Marx und Nietzsche mischen sich ein - Die heillose Kultur - Band 1.1. Dr. Phil. Monika Eichenauer
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СКАЧАТЬ was den primären Kern des Kapitalismus ausmacht: Gewinn. Der Verzicht wird aber von denjenigen erwartet, die ihn ermöglichen, nicht von denjenigen, die ihn einstreichen.

      Chronischen Falschdarstellungen hinsichtlich des Kerns und Wesens des Kapitalismus und den daraus erwachsenden Grundlagen für Entscheidungen und deren Auswüchsen in der (Lebens-)Praxis sind demgemäß mit Klärung und Gegendarstellung zu begegnen. Wenn man eine historische Perspektive wählt und sich fragt, wie konnte der Kapitalismus überhaupt entstehen, so könnte man aus einer psychohistorischen Perspektive sagen: Der Mensch hat einen Trieb zur Verbesserung seiner Lebensgrundlagen, und er vergleicht aus diesem Blickwinkel seine Ergebnisse mit den Ergebnissen der anderen. Man könnte von frühen Wettbewerbsstrukturen diesbezüglich sprechen. Dieses Verhalten, zu schauen, wie ein anderer Mensch etwas tut, spricht für Intelligenz, Lernfähigkeit und Kreativität. Von Vorbildern ist zu lernen. Kinder tun dies und Erwachsene gleichfalls. Dagegen kann überhaupt nichts eingewandt werden, denn das sichert Bestand und Fortschritt der Kultur.

      Damit wäre man bei einer sprudelnden Quelle im Menschen angelangt, dem Spieltrieb. Man nennt diesen Menschen auch Homo Ludens, das spielende und Wettbewerb suchende menschliche Wesen auf der Basis fest einzuhaltender Grundregeln.

      Der psychohistorische Kern des Homo Ludens ist mit dem Spiel und somit auch mit Freude und Kreativität im Wettbewerb assoziiert, wie es der niederländische Philosoph Huizinger in seinem gleichnamigen Buch „Homo Ludens“ (1956) beschreibt. Freiheit, Gleichheit und allgemein verbindliche Regeln sind eine wesentliche Voraussetzung für das Spiel.

      Dieses Element im Prozess „Entwicklung und Verbesserung“ erlangt im Kapitalismus jedoch eine gänzlich andere Ausprägung als im Homo Ludens Huizingers: Kapitalistische Macher halten sich nicht an die Regeln. Sie tricksen sich gegenseitig aus, müssen sich stets − trotz zu eisigem Misstrauen gefrorenen Gefühlen − höflich begegnen. Sie präsentieren sich folglich in einer kontaktlosen Formvollendetheit. Jeder Schritt ist auf Eis zu setzen. Es besteht immer die Gefahr des Ausrutschens. Letztlich vertraut ein Betreiber des Kapitalismus niemandem mehr. Um persönliche Enttäuschungen zu vermeiden, wird alles gekauft; denn dann „war’s ja nur ein Geschäft.“ Inzwischen dürften viele Menschen erfahren haben, dass ein Geschäft nicht nur ein Geschäft ist. In Geschäften konzentriert sich Leben, dass erblühen kann oder aber elendig zugrunde geht.

      Im Kapitalismus wird der ursprüngliche und einheitliche Kern von Tun, Vergleich, Kreativität, Fortschritt und Einhaltung von für alle Beteiligten gleichen Regeln in seine Einzelteile zerlegt: Wettbewerb ja, aber mit ungleichen Voraussetzungen und unter Umgehung von einheitlichen Regeln. Zeitgleich werden Handlungen oder Arbeitsgänge restlos in Einzelteile zerlegt, die an diesem gesamten Vorgang teilhaben und zu Geld gemacht. Dienstleitungen für Produkte von Firmen müssen Menschen selbst bezahlen, Service gibt es nicht bzw. ist ebenso selbst zu bezahlen wie für Plastikeinkaufstüten, mit denen Kunden dann kostenlos für Firmen Reklame laufen, in dem sie sie benutzen. Ziel ist nicht mehr Lebens- und Kulturerhalt, sondern Maximierung von Geld.

      Das Ziel, das menschlichem Tun zugrunde lag, wurde verändert. Aus Aneignung von Natur zum Zwecke des Lebens wurde Geldbeschaffung um jeden Preis unter Aufgabe des Natur-, Tier- oder Selbsterhaltes zum Zwecke des Überleben.

      Aus der Steinzeit ist der Glaube als Relikt übrig geblieben, es dennoch gegen alle Unbill von Natur und Leben es schaffen zu können, am Leben zu bleiben. Dieser Glaube wirkt auch heute noch unter schwierigsten Lebensbedingungen im Menschen als Mut und Wille, der sich der Hoffnungslosigkeit und Not entgegen stellt! Denn, hätte sich der Urmensch vom Bären einschüchtern lassen, hätte der Mensch sich in seine Höhle verkrochen und wäre nie wieder heraus gekommen. Aber Menschen haben sich nicht verkrochen! Sie sind immer wieder, trotz großer Bedrohung, aus ihrem Schlupfwinkel heraus gekommen und nahmen den Kampf von einander lernend auf. Helden wurden in allen Zeiten gefeiert. Sie zeichneten sich durch großen Mut, Kraft, Zähigkeit, Intelligenz und Weisheit aus, je nach der Art und Weise der Lebensprüfung, die sich ihnen in den Weg stellte. Aber selbst der Mut hat sich im Laufe der Jahrhunderte in der Menschheitsentwicklung unter der Kultur gegen Menschen gewandt. Statt für ihre Lebensbedingungen und für ihr Menschsein zu kämpfen, zeigen sie großen und illusorischen Mut, den sie in alle Schattierungen von Hoffnung auf Besserung ihrer Lebenssituation investieren, ohne selbst etwas dafür tun zu müssen. Dafür, für Erhalt der Existenz und Durchsetzung ihrer Interessen, sind Politiker oder kurz, andere Menschen, zuständig. Menschliche Wesenszüge oder Wurzeln wenden Menschen in völlig neuer Weise gegen sich selbst. Wenn der Mensch der Steinzeit generell eine derartige Sichtweise entwickelt hätte, gäbe es uns Menschen heutzutage wohl kaum: Die Bären, andere Tiere oder Stämme hätten in die Höhlen hinein spazieren und vor Angst zusammengekauerte Urmenschen, unsere Vorfahren, in Ruhe auffressen können. Heutzutage passiert dies im übertragenen Sinne: es werden Gesetze ausgedacht, die Existenz in Schutt und Asche legen. Menschen passen sich diesen Vorstellungen von Leben, die in den Gesetzen und Regeln stecken, an und lassen das dabei entstehende kostbare Adrenalin in ihrem Körper in schädlichen biophysikalischen Prozessen, aus denen Krankheiten entstehen, versickern. Dann gibt es auch hier wieder Tabletten vom Arzt, um Ausgleich in Körper und Seele zu schaffen. So kann dann das Tagewerk der Anpassung im Alltag fortgesetzt werden. Unsere Vorfahren hätten den Kopf geschüttelt und es ist besser, dass sie (hoffentlich) nicht wissen, wie wir heutzutage kollektiv mit uns verfahren, wenn Existenz und Leben bedroht sind. Es reicht (hoffentlich noch), wenn wir es gemeinsam langsam aber sicher realisieren und korrigieren.

      Ziele und menschliche Eigenschaften können sich miteinander ins Gegenteil und zum Schaden von Menschen verweben, je nachdem, wie die Regeln in einer Gemeinschaft aufgestellt sind. Denn Menschen ist es immer wichtig zu wissen, dass sie im Einverständnis mit anderen leben und handeln! Menschen sind reflexiv identitätsbildend: Bestätigung, Gleichklang, Lob, Anerkennung und Bewunderung sind ihnen existenziell wichtig. Menschen versichern sich gegenseitig, auf dem richtigen Weg zu sein. Der Trieb, die Existenz zu erhalten, wird heutzutage kollektiv umgelenkt.

      Dass der Bürger als Retter des Kapitalismus, wie von Christoph Keese benannt und zu identifizieren ist, auf eigene Einkünfte freiwillig verzichtet, versteht sich, dem Gedanken der Verkehrung folgend, von selbst. Das finde ich beachtlich und mutig von Christoph Keese, erkenntnistheoretisch aber leider absolut inakzeptabel – mal ganz abgesehen von der Verdrehung und Umdeutung des Gedankengutes von Karl Marx. Mit diesem Vorgehen scheint die Hoffnung verbunden zu sein, dass niemand merkt, dass wir immer noch im Kapitalismus, wie er von Marx analysiert und durch Kapitalisten hinsichtlich Zukunftsaussichten (Sozialismus / Kommunismus) bekämpft wurde, leben.

      Tatsache ist, dass nicht der Kapitalismus, sondern Menschen und ihre Werte, ihre Existenz und ihr Leben zu retten sind. Noch einmal: Die Ökonomie, egal welche, hat den Menschen zu dienen und nicht umgekehrt. Dieses Verhältnis, wer hier wen rettet oder nicht rettet, wäre somit gerade zu rücken.

      Das Alte wird immer wieder in neue Kleider verpackt, weshalb wir Bürger immer den gleichen Käse in anderer Verpackung aufgetischt bekommen. Doch der kapitalistischen Ökonomie gehen allmählich Argumente wie Kreativität aus. Da werden dann gern Anleihen im humanistischen und geisteswissenschaftlichen Sektor getätigt – Gutmütigkeit und Gutgläubigkeit wird ausgenutzt. Es wird zu wenig Acht gegeben auf die Bewahrung spezifischer Werte. Man meint sogar, ein gutes Werk zu vollbringen, indem dieses Wissen (und Hab und Gut) an die kapitalistische Ökonomie weitergereicht wird. Die geisteswissenschaftlichen Denker partizipieren platonisch, selten materiell. Natürlich braucht die Welt gute Taten, aber man muss unterscheiden lernen und Formen finden, zum Wohle aller Menschen und dafür einzustehen. Das Ziel und die Motivation des Handelns, dem gute Ideen, Humanität und Geisteswissenschaft dienen, müssen absolut unzweifelhaft dem Wohl von Menschen dienen – ohne Nebenwirkung und versteckte Folgeschäden.

      Im Nachgang 2008 und gesteigert 2009 wurde die Aussage von Christoph Keese sowohl bestätigt wie durch die Realität in der globalen Wirtschaftsentwicklung widerlegt: Einerseits hat СКАЧАТЬ