Hans Fallada – Gesammelte Werke. Hans Fallada
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Название: Hans Fallada – Gesammelte Werke

Автор: Hans Fallada

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier

isbn: 9783962813598

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СКАЧАТЬ mir noch ein­mal, dass ich gleich be­dient wer­den wür­de, und ver­schwand wie­der in der Kü­che.

      Also Eli­nor hieß sie, da hat­te ich mit El­sa­be nicht ganz schlecht ge­ra­ten. Aber Eli­nor war auch sehr gut, war ei­gent­lich noch bes­ser. Eli­nor pass­te zu ihr. Eli­nor, la rei­ne d’al­cool, wirk­lich sehr hübsch!

      Und da hör­te ich sie auch schon die Trep­pe her­un­ter­kom­men, gar nicht reh­fü­ßig üb­ri­gens; die Tür klapp­te, und sie trat ein. Sie hat­te sicht­lich ge­schla­fen, das Haar war nicht so glatt und or­dent­lich auf­ge­steckt wie sonst, und ihr hel­les Kleid hat­te et­was Zer­drück­tes, Unor­dent­li­ches. Sie stand da einen Au­gen­blick und sah zu mir her­über. Sie er­kann­te mich nicht gleich, sie muss­te ge­gen die Son­ne se­hen. Dann rief sie ganz ver­gnügt: »Ach, das ist ja nur das Vä­ter­chen, das so gern Schnaps trinkt!«, rie­f’s und lief schon wie­der die Trep­pe hin­auf.

      Ich nahm ihr die neu­er­li­chen, für mei­nen Durst ei­gent­lich schmerz­li­chen Wor­te ge­wiss nicht übel, war ich doch nur froh über die­sen un­be­fan­ge­nen Empfang. Ein biss­chen hat­te ich mich doch ge­fragt, wie sie mich nach mei­nem Ab­gang über das Schup­pen­dach in je­ner Nacht auf­neh­men wür­de. Nun aber war al­les gut, und ich war­te­te mit Ge­duld die fünf Mi­nu­ten, bis sie, nun­mehr ge­schnie­gelt und glatt, wie­der auf­tauch­te. Sie kam gleich an mei­nen Tisch, bot mir wie ei­nem al­ten Freund die Hand und sag­te freund­lich: »Ich dach­te schon, Sie woll­ten gar nicht mehr wie­der­kom­men! Was ha­ben Sie denn so lan­ge ge­macht? Sind Sie nun schon ganz bank­rott?«

      »Noch nicht, ma rei­ne«, sag­te ich, auch lä­chelnd. »Vor­läu­fig habe ich erst ein­mal das Ge­schäft mei­ner Frau über­tra­gen, mit der ich üb­ri­gens in Schei­dung lie­ge. Was meinst du dazu, mei­ne Hüb­sche? In acht Wo­chen bin ich viel­leicht schon zu ha­ben! Noch ganz gut er­hal­ten, wie?«

      Sie sah mich einen Au­gen­blick an, dann ver­schwand das Lä­cheln von ih­rem Ge­sicht, und sie sag­te ganz kühl und ge­schäfts­mä­ßig: »Ei­nen Korn, nicht wahr? Oder gleich wie­der eine gan­ze Fla­sche, wie?«

      »Rich­tig, mei­ne Gol­de­ne!«, rief ich. »Gleich wie­der eine gan­ze Fla­sche! Und für dich wie­der­um eine Fla­sche Sekt!«

      »Nicht am Tage«, ant­wor­te­te sie kurz und ging.

      Ei­nen Au­gen­blick spä­ter hat­te ich zu trin­ken, aus­gie­big, von die­sem was­ser­hel­len Stoff, den ich schon mehr lieb­te als den Ko­gnak. Aber sonst kam ich an die­sem Nach­mit­tag nicht auf mei­ne Kos­ten. Eli­nor war stän­dig be­schäf­tigt, in und au­ßer der Gast­stu­be, und wir konn­ten nur dann und wann ein paar Wor­te wech­seln. Dar­über ver­dros­sen, trank ich mehr als ge­wohnt, schon nach an­dert­halb Stun­den muss­te mir Eli­nor eine zwei­te Fla­sche brin­gen, und ich spür­te selbst, dass ich schwer be­rauscht war.

      Dann ka­men ein paar jun­ge Bur­schen, dar­un­ter auch je­ner jun­ge Mau­rer, mit dem Eli­nor so ver­traut ge­spro­chen hat­te; und bloß um das Mäd­chen an mei­nen Tisch zu zie­hen (was aber auch nur für Mi­nu­ten ge­lang), ließ ich sie alle bei mir Platz neh­men und be­stell­te für je­den, was er sich wünsch­te. Schon nach kur­z­er Zeit bot mein Tisch einen wil­den An­blick: Bier- und Schnaps­glä­ser, Wein- und Sekt­fla­schen stan­den in ei­nem wil­den Durchein­an­der auf ihm, und um ihn grup­pier­te sich eine Rot­te wild durch­ein­an­der re­den­der, schrei­en­der, la­chen­der, fuch­teln­der Ge­stal­ten, und ich war eine der wil­des­ten und be­trun­kens­ten von al­len. Ich fühl­te mich ganz los­ge­las­sen, ich war wirk­lich wie ein Stein, der in den Ab­grund stürzt – ich dach­te an nichts mehr.

      Bei un­se­rem Lär­men hat­ten wir es ganz über­hört, dass ein Auto vor­ge­fah­ren war, und auch als zwei Her­ren ein­tra­ten, ach­te­ten wir kaum auf sie. Ich schrie ei­nem Ge­gen­über, der gar nicht auf mich hör­te, wei­ter ir­gend­wel­che Be­teue­run­gen zu – und ver­stumm­te plötz­lich, wie auf den Mund ge­schla­gen, denn ei­ner der bei­den Her­ren, die jetzt an ei­nem Ne­ben­tisch Platz nah­men, hat­te mich mit ei­nem freund­li­chen »Gu­ten Abend!« be­grüßt, und die­ser Herr war Dr. Mans­feld. Den an­de­ren Herrn kann­te ich nicht.

      Auch mei­ne Zech­kum­pa­ne ver­stumm­ten, und auch, als sie sa­hen, dass nichts wei­ter er­folg­te, son­dern dass die Her­ren am Ne­ben­tisch, in ein Ge­spräch ver­tieft, ru­hig ihr Bier tran­ken, kam die alte Lus­tig­keit nicht wie­der auf. Ei­ner nach dem an­de­ren ver­drück­te sich, schließ­lich saß ich al­lein in die­sem wüs­ten To­hu­wa­bo­hu von Glä­sern und Fla­schen, und auch nach Eli­nor sah ich ver­geb­lich aus: Sie kam nicht, das Cha­os zu ord­nen. Wahr­schein­lich schar­mut­zier­te sie mit dem jun­gen Mau­rer, der wohl ihr Galan war, vor der Tür.

      Nach der wil­den Aus­ge­las­sen­heit eben hat­te mich fins­te­re Ver­dros­sen­heit über­fal­len, ich kau­te auf mei­ner Lip­pe und schoss ab und zu einen arg­wöh­ni­schen Blick nach dem Sei­ten­tisch, an dem man so gar kei­ne No­tiz von mir nahm. Mein Arg­wohn war er­wacht; ich frag­te mich, ob Dr. Mans­feld durch einen rei­nen Zu­fall, bei der Aus­übung sei­ner Land­pra­xis, hier­her­ge­ra­ten sein könn­te oder ob ihn etwa Mag­da hier­her­be­or­dert hat­te. Ich zer­grü­bel­te mei­nen Kopf, ob ich etwa Mag­da da­mals in mei­ner Be­trun­ken­heit den Na­men des Aus­flugs­or­tes ge­nannt oder doch so auf ihn hin­ge­deu­tet hat­te, dass er un­schwer zu er­ra­ten war – ich wuss­te es nicht mehr. Der zwei­te Herr kam mir be­kannt vor, aber ich wuss­te nicht, wo­hin ich ihn tun soll­te …

      Wie­der hät­te ich ger­ne et­was ge­trun­ken, die Korn­fla­sche stand nahe ge­nug vor mir, und doch wag­te ich es nicht, vor den bei­den Gäs­ten am Ne­ben­tisch mir das Glas auch nur ein­mal voll­zu­schen­ken. Ich sag­te mir wohl, dass an­ge­sichts die­ses Ti­sches und mei­nes wil­den Be­neh­mens vor­hin nicht mehr das ge­rings­te zu ver­der­ben war, und doch wag­te ich es nicht.

      Schließ­lich be­trat Eli­nor wie­der den Schan­kraum. Ich rief sie zu mir und bat sie lei­se, die Ze­che zu ma­chen. Wäh­rend sie auf ei­nem Block vie­le Zah­len auf­schrieb, ge­bückt vor mir ste­hend und mich da­durch ge­gen die Sicht vom Ne­ben­tisch de­ckend, schenk­te ich mir erst zwei, drei Schnäp­se ein, dann ver­kork­te ich die Fla­sche sorg­fäl­tig und schob sie in mei­ne Ak­ten­ta­sche. Eli­nor warf einen ra­schen Blick auf mein Tun und flüs­ter­te mit hoch­ge­zo­ge­nen Au­gen­brau­en, zum Ne­ben­tisch deu­tend: »Freun­de?« Ich zuck­te nur die Ach­seln.

      Die Rech­nung war so hoch, dass ich mein Geld wirk­lich bis auf die letz­te Mark her­ge­ben muss­te und dass auch dann noch das Trink­geld für Eli­nor höchst un­ge­nü­gend aus­ge­fal­len war. Wie­der sah sie mich mit hoch­ge­zo­ge­nen Au­gen­brau­en an und flüs­ter­te: »Ab­ge­brannt?«

      Ich ant­wor­te­te eben­so lei­se: »Ich weiß, wo es mehr gibt. Das nächs­te Mal, ma rei­ne!« Wozu sie leicht nick­te.

      Ich muss­te jetzt auf­ste­hen und ge­hen, un­ter den be­ob­ach­ten­den Bli­cken des Ne­ben­ti­sches. Ich fass­te mei­ne Ak­ten­ta­sche und ver­ge­wis­ser­te mich durch einen mus­tern­den Blick, auf wel­chem Ha­ken mein Hut hing, da­mit ich ihn beim Hin­aus­ge­hen nicht un­nö­tig su­chen muss­te, und stand auf. Ich fühl­te, es wür­de ge­hen. Ich muss­te mich lang­sam und sehr vor­sich­tig be­we­gen, dann wür­de СКАЧАТЬ