Hans Fallada – Gesammelte Werke. Hans Fallada
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Название: Hans Fallada – Gesammelte Werke

Автор: Hans Fallada

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier

isbn: 9783962813598

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СКАЧАТЬ sa­gen Sie noch, sie hat sich die gan­ze Sa­che aus­ge­dacht. Aber ich bin es ge­we­sen, ich al­lein. Ich bin dar­auf ge­kom­men, ich habe die Kar­ten ge­schrie­ben, ich habe sie aus­ge­tra­gen, ich will mei­ne Stra­fe! Sie nicht! Mei­ne Frau nicht!«

      »Sie hat ge­stan­den …«

      »Sie hat nichts ge­stan­den! Ich will sol­che Lü­gen nicht mehr hö­ren! Sie sol­len mir mei­ne Frau nicht schlecht­ma­chen!«

      Ei­nen Au­gen­blick stan­den sich die bei­den ge­gen­über, der Mann mit dem schar­fen Vo­gel­kopf und dem har­ten Blick und der farb­lo­se, graue Kom­missar mit dem sem­mel­blon­den Bart und den hel­len Au­gen.

      Dann senk­te Esche­rich den Blick und sag­te: »Ich rufe jetzt je­mand her­ein, wir wer­den ein klei­nes Pro­to­koll auf­neh­men. Ich hof­fe, Sie blei­ben bei Ih­rer Aus­sa­ge?«

      »Ich blei­be da­bei.«

      »Und Sie sind sich klar dar­über, was Sie er­war­tet? Hohe Zucht­haus­stra­fe, viel­leicht der Tod?«

      »Ja­wohl, ich weiß, was ich ge­tan habe. Und ich hof­fe, auch Sie wis­sen, was Sie tun, Herr Kom­missar?«

      »Was tue ich denn?«

      »Sie ar­bei­ten für einen Mör­der, und Sie lie­fern dem Mör­der stets neue Beu­te. Sie tun’s für Geld, viel­leicht glau­ben Sie nicht mal an den Mann. Nein, Sie glau­ben be­stimmt nicht an ihn. Bloß für Geld …«

      Wie­der stan­den sie sich schwei­gend ge­gen­über, und wie­der senk­te der Kom­missar nach ei­ner Wei­le über­wun­den den Blick.

      »Ich gehe dann«, sag­te er fast ver­le­gen, »und hole einen Schrei­ber.«

      Er ging.

      51. Kommissar Escherich

      Um Mit­ter­nacht sitzt Kom­missar Esche­rich noch oder viel­mehr schon wie­der in sei­nem Dienst­zim­mer. Er hockt da ganz in sich zu­sam­men­ge­sun­ken, aber so viel Al­ko­hol er auch ge­trun­ken hat, die schreck­li­che Sze­ne, die er hat mit­ma­chen müs­sen, hat er nicht ver­ges­sen.

      Dies­mal hat sein ho­her Vor­ge­setz­ter, der schwar­ze Scheiß­bock Prall, kein Kriegs­ver­dienst­kreuz für sei­nen so er­folg­rei­chen, so tüch­ti­gen, so lie­ben Kom­missar ge­habt, aber eine Ein­la­dung zu ei­ner klei­nen Sie­ges­fei­er hat­te er doch. Da hat­ten sie zu­sam­men­ge­ses­sen, sie hat­ten vie­len schar­fen Ar­ma­gnac aus gar nicht klei­nen Glä­sern ge­trun­ken, sie hat­ten über den er­wi­sch­ten Kla­bau­ter­mann ge­prahlt, und un­ter all­ge­mei­nem Bei­fall hat­te Kom­missar Esche­rich das Pro­to­koll mit dem Ge­ständ­nis Quan­gels vor­le­sen müs­sen …

      Müh­sa­me, sorg­fäl­ti­ge kri­mi­na­lis­ti­sche Ar­beit vor die Schwei­ne ge­wor­fen!

      Aber dann, als sie alle so rich­tig fett an­ge­sof­fen wa­ren, hat­ten sie sich einen Ex­tras­paß ge­macht. Mit Fla­schen und Glä­sern aus­ge­rüs­tet, wa­ren sie in Quan­gels Zel­le hin­ab­ge­stie­gen, auch der Kom­missar hat­te mit­kom­men müs­sen. Sie woll­ten sich die­sen selt­sa­men Vo­gel doch ein­mal an­se­hen, die­sen Hirn­ver­brann­ten, der die Frech­heit ge­habt hat­te, ge­gen den ge­lieb­ten Füh­rer zu kämp­fen!

      Sie hat­ten Quan­gel ge­fun­den un­ter sei­ner De­cke auf der Prit­sche, fest schla­fend. Ein selt­sa­mes Ge­sicht, hat­te Esche­rich ge­dacht, dem auch der Schlaf kei­ne Ent­span­nung schenk­te, das im­mer gleich ver­schlos­sen und sor­gen­voll aus­sah im Wa­chen und im Schlaf. Aber im­mer­hin hat­te der Mann fest ge­schla­fen …

      Na­tür­lich hat­ten die ihn nicht schla­fen las­sen. Sie hat­ten ihn mit Püf­fen ge­weckt, sie hat­ten ihn von sei­ner Prit­sche hoch­ge­jagt. Er hat­te da vor die­sen Leu­ten in ih­ren Uni­for­men in Schwarz und Sil­ber in ei­nem viel zu kur­z­en Hemd ge­stan­den, ei­nem Hemd, das nicht ein­mal ganz sei­ne Blö­ße be­deck­te, eine lä­cher­li­che Fi­gur – wenn man den Kopf nicht an­sah!

      Und dann wa­ren sie auf den Ge­dan­ken ge­kom­men, den al­ten Kla­bau­ter­mann zu tau­fen, sie hat­ten ihm eine Fla­sche Schnaps über den Kopf ge­gos­sen. Der Ober­grup­pen­füh­rer Prall hat­te eine klei­ne, nied­lich be­sof­fe­ne Rede über die­sen Kla­bau­ter­mann ge­hal­ten, über dies Schwein, das bald ge­met­zelt wür­de, und am Schluss die­ser Rede hat­te er sein Schnaps­glas auf Quan­gels Kopf zer­schla­gen.

      Das war ein Si­gnal für die an­de­ren ge­we­sen, alle hat­ten sie ihre Schnaps­glä­ser auf dem Kopf des al­ten Man­nes zer­schla­gen. Ar­ma­gnac und Blut wa­ren über sein Ge­sicht ge­lau­fen. Aber wäh­rend al­les dies ge­sch­ah, war es Esche­rich ge­we­sen, als sähe zwi­schen den Bä­chen aus Blut und Schnaps Quan­gel ihn un­ver­wandt an, und er mein­te gra­de­zu, ihn spre­chen zu hö­ren: Das ist also die ge­rech­te Sa­che, für die du mor­dest! Das sind dei­ne Hen­kers­ge­sel­len! So seid ihr. Du weißt sehr wohl, was du tust. Ich aber wer­de für die Ver­bre­chen, die ich nicht be­gan­gen habe, ster­ben, und du wirst le­ben – so ge­recht ist dei­ne Sa­che!

      Dann hat­ten sie ent­deckt, dass Esche­richs Glas noch heil war. Sie hat­ten es ihm be­foh­len, es auch auf dem Kopf Quan­gels zu zer­schla­gen. Ja, Prall hat­te es ihm zwei Mal sehr scharf be­feh­len müs­sen – »Du weißt doch, Esche­rich, wie ich mit dir Schlit­ten fah­re, wenn du nicht pa­rierst?« –, und dann hat­te also Esche­rich sein Glas auf Quan­gels Kopf zer­schla­gen. Vier­mal hat­te er mit sei­ner zit­tern­den Hand zu­schla­gen müs­sen, ehe das Glas zer­brach, und die gan­ze Zeit über hat­te er den schar­fen, höh­ni­schen Blick Quan­gels auf sich ge­fühlt, der schwei­gend sei­ne Ent­wür­di­gung mit­er­leb­te. Die­se lä­cher­li­che Fi­gur in zu kur­z­em Hemd, sie war stär­ker, wür­de­vol­ler ge­we­sen als all sei­ne Quä­ler. Und bei je­dem Schlag, den Kom­missar Esche­rich ver­zwei­felt und ver­ängs­tigt ge­führt hat­te, war es ihm ge­we­sen, als schla­ge er ge­gen den Be­stand sei­nes ei­ge­nen Ichs, als rüh­re ihm eine Axt an die Wur­zeln des Le­bens­baums.

      Dann war Otto Quan­gel plötz­lich zu­sam­men­ge­bro­chen, und so hat­ten sie ihn da auf dem nack­ten Zel­len­bo­den lie­gen­ge­las­sen, be­wusst­los und blu­tend. Sie hat­ten auch der Wa­che ver­bo­ten, sich um das Schwein zu küm­mern, und wa­ren wie­der hin­auf­ge­gan­gen zum Wei­ter­sau­fen, zum Wei­ter­fei­ern, als hät­ten sie wer weiß was für einen hel­di­schen Sieg er­run­gen.

      Und nun sitzt Kom­missar Esche­rich wie­der in sei­nem Dienst­zim­mer am Schreib­tisch. Ihm ge­gen­über an der Wand hängt noch im­mer die Kar­te mit den ro­ten Fähn­chen. Sein Kör­per ist völ­lig in sich zu­sam­men­ge­sun­ken, aber er denkt noch klar.

      Ja, die Kar­te ist er­le­digt. Mor­gen kann sie ab­ge­nom­men wer­den. Und über­mor­gen wer­de ich eine neue Kar­te auf­hän­gen und nach ei­nem neu­en Kla­bau­ter­mann ja­gen. Und wie­der eine. Und noch eine. Was hat das al­les für einen Sinn? Bin ich dazu auf die­ser Welt? Es muss ja wohl so sein, aber wenn es so ist, ver­ste­he ich nichts von die­ser Welt, dann liegt in nichts Ver­stand. Dann ist es wirk­lich ganz gleich, was СКАЧАТЬ