Hans Fallada – Gesammelte Werke. Hans Fallada
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Название: Hans Fallada – Gesammelte Werke

Автор: Hans Fallada

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier

isbn: 9783962813598

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СКАЧАТЬ Prall er­war­tet, und ich wan­de­re noch ein­mal in den Kel­ler. Schließ­lich kommt der Tag, an dem ich hin­un­ter­ge­schickt wer­de, um nicht wie­der her­auf­ge­holt zu wer­den. Lebe ich dazu, um dies zu er­war­ten? Nein, der Quan­gel hat recht, wenn er den Hit­ler einen Mör­der nennt und mich den Lie­fe­ran­ten ei­nes Mör­ders. Es ist mir im­mer gleich ge­we­sen, wer am Ru­der saß, warum die­ser Krieg ge­führt wur­de, wenn ich nur mei­nem ge­wohn­ten Ge­schäft nach­ge­hen konn­te, dem Men­schen­fang. Dann, wenn ich sie erst hat­te, war mir gleich­gül­tig, was aus ih­nen wur­de …

      Aber jetzt ist es mir nicht gleich­gül­tig. Ich bin des­sen so über­drüs­sig, es ekelt mich an, die­sen Bur­schen neue Beu­te zu lie­fern; seit ich die­sen Quan­gel fing, ekelt es mich an. Wie er da­stand und mich an­sah. Blut und Schnaps lie­fen über sein Ge­sicht, er aber sah mich an! Das hast du ge­tan, sag­te sein Blick, du hast mich ver­ra­ten! Ach, wäre es noch mög­lich, ich wür­de zehn Enno Klu­ges op­fern, die­sen einen Quan­gel zu ret­ten, ich wür­de die­ses gan­ze Haus op­fern, ihn frei zu ma­chen! Wäre es noch mög­lich, ich wür­de fort­ge­hen von hier, ich wür­de et­was be­gin­nen wie Otto Quan­gel, et­was bes­ser Aus­ge­dach­tes, aber ich möch­te kämp­fen.

      Doch es ist un­mög­lich, sie las­sen mich nicht, sie nen­nen so et­was Fah­nen­flucht. Sie wür­den mich ho­len und wie­der in den Bun­ker wer­fen. Und mein Fleisch schreit, wenn es ge­quält wird, ja, ich bin fei­ge. Ich bin fei­ge wie Enno Klu­ge, ich bin nicht mu­tig wie Otto Quan­gel. Wenn mich der Ober­grup­pen­füh­rer Prall an­schreit, so zit­te­re ich und tue zit­ternd, was er mir be­fiehlt. Ich zer­schla­ge mein Schnaps­glas auf dem Kopf des ein­zi­gen an­stän­di­gen Man­nes, aber je­der Schlag ist eine Hand­voll Erde auf mei­nen Sarg.

      Lang­sam stand Kom­missar Esche­rich auf. Ein hilflo­ses Lä­cheln lag auf sei­nem Ge­sicht. Er ging zur Wand, er lausch­te. Es war jetzt, in der Stun­de nach Mit­ter­nacht, still in dem großen Hau­se an der Prinz-Al­brecht-Stra­ße. Nur der Schritt der Wa­che auf dem Kor­ri­dor, auf und ab, auf und ab …

      Auch du weißt nicht, warum du so auf und ab rennst, dach­te Esche­rich. Ei­nes Ta­ges wirst du be­grei­fen, dass du dein Le­ben ver­tan hast …

      Er griff nach der Kar­te, er riss sie von der Wand. Vie­le Fähn­chen fie­len, mit ih­ren Steck­na­deln klap­pernd, zu Bo­den. Esche­rich zer­knüll­te die Kar­te und warf sie dazu.

      »Aus!«, sag­te er. »Zu Ende! Zu Ende der Fall Kla­bau­ter­mann!«

      Er ging lang­sam zu­rück zu sei­nem Schreib­tisch, zog eine Lade auf und nick­te.

      »Hier ste­he ich, wahr­schein­lich der ein­zi­ge Mann, den Otto Quan­gel durch sei­ne Kar­ten be­kehrt hat. Aber ich bin dir nichts nut­ze, Otto Quan­gel, ich kann dein Werk nicht fort­set­zen. Ich bin zu fei­ge dazu. Dein ein­zi­ger An­hän­ger, Otto Quan­gel!«

      Er zog rasch die Pis­to­le her­vor und schoss.

      Die­ses Mal hat­te er nicht ge­zit­tert.

      Der her­bei­stür­zen­de Pos­ten fand nur einen fast kopf­lo­sen Leich­nam hin­ter dem Schreib­tisch. Die Wän­de wa­ren mit Blut und Hirn be­spritzt, an ei­ner Lam­pe hing, zer­fetzt und schmie­rig, der sem­mel­blon­de Schnurr­bart des Kom­missars Esche­rich.

      Der Ober­grup­pen­füh­rer Prall tob­te. »Fah­nen­flucht! Alle Zi­vi­lis­ten sind Schwei­ne! Al­les, was nicht Uni­form trägt, ge­hört in den Bun­ker, hin­ter Sta­chel­draht! Aber war­te, den Nach­fol­ger von die­sem Schwein, dem Esche­rich, den zwie­be­le ich von An­fang an so, dass er kei­nen ein­zi­gen Ge­dan­ken im Kop­fe hat, nur Angst! Ich bin im­mer zu gut­mü­tig ge­we­sen, das ist mein Haupt­feh­ler! Holt die­ses Schwein, den Quan­gel, rauf! Er soll sich die Saue­rei hier an­se­hen, er kann sie weg­ma­chen!«

      So ver­schaff­te der ein­zi­ge von Otto Quan­gel Be­kehr­te dem al­ten Werk­meis­ter noch ein paar schwe­re Nacht­stun­den.

VIERTER TEIL – Das Ende

      52. Anna Quangel im Verhör

      Es war vier­zehn Tage nach der Ver­haf­tung bei ei­nem der ers­ten Ver­hö­re von Anna Quan­gel, die wie­der ge­sund ge­wor­den war, als sich Anna ent­schlüp­fen ließ, dass ihr Sohn Otto ein­mal mit ei­ner ge­wis­sen Tru­del Bau­mann ver­lobt ge­we­sen war. Zu je­ner Zeit hat­te Anna es noch nicht er­fasst, dass jede Na­mens­nen­nung ge­fähr­lich war, ge­fähr­lich für den Ge­nann­ten. Denn mit ei­ner pe­dan­ti­schen Ge­nau­ig­keit wur­de der Be­kann­ten- und Freun­des­kreis je­des Ver­haf­te­ten nach­ge­prüft, je­der Spur wur­de nach­ge­gan­gen, da­mit »die Ei­ter­beu­le auch ganz aus­ge­brannt« wer­de.

      Der Ver­neh­men­de, der Kom­missar Laub, der Nach­fol­ger Esche­richs, ein kur­z­er, ge­drun­ge­ner Mann, der es lieb­te, sei­ne kno­chi­gen Fin­ger wie eine Peit­sche dem Ver­nom­me­nen ins Ge­sicht zu schla­gen, war nach sei­ner Ge­wohn­heit erst über die­se Mit­tei­lung, ohne von ihr No­tiz zu neh­men, weg­ge­gan­gen. Er frag­te Anna Quan­gel lan­ge und töd­lich er­mü­dend über die Freun­de und Ar­beit­ge­ber des Soh­nes aus, frag­te Din­ge, die sie nicht wis­sen konn­te, aber wis­sen soll­te, frag­te und frag­te, und da­zwi­schen peitsch­te er ihr rasch ein­mal die Fin­ger ins Ge­sicht.

      Kom­missar Laub war ein Meis­ter in der Kunst sol­cher Ver­neh­mun­gen, ohne Ab­lö­sung hielt er es zehn Stun­den aus, so muss­te es die Ver­nom­me­ne auch aus­hal­ten. Anna Quan­gel schwank­te auf ih­rem Sche­mel vor Mü­dig­keit. Die kaum über­stan­de­ne Krank­heit, die Angst um das Schick­sal Ot­tos, von dem sie nichts wie­der ge­hört hat­te, die Schmach, wie ein un­auf­merk­sa­mes Schul­kind ge­schla­gen zu wer­den, all dies mach­te sie zer­streut, un­auf­merk­sam, und wie­der schlug Kom­missar Laub zu.

      Anna Quan­gel ächz­te lei­se und be­deck­te ihr Ge­sicht mit den Hän­den.

      »Neh­men Sie die Hän­de run­ter!«, rief der Kom­missar. »Se­hen Sie mich an! Na, wird’s bald?«

      Sie tat es, sie sah ihn an mit ei­nem Blick, in dem Angst war. Aber nicht vor ihm, son­dern Angst, sie kön­ne schwach wer­den.

      »Wann ha­ben Sie die­se so­ge­nann­te Braut Ihres Soh­nes zum letz­ten Male ge­se­hen?«

      »Das ist sehr lan­ge her. Ich weiß doch nicht. Schon seit wir die Kar­ten schrei­ben. Über zwei Jah­re … Oh, schla­gen Sie nicht schon wie­der! Den­ken Sie an Ihre ei­ge­ne Mut­ter! Sie möch­ten auch nicht, dass Ihre Mut­ter ge­schla­gen wird.«

      Zwei, drei Schlä­ge tra­fen sie kurz nach­ein­an­der.

      »Mei­ne Mut­ter ist kein hoch­ver­rä­te­risches Aas wie Sie! Nen­nen Sie noch ein­mal mei­ne Mut­ter, und ich wer­de Ih­nen zei­gen, wie ich schla­gen kann! Wo hat dies Mäd­chen ge­wohnt?«

      »Ich weiß doch nicht! Mein Mann hat mir mal ge­sagt, sie hat seit­dem ge­hei­ra­tet! Sie wird si­cher weg­ge­zo­gen sein.«

      »So, Ihr Mann hat sie also ge­se­hen? Wann war das?«

      »Ich weiß nicht mehr! Da schrie­ben СКАЧАТЬ