Middlemarch. George Eliot
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Middlemarch - George Eliot страница 26

Название: Middlemarch

Автор: George Eliot

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783752988956

isbn:

СКАЧАТЬ oder wie Du selbst es einrichten willst. Ich habe keine Veranlassung, es irgend anders zu wünschen.«

      »O Dora,« sagte Celia, »willst Du nicht das Zimmer mit dem Bogenfenster oben für Dich nehmen?«

      Casaubon ging den Übrigen voran nach diesem Zimmer hinauf. Durch das Bogenfenster sah man auf die Lindenallee hinab. Die Möbel im Zimmer waren alle mit einem verblichenen blauen Stoffe überzogen, und an der Wand hing eine Gruppe von Miniatur-Bildern gepuderter Herren und Damen. Auf einem Stücke alter Gobelintapete über, der Tür erblickte man in einer verblaßten blaugrünen Landschaft einen Hirsch. Die Tische und Stühle hatten dünne Beine und waren so leicht gebaut, daß man immer in Gefahr war, sie umzuwerfen. Man fühlte sich in diesem Zimmer wie von dem Geiste einer Dame im Reifrock umweht, welche gekommen wäre, die ehemals von ihr bewohnten Räume wieder aufzusuchen. Ein leichtes Büchergestell, welches in Kalbsleder gebundene Duodez-Bände einer eleganten Literatur enthielt, vervollständigte das Mobiliar.

      »Ja,« sagte Herr Brooke, »das würde ein hübsches Zimmer sein, wenn man es frisch tapezierte, neue Sofas hineinsetzte und dergleichen. So ist es ein bisschen kahl.«

      »Nein; Onkel,« entgegnete Dorothea eifrig, »bitte, sprich nicht von irgend welcher Veränderung. Es gibt so viele andere Dinge in der Welt, die verändert werden müßten – mir gefällt dieses Zimmer so wie es ist. Und Dir gefällt es auch, nicht wahr?« fügte sie hinzu, indem sie Casaubon ansah. »Vielleicht war dies das Zimmer Deiner Mutter in ihrer Jugend?«

      »Das war es allerdings,« erwiderte er, indem er den Kopf wie gewöhnlich langsam neigte.

      »Ist dies das Porträt Deiner Mutter?« fragte jetzt Dorothea, welche sich der Betrachtung der Miniaturen zugewandt hatte. »Es ist dem kleinen Bilde, welches Du mir gebracht hast, ganz ähnlich, nur scheint es mir ein besseres Porträt zu sein. Und das hier gegenüber, wer ist das?«

      »Ihre ältere Schwester. Sie waren, wie Du und Deine Schwester, die einzigen Kinder ihrer Eltern, deren Bilder da über ihnen hängen.«

      »Die Schwester ist hübsch,« bemerkte Celia, und gab damit zu verstehen, daß ihr Casaubons Mutter weniger gut gefiel. Es war für Celiens Phantasie eine ganz neue Vorstellung, daß Casaubon einer Familie entsprossen sei, deren weibliche Mitglieder ihrer Zeit Alle einmal jung gewesen seien, und Halsbänder getragen hätten.

      »Es ist ein eigentümliches Gesicht,« sagte Dorothea, indem sie das Bild genauer betrachtete. »Diese tiefen, grauen, etwas dicht nebeneinander stehenden Augen, und die feine unregelmäßige Nase mit einer Art Falte in der Mitte, und die im Nacken hängenden gepuderten Locken, – Alles in Allem, scheint es mir mehr eigentümlich als hübsch. Mit Deiner Mutter hat aber ihre Schwester nicht einmal eine Familienähnlichkeit.«

      »Nein. Und auch ihre Schicksale waren verschieden.«

      »Du hast ihrer gegen mich noch keine Erwähnung getan,« fuhr Dorothea fort.

      »Meine Tante war unglücklich verheiratet. Ich habe sie nie gesehen.«

      Dorothea war ein wenig überrascht, fühlte aber, daß es indiskret sein würde, sich grade jetzt nach den näheren Umständen, welche Casaubon mitzuteilen nicht für gut fand, zu erkundigen, und trat ans Fenster, um sich der Aussicht zu erfreuen. Die Sonne war vor Kurzem aus den Wolken hervorgetreten, und die von ihr beschienenen Linden warfen ihre Schatten vor sich her.

      »Sollen wir nicht ein wenig im Garten spazieren gehen?« fragte Dorothea.

      »Und Du möchtest ja auch gern die Kirche sehen, weißt Du,« bemerkte Herr Brooke, »es ist eine drollige kleine Kirche. Und das Dorf – es liegt Alles wie in einer Nussschale zusammen. Beiläufig, es wird Dir gefallen, Dorothea; denn die Bauernhäuser sehen aus, wie eine Reihe von Freiwohnungen, – mit kleinen Gärten, Nelken und dergleichen mehr.«

      »Ja, ja, bitte,« sagte Dorothea, Casaubon ansehend, »ich möchte das Alles gern sehen.«

      Sie hatte von ihm nichts Genaueres über die Wohnungen der ländlichen Arbeiter in Lowick erfahren können, als daß sie »nicht schlecht seien«.

      Bald gingen sie Alle auf einem Kieswege, welcher hauptsächlich zwischen Rasen und Baumgruppen hinführte, und welchen Casaubon als den kürzesten zur Kirche bezeichnet hatte. An dem kleinen Gitter, durch welches man auf den Kirchhof trat, standen sie still, während Casaubon nach dem dicht daneben gelegenen Pfarrhause ging, um den Schlüssel zu holen.

      Celia, die ein wenig zurückgeblieben war, trat jetzt, als sie sah, daß Casaubon sich entfernt hatte, rasch heran, und sagte in ihrer ruhig abgemessenen Weise, mit welcher sie immer gegen jeden Verdacht einer maliziösen Absicht zu protestieren schien:

      »Weißt Du, Dorothea, ich habe eben einen ganz jungen Menschen auf einem der Gartenwege gehen sehen.«

      »Was ist denn daran Merkwürdiges, Celia.«

      »Vielleicht ist es ein junger Gärtner, weißt Du, warum nicht?« bemerkte Herr Brooke. »Ich habe Casaubon schon gesagt, er solle sich einen andern Gärtner nehmen.«

      »Nein, kein Gärtner,« erwiderte Celia; »ein Herr mit einem Skizzenbuch. Er hatte helle, braune Locken, ich habe ihn nur von rückwärts gesehen. Aber er war ganz jung.«

      »Vielleicht der Sohn des Vikars,« sagte Herr Brooke. »Ah, da ist Casaubon wieder, und Tucker mit ihm. Er wird uns Tucker vorstellen, den Ihr ja noch nicht kennt.«

      Der Vikar, Herr Tucker, war ein Mann von mittleren Jahren, einer von der »niederen Geistlichkeit,« deren Mitglieder keinen Mangel an Söhnen zu haben pflegen. Aber die Unterhaltung, welche sich nach seiner Vorstellung entspann, führte zu keiner Frage in Betreff seiner Familie, und die auffallende jugendliche Erscheinung wurde alsbald von Allen außer von Celien wieder vergessen. Sie sträubte sich innerlich gegen die Annahme, daß die hellen, braunen Locken und die schlanke Gestalt in irgend einer verwandtschaftlichen Beziehung zu Herrn Tucker stehen könnten, der ganz so alt und verbraucht aussah, wie sie sich Casaubons Vikar vorgestellt hatte, der gewiß ein vortrefflicher Mann war und ohne Zweifel in den Himmel kommen würde, – denn Celia wollte keinen frivolen Gedanken, in sich aufkommen lassen –, dessen Mundwinkel ihr aber so sehr mißfielen. Celia dachte mit Unbehagen an die Zeit, welche sie als Brautjungfer in Lowick zuzubringen haben würde, wo es gewiß keine Vikarskinder gebe, mit denen sie sich ergötzen könnte.

      Herr Tucker war von unschätzbarem Wert als Begleiter auf ihrem Spaziergange; und vielleicht hatte Casaubon das voraus bedacht, da der Vikar im Stande war, alle Fragen Dorotheens in Betreff der Dorfinsassen und der übrigen Kirchspielsbewohner zu beantworten. Jedermann in Lowick, versicherte er sie, sei in ganz guten Verhältnissen; in jenen billig vermieteten Doppelhäuschen sei kein Bewohner, der nicht sein eigenes Schwein habe, und die Streifen Gartenlandes hinter den Häuschen seien gut gepflegt. Die kleinen Jungen trügen Zeug von vortrefflichem schwerem Wollstoff, die Mädchen wären als sehr ordentliche Dienstmädchen gesucht, oder beschäftigten sich zu Hause mit Strohflechten. Hier finde man keine Webstühle und keine Dissenters, und obgleich im Allgemeinen die Neigung zum Gelderwerb größer sei, als der Sinn für kirchliche Dinge, so kämen doch nicht viele Verbrechen vor.

      Auf ihrem Wege sahen sie so viele gesprenkelte Hühner, daß Herr Brooke bemerkte:

      »Ihre Pächter lassen etwas Gerste zur Nachlese für die Frauen im Dorfe über, wie ich sehe. Die armen Leute hier scheinen wirklich Sonntags ihr Huhn im Topfe zu haben, wie es der gute französische König für sein ganzes Volk wünschte. Die Franzosen essen sehr viele Hühner – magere Hühner, wissen Sie.«

      »Mir scheint der Wunsch СКАЧАТЬ