Hans Fallada – Gesammelte Werke. Hans Fallada
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Название: Hans Fallada – Gesammelte Werke

Автор: Hans Fallada

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier

isbn: 9783962813598

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СКАЧАТЬ die­ser viel­leicht et­was zu ein­fa­chen Lö­sung wi­der­spre­chen.

      »Nein, nein, Mag­da«, sag­te ich dar­um ei­lig, »lass mich erst aus­re­den. – Ich bit­te dich herz­lich, lass du mich nach Ham­burg fah­ren, es liegt mir sehr viel dar­an, und mit den Fü­ßen, das rich­te ich schon …«

      Wie­der mach­te sie eine hef­ti­ge Be­we­gung, als sei­en mei­ne Füße im Mo­ment ganz be­lang­los.

      Die­se In­ter­es­se­lo­sig­keit an mei­nem Wohl­er­ge­hen kränk­te mich sehr, aber ohne mir et­was an­mer­ken zu las­sen, fuhr ich fort: »Es wird für mei­ne Stim­mung sehr gut sein, wenn ich für ein oder zwei Tage hier her­aus­kom­me.« Lei­ser setz­te ich hin­zu: »Die­ser Mis­ser­folg mit den Le­bens­mit­tel­lie­fe­run­gen hat mich doch recht mit­ge­nom­men, ich kom­me mir doch sehr bla­miert vor.«

      Sie sah mich sehr fest an. »Er­win«, sag­te sie, »du hast selbst ge­sagt, wir wol­len das Ver­gan­ge­ne ru­hen las­sen, und ich will da­mit ein­ver­stan­den sein, ob­wohl …« Sie brach ab. »Aber nun fan­ge nicht du selbst wie­der da­von an. – Was aber dei­ne Rei­se nach Ham­burg an­geht, so bin ich fest da­von über­zeugt, dass sie dir jetzt nicht gut ist. Nicht Ablen­kung brauchst du, son­dern Ruhe und Kon­zen­tra­ti­on. Ich habe uns üb­ri­gens bei­de für heu­te Nach­mit­tag bei Dr. Mans­feld an­ge­mel­det …«

      »Das ist wie­der so eine von dei­nen Ei­gen­mäch­tig­kei­ten, Mag­da!«, rief ich är­ger­lich. »Was soll ich bei Dr. Mans­feld? Ich bin völ­lig ge­sund. Das biss­chen Füße …«

      »Ach, dei­ne Füße!«, rief sie, nun auch är­ger­lich. »Das biss­chen zer­schun­de­ne Haut wird schon hei­len. Nein, du bist wirk­lich krank, Er­win; ich habe es schon seit Mo­na­ten ge­merkt, wie du dich ver­än­derst, der Dok­tor muss dich ein­mal ganz gründ­lich un­ter­su­chen.«

      »Und un­ter dei­ner Auf­sicht!«, sag­te ich spöt­tisch. »Nein, da­für muss ich wirk­lich dan­ken …«

      »Er­win«, sag­te sie wie­der bit­tend, »lass uns dies eine Mal nicht strei­ten. Tu mir den Ge­fal­len, geh mit mir zum Arzt. Er kann ja dann ent­schei­den, ob die­se Ham­bur­ger Rei­se für dich gut ist.«

      »Oh«, sag­te ich bit­ter, »wenn er un­ter dei­ner Be­ra­tung ent­schei­den soll, dann brau­chen wir erst gar nicht hin­zu­ge­hen, dann kannst du Hinz­pe­ter gleich sa­gen, dass er nach Ham­burg zu fah­ren hat.«

      Wir stan­den jetzt je­der an ei­nem Fens­ter des Kon­tors und starr­ten auf die Stra­ße, was mich an­ging, so starr­te ich nicht nur, son­dern trom­mel­te auch mit den Fin­gern ge­gen die Schei­ben. Drau­ßen schi­en noch im­mer die Früh­lings­son­ne, und was an Weib­li­chem vor­über­ging, war früh­lings­mä­ßig ge­klei­det … Noch im­mer war es nicht lan­ge her, dass ich mich wie ein Ge­ne­sen­der ge­fühlt hat­te und alte Din­ge um mich mit fri­schem In­ter­es­se be­grüßt hat­te, über­zeugt da­von, heu­te ein neu­es Le­ben zu be­gin­nen … Und nun dreh­te sich wie­der die alte knar­ren­de Müh­le der Strei­te­rei­en und zer­mahl­te mei­ne bes­ten Vor­sät­ze. Und warum? Weil Mag­da recht­ha­be­risch war und über al­les al­lein be­stim­men woll­te. Nein, dies­mal war ich nicht ge­son­nen, nach­zu­ge­ben. Wir hat­ten aus­ge­macht, dass das Ver­gan­ge­ne ver­gan­gen sein soll­te, we­gen der Vor­gän­ge in der letz­ten Nacht brauch­te ich nicht nach­gie­big zu sein.

      Mag­da dreh­te sich mit ei­nem Ruck vom Fens­ter fort und mir zu. »Er­win …«, sag­te sie lei­se.

      »Ja?«, frag­te ich mür­risch und trom­mel­te wei­ter, ohne sie an­zu­se­hen.

      »Er­win«, wie­der­hol­te sie. »Ich möch­te mich heu­te nicht mit dir strei­ten. Ich habe das Ge­fühl, als schweb­ten wir in ei­ner schreck­li­chen Ge­fahr und müss­ten um je­den Preis zu­sam­men­hal­ten. Also, ich will dir den Wil­len tun, fah­re nach Ham­burg, aber, wenn du zu­rück­kommst, tu auch du mir den Ge­fal­len und geh mit mir zu Dr. Mans­feld.«

      Ich wand­te mich ihr zu, ich lach­te ver­gnügt. »Wenn ich wie­der­kom­me, wirst du sel­ber se­hen, wie ge­sund ich bin, und von al­lein auf den Arzt­be­such ver­zich­ten. Aber im­mer­hin, ich ver­spre­che es dir. Im Üb­ri­gen dan­ke ich dir schön, Mag­da, ich wer­de dir auch et­was Schö­nes mit­brin­gen …« Und wie­der lach­te ich. Ich war ganz glück­lich über die­se Rei­se­aus­sicht.

      »Ich habe es nicht um Dank ge­tan«, sag­te Mag­da ziem­lich steif. »Ich habe es so­gar ganz und gar ge­gen mei­ne Über­zeu­gung ge­tan. Ich bin über­zeugt, die­se Rei­se wird dir nicht gut­tun …«

      »Aber ich wer­de sie mit dei­nem Ein­ver­ständ­nis ma­chen«, un­ter­brach ich sie wie­der. »Und hin­ter­her wol­len wir dar­über spre­chen, wer von uns bei­den recht hat. Jetzt aber sage mir, wel­che Fir­men für die­se Lie­fe­rung etwa in­fra­ge kom­men. Na­tür­lich wer­de ich mich auch auf ei­ge­ne Faust um­tun …«

      9

      Mei­ne Rei­se nach Ham­burg wur­de ge­schäft­lich zu ei­nem großen Er­folg. Ich konn­te drei Wag­g­ons al­tes Reep­werk zu ei­nem un­glaub­lich nied­ri­gen Preis an­kau­fen; wir ver­dien­ten sehr hübsch an die­sem Ge­le­gen­heits­ge­schäft. Ich er­zähl­te Mag­da hin­ter­her man­cher­lei von mei­ner Jagd nach die­sen Tau­en, in Wahr­heit aber war mir das Ge­schäft ganz durch Zu­fall, wie es eben manch­mal geht, in den Schoß ge­fal­len; ich hat­te nichts dazu tun müs­sen. Aber ich muss­te doch et­was er­zäh­len, um mei­ne fast fünf­tä­gi­ge Ab­we­sen­heit zu be­grün­den.

      Ich hat­te mich aber in Ham­burg nicht ein­mal be­trun­ken, das muss ich hier aus­drück­lich fest­stel­len. Doch hat­te ich dort die Ge­wohn­heit der klei­nen Gläs­chen zu je­der Ta­ge­s­stun­de, auch schon am frü­hen Vor­mit­tag, an­ge­nom­men, eine An­ge­wohn­heit, die viel­leicht noch ver­häng­nis­vol­ler ist als ein ge­le­gent­li­cher schwe­rer Rausch.

      Ich hat­te mich – das gan­ze Ge­schäft war schon am zwei­ten Tag in ei­ner hal­b­en Stun­de er­le­digt – viel in der schö­nen Stadt, an der Als­ter und am Ha­fen her­um­ge­trie­ben, war zu den Werf­ten hin­über­ge­fah­ren, war durch die end­lo­sen Hal­len des Al­to­na­er Fisch­mark­tes ge­wan­dert und hat­te eine Auk­ti­on dort mit­ge­macht, war nach Ohls­dorf hin­aus­ge­fah­ren und hat­te den welt­be­rühm­ten Fried­hof stun­den­lang durch­wan­dert – und zwi­schen al­le­dem war ich alle na­se­lang in eine Knei­pe ge­huscht und hat­te ein oder zwei Gläs­chen ir­gend­ei­ner kla­ren oder brau­nen bren­nen­den Flüs­sig­keit ge­trun­ken. Das mach­te mir Lau­ne, das tat mei­nem Ma­gen gut, er­freu­te mein Herz, ließ mich die bunt da­hin­stür­men­de Stadt mit fröh­li­chen Au­gen an­se­hen, kurz: Hob mich über mich hin­aus.

      Nie ganz trun­ken, ja, ei­gent­lich sehr weit­ab von je­der Trun­ken­heit, und doch nie ganz nüch­tern, ver­leb­te ich dort mei­ne Tage, und wenn ich zu An­fang noch bis zehn oder gar bis elf mit mei­nen ers­ten Schnäps­chen ge­war­tet hat­te, so klin­gel­te ich an den bei­den letz­ten Ta­gen schon ge­gen acht Uhr dem Zim­mer­mäd­chen und ließ mir mei­nen ers­ten dop­pel­stö­cki­gen СКАЧАТЬ