Hans Fallada – Gesammelte Werke. Hans Fallada
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Название: Hans Fallada – Gesammelte Werke

Автор: Hans Fallada

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier

isbn: 9783962813598

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СКАЧАТЬ zu­rück, ge­nie­ße das Bad, füh­le die bren­nen­den Schmer­zen nach­las­sen … und sprin­ge plötz­lich auf! Das Was­ser schwappt aus der Scha­le und über­schwemmt den Flie­sen­bo­den. Aber das ist jetzt ganz egal! Eine Er­leuch­tung ist über mich ge­kom­men! Na­tür­lich ha­ben wir noch et­was zu trin­ken im Haus! Hat denn nicht Mag­da Ma­dei­ra für man­che Sup­pen, zum Bei­spiel für die Och­sen­schwanz­sup­pe? Und be­sitzt sie nicht Rum zum Ste­ri­li­sie­ren ih­rer Ge­lees? Ich weiß das doch aus den Haus­halts­bü­chern!

      Ich habe die Schüs­sel wie­der ge­füllt, ich habe die drei Fla­schen auf­ge­korkt vor mir auf­ge­baut, ich habe einen tie­fen Zug aus der Rum­fla­sche ge­tan. Zu­erst wi­der­stand er mir nach dem sanf­te­ren und rei­ne­ren Ge­schmack des Korns, die­ser Rum schmeck­te schär­fer, bren­nen­der, er ist zu­sam­men­ge­setz­ter, aber auch feu­ri­ger. Wie dun­kel­ro­te Wol­ken füh­le ich ihn in mei­nem Blu­te trei­ben, er be­schwingt mei­ne Fan­ta­sie, er macht mich noch wa­cher, acht­sa­mer, lis­ti­ger …

      Ich weiß, ich muss die Kü­che gut auf­räu­men, auf­wi­schen muss ich die Über­schwem­mung auf dem Flie­sen­bo­den, die Fla­schen gut ver­korkt wie­der weg­set­zen. Nie­mand darf et­was mer­ken, auch Else nicht. Die gute Else, sie schläft fest, sie ist noch jung, sie hat den Schlaf der Ju­gend, aber ich, ihr Bro­therr, ich sit­ze hier in der Kü­che und be­wa­che ih­ren Schlaf. Wenn jetzt ein Ein­bre­cher käme …

      Aber wo habe ich bloß die Kor­ken ge­las­sen? Ich sehe sie nir­gends, ich habe sie auch nicht in den Ta­schen – ob sie wohl in der Spei­se­kam­mer lie­gen? Ich müss­te dort nach­se­hen, ich muss die Fla­schen gut ver­korkt fort­set­zen, aber das Was­ser ist so lin­de an den Fü­ßen, und jetzt wer­de ich müde. So möch­te ich schla­fen, noch einen Schluck, dann wer­de ich so schla­fen, nur einen kur­z­en Au­gen­blick, und ich wer­de al­les hier ord­nen, ta­del­los wer­de ich al­les in Ord­nung brin­gen, und auch die Kor­ken wer­de ich fin­den …

      Wer kommt? Wer stört mich schon wie­der? Ach, es ist nur Mag­da, die tüch­ti­ge Mag­da, mit­ten in der Nacht, nein, mehr dem Mor­gen zu, steht sie da ge­wis­ser­ma­ßen ge­stie­felt und ge­spornt, je­den­falls völ­lig an­ge­zo­gen in der Kü­chen­tür und sieht stumm mit ei­nem sehr blas­sen, er­schro­cke­nen Ge­sicht auf mich!

      Ich rich­te mich halb auf, ma­che eine be­grü­ßen­de Ges­te mit dem Arm, ni­cke ihr zu und sage fröh­lich: »Da bin ich wie­der, Mag­da! Ich habe einen Aus­flug ge­macht, eine klei­ne Land­par­tie in das Früh­lings­grün hin­aus. Hast du in die­sem Jahr über­haupt schon die Ler­chen sin­gen hö­ren? Mor­gen wer­den wir ge­mein­sam ge­hen. Du sollst die Bir­ken se­hen, wie sanft grün sie sind, und du sollst die Kö­ni­gin des Schnap­ses ken­nen­ler­nen, la rei­ne d’al­cool, ich habe sie El­sa­be ge­tauft …

      Du bist so tüch­tig, Mag­da, ich sah dich im Ge­schäft mit Hinz­pe­ter über den Bü­chern. Du hast Bilanz ge­macht, du hast Klar­heit ge­won­nen, ich habe mich im­mer vor die­ser Klar­heit ge­fürch­tet! Die­sen Schluck dir, mei­ne Mag­da, und noch einen und noch einen! Ich weiß, es ist dein Rum, aber ich wer­de ihn dir er­set­zen, ich wer­de dir al­les er­set­zen; wir ha­ben noch Geld, ich kann das Ge­schäft ver­kau­fen. Es ge­hört mir, ich bin der Chef, ich kann tun, was ich will! Oder sagst du et­was da­ge­gen?«

      Sie sag­te nichts. Sie sah stumm auf mich, dann auf mei­ne blu­ti­gen Füße. Sie war sehr bleich. Aus ih­ren Au­gen lös­ten sich zwei Trä­nen, sie ran­nen lang­sam über ihre blas­sen Wan­gen, sie wisch­te sie nicht fort, ich ver­folg­te ge­spannt ih­ren Weg mit den Au­gen, bis sie auf das Kleid tropf­ten. Die­se Trä­nen rühr­ten mich nicht, im Ge­gen­teil, es tat mir nur gut, dass sie wein­te, es war ein sü­ßes Ge­fühl in mir, dass sie noch Schmerz emp­fin­den konn­te mei­net­we­gen. Ich trank wie­der.

      »Du bist so mit­leids­los tüch­tig, ja, ich habe die Lie­fe­rung für das Ge­fäng­nis nicht be­kom­men, aber du wirst das schon wie­der aus­glei­chen. Ich habe im­mer in dei­nem Schat­ten ge­lebt, du hast mich dei­ne Über­le­gen­heit nie füh­len las­sen, aber ich kam nie hoch, und nun bin ich un­ten an­ge­langt. Auch un­ten lässt es sich le­ben, ich habe ein selt­sa­mes Mäd­chen ken­nen­ge­lernt, auch sie ist ganz un­ten, aber auch sie emp­fin­det Schmerz und Freu­de. Auch un­ten emp­fin­det man Lust und Leid, Mag­da, es ist ge­nau wie oben, es ist gleich, ob man oben oder un­ten lebt. Es ist viel­leicht das Schöns­te, sich fal­len zu las­sen, mit ge­schlos­se­nen Au­gen ins Nichts zu stür­zen, im­mer tiefer in das Nichts. Man kann un­end­lich fal­len, Mag­da, ich bin noch nicht un­ten an­ge­langt, ich bin noch nicht auf­ge­prallt, alle mei­ne Glie­der sind noch heil …«

      »Er­win«, sag­te sie bit­tend, »Er­win, rede nicht mehr. Höre auf zu trin­ken. Du bist krank, Er­win. Komm, lege dich ins Bett, ich will dei­ne Füße ver­bin­den. Dei­ne Füße se­hen schreck­lich aus, ich will dei­ne Füße ver­bin­den …«

      »Siehst du«, rief ich und trank noch ein­mal, »du gönnst mir nicht ein­mal die paar Schlu­cke. Ge­wiss, es sind dei­ne Fla­schen, aber ich be­zah­le sie dir. Ich be­zah­le sie dir bar oder gebe sie dir in na­tu­ra wie­der, das ist ein glat­tes Ge­schäft, da­ge­gen kannst du nichts sa­gen. Du fragst mich nach mei­nen Fü­ßen? Ich habe eine Land­par­tie ge­macht, wenn die tüch­ti­ge Che­fin ar­bei­tet, kann der Chef sich wohl ein­mal eine Auss­pan­nung gön­nen! Ich bin bar­fuß ge­gan­gen, Bar­fuß­ge­hen soll ge­sund sein …«

      Sie ließ mich wei­ter­re­den. Sie hat­te schnell die Kü­che ver­las­sen und kam mit dem großen Ba­de­schwamm, ei­ner Sal­ben­do­se und Bin­den wie­der. Sie knie­te ne­ben mir, und wäh­rend ich im­mer ab­ge­ris­se­ner und lal­len­der über ihr fort­re­de­te, wusch sie mei­ne Füße, wusch den Stra­ßen­schmutz aus den Wun­den, trock­ne­te sie ge­lin­de ab, salb­te sie und wi­ckel­te sie ein.

      »Gut, gut«, sag­te ich und trank, »du bist wirk­lich gut, Mag­da; wenn du nur nicht so ver­dammt tüch­tig wärst!«

      1 die Kö­ni­gin <<<

      8

      Ich er­wa­che. Ich lie­ge in mei­nem Bett, die Fens­ter ste­hen of­fen, die Vor­hän­ge be­we­gen sich lei­se im Wind, drau­ßen scheint die Son­ne. Es muss schon spät sein, das Bett ne­ben mir ist be­reits ge­macht, das Schlaf­zim­mer ist leer, ich bin al­lein dar­in. Mir ist sehr schlecht, mein Ma­gen hat ein tro­ckenes Bren­nen, nur lang­sam ent­schließt sich mein Kopf, zu den­ken. Nur lang­sam kom­men mir die Erin­ne­run­gen an die ver­gan­ge­ne Nacht zu­rück, dann füh­le ich die Schmer­zen in den Fü­ßen.

      Ich strei­fe СКАЧАТЬ