Der schweizerische Robinson. Johann David Wyss
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Название: Der schweizerische Robinson

Автор: Johann David Wyss

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ zu machen, von dem ich wußte, daß er sehr nach ihrem Geschmack sein würde.

      »Wie wäre es«, sagte ich, »wenn wir endlich daran gingen, unsrer Wohnung und den verschiedenen Gegenden dieses Landes, soweit sie uns bis jetzt bekannt geworden, ordentliche Namen zu geben? – Die Küste überhaupt wollen wir zwar damit verschonen; denn wer weiß, ob sie nicht längst von unsern gelehrten Herren Landsleuten, den erdkundigen Europäern, zu Buche getragen und mit dem Namen irgendeines Schiffers oder eines Heiligen christlich getauft worden ist? Aber die einzelnen Plätze, an denen wir uns aufhalten, oder die uns merkwürdig sind, wollen wir benennen, damit wir uns in Zukunft desto kürzer und leichter darüber verständigen können und außerdem die liebliche Täuschung haben, als lebten wir mitten in einem bevölkerten Lande zwischen angebauten Ortschaften, die uns längst bekannt wären.«

      »Oh, das ist herrlich, das ist vortrefflich!« – jubelten alle. Jack aber machte sogleich einen Vorschlag. »Nun wollen wir auch«, sagte er, »so vertrackte und türkische Namen ersinnen, wie sie auf den Landkarten stehen, die Leute können sich dann recht den Kopfzerbrechen, wenn sie die Geographie dieser Insel erlernen. Ich habe auch genug an ihrem Monomotapa und Zanguebar und Coromandel geschwitzt.«

      »Ja, mein Junge«, bemerkte ich lächelnd, »wenn nur jemals die Leute von unserm Lande und von den beizulegenden Namen etwas in Erfahrung bringen! – Übrigens wären wir am Ende selber am meisten gestraft, wenn wir uns die Zunge mit wunderlichen Namen zermarterten.«

      »Aber, wie machen wir es denn?« fragte Jack.

      »Wir wollen es machen, wie alle Völker es gemacht haben«, erwiderte ich; »wir wollen die Orte in unsrer Muttersprache nach auffallenden Eigenschaften bezeichnen oder nach Ähnlichkeiten mit andern Dingen oder nach Ereignissen und Begebenheiten, oder nach Menschen, das heißt hier, am besten nach uns selbst.«

      »Ja, ja, so wird es besser sein«, sagte er; »aber wo fangen wir denn an?«

      »Ich denke, wohl bei der Bucht«, versetzte ich, »in der wir zuerst gelandet haben. Wie heißen wir die?«

      »Ich möchte sie aus Dankbarkeit für unsere glückliche Rettung künftig die Rettungsbucht heißen«, sprach die Mutter.

      Dieser Name gefiel allen und wurde daher sogleich angenommen. Hierauf gaben wir auch den übrigen Punkten, die uns bis dahin merkwürdig geworden waren, Namen, welche an irgendeinen bedeutenden Umstand erinnerten. So wurde unser erster Wohnplatz bei der Bucht Zeltheim genannt, weil unser Obdach ein Zelt gewesen war; das Inselchen, das am Eingang der Rettungsbucht liegt, erhielt den Namen Haiinsel, weil Fritz dort einen Haifisch gesehen haben wollte; und eine weitere Insel wurde im Gegensatz dazu nun die Walfischinsel genannt. Den Morast, wo wir die Pfeilrohre geschnitten, nannten wir nach dem dort geschossenen Vogel den Flamantsumpf; unser Baumschloß erhielt den poetischen Namen Falkenhorst; »denn«, sagte ich zu den Knaben, »ihr seid alle ein so junges Raubgesindel, hoffentlich von edler Art, gelehrig, folgsam, rasch und mutig wie die Falken.« – Auf meinen Vorschlag ward das Vorgebirge, auf welchem ich mit Fritz vergebens nach unsern Schiffsgesellen umgesehen hatte, das Vorgebirge der betrogenen Hoffnung und der Hügel, auf welchem wir standen, einfach die Warte genannt. Endlich tauften wir den Bach, über welchen die Schakale nach unserm frühern Wohnsitz gedrungen waren, den Schakalbach.

      So verplauderten wir lustig die Zeit, während wir speisten, und legten das Fundament zu einer Geographie unsres neuen Vaterlandes, die wir denn auch lachend beschlossen, mit der ersten Post nach Europa zu senden. Nach dem Essen ging jeder wieder an seine Arbeit. Fritz vollendete seine Bestecke; Jack, Ernst und Fränzchen übten sich im Pfeilschießen und leisteten zwischenhinein dem größern Bruder einige Hilfe.

      Unterdessen war es Abend geworden, und die drückendste Tageshitze war vorübergegangen, so daß es anfing, zu einem Spaziergang einladend zu werden und ich die ganze Familie dazu aufforderte. – »Wohin könnte man wohl gehen?«

      »Ich dächte, nach Zeltheim!« rief Jack. »Denn wir müssen doch morgen brav Pulver und Blei haben, damit wir hier auf den Feigenbäumen ein bißchen die Vögel, die haufenweise droben sitzen, vermindern und einen Vorrat von annehmlichem Fleisch zurücklegen können.«

      »Ich stimme auch für Zeltheim«, sagte die Mutter; »denn meine Butter ist ausgegangen; Fritz hat mir mit seiner Gerberei den Rest verschmiert, und die Herren, die beständig von einfacher Kost und sparsamer Küche predigen, sind doch allemal froh, wenn hübsch fett und ansehnlich aufgestellt wird.«

      »Ja«, bemerkte Ernst, »wir sollten auch ein paar Enten und Gänse herüberschaffen, sie wären hier im Bache sehr anmutig.«

      »Da ihr alle so statthafte Gründe gebt«, sagte ich, »so trete ich gern euerm Vorschlage bei, aber dann wollen wir nicht unsern alten Weg an dem Strand nehmen, sondern einen neuen versuchen; wir gehen hier unserm Bächlein nach hinauf an die Felswand und ziehen uns in ihrem wohltätigen Schatten hinüber, bis wo der Schakalbach niederstürzt. Da kommen wir dann wohl über die Steine nach Zeltheim und kehren beladen über die Brücke, den gewöhnlichen Weg am Ufer, nach Hause, wobei wir die Sonne, wenn sie noch nicht untergegangen ist, im Rücken haben. Dieser neue Weg läßt uns auf neue Entdeckungen und Vorteile hoffen.«

      Mein Gedanke ward gutgeheißen, und bald machten sich alle bereit, unter meiner Führung aufzubrechen. Fritz war mit dem Schwanze seiner Tigerkatze umgürtet; doch waren seine Bestecke noch nicht so vollendet, daß er sie mitführen konnte. Alles trug Waffen und Weidtaschen, weil man nicht wußte, was uns begegnen möchte. Selbst Fränzchen hatte seinen Bogen und seinen Pfeil in der Hand und den gespickten Köcher als Hinterhalt auf dem Rücken. Die Mutter allein war unbewaffnet, aber sie trug ihre Butterflasche, um sie in Zeltheim aus dem Vorratsfasse wieder anzufüllen. – Den Affen kam die Lust an, mit uns zu gehen. Er sprang ohne viel Federlesens Fritz auf die Schulter und gedachte, so auf gewohnte Art zu reisen. Dem Jungen wurde die Sache aber mit der Zeit zu lästig. Der kleine Geselle hielt keine Minute Ruhe, sondern seiltänzerte beständig von einer Schulter, von einem Arm zum andern. »Höre du«, sagte Fritz endlich, »das geht mit dir nicht so weiter. Ich kann mich auf die Dauer nicht von dir als Baum benutzen lassen. Wir müssen‘s ernstlich nochmals mit einem Gaul versuchen. Bill hierher!«

      Er war natürlich empört über die Zumutung, dem kleinen Affenreiter als Zirkuspferd dienen zu sollen; aber Fritz, der diesmal mehr Zeit und Geduld aufwenden konnte als kürzlich bei der Heimkehr vom anstrengenden Marsche, ließ mit immer erneuten Versuchen nicht locker. Das schnelle Begriffsvermögen unsres Affenkindes kam ihm dabei zustatten. Der Kleine merkte nicht sobald, daß es sich auf Bills Rücken gut sitzen ließe, als er sich auch mit aller Kraft seiner gelenkigen vier Händchen festkrallte. Es half dem Hunde nichts mehr, daß er sich zu Boden warf; das Knirpschen saß wie angenagelt. Bill rieb sich an einem Baum, um seinen Reiter abzuscheuern – umsonst, der Schlingel schnitt eine Fratze und rückte ein bißchen zur Seite. Lachend sahen die Kinder dem Handel zu. Fritz faßte endlich den Hund zärtlich um den Hals, streichelte seinen Kopf und redete ihm gut zu: »Komm, Bill, komm, mein schönes Tier, sei brav, sei vernünftig, laß den frechen kleinen Kerl reiten. So, so, so zeig, daß du ein kaltblütiger Engländer bist. Sollst auch mein Bester sein, mein schönster Hund, mein kluger Hund! Siehst du wohl? Nun komm her.« Dabei hatte er einen Strick in Bills Halsband befestigt und sich das Ende desselben mehrfach um die Hand geschlungen, um etwaigen Ausreißgelüsten vorzubeugen. Bill blieb aber stehen und sah trübselig vor sich hin. Er begriff, daß sein Schicksal besiegelt sei; aber Freude hatte er nicht daran. Auf immer wiederholtes Zureden entschloß er sich endlich, mit seinem unverschämten Reiter neben uns herzutraben.

      »Siehst du, mein Junge«, sagte ich, »das hat mich gefreut, daß du mit Ruhe und Geduld dem Ding beigekommen bist. Auf diese Weise wird sich Bill am besten gewöhnen und mit der Zeit ohne Murren seiner Pflicht genügen.«

      Unser Weg am Bache hinauf war außerordentlich angenehm, weil er eine Zeitlang noch im Schatten der großen Bäume und über einen weichen, ebenen СКАЧАТЬ