Middlemarch. George Eliot
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Название: Middlemarch

Автор: George Eliot

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783752988956

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СКАЧАТЬ Er war immer empfänglich für jedes auf ihn selbst gemünzte Witzwort. Sein Gewissen war, wie Alles an ihm, weit und bequem; es hieß ihn nur das tun, was ihn in seinem Behagen nicht störte.

      Es war also klar, daß auf keinerlei Schritte von Seiten Cadwallader's in der Heiratsangelegenheit des Fräulein Brooke zu rechnen war, und Sir James mußte sich betrübten Herzens darein ergeben, daß Dorothea in der Verkehrtheit ihrer Entschlüsse von Niemandem gestört werden würde. Es zeugte von der Trefflichkeit seines Charakters, daß er in seiner Absicht, Dorotheen's Arbeiterwohnungsplan zur Ausführung zu bringen, durchaus nicht lauer wurde. Unzweifelhaft war dieses Beharren das Beste, was er im Interesse seiner eignen Würde tun konnte, aber der Stolz kann uns nur in edlen Handlungen bestärken, nicht sie hervorrufen, so wenig wie die Eitelkeit uns dazu verhelfen kann, witzig zu sein.

      Dorothea war jetzt hinreichend über Sir James' Verhältnis zu ihr aufgeklärt, um die Rechtschaffenheit seines Beharrens bei der Erfüllung der Pflicht eines Gutsbesitzers würdigen zu können, zu welcher er sich anfänglich durch den Wunsch sich einem geliebten Mädchen gefällig zu erweisen, veranlaßt gesehen hatte, und ihre Freude über diese Ausdauer war so groß, daß sie selbst durch ihr gegenwärtiges Glück nicht ganz in den Hintergrund gedrängt wurde. Sie widmete den Arbeiterwohnungen Sir James noch immer alles Interesse, welches nicht durch Casaubon, oder vielmehr durch die Sphärenmusik hoffnungsvoller Träume, bewundernden Vertrauens und leidenschaftlicher Selbstaufopferung, deren Klänge jetzt in ihrer Seele ertönten, in Anspruch genommen war.

      So geschah es, daß der gute Baronet bei seinen öfteren Besuchen, während er Celien kleine Aufmerksamkeiten zu erweisen anfing, mehr und mehr Vergnügen daran fand, sich mit Dorotheen zu unterhalten. Sie war jetzt in ihrem Benehmen gegen ihn ganz zwanglos und ohne alle Gereiztheit, und er kam allmählich zum Bewusstsein des Genusses, welchen der offen herzliche, vertraute Verkehr eines Mannes und einer Frau gewährt, die einander keine Leidenschaft weder zu bekennen, noch zu verbergen haben.

      9

      1st Gent. An ancient land in ancient oracles

      Is called »law-thirsty«: all the struggle there

      Was after order and a perfect rule.

      Pray, where lie such lands now? …

      2nd Gent. Why, where they lay of old – in human souls.

      Casaubons Benehmen in Betreff des Ehekontrakts war derart, daß es Herrn Brooke in hohem Grade befriedigte, und die der Heirat vorausgehenden Verhandlungen gingen so glatt von Statten, daß die Zeit des Brautstandes dadurch noch abgekürzt wurde. Die Braut mußte ihr künftiges Daheim in Augenschein nehmen, und alle die Veränderungen bestimmen, welche sie darin vorgenommen zu sehen wünschte. Ein Mädchen gebietet vor der Heirat, damit es sich nachher desto besser in die ihm obliegende Ergebung finde. Die Missgriffe, welche wir Sterblichen, Männer und Frauen, begehen, wenn wir in der Lage sind, ganz nach unserem Willen zu handeln, wären fürwahr geeignet, es auffallend erscheinen zu lassen, daß wir ein unbehindertes Schalten so sehr lieben.

      An einem grauen, trockenen Novembermorgen fuhr Dorothea in Gesellschaft ihres Onkels und Celien's nach Lowick. Casaubon wohnte im Herrenhause. Dicht dabei, und von einigen Teilen des Gartens aus sichtbar, lag die kleine Kirche, und ihr gegenüber das alte Pfarrhaus. Im Beginne seiner Laufbahn hatte Casaubon nur die Pfarre inne gehabt, aber der Tod seines Bruders hatte ihn auch in den Besitz des Gutes gesetzt. Zu demselben gehörte ein kleiner Park, mit einzelnen schönen Eichen, und einer in der Richtung der Südwestfront des Hauses gelegenen Lindenallee; Garten und Park waren durch einen niedrigen Zaun getrennt, so daß der Blick vom Wohnzimmer aus ununterbrochen über eine geneigte grüne Ebene bis dahin schweifte, wo sich an die Lindenallee Kornfelder und Viehweiden schlossen, welche im Scheine der untergehenden Sonne oft in einen See zu verschmelzen schienen.

      Die Seite des Hauses, von welcher man diese Aussicht genoß, war die günstigste, denn die Süd- und Ostseite gewährten selbst am schönsten Morgen einen etwas melancholischen Anblick. Hier waren die Rasenplätze beschränkter, die Blumenbeete nicht sehr sorgfältig gepflegt, und große Baumgruppen, namentlich von finstern, hohen Eibenbäumen standen nicht dreißig Schritt von den Fenstern entfernt. Das aus grünlichem Sandstein errichtete Gebäude war ein alt englisches Haus, nicht gerade häßlich, aber mit kleinen Fenstern und von melancholischem Aussehen, eines jener Häuser, welche munterer Kinder, offener Fenster, vieler Blumen und kleiner freundlicher Aussichten bedürfen, um sie als ein heiteres Daheim erscheinen zu lassen. An diesem Spätherbsttage mit seinen spärlichen, gelben Blättern, die langsam auf das dunkle Immergrün herab fielen, mit seiner sonnenlosen Stille machte auch das Haus einen herbstlichen Eindruck, und Casaubons Erscheinung war nicht geeignet, das melancholische Aussehen des Ganzen zu mildern.

      »O, du lieber Gott,« dachte Celia bei sich, »in Freshitt Hall würde der Aufenthalt gewiß heiterer gewesen sein, als in diesem Hause.«

      Vor ihrem innern Auge erhob sich das schöne Gebäude aus weißem Sandstein mit seinem von Säulen getragenen Porticus, und der reich mit Blumen besetzten Terrasse; dann sah sie Sir James, wie er lächelnd, gleich einem verzauberten Prinzen, plötzlich mit einem rasch aus den zartesten duftigsten Staubfäden gewobenen Schnupftuche, hinter einem Rosenbusche hervortrat, – Sir James, der so angenehm über verständige Dinge zu reden wußte und sich nicht mit gelehrtem Kram befaßte! Celia hatte jene leichten, jungen, weiblichen Neigungen, welche ernste und in den Stürmen des Lebens ergraute Männer bisweilen an ihren Frauen vorziehen; aber Casaubon hatte einen andern Geschmack und das war gut für ihn; denn er würde bei Celien entschieden nie Glück gemacht haben.

      Dorothea dagegen fand das Haus mit seiner Umgebung ganz nach ihrem Geschmack; die dunklen Büchergestelle in der langen Bibliothek, die Teppiche und Gardinen mit ihren von der Zeit gebleichten Farben, die sonderbaren alten Landkarten und Ansichten aus der Vogelperspektive, welche an den Wänden des Vorplatzes, hie und da über einer alten Vase, hingen, hatten für sie nichts Bedrückendes, und schienen ihr ein erfreulicherer Anblick, als die Bronze-Statuen und Bilder auf Tipton-Hof, welche ihr Onkel vor langen Jahren von seinen Reisen, – vermutlich als Zubehör der Ideen, welche er seiner Zeit in sich aufgenommen, mit nach Hause gebracht hatte. Die klassischen Nuditäten und die lüstern lächelnden Gesichter aus der Renaissancezeit starrten die arme in puritanischen Anschauungen befangene Dorothea unverstanden an. Sie hatte nie gelernt, diese Dinge als etwas für ihr geistiges Leben Bedeutsames zu betrachten. Die Eigentümer von Lowick hatten augenscheinlich keine Reisen gemacht und Casaubon hatte sich bei seinen Studien über die Vergangenheit keiner künstlerischen Hilfsmittel bedienen können.

      Dorothea ging in freudiger Aufregung durch das ganze Haus. Alles in diesen Räumen schien ihr geheiligt: dies war die Stätte, wo sie als Frau ihre Heimat finden sollte, und mit vertrauensvollen Blicken sah sie zu Casaubon auf, so oft er ihre Aufmerksamkeit auf irgend eine vorhandene Einrichtung lenkte, und sie fragte, ob sie eine Veränderung derselben wünsche. Sie nahm jede solche Rücksicht auf ihren Geschmack dankbar auf, fand aber nichts zu ändern. Seine Anstrengungen, sich einer peinlichen Höflichkeit und einer förmlichen Zärtlichkeit zu befleißigen, hatten für sie nichts Abstoßendes. Sie füllte alle Lücken seines Wesens mit verborgenen Vollkommenheiten aus, indem sie sich dieses Wesen wie die Werke der Vorsehung erklärte, und anscheinende Disharmonien auf Rechnung der Stumpfheit ihres Ohrs für höhere Harmonien setzte. Und in welchem Brautstande gäbe es nicht Lücken, welche ein liebendes Auge mit glücklicher Zuversicht ausfüllt?

      »Jetzt aber, meine liebe Dorothea, mußt Du mir den Gefallen tun, mir zu sagen, welches Zimmer Du am liebsten zu Deinem Boudoir gemacht sehen würdest,« sagte Casaubon, und zeigte damit, daß seine Auffassung von weiblichen Bedürfnissen weit genug sei, um auch die Notwendigkeit eines Boudoirs zu begreifen.

      »Es ist sehr freundlich von Dir, daran zu denken,« erwiderte Dorothea,« ich СКАЧАТЬ