Mythos, Pathos und Ethos. Thomas Häring
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Название: Mythos, Pathos und Ethos

Автор: Thomas Häring

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9783738030754

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СКАЧАТЬ schaffen würde.

      In Hessen hatten meistens die Sozialdemokraten regiert, entweder alleine oder mit den Grünen, die CDU hatte es dort oft schwer gehabt, doch nun war sie selbstbewußt und optimistisch. Robert Doch wollte unbedingt wiedergewählt werden, hoffte er doch insgeheim auch auf eine mögliche Kanzlerkandidatur 2006. In Hessen wurde es oft sehr eng und spannend, denn die beiden Lager (Schwarz-Gelb und Rot-Grün) waren ungefähr gleich groß. Elf Jahre später sollte auch noch die Linke ein weiteres Mal im Parlament sitzen und damit jegliche Regierungsbildung beinahe unmöglich machen.

      25.11.2002: Österreich hatte gewählt, Rolf Jan Schlüssel und seine ÖVP feierten einen triumphalen Erfolg, da es ihnen gelungen war, die enttäuschten FPÖ-Wähler auf ihre Seite zu ziehen. Vier Jahre zuvor war man noch hinter den Rechtspopulisten geblieben und hatte mit 26,9 Prozent der Wählerstimmen ein desaströses Ergebnis erzielt gehabt, doch nun standen 42,3 % auf der Habenseite und alles war gut. Die FPÖ war böse abgestürzt, würde aber dennoch wieder Platz auf den Regierungsbänken finden, auch wenn sie selbst den Bruch der Koalition herbeigeführt hatte. Die SPÖ hatte zwar zugelegt, lag aber deutlich hinter der ÖVP und auch die Grünen waren nicht an der FPÖ vorbeigekommen. Österreich blieb also so konservativ wie eh und je, die Zeit der SPÖ auf Platz eins in der Wählergunst schien damit vorbei zu sein und Kanzler Schlüssel bereitete sich voller Genugtuung auf eine weitere Amtszeit vor. Auch der Verweis auf das rot-grüne Chaos in Berlin hatte der ÖVP scheinbar Stimmen gebracht und den Grünen wohl Stimmen gekostet.

      In Deutschland ärgerte sich Egmont Sträuber derweil nach wie vor darüber, daß er nur im Süden so beliebt war, denn die West- und Norddeutschen, aber in allererster Linie die Ostdeutschen, hatten dafür gesorgt gehabt, daß er nicht ins Kanzleramt hatte einziehen können. Die Niederlage nagte immer noch an ihm, er warf Finanzminister Weichel und Kanzler Schräder Wahllügen vor und ließ sogar einen Untersuchungsausschuß ins Leben rufen, welcher jene Vorwürfe überprüfen sollte. So jemanden wie Sträuber nannte man gemeinhin einen schlechten Verlierer, aber der hoffte nach wie vor darauf, daß Rot-Grün bald am Ende sein würde. In den Meinungsumfragen stand die Koalition bereits zwei Monate nach der Bundestagswahl katastrophal da, so daß es auch für die Landtagswahlen im Februar 2003 sehr schlecht ausschaute. Genau darauf spekulierte die Union: Zwei heftige Niederlagen in Hessen und Niedersachsen, dann würde den "rot-grünen Chaoten in Berlin" der Wind so scharf ins Gesicht wehen, daß sie vielleicht aufgeben müßten. Na ja, Träumen mußte eben erlaubt sein, Sträuber hoffte halt nach wie vor immer noch darauf, womöglich doch irgendwie Bundeskanzler werden zu können, aber je mehr Zeit verstrich, desto unwahrscheinlicher wurde das.

      Die FDP beschäftigte sich derweil lieber ausgiebig mit sich selbst, schließlich saß man schon wieder auf den Oppositionsbänken, weshalb man genügend Zeit dafür hatte. Als alleiniger Sündenbock für das unbefriedigende Wahlergebnis wurde Jörg D. Böllermann auserkoren, der mit seinen antisemitischen Tiraden die FDP eben nicht zu einer rechtspopulistischen, erfolgreichen Partei hatte machen können, obwohl es am rechten Rand durchaus ein beachtliches Wählerpotential gegeben hätte. Allerdings hatte seine Aggressivität die Wähler eher verschreckt als angezogen und so war aus dem Projekt 18 nicht mal ein Projekt 8 geworden. Böllermann selbst hielt sich für unschuldig, gab aber dem Druck seiner Parteifreunde nach, wenngleich er nach wie vor von der Richtigkeit seiner Strategie überzeugt war und sich immer noch für den Allergrößten hielt.

      15. März 2003: Die große Rede war gehalten worden und nun würde sich zeigen, was davon zu halten war. In einem Berliner Lokal trafen im Pissoir der Herrentoilette zwei Journalisten aufeinander, die für verschiedene Zeitungen arbeiteten und deshalb umso begehrlicher alles daran setzten, Informationen auszutauschen. "Na, Jakob, wie hat Dir die Rede vom Schräder gefallen?" erkundigte sich der Ältere der Beiden. "Ich weiß nicht so recht, Hans. Irgendwie war das Ganze weder Fisch noch Fleisch", fand der Andere. "Also nicht mal was für die Grünen." "Doch, ich glaube, die können damit am besten leben." "Also daß die Gewerkschaften aufschreien würden, das war ja ohnehin von vornherein klar gewesen, aber die Kritik von der Opposition ist schon ein wenig lächerlich." "Findest Du? Das sehe ich anders. Die Gerkel und der Festerbelle würden Deutschland, wenn sie könnten, am liebsten so was von durchregieren, daß kein Stein auf dem anderen bleibt." "Ja, in der Opposition ist gut stinken. Das sagen die jetzt, aber wenn sie dann die Wahlen deswegen verlieren, dann knicken die ganz schnell wieder ein." "Mag sein, aber derjenige, der jetzt erst mal die Wahlen verlieren wird, ist zweifellos der Bundeskanzler." "Gut, da ist wohl was dran, aber das war ja in den letzten Jahren ohnehin fast immer der Fall gewesen, von daher ändert sich nicht wirklich was." "Auch wieder wahr. Trotzdem glaube ich, daß er da seiner SPD und deren Wählern schon jede Menge zumutet. Ganz schön mutig, das alles." "Na ja, dem ist halt das Land wichtiger als die eigene Partei. Eigentlich schon lobenswert, wenn es mal einer in Kauf nimmt, wegen Reformen abgewählt zu werden, die meisten Politiker würden sich das nicht trauen." "Ja, stimmt schon, aber vielleicht hat der Schräder auch einfach keinen Bock mehr und will auf die Art und Weise so schnell wie möglich aus dem Kanzleramt raus." "Das glaube ich nicht. Der spielt halt mal wieder alles oder nichts, denn wenn er so weitermachen würde wie bisher, dann hätte er bei der nächsten Wahl überhaupt keine Chance." "Ja, das kann man so sehen. Also gut, war schön mit Dir geplaudert zu haben, laß uns jetzt aber lieber gehen, die ganzen anderen Männer warten schon und trauen sich nicht hierher zum Pinkeln, weil sie uns nicht stören wollen." "Ach ja, tatsächlich. Schön, dann bis zum nächsten Mal, vielleicht treffen wir uns dann ja an einem gemütlicheren Ort."

      Ende März 2003: "Herr Doktor, ich glaube ich bin schizophren", begann der Patient das Gespräch beim Psychiater." "Das hätten Sie wohl gern, aber so leicht wird man das nicht", entgegnete der Arzt. "Ich schon, ich bin nämlich ein führendes Mitglied der Grünen." "Au weh, da habe ich mir ja was angetan. Guter Mann, ich glaube, Ihnen und Ihrer Partei ist nicht mehr zu helfen. Wer sich dermaßen verbiegt, nur um in der Regierung zu bleiben, mit dem wird es noch ein böses Ende nehmen." "Das befürchte ich auch. Ich weiß ja selber schon gar nicht mehr, wo mir eigentlich der Kopf steht." "Kein Wunder, bei diesen ständigen Positionswechseln und faulen Kompromissen. Dabei hätte Ihre Partei doch wirklich allen Grund zu feiern. 20 Jahre im Bundestag ist schließlich wirklich eine Leistung." "Ja, aber wir Grünen sind ja 1990 im Westen aus dem Parlament geflogen und quasi nur wegen Bündnis 90 wieder reingekommen." "Gut zu wissen, daran kann ich mich nämlich überhaupt nicht mehr erinnern. Guter Mann, was kann ich eigentlich für Sie tun?" "Das weiß ich leider auch nicht so genau. Entweder eine Gehirnwäsche, damit ich alles toll finde, was die rot-grüne Bundesregierung macht oder einen kompletten Neustart in meinem Kopf, damit ich noch einmal ganz von vorne beginnen kann." "Wissen Sie, Regierungsjahre sind keine Herrenjahre, vor allem nicht als kleiner Koalitionspartner. Die Welt da draußen ist nicht so schön, wie Ihr Grünen Sie Euch vorstellt. Deshalb solltet Ihr Euch lieber mit den Realitäten abfinden." "Aber wir hatten doch immer so wunderschöne Träume." "Zeiten ändern sich eben. Wer Einfluß und Macht haben will muß leiden." "Also gut, wenn das so ist, Herr Doktor, dann möchte ich jetzt doch meine Gehirnwäsche." "Mit dem größten Vergnügen."

      Mal wieder saßen die Parteivorsitzenden von CDU und CSU, Andrea Gerkel und Egmont Sträuber, in einem Büro zusammen, um sich über die allgemeine politische Lage auszutauschen. "Wie geht es denn Ihrer Muschi, Egmont?" wollte die Ostbiene wissen. "Also wirklich, Sie sind und bleiben ein Ferkel, Andrea! Ich bin doch kein Trans, Trans, Transrapid!" empörte sich der Bayer. "Aber ich meinte doch Ihre werte Gemahlin, mein lieber Egmont, die Kathrin." "Ach so, die Muschi meinen Sie. Ja mei, solange es mir gut geht, geht es der auch gut, glaube ich zumindest." "Möchten Sie denn mal meine Muschi sehen?" "Äh, also, na ja, ich weiß nicht." "Ich meine doch meine schwarze Katze, Sie Schwein." "Ach so. Na gut, meinetwegen." "Das freut mich, dann bringe ich sie das nächste Mal zu unserem Gespräch mit. Wissen Sie noch, wie Sie mich damals beim Golfradshausener Frühstück vernascht haben, Egmont?" "Aber selbstverständlich und das werde ich auch nie vergessen. Leider hat es dann ja doch nicht ganz für mich gereicht." "Sie haben Ihr Bestes gegeben. Mein lieber Egmont, wann darf ich denn endlich Herr Sträuber zu Ihnen sagen?" "Soweit sind wir noch lange nicht, hochverehrte Andrea. Das dürfen nur meine besten Parteifreunde und sonst niemand. Außerdem finde ich es nicht СКАЧАТЬ