Middlemarch. George Eliot
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Middlemarch - George Eliot страница 28

Название: Middlemarch

Автор: George Eliot

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783752988956

isbn:

СКАЧАТЬ nieder, um an seiner Skizze weiter zu arbeiten, und dabei malte sich in seinen Zügen eine Heiterkeit, welche immer stärker hervortrat, bis er endlich den Kopf in den Nacken warf und in lautes Lachen ausbrach. Was ihn zum Lachen reizte war einmal die Aufnahme, welche seine eigene künstlerische Leistung gefunden hatte; dann die Idee, daß sein ernster Vetter der Liebhaber dieses Mädchens sei, und endlich das was Herr Brooke über die Stellung gesagt hatte, welche er im Leben eingenommen haben würde, wenn ihn nicht Indolenz daran verhindert hätte. Dieser Durchbruch seines Sinnes für das Komische belebte die Züge des jungen Mannes in sehr anmutiger Weise; es war die reine Freude am Komischen ohne jede Beimischung von Spott und Selbstüberhebung.

      »Was gedenkt Ihr Neffe zu werden, Casaubon?« fragte Herr Brooke, als sie mit einander dem Hause zugingen.

      »Mein Großcousin, wollen Sie sagen, nicht mein Neffe.«

      »Ja, ja, Ihr Vetter. Ich meine aber, welche Laufbahn er ergreifen will, wissen Sie.«

      »Die Antwort auf diese Frage muß gänzlich ungewiß ausfallen. Als er die Schule in Rugby verließ, weigerte er sich auf eine englische Universität zu gehen, wohin ich ihn gern geschickt hätte, und faßte den nach meiner Ansicht anomalen Entschluss, in Heidelberg zu studieren. Und jetzt will er wieder ohne irgend welchen anderen Zweck, als um sich, wie er es sehr unbestimmt ausdrückt, zu bilden und, er weiß selbst nicht worauf, vorzubereiten, reisen. Er weigert sich einen Beruf zu wählen.«

      »Ich vermute, daß er keine anderen Mittel besitzt, als die Sie ihm gewähren.«

      »Ich habe ihn und seine Verwandten zu der Erwartung berechtigt, daß ich bereit sein würde in bescheidenem Maße das zu gewähren, was notwendig sein würde, um ihm eine gelehrte Erziehung zu geben und ihn für sein Fortkommen anständig auszustatten. Ich bin daher verpflichtet, die in dieser Weise rege gemachten Erwartungen zu erfüllen,« sagte Casaubon, indem er sein Benehmen als eine durch einfache Rechtschaffenheit gebotene Handlungsweise darstellte, ein Zug von Delikatesse, welcher Dorotheens Bewunderung nicht entging.

      »Er scheint von Reisedurst erfüllt zu sein, vielleicht wird er noch einmal ein Bruce, oder ein Mungo Park,« sagte Herr Brooke. »Ich habe auch einmal einen solchen Reisedrang gehabt.«

      »Nein, er hat keine Neigung zur Forschung, und zur Erweiterung unserer geognostischen Kenntnisse; das wäre ein bestimmter Zweck, den ich als berechtigt anerkennen und freilich ohne zur Wahl einer Laufbahn, welche so oft zu einem frühzeitigen und gewaltsamen Tode führt, raten zu können – nicht mißbilligen würde. Aber er ist so wenig von dem Wunsche beseelt, sich eine genauere Kenntnis unserer Erdoberfläche zu verschaffen, daß er mir erklärt hat, er würde es vorziehen die Quellen des Nils nicht zu kennen, und wenn es ihm nachginge, müßten einige unbekannte Gegenden als Jagdgründe für die dichterische Phantasie unerforscht bleiben.«

      »Nun, daran ist etwas, wissen Sie,« bemerkte Herr Brooke, der gewiß unparteiisch war.

      »Ich fürchte, man darf darin nichts als eine Äußerung seiner allgemeinen Abneigung gegen alle Genauigkeit und Gründlichkeit erblicken, welche ihm ein schlechtes Prognostikon für jeden bürgerlichen oder geistlichen Beruf stellen würde, selbst wenn er sich der herrschenden Ordnung so weit fügen wollte, überhaupt einen Beruf zu wählen.«

      »Vielleicht läßt er sich von Gewissensskrupeln leiten, die sich auf das Gefühl seiner Unfähigkeit gründen,« sagte Dorothea, welche es interessierte eine günstige Erklärung für das Verhalten des jungen Mannes zu suchen. »Denn mit der Jurisprudenz und der Medizin als Beruf sollte es doch in der Tat sehr ernst genommen werden, nicht wahr? Das Leben und Vermögen der Leute ist ja in den Händen derer, die diese Berufsarten ergreifen.«

      »Unzweifelhaft; aber ich fürchte, daß mein junger Verwandter Will Ladislaw sich in seinem Widerwillen gegen diese Berufsarten hauptsächlich von seiner Abneigung gegen beharrlichen Fleiß und gegen jede Art von Fertigkeiten bestimmen läßt, welche als Mittel zum Zweck unerläßlich, aber an und für sich ohne Reiz sind und einem sich selbst verzärtelnden Geschmack keine unmittelbare Befriedigung gewähren. Ich bin in ihn gedrungen, sich klar zu machen, was Aristoteles mit bewunderungswürdiger Kürze ausgesprochen hat: daß der Vollendung jeder als Zweck ins Auge gefaßten Arbeit die geduldige und energische Übung vieler Kräfte und der Erwerb von Fertigkeiten untergeordneter Art vorangehen müsse. Ich habe ihn auf die Bände meiner Manuskripte hingewiesen, welche die Frucht jahrelanger Arbeit der Vorbereitung auf ein noch nicht vollendetes Werk sind; aber vergebens. Allen wohlbegründeten Vorstellungen solcher Art begegnet er damit, daß er sich einen ›Pegasus‹, und jede Art vorgeschriebener Arbeiten ein ›lästiges Geschirr‹ nennt.«

      Celia lachte, es überraschte sie, daß Casaubon im Stande sei, etwas ganz Amüsantes zu sagen.

      »Nun, vielleicht wird er ein Byron, ein Chatterton, ein Churchill oder etwas der Art, wer kann das sagen,« bemerkte Herr Brooke. »Werden Sie ihn nach Italien, oder wohin er sonst Lust hat, gehen lassen?«

      »Ja, ich habe mich bereit erklärt, ihm in bescheidenem Maße die Mittel für etwa ein Jahr zu gewähren, – mehr verlangt er nicht. Ich will ihn die Probe der Freiheit machen lassen.«

      »Das ist sehr gütig von Dir,« sagte Dorothea, indem sie entzückt zu Casaubon aufblickte. »Das ist edel. Am Ende kann doch Jemand den Beruf zu etwas in sich tragen, ohne sich selbst ganz klar darüber zu sein, nicht wahr? Ein solcher Mensch erscheint vielleicht schwach und träge, weil er noch in seiner Entwicklung begriffen ist. Ich glaube, wir Menschen sollten viel Nachsicht mit einander haben.«

      »Mir scheint Deine Verlobung hat Dich auf den Gedanken gebracht, daß Geduld eine gute Sache sei,« sagte Celia, sobald sie sich mit Dorothea beim Ablegen der Schals und Hüte allein fand.

      »Weil ich selbst sehr ungeduldig bin, willst Du sagen?«

      »Ja wohl, sobald die Leute nicht tun, und sagen was Dir gefällt.«

      Celia fürchtete sich, seit Dorothea verlobt war, weniger, ihr ihre Meinung zu sagen; sie dachte jetzt geringschätziger als je über höhere Begabung.

      10

      He had catched a great cold, had he had no other clothes to wear than the skin of a bear not yet killed.

       Fuller: History of the Worthies of England

      Der junge Ladislaw machte den Besuch, zu welchem Herr Brooke ihn aufgefordert hatte, nicht, und schon sechs Tage später berichtete Casaubon, daß sein junger Verwandter nach dem Kontinente abgereist sei und schien durch diese vage Angabe jeder weiteren Frage aus dem Wege gehen zu wollen.

      In der Tat hatte Will es abgelehnt, irgend ein bestimmteres Reiseziel, als »ganz Europa« zu nennen. Das Genie läßt sich, das war seine Ansicht, durchaus keine Fesseln anlegen: einerseits bedarf es des weitesten Spielraums für seine spontanen Antriebe, andererseits kann es vertrauensvoll die Botschaften aus dem Universum, welche den Genius zu seiner besonderen Arbeit aufrufen müssen, erwarten, wenn es nur eine für alle erhabenen Ziele empfängliche Haltung beobachtet.

      Solcher Haltungen gibt es mannigfache und Will hatte es bereits mit vielen derselben redlich versucht. Er liebte es nicht, übermäßig viel Wein zu trinken, aber er hatte zu wiederholten Malen dem Weine zu stark zugesprochen, nur zum Zwecke eines Experiments mit der durch den Weingenuss hervorgerufenen Ekstase; er hatte gefastet, bis er ohnmächtig geworden war und hatte dann Hummer zu Abend gegessen; er hatte sich durch starke Dosen von Opium krank gemacht. Aber alle diese Versuche hatten nichts besonders Originelles zu Tage gefördert, und die Wirkungen des Opiums auf ihn hatten ihn überzeugt, daß eine gründliche Unähnlichkeit СКАЧАТЬ