Hans Fallada – Gesammelte Werke. Hans Fallada
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Название: Hans Fallada – Gesammelte Werke

Автор: Hans Fallada

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier

isbn: 9783962813598

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СКАЧАТЬ an­zeigt. Ich trat nä­her und las, dass hier tat­säch­lich ein be­hag­lich mö­blier­tes Zim­mer an einen an­stän­di­gen Herrn zu ver­mie­ten sei.

      Eine Klin­gel gab es nicht an die­sem Haus, ich trat durch eine of­fe­ne Tür und ge­riet so­fort in eine Kü­che, die ganz vom Wra­sen ko­chen­der Wä­sche er­füllt war. Ich konn­te nie­man­den se­hen, so rief ich mit lau­ter Stim­me ein »Hal­lo!«, und aus dem Wra­sen tauch­te ein lan­ger, vorn­über­ge­beug­ter, aber noch jun­ger Mann auf, gelb­lich bleich, mit ei­nem wei­chen dunklen Voll­bart und et­was hel­le­rem bräun­li­chem Haar, das in der Sträh­ne über der Stirn einen gol­di­gen Schein hat­te. Die­ser Mann mus­ter­te mich mit ei­ni­gem Er­stau­nen und frag­te dann sehr höf­lich, mit sanf­ter Stim­me, was mir zu Diens­ten stün­de.

      »Ich möch­te mir das Zim­mer an­se­hen, das zu ver­mie­ten ist.«

      »Für Sie selbst?«, frag­te der Mann und rieb hüs­telnd sei­ne Hän­de an­ein­an­der.

      Ich be­jah­te.

      »Es wird kein Zim­mer für den Herrn sein, nicht fein ge­nug für den Herrn. Es ist ein Ar­bei­ter­zim­mer, mein Herr.«

      »Im­mer­hin, zei­gen Sie es mir«, be­harr­te ich.

      Er ging mir schwei­gend vor­an, eine Trep­pe hin­auf, über einen un­aus­ge­bau­ten Bo­den, öff­ne­te die Tür zu ei­nem ein­fenst­ri­gen Zim­mer­chen mit schrä­gen Wän­den, das im Gie­bel aus­ge­baut war. In sei­ner Ein­rich­tung äh­nel­te es fast ganz dem pri­mi­ti­ven Zim­mer von Eli­nor, und un­will­kür­lich trat ich an das Fens­ter, um zu se­hen, ob auch hier ein schrä­ges Papp­dach Flucht­mög­lich­kei­ten bei über­ra­schen­dem Be­such böte.

      »Es ist eine schö­ne Aus­sicht«, sag­te ich nach ei­ner Wei­le.

      Der Mann hin­ter mir hüs­tel­te. »Ein Ar­bei­ter«, sag­te er, »fragt nicht nach der Aus­sicht, er fragt, ob das Bett auch gut ist. Das Bett ist gut, Herr.«

      »Was soll das Zim­mer kos­ten?«, frag­te ich.

      »Sie­ben Mark die Wo­che«, sag­te der Mann, »und wir wech­seln jede Wo­che die Wä­sche.«

      »Ich möch­te hier auch es­sen«, sag­te ich, »ich will in al­ler Stil­le hier un­ge­stört zwei bis drei Wo­chen woh­nen und an ei­ner Ar­beit schrei­ben. Ich wer­de das Haus kaum ver­las­sen. Lässt sich das ein­rich­ten? Ich stel­le kei­ne großen An­sprü­che.«

      »Un­ser Es­sen ist für den Herrn zu ein­fach«, sag­te der Mann. »Aber ich kann für Sie Es­sen aus ei­nem Gast­haus ho­len las­sen, wenn Ih­nen das recht ist.«

      »Gut«, sag­te ich, »ich neh­me das Zim­mer. Mein Kof­fer kommt mor­gen. Las­sen Sie mir dann Abendes­sen ho­len.« Und ich setz­te mich an den Tisch.

      »Ich bit­te um eine klei­ne An­zah­lung, mein Herr«, sag­te mein Wirt und zog an sei­nen Hän­den, dass die Knö­chel knack­ten. »Wir sind arme Leu­te, mein Herr …«

      »Set­zen Sie sich«, sag­te ich zu mei­nem Wirt. »Ach, bit­te, ich sehe da auf dem Wasch­tisch ein Was­ser­glas, wenn Sie das bit­te ho­len woll­ten.«

      Mein Wirt tat es und nahm auf mei­ne noch­ma­li­ge Auf­for­de­rung am Ti­sche Platz.

      »Wie hei­ßen Sie?«

      »Po­la­kow­ski«, ant­wor­te­te er. »Aber wir sind kei­ne Po­len. Mei­ne El­tern schon sind aus Ost­preu­ßen zu­ge­wan­dert, dort gibt es so ko­mi­sche Na­men …«

      »Ich küm­me­re mich nicht dar­um, ob Ihr Name ko­misch ist oder nicht, Herr Po­la­kow­ski«, sag­te ich gön­ner­haft. »Jetzt wol­len wir erst ein­mal an­sto­ßen.« Ich goss ihm das Glas halb voll – trotz sei­nes Pro­tes­tes – und griff nach der Fla­sche. »Ich kann ja auch ein­mal aus der Fla­sche trin­ken«, sag­te ich la­chend. »In un­se­rer Ju­gend ha­ben wir das alle ge­tan.«

      Er lä­chel­te matt und nahm ein Schlück­chen, wäh­rend ich kräf­tig trank.

      »Ich muss Sie bit­ten, Herr Po­la­kow­ski«, sag­te ich dann ge­läu­fig, »dass Sie mir auch eine Fla­sche Korn mit dem Abendes­sen mit­brin­gen las­sen, aber kei­nen Fu­sel, bit­te, son­dern den bes­ten, der für Geld zu ha­ben ist.«

      Ich sah, wie er die Lip­pen be­weg­te, und ahn­te schon, was er sa­gen woll­te.

      »Was nun die An­zah­lung an­geht, so muss ich Ih­nen sa­gen, dass ich mich ganz plötz­lich zu die­ser Ar­beit ent­schlos­sen habe.«

      Ich fing den Blick mei­nes Wir­tes auf, der nach­denk­lich mei­ne of­fe­ne und völ­lig lee­re Ak­ten­ta­sche be­trach­te­te.

      Ich lach­te. »Nun, ich will Ih­nen die Wahr­heit ge­ste­hen, Herr Po­la­kow­ski. Das von der Ar­beit, die ich hier in al­ler Stil­le schrei­ben will, ist na­tür­lich Schwin­del. Die Wahr­heit ist, dass ich mich heu­te Nach­mit­tag ziem­lich hef­tig mit mei­ner Frau ver­zankt habe. Und um die et­was zu ängs­ti­gen, will ich für ein oder zwei Wo­chen ver­schwin­den. Ver­ste­hen Sie, ich will sie ein biss­chen auf den Prop­pen set­zen!«

      Herr Po­la­kow­ski nick­te.

      »Ich will ihr be­greif­lich ma­chen, wie das ist ohne Mann, nicht wahr?«

      Wie­der nick­te Herr Po­la­kow­ski.

      »Sie soll ein­mal füh­len ler­nen, wie nütz­lich ich ihr bin, wie un­ent­behr­lich!«

      Wie­der nick­te Herr Po­la­kow­ski, dann sag­te er mit sei­ner sanf­ten, fast flüs­tern­den Stim­me: »Trotz­dem, mein Herr, ohne An­zah­lung kann ich Sie nicht auf­neh­men. Wir sind sehr arme Leu­te hier in Klein-Russ­land, mein Herr, und ein Abendes­sen aus ei­nem gu­ten Gast­hof und eine Fla­sche Korn vom bes­ten kos­ten viel Geld.«

      »Sie wer­den Geld, so­viel Sie brau­chen, mor­gen früh be­kom­men, Herr Po­la­kow­ski«, sag­te ich über­re­dend. »Mor­gen früh um neun Uhr ste­he ich auf mei­ner Bank und hole Geld ab.«

      »Nein«, sag­te mein Wirt. »Es tut mir leid, mein Herr, ich hät­te Sie ger­ne als Gast ge­habt, einen ge­bil­de­ten Mann, der sei­ne Frau ein biss­chen ängs­ti­gen will – nach Her­ren­art. Wir, wir schla­gen un­se­re Frau­en, das ist ein­fa­cher und bil­li­ger.«

      »Nun ja, nun ja«, lach­te ich СКАЧАТЬ