein Wein? Und mein Schnaps?! Und die zer­bro­che­nen Glä­ser?!! Der Lump hat ja noch nicht be­zahlt, der be­sof­fe­ne, Herr Wacht­meis­ter! Das geht doch nicht! Las­sen Sie ihn erst zah­len.«

      Der Wacht­meis­ter sieht mich erst be­denk­lich an, seufzt und fragt dann lei­se: »Ha­ben Sie Geld?«

      Ich ni­cke.

      »Also dann be­zah­len Sie, dass ich end­lich nach Haus kom­me!« Und laut: »Wie viel macht’s denn?«

      Die Wir­tin rech­net, dann sagt sie: »Sie­ben­und­sech­zig Mark ein­schließ­lich Be­die­nung. Und rich­tig, dann noch das Te­le­fon­ge­spräch, durch das ich Sie ge­ru­fen habe, Herr Wacht­meis­ter. Macht, al­les zu­sam­men, sie­ben­und­sech­zig Mark zwan­zig.«

      Ich grei­fe in mei­ne Ta­sche. Ich brin­ge ein biss­chen Geld her­vor. Ich grei­fe in die Brust­ta­sche mei­nes Jacketts: Sie ist leer. Plötz­lich er­in­ne­re ich mich … Ich sehe auf Eli­nor hin, erst mit ei­ner stum­men Fra­ge, dann bit­tend, auf­for­dernd, drän­gend … Ich kann doch hier nicht auch noch als Zech­prel­ler da­ste­hen! Eli­nor sieht nicht auf mich, mit ei­nem un­er­gründ­li­chen schwa­chen Lä­cheln blickt sie auf das Geld­häuf­chen, das ich auf einen Tisch ge­legt habe. Dann glei­tet ihr Blick von dort fort und zur Wir­tin hin … Eli­nors Lip­pen öff­nen sich ein we­nig, das Lä­cheln um ih­ren Mund ver­stärkt sich … Die Wir­tin ist auf das Geld los­ge­schos­sen und hat es im Nu durch­ge­zählt.

      »Drei­und­zwan­zig Mark«, schreit sie krei­schend. »Sie Lump, Sie ver­damm­ter Zech­prel­ler, Sie! Erst steh­len Sie mir mei­ne Nachtru­he und be­dro­hen mich mit ei­nem Re­vol­ver und dann …«

      Sie schilt im­mer wei­ter, der Wacht­meis­ter hört ge­lang­weilt und gäh­nend zu. Schließ­lich, als die Wir­tin mir gar wie­der mit ih­ren Kral­len ins Ge­sicht fah­ren will, wehrt er sie ab und sagt: »Jetzt ist’s ge­nug, Frau Schul­ze.« Und zu mir: »Ha­ben Sie wirk­lich nicht mehr Geld?«

      »Nein!«, sage ich und sehe Eli­nor fest da­bei an. Dies­mal sieht sie mich wie­der an, eben­so fest, ohne eine Spur von Lä­cheln. Und nun tut die­ses Mäd­chen blitz­schnell wie­der et­was Er­staun­li­ches: Sie greift in den Aus­schnitt ih­rer Blu­se und zieht für einen Au­gen­blick den mir ab­ge­nom­me­nen Pa­cken Geld­schei­ne her­vor. Ich sehe den blau­en Schim­mer der Hun­dert­mär­ker. Im Mund­win­kel er­scheint Eli­nors Zun­gen­spit­ze, spöt­tisch lä­chelt das Mäd­chen jetzt. Der Pa­cken Geld ver­schwin­det wie­der im Bu­sen. Sie legt die Hand auf die Brust, hebt sie ein we­nig an, dass ich den schö­nen, vol­len An­satz sehe, und dann wen­det sie sich end­gül­tig von mir ab, geht hin­ter die The­ke.

      Oh, wie klug und raf­fi­niert sie ist: Gera­de im rich­ti­gen Mo­ment er­in­ner­te sie mich an mein Wort, aber mei­nem Wort nicht ganz trau­end, er­in­ner­te sie mich auch an die Ver­bun­den­heit un­se­res Flei­sches. Bit­ter­süß, von ei­nem kal­ten Feu­er, eine Ge­lieb­te, die sich mir nie ganz hin­ge­ben, die ich nie ganz be­sit­zen wür­de – die wah­re Kö­ni­gin des Al­ko­hols!

      »Nein«, sage ich mit tro­ckener Stim­me, »mehr Geld habe ich nicht bei mir. Aber sen­den Sie die Rech­nung an mein Kon­tor, mei­ne Frau wird sie so­fort be­zah­len.«

      Die Wir­tin keift: »Ihre Frau wird Bes­se­res zu tun ha­ben, als die Rech­nun­gen ei­nes Säu­fers zu be­zah­len! Wacht­meis­ter, keh­ren Sie sei­ne Ta­schen um, viel­leicht hat er doch noch was bei sich …«

      »Nichts«, sage ich. »Aber ich habe eine Ta­sche drau­ßen ste­hen, Herr Wacht­meis­ter, wenn ich die ho­len darf …?«

      Wir ho­len die Ak­ten­ta­sche, mei­nen Ein­kauf in je­nem klei­nen Luft­kur­ort, her­ein. Ich brei­te mei­ne Ein­käu­fe aus: mei­ne bei­den pa­pa­gei­en­bun­ten Py­ja­mas, das raf­fi­nier­te Toi­let­ten­zeug, das fran­zö­si­sche Par­füm … Wie lan­ge ist es her, dass ich dies al­les, welt­män­nisch scher­zend, von jun­gen Mäd­chen ein­kauf­te? Ich wer­de es nie be­nut­zen! Wie lan­ge ist es her, dass ich auf der See­ter­ras­se dort grü­nen Aal zu Bur­gun­der­wein aß und Be­trach­tun­gen dar­über an­stell­te, ein wie be­hag­li­ches Le­ben ich als zur Ruhe ge­setz­ter Kauf­mann füh­ren wür­de? Wie lan­ge? Erst gute zwölf Stun­den! Und nie wer­de ich die­ses be­hag­li­che Le­ben füh­ren! Jetzt tra­ge ich eine Ket­te um das Hand­ge­lenk und wer­de als Ver­bre­cher von der Po­li­zei es­kor­tiert! O ade, gu­tes Le­ben!

      »Was soll ich mit dem fei­nen Krims­krams?!«, ze­tert die Wir­tin. »Sie­ben Haut- und Na­gel­sche­ren al­lein! Das kann ich nicht brau­chen. Ich will mein Geld ha­ben! Und die­se ge­mei­nen Schlaf­an­zü­ge!« Aber ih­rer Stim­me ist an­zu­hö­ren, dass dies nur ein Rück­zugs­ge­fecht ist, ihre Gier ist er­wacht.

      »Ich habe um hun­dert Mark her­um da­für be­zahlt«, sage ich. »Und drau­ßen ste­hen auch noch zwei Fla­schen Schwarz­wäl­der und eine Fla­sche Korn – die sol­len Sie auch noch ha­ben. Sind Sie nun zu­frie­den?«

      Sie ze­tert noch ein we­nig, aber dann gibt sie sich zu­frie­den.

      »Aber die Fla­sche Par­füm möch­te ich Ihrem Mäd­chen als Trink­geld schen­ken«, sage ich und neh­me sie.

      »Mei­net­hal­ben«, sagt die Wir­tin. »Mit sol­chem Nut­ten­zeug mag ich mich nicht ein­stin­ken.« Und sie pro­biert, ob die Hose des bun­ten Py­ja­mas auch lang ge­nug für sie ist.

      »Eli­nor!«, rufe ich durch das Lo­kal, denn ich kann we­gen der Ket­te nicht fort von dem Wacht­meis­ter. »Hier habe ich noch eine Fla­sche echt fran­zö­si­sches Par­füm für dich … Komm, Mäd­chen!«

      »Ach, las­sen Sie mich zu­frie­den!«, ruft sie mür­risch zu­rück. »Ich habe jetzt wirk­lich ge­nug von Ih­nen. Brin­gen Sie den Kerl doch weg, Wacht­meis­ter, ich möch­te ins Bett!«

      Die bru­ta­le Rück­sichts­lo­sig­keit, mit der sie mich im Stich ließ, so­bald sie ih­ren Zweck er­reicht hat­te, raub­te mir fast den Atem. Dann rief ich: »Ver­lässt du dich nicht ein biss­chen sehr auf mei­ne An­stän­dig­keit, Eli­nor?« scharf durchs gan­ze Lo­kal.

      »Brin­gen СКАЧАТЬ