Gesammelte Werke. Фридрих Вильгельм Ницше
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СКАЧАТЬ und ganz und gar das­sel­be sein. Mag die­se Iden­ti­tät den Sin­nen wi­der­spre­chen! Gera­de dies ist die Bürg­schaft, daß sie nicht von den Sin­nen ent­lehnt ist.

      13.

      Üb­ri­gens ließ sich ge­gen Par­me­ni­des auch ein kräf­ti­ges Paar von ar­gu­men­ta ad ho­mi­nem oder ex con­ces­sis vor­füh­ren, durch wel­che zwar nicht die Wahr­heit selbst an’s Licht ge­bracht wer­den konn­te, aber doch die Un­wahr­heit je­ner ab­so­lu­ten Tren­nung von Sin­nen­welt und Be­griffs­welt und der Iden­ti­tät von Sein und Den­ken. Ein­mal: wenn das Den­ken der Ver­nunft in Be­grif­fen real ist, so muß auch die Viel­heit und die Be­we­gung Rea­li­tät ha­ben, denn das ver­nünf­ti­ge Den­ken ist be­wegt, und zwar ist dies eine Be­we­gung von Be­griff zu Be­griff, also in­ner­halb ei­ner Mehr­heit von Rea­li­tä­ten. Da­ge­gen giebt es kei­ne Aus­flucht, es ist ganz un­mög­lich, das Den­ken als ein star­res Ver­har­ren, als ein ewig un­be­weg­tes Sich-selbst-Den­ken der Ein­heit zu be­zeich­nen. Zwei­tens: wenn von den Sin­nen nur Trug und Schein kommt, und es in Wahr­heit nur die rea­le Iden­ti­tät von Sein und Den­ken giebt, was sind dann die Sin­ne selbst? Je­den­falls doch auch nur Schein: da sie mit dem Den­ken und ihr Pro­dukt, die Sin­nen­welt, mit dem Sein nicht zu­sam­men­fällt. Wenn aber die Sin­ne selbst Schein sind, wem sind sie dann Schein? Wie kön­nen sie, als un­re­al, doch noch täu­schen? Das Nicht­sei­en­de kann nicht ein­mal be­trü­gen. Es bleibt also das Wo­her? der Täu­schung und des Scheins ein Räth­sel, ja ein Wi­der­spruch. Wir nen­nen die­se ar­gu­men­ta ad ho­mi­nem den Ein­wand von der be­weg­ten Ver­nunft und den von dem Ur­sprung des Scheins. Aus dem ers­ten wür­de die Rea­li­tät der Be­we­gung und der Viel­heit, aus dem zwei­ten die Un­mög­lich­keit des par­me­ni­de­i­schen Schei­nes fol­gen; vor­aus­ge­setzt, daß die Haupt­leh­re des Par­me­ni­des, über das Sein, als be­grün­det an­ge­nom­men ist. Die­se Haupt­leh­re aber heißt nur: das Sei­en­de al­lein hat ein Sein, das Nicht­sei­en­de ist nicht. Ist die Be­we­gung aber ein sol­ches Sein, so gilt von ihr, was von dem Sei­en­den über­haupt und in je­dem Fal­le gilt: sie ist un­ge­wor­den, ewig, un­zer­stör­bar, ohne Zu­nah­me und Ab­nah­me. Wird aber der Schein aus die­ser Welt weg­ge­leug­net, mit Hül­fe je­ner Fra­ge nach dem Wo­her? des Scheins, wird die Büh­ne des so­ge­nann­ten Wer­dens, der Ver­än­de­rung, un­ser viel­ge­stal­te­tes, rast­lo­ses, bun­tes und rei­ches Da­sein, vor der par­me­ni­de­i­schen Ver­wer­fung ge­schützt, so ist es nö­thig, die­se Welt des Wech­sels und der Ver­än­de­rung als eine Sum­me von sol­chen wahr­haft sei­en­den, in alle Ewig­keit zu­gleich existiren­den We­sen­hei­ten zu cha­rak­te­ri­si­ren. Von ei­ner Ver­än­de­rung in stren­gem Sin­ne, von ei­nem Wer­den, ist na­tür­lich auch bei die­ser An­nah­me durch­aus nicht zu re­den. Aber jetzt hat die Viel­heit ein wah­res Sein, alle Qua­li­tä­ten ha­ben ein wah­res Sein, die Be­we­gung nicht min­der: und von je­dem Mo­ment die­ser Welt, ob auch die­se be­lie­big ge­wähl­ten Mo­men­te um Jahr­tau­sen­de aus­ein­an­der lie­gen, müß­te ge­sagt wer­den kön­nen: alle in ihr vor­han­de­nen wah­ren We­sen­hei­ten sind sammt und son­ders zu­gleich da, un­ver­än­dert, un­ver­min­dert, ohne Zu­wachs, ohne Ab­nah­me. Ein Jahr­tau­send spä­ter ist sie eben die­sel­be, Nichts hat sich ver­wan­delt. Sieht trotz­dem die Welt das eine Mal ganz an­ders aus, als das and­re Mal, so ist dies kei­ne Täu­schung, Nichts nur Schein­ba­res, son­dern Fol­ge der ewi­gen Be­we­gung. Das wahr­haft Sei­en­de ist bald so, bald so be­wegt, an­ein­an­der aus­ein­an­der, nach oben nach un­ten, in ein­an­der durch ein­an­der.

      14.

      Mit die­ser Vor­stel­lung ha­ben wir be­reits einen Schritt in den Be­zirk der Leh­re des Ana­xa­go­ras gethan. Von ihm wer­den bei­de Ein­wän­de, der vom be­weg­ten Den­ken und der von dem Wo­her? des Scheins, in vol­ler Kraft ge­gen Par­me­ni­des er­ho­ben: aber in dem Haupt­sat­ze hat Par­me­ni­des ihn so­wie alle jün­ge­ren Phi­lo­so­phen und Na­tur­for­scher un­ter­jocht. Sie Alle leug­nen die Mög­lich­keit des Wer­dens und Ver­ge­hens, wie es sich der Sinn des Volks denkt und wie es Ana­xi­man­der und Hera­klit mit tiefe­rer Be­son­nen­heit, und doch noch un­be­son­nen, an­ge­nom­men hat­ten. Ein sol­ches my­tho­lo­gi­sches Ent­ste­hen aus dem Nichts, Ver­schwin­den in das Nichts, eine sol­che will­kür­li­che Ver­än­de­rung des Nichts in das Et­was, ein sol­ches be­lie­bi­ges Ver­tau­schen, Aus­zie­hen und An­zie­hen der Qua­li­tä­ten galt von nun an als sinn­los: aber eben­falls und aus den glei­chen Grün­den ein Ent­ste­hen des Vie­len aus dem Ei­nen, der man­nig­fa­chen Qua­li­tä­ten aus der einen Ur­qua­li­tät, kurz die Ablei­tung der Welt aus ei­nem Ur­stof­fe, in der Ma­nier des Tha­les, oder des Hera­klit. Jetzt war viel­mehr das ei­gent­li­che Pro­blem auf­ge­stellt, die Leh­re vom un­ge­w­ord­nen und un­ver­gäng­li­chen Sein auf die­se vor­han­de­ne Welt zu über­tra­gen, ohne zur Theo­rie des Scheins und der Täu­schung durch die Sin­ne eine Zuf­lucht zu neh­men. Wenn die em­pi­ri­sche Welt aber nicht Schein sein soll, wenn die Din­ge nicht aus dem Nichts und eben­so­we­nig aus dem einen Et­was ab­zu­lei­ten sind, so müs­sen die­se Din­ge selbst ein wahr­haf­tes Sein ent­hal­ten, ihr Stoff und In­halt muß un­be­dingt real sein, und alle Ver­än­de­rung kann sich nur auf die Form, das heißt auf die Stel­lung, Ord­nung, Grup­pirung, Mi­schung, Ent­mi­schung die­ser ewi­gen zu­gleich existiren­den We­sen­hei­ten be­ziehn. Es ist dann wie beim Wür­fel­spiel: im­mer sind es die­sel­ben Wür­fel, aber bald so bald so fal­lend be­deu­ten sie für uns et­was An­de­res. Alle äl­te­ren Theo­ri­en wa­ren auf ein Ur­ele­ment, als Schoß und Ur­sa­che des Wer­dens, zu­rück­ge­gan­gen, sei dies nun Was­ser, Luft, Feu­er oder das Un­be­stimm­te des Ana­xi­man­der. Da­ge­gen be­haup­tet nun Ana­xa­go­ras, daß aus dem Glei­chen nie das Un­glei­che her­vor­ge­hen kön­ne und daß aus dem einen Sei­en­den die Ver­än­de­rung nie zu er­klä­ren sei. Ob man sich je­nen einen an­ge­nom­me­nen Stoff nun ver­dünnt oder ver­dich­tet den­ke, nie­mals er­rei­che man, durch eine sol­che Ver­dich­tung oder Ver­dün­nung, Das, was man zu er­klä­ren wün­sche: die Viel­heit der Qua­li­tä­ten. Wenn aber die Welt that­säch­lich voll der ver­schie­dens­ten Qua­li­tä­ten ist, so müs­sen die­se, falls sie nicht Schein sind, ein Sein ha­ben, das heißt ewig un­ge­wor­den un­ver­gäng­lich und im­mer zu­gleich existirend sein. Schein aber kön­nen sie nicht sein, da die Fra­ge nach dem Wo­her? des Scheins un­be­ant­wor­tet bleibt, ja sich selbst mit Nein! be­ant­wor­tet. Die äl­te­ren For­scher hat­ten das Pro­blem des Wer­dens da­durch ver­ein­fa­chen wol­len, daß sie nur eine Sub­stanz auf­stell­ten, die die Mög­lich­kei­ten al­les Wer­dens im Scho­ße tra­ge; jetzt wird im Ge­gent­heil ge­sagt: es giebt zahl­lo­se Sub­stan­zen, aber nie mehr, nie we­ni­ger, nie neue. Nur die Be­we­gung wür­felt sie im­mer neu durch­ein­an­der: daß aber die Be­we­gung eine Wahr­heit und nicht ein Schein sei, be­wies Ana­xa­go­ras aus der un­be­streit­ba­ren Suc­ces­si­on un­se­rer Vor­stel­lun­gen im Den­ken, ge­gen Par­me­ni­des. Wir ha­ben also auf die un­mit­tel­bars­te Wei­se die Ein­sicht in die Wahr­heit der Be­we­gung und der Suc­ces­si­on, dar­in, daß wir den­ken und Vor­stel­lun­gen ha­ben. Also ist je­den­falls das star­re, ru­hen­de, tod­te eine Sein des Par­me­ni­des aus dem Wege ge­schafft, es giebt vie­le Sei­en­de, eben­so si­cher als alle die­se vie­len Sei­en­den (Exis­ten­zen, Sub­stan­zen) in Be­we­gung sind. Ver­än­de­rung ist Be­we­gung – aber wo­her stammt die Be­we­gung? Läßt viel­leicht die­se Be­we­gung das ei­gent­li­che We­sen СКАЧАТЬ