Middlemarch. George Eliot
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Название: Middlemarch

Автор: George Eliot

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783752988956

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СКАЧАТЬ schon existiert hätte, würde Einer derselben unzweifelhaft die Bemerkung gemacht haben, daß es die Erforschung des Charakters einer Frau nur wenig fördern könne, wenn man ihr bei ihren Fahrten in ihrem Ponywagen folge. Selbst bei der Betrachtung eines Wassertropfens durch ein Mikroskop begegnet es uns, in unserem Urteile fehl zu gehen; denn wenn wir z. B. durch eine schwache Linse zu sehen glauben, daß ein Tier mit einer aggressiven Gefrässigkeit zu Werke gehe, welcher andere kleinere Geschöpfe sich bereitwillig zum Opfer darbringen, als wären sie ebenso viele lebendige Tributpfennige, enthüllt eine stärkere Linse unserem Auge gewisse ganz feine Härchen, welche das Wasser in eine für die Opfer verderbliche wirbelnde Bewegung versetzen, während der Vielfraß ruhig die Einnahme des ihm zukommenden Tributs erwartet. Auf diese Weise werden wir, bildlich gesprochen, wenn wir eine starke Linse auf Frau Cadwallader's Ehevermittlungstätigkeit anwenden, ein Spiel kleiner Ursachen erkennen, deren Wirkungen wir als die Gedankens und Redewirbel bezeichnen können, aus denen sie die Art von Nahrung schöpfte, deren sie bedurfte.

      Ihr Leben verlief im Ganzen einfach, ohne verderbliche oder sonst irgendwie bedeutsame Geheimnisse zu bergen und ohne bewußter Weise von den großen Angelegenheiten der Welt berührt zu werden; desto lebhafter interessierten sie die Angelegenheiten der großen Welt, wie sie ihr gelegentlich in Briefen vornehmer Verwandten mitgeteilt wurden. Die Art, wie bezaubernd liebenswürdige jüngere Söhne sich durch eine Ehe mit ihren Maitressen zu Grunde gerichtet hatten; die Schwachköpfigkeit des jungen, einer uralten Familie angehörenden Lord Tapir und die Wutanfälle des gichtischen alten Lord Megatherium; die Kreuzung der Stammbäume, durch welche eine Grafenkrone einem neuen Zweige zugefallen war und dadurch dem Skandal neue Nahrung geboten hatte, – das waren Gegenstände, deren Einzelheiten Frau Cadwallader haarklein im Gedächtnisse behielt und in vortrefflichen kleinen Epigrammen wieder an den Mann zu bringen verstand, Gegenstände, welche ihr selbst um so größeres Vergnügen machten, je fester sie von dem Werte einer vornehmen Abkunft durchdrungen war.

      Nie würde sie Jemanden seiner Armut wegen verleugnet haben; ein de Bracy, der durch Dürftigkeit genötigt gewesen wäre, aus einer zinnernen Schüssel zu essen, würde ihr als ein edler Dulder erschienen sein, dessen Schicksal nicht laut genug verkündet werden könne, und selbst seine aristokratischen Laster würden sie, fürchte ich, nicht an ihm irre gemacht haben. Aber ihre Gefühle gegen die reichen Plebejer glichen einer Art von religiös fanatischem Hasse. Hatten sie doch Alle höchst wahrscheinlich ihr Geld durch hohe Detailpreise verdient, und Frau Cadwallader haßte hohe Preise bei Allem, was nicht in Natura im Pfarrhause entrichtet wurde. Solche Leute gehörten offenbar gar nicht zu Gottes Schöpfungsplane, – und ihre Aussprache war eine wahre Marter für die Ohren. Eine Stadt, in welcher solche Ungeheuer in Menge herumliefen, konnte kaum für mehr als ein niedriges Possenspiel gelten, welches in einem für die gute Gesellschaft erdachten Plane des Universums unmöglich beabsichtigt sein konnte.

      Möge jede schöne Leserin, welche etwa geneigt sein sollte, hart über Frau Cadwallader zu urteilen, gewissenhaft die Grenzen des Gebiets abstecken, welches ihre Lebensanschauungen umfassen, und sie wird finden, daß dieses Gebiet grade groß genug ist, um alle Diejenigen in sich aufzunehmen, welche die Ehre haben, ihr gesellschaftlich gleichzustehen.

      Wie konnten bei einem so phosphorartig beweglichen Geiste, der jedem Gegenstande, welcher in sein Bereich kam, eine ihm zusagende Gestalt gab, die Fräulein Brooke's und ihre Heiratsaussichten Frau Cadwallader anders als lebhaft interessieren, besonders da es ihre langjährige Gewohnheit war, Herrn Brooke mit der freundschaftlichsten Offenheit zurecht zu setzen und ihm im Vertrauen zu sagen, daß sie ihn für einen armseligen Tropf halte.

      Von dem Augenblicke an, wo die jungen Mädchen aus ihrer Schweizer Pension nach Tipton zurückgekommen waren, hatte sie in ihrem Sinne die Heirat Dorotheen's mit Sir James beschlossen und würde sich, wenn die Heirat zu Stande gekommen wäre, fest überzeugt gehalten haben, daß es ihr Werk sei; daß diese Heirat nun nicht zu Stande kommen sollte, nachdem sie dieselbe beschlossen hatte, das versetzte sie in eine Aufregung, für welche jeder Kenner des menschlichen Herzens Mitgefühl empfinden wird. Sie war der Diplomat von Tipton und Freshitt und betrachtete einen Fall, wo etwas ohne ihre Zutun geschah, als eine für sie beleidigende Abweichung von der gewohnten Ordnung. Für solche verrückte Einfälle wie dieser Schritt Dorotheen's einer war hatte Frau Cadwallader vollends keine Nachsicht und sah jetzt ein, daß sie sich in ihrem Urteile über dieses Mädchen von der schwachmütigen Milde ihres Mannes habe anstecken lassen. Jenen methodistischen Grillen, der Prätention noch religiöser sein zu wollen als der Pfarrer und der Vikar zusammen, lag ein so eng mit der ganzen Organisation des Mädchens zusammenhängender Mangel zu Grunde, wie sie sich es bisher nicht hatte eingestehen wollen.

      »Laß sie,« sagte sich Frau Cadwallader und wiederholte es ihrem Manne, »ich gebe sie auf. Wenn sie Sir James geheiratet hätte, wäre möglicherweise noch eine verständige Frau aus ihr geworden. Er würde ihr nie widersprochen haben, und wenn eine Frau auf keinen Widerspruch stößt, so hat sie keinen Grund, auf ihren Absurditäten zu beharren. Aber jetzt wünsche ich ihr Glück zu ihrem härenen Gewande.«

      Die ganz natürliche Folge dieses Ereignisses war, daß Frau Cadwallader nun auf eine andere Partie für Sir James bedacht sein mußte, und da sie entschlossen war, ihn jetzt mit der jüngeren Schwester zu verheiraten, hätte sie sich keiner geschickteren Wendung zur Erreichung ihres Zweckes bedienen können, als indem sie dem Baronet zu verstehen gab, daß er einen Eindruck auf Celien's Herz gemacht habe. Es konnte ihn nicht angenehm berühren, daß das Mädchen, welchem er den Vorzug gegeben hatte, ihm einen Andern vorzog, und so hatte die Nachricht, daß Dorothea Casaubon gewählt habe, seiner Neigung schon einen argen Stoß versetzt. Obgleich Sir James ein leidenschaftlicher Jagdliebhaber war, hatte er doch andere Empfindungen für Frauen als für Birkhühner und Füchse und betrachtete sein künftiges Weib nicht im Lichte einer Beute, deren vorzüglichster Wert in der durch sie hervorgerufenen Aufregung der Jagd bestehen würde. Im Gegenteil hatte er jene liebenswürdige Eitelkeit, welche uns mit denen verknüpft, die uns lieben und uns denen abgeneigt macht, die sich gleichgültig gegen uns verhalten, und hatte eine gute dankbare Natur; der bloße Gedanke, daß ein Weib ihm freundlich gesinnt sei, spann kleine Fäden der Zärtlichkeit zwischen seinem und ihrem Herzen.

      So geschah es, daß Sir James, nachdem er eine halbe Stunde lang ziemlich rasch in einer dem Wege nach Tipton-Hof entgegengesetzten Richtung geritten war, langsamer zu reiten anfing und endlich in einen Weg einlenkte, der ihn in kürzerer Zeit wieder nach Hause zurückbringen sollte. Verschiedene Gefühle arbeiteten in ihm und brachten ihn endlich doch zu dem Entschluss, heute nach Tipton-Hof zu gehen, als ob nichts vorgefallen wäre. Er konnte nicht umhin, sich darüber zu freuen, daß er Dorotheen nie einen Antrag gemacht und daher auch keinen Korb von ihr erhalten habe; schon die bloße Höflichkeit verlangte es, daß er einen Besuch mache, um mit Dorotheen wegen der Arbeiterwohnungen zu sprechen, und nun war er ja auch glücklicher Weise durch Frau Cadwallader darauf vorbereitet, erforderlichenfalls ohne allzu große Verlegenheit seinen Glückwunsch darzubringen.

      Die Sache tat ihm wirklich leid; Dorothea aufgeben zu müssen, war sehr schmerzlich für ihn, aber in dem Entschluss, alle seine Gefühle zu bezwingen und sofort diesen Besuch zu machen, lag für ihn eine Art von Beschwichtigungsmittel, und ohne daß er sich dieses Antriebes klar bewußt gewesen wäre, wirkte auf ihn unzweifelhaft auch die Vorstellung, daß Celia zugegen sein und daß er ihr mehr Aufmerksamkeit zuwenden werde, als er es bisher getan hatte.

      Wir Sterblichen, Männer und Frauen, schlucken Alle manche bittere Enttäuschung zwischen Frühstück und Mittagessen herunter, drängen unsere Tränen zurück, sehen ein wenig bleich aus und antworten, wenn wir gefragt werden, was uns fehle: »O Nichts!« Stolz hilft uns, und der Stolz ist kein verächtlich Ding, so lange er uns nur antreibt, unsere eigenen Kränkungen, nicht die Kränkungen Anderer zu verbergen.

      7

      Piacer e popone

      Vuol la sua stagione.

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