Textlinguistik. Группа авторов
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Название: Textlinguistik

Автор: Группа авторов

Издательство: Bookwire

Жанр: Документальная литература

Серия: narr studienbücher

isbn: 9783823301066

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СКАЧАТЬ aufs Pferd. Das Pferd galoppierte los.

       KONSEKUTIVE RELATION (SODASS): Lucky Lukes Pferd machte wilde Sprünge. Lucky Luke fiel vom Pferd.

       FINALE RELATION (DAMIT): Emma fährt nach Berlin. Sie besucht dort ein Rolling-Stones-Konzert.

       ADVERSATIVE RELATION (ABER): Die Luft ist heiss, aber das Wasser ist kalt.

       SPEZIFIZIERENDE RELATION (SPEZIF): Das Haus ist am Verlottern. Das Dach ist ganz löcherig.

       VERGLEICHSRELATION (WIE): Erich isst Kuchen fürs Leben gern. Auch sein Vater liebte Süßes.

       EXPLIZIERENDE RELATION (EXPLIZ): Emma fährt zum Geburtstag von Karl nach Berlin. Karl ist Emmas Bruder.

      Dass zwischen Sätzen eines Textes inhaltlich relevante Beziehungen bestehen, die über die Einzelbedeutungen der einzelnen Sätze hinausgehen, und dass diese einen wichtigen Beitrag zur Kohärenz leisten, ist nicht zu bestreiten. Die hier erwähnten Beziehungen sind allerdings auf recht unterschiedlichen Inhaltsebenen anzusiedeln. Viele davon sind, wie van Dijk postuliert, Beziehungen zwischen den Denotaten der Sätze, also den bezeichneten Sachverhalten, so die konjunktionale oder die kausale Relation. Andere sind eher logisch-satzsemantischer Art; sie werden nicht von einzelnen Situationen ausgesagt, sondern über die Wahrheitsbedingungen der einzelnen Sätze, etwa im Falle der konditionalen Relation oder der spezifizierenden Relation. Andere Relationen betreffen weniger die sachliche Bedeutung der verknüpften Sätze als die Aussageabsichten der Sprecherin oder des Sprechers, also die illokutive Ebene, so im Falle der explizierenden Relation. Und wieder andere Verknüpfungen beziehen sich auf Erwartungen des Lesers oder der Leserin, so bei der konzessiven und bei der adversativen Relation: In zwei Sätzen werden zwei Sachverhalte genannt, die an sich sachlich durchaus verträglich sind, bei denen aber gewöhnlich aus dem ersten Satz Schlussfolgerungen gezogen werden, zu denen der zweite nicht ganz passt. Die zuletzt genannten textuellen Relationen zwischen Sätzen in einer Textfolge können also kaum als Prädikate zwischen Propositionen verstanden werden, sondern sind Verknüpfungen auf anderen Ebenen, der PragmatikPragmatik oder der IllokutionIllokution. Eine voll entwickelte Theorie, die Texte als Propositionskomplexe versteht, müsste hier wesentliche Differenzierungen anbringen.

      Außerdem: Je mehr Inhaltsaspekte in die Beschreibung einbezogen werden, desto schwieriger wird es zu entscheiden, auf welcher Ebene der festgestellte Zusammenhang anzusiedeln und wie er konkret zu beschreiben ist. Die textuellen Zusammenhänge zwischen den einzelnen Sätzen in einer Satzfolge wie (4–9) können auf unterschiedlichen Ebenen gesehen werden: Sie sind einmal, wie beschrieben, sachlich-kausaler Art, der zweite Satz kann aber zusätzlich auch als Erläuterung oder Begründung verstanden werden, was – je nach Betrachtungsweise – eine performative oder illokutive Funktion wäre. In solchen Fällen zeigt sich die Mehrschichtigkeit der Textkohärenz.

      4.4 Theorie rhetorischer Strukturen – Rhetorical Structure Theory (RST)

      Nahe verwandt mit Theorien über propositionale und denotative Beziehungen zwischen Sätzen ist die so genannte Theorie rhetorischer Strukturen, englisch Rhetorical Structure TheoryRhetorical Structure Theory (RST) (Mann/Matthiessen/Thompson 1992, Mann/Thompson 1988, Taboada/Mann 2006, www.sfu.ca/rst/). Diese Beschreibungsmethode stellt im Vergleich dazu allerdings einen wesentlich differenzierter ausgebauten Ansatz dar. Sie wurde zunächst in den USA im Rahmen von computerlinguistischen Forschungen zur Textanalyse entwickelt und sollte Formate zur computergestützten Analyse von Textinhalten und zur computergestützten Textproduktion anbieten (Kap. 15). Dieser Hintergrund hat Konsequenzen für die linguistische Fundierung des Ansatzes: Er will zunächst weniger eine sprachtheoretisch untermauerte Texttheorie als eine eher pragmatische Methodologie zur Textanalyse sein. Der Name „Rhetorical Structure Theory“ ist denn auch eher irreführend; weder handelt es sich um eine Theorie im geläufigen Sinn noch hat sie direkt etwas mit Rhetorik im klassischen oder neuzeitlichen Sinn zu tun. (Man sollte die Bezeichnung eher als werbewirksames Etikett verstehen.)

      Die RST bietet einen Ansatz zur Beschreibung von satzübergreifenden Textkohärenzen zwischen größeren Texteinheiten aus ganzen Satzfolgen. Dies stellt eine Erweiterung gegenüber einer einfachen Theorie propositionaler Verknüpfungen dar, in der lediglich Paare direkt aufeinanderfolgender Sätze betrachtet werden. Gemäß der RST kann jeder Komplex von Texteinheiten, der durch eine Textbeziehung zu einer Textstruktur verbunden ist, selbst wieder Teil einer Textbeziehung sein. Texteinheiten aus mehreren Sätzen können also in der gleichen Weise wie einzelne Sätze als Elemente von Textbeziehungen fungieren. Eine Begründung zu einer Aussage etwa muss nicht aus einem einzelnen Satz bestehen, sondern kann selbst wieder eine ganze, in sich strukturierte Satzfolge darstellen. Dabei gelten stets die gleichen allgemeinen Strukturbedingungen zwischen den Texteinheiten, gleichgültig ob es sich um einzelne Sätze oder ganze Satzgruppen handelt: Alle Texteinheiten können durch genau eine Textbeziehung mit einer benachbarten Texteinheit zu einer Texteinheit auf einer höheren Ebene verbunden werden; es gibt weder Überlappungen noch Textbeziehungen über Distanz noch mehrfache Zuordnungen einer Texteinheit zu anderen Texteinheiten. Unter diesen Annahmen kann man einen Text vollständig als Baumstruktur analysieren, als sukzessive Verknüpfung von Texteinheiten in einer hierarchischen Strukturierung. Die Rhetorical Structure TheoryRhetorical Structure Theory wird in Kap. 15 näher erläutert, dort findet sich auch eine Beispielanalyse (siehe 15.3.3).

      4.5 Text als Entfaltung einer Kernidee

      Ein anderer Ansatz, die Kohärenz zwischen längeren Satzfolgen zu erklären, basiert auf dem Grundgedanken, dass einem Textabschnitt eine Art Hauptgedanke, eine Kernidee zugrunde liegt, die dann in den einzelnen Sätzen konkretisiert und ausformuliert wird. Ein Text wie der in Abschnitt 4.2.2 zitierte (Beispiel (4–8)) hat unbestreitbar eine Einheitlichkeit, auch wenn er keine wörtlichen Isotopien zwischen einzelnen Nominalgruppen aufweist:

      (4–10) Silberne Wasser brausten, süße Waldvögel zwitscherten, die Herdenglöcklein läuteten, die mannigfaltig grünen Bäume wurden von der Sonne goldig angestrahlt.

      Im Alltagsverständnis kann man sagen: Die Kohärenz dieses Textes liegt darin, dass in ihm eine allgemeine Grundidee ausformuliert wird. Der Bezug aller Sätze auf einen solchen Grundgedanken macht die Kohärenz des Textes aus.

      Dieser Gedanke ist etwa im Text-Thema-ModellText-Thema-Modell von Erhard Agricola (Agricola 1976, 1977, 1979, s.u.) ausgearbeitet worden. Agricola (1976: 15) definiert das THEMA eines Textes als „begrifflichen Kern im Sinne der konzentrierten Abstraktion des gesamten Textinhaltes“; in der Kleinen Enzyklopädie (1983: 221) wird das Thema eines Textes umschrieben als „ein Grund- oder Leitgedanke, der die wesentlichen inhalts- und strukturbestimmenden Informationen des Gesamttextes in konzentrierter, abstrakter Form enthält“. Ähnlich umschreibt Brinker (62005: 55ff.) das Thema eines Textes als „Grund- oder Leitgedanken eines Textes“, als „Kern des Textinhalts“, als „die größtmögliche Kurzfassung des Textinhalts“; der Text ist die „Entfaltung des Themas“. Brinker geht dabei von vier Arten der THEMENENTFALTUNGThemenentfaltung aus:

       DESKRIPTIVE THEMENENTFALTUNG: Ein Thema wird in seine Teilthemen zerlegt und in räumliche und zeitliche Umstände eingeordnet. Typische Textsorten sind z.B. Nachricht, Lexikonartikel und Bericht.

       EXPLIKATIVE THEMENENTFALTUNG: Ein Sachverhalt wird aus einem oder mehreren anderen Sachverhalten abgeleitet. Typische Textsorten sind z.B. Lehrbuchtexte, wissenschaftliche und populärwissenschaftliche Darstellungen.

       ARGUMENTATIVE THEMENENTFALTUNG: Auf der Textoberfläche sind Thesen und die Entwicklung von Argumenten für diese Thesen präsent. Die Stützung der Argumentation kann implizit erfolgen. Typische Textsorten sind z.B. Politikerreden СКАЧАТЬ