Название: Textlinguistik
Автор: Группа авторов
Издательство: Bookwire
Жанр: Документальная литература
Серия: narr studienbücher
isbn: 9783823301066
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Stuckrad-Barre als ein der Popliteratur zuzuordnender junger Autor will u.a. über den Gebrauch zeitgenössischer Umgangssprache Modernität signalisieren. Dies reflektiert sich ganz maßgeblich in seiner Syntax. Viele der unter 3.2.3 aufgeführten Formen syntaktischer BasiseinheitenBasiseinheit, syntaktische sind daher in dem gegebenen Textausschnitt vertreten, z.B. Infinitivkonstruktionen (Mal Sandra anrufen:), Präpositionalkonstruktionen (Zum 30.) oder Konstruktionen ohne Zentralregens (Gerne auch in Begleitung.).
Mit Blick auf die hier beschriebenen textgrammatischen Phänomene ist zusammenfassend festzustellen, dass einerseits die syntaktischen Normen der gesprochenen Sprache nicht als defizitäre Abweichungen von den an der Schriftsprache orientierten und in Grammatiken kodifizierten so genannten standardsprachlichen Normen beschrieben werden sollten und dass andererseits die standardsprachliche Norm auch keineswegs mit der schriftsprachlichen Norm gleichzusetzen ist, sondern lediglich mit der Norm bestimmter, nicht explizit genannter Textsorten. Die Konsequenz aus diesem Befund kann nur lauten, dass es ein homogenes grammatisches System für das geschriebene Deutsch ebenso wenig gibt wie für das gesprochene Deutsch. Vielmehr ist es so, dass das Spektrum der Kommunikationsformen, der situativen Konstellationen und der Textsorten so vielschichtig ist, dass die prototypische Struktur, die wir vom Schriftlichen bzw. vom Mündlichen in unserem SprachbewusstseinSprachbewusstsein entwickeln, vielfach durchbrochen wird. Die dabei produzierten Äußerungen lassen sich offensichtlich nur mit einer Textgrammatik neueren Typs angemessen erfassen und beschreiben.
Kommentierte Literaturtipps
Eine Monographie, die exemplarisch für die Herausbildung der Textlinguistik als Textgrammatik steht, ist die erwähnte Habilitationsschrift „Pronomina und Textkonstitution“ von Roland Harweg (1968, 21979). Sie ist insbesondere interessant mit Blick auf die Methoden der strukturell-grammatischen Textbeschreibung. Ein Studienbuch, das einen Überblick über verschiedene Textbeschreibungsmodelle gibt und Studierende in die Lage versetzt, diese an unterschiedlichen analogen und digitalen Textsorten anzuwenden, liegt mit Gansel/Jürgens 22007 vor. In der Monographie von Jürgens 1999 wird am Beispiel verschiedener gesprochen und geschrieben realisierter Textsorten aus dem Bereich der Sportberichterstattung ein Beschreibungsinstrumentarium für textgrammatische Analysen entwickelt. Eine, wenn nicht die zusammenhängende Grammatikdarstellung, in der textgrammatische Phänomene systematisch Aufnahme gefunden haben, ist die „Grammatik der deutschen Sprache“ (GDS) von Zifonun u.a. 1997. Insbesondere zur Anaphorik siehe auch die aktuellere Einführung von Schwarz-Friesel/Consten 2014.
4 Textsemantische Ansätze
Andreas Lötscher
4.1 Die textsemantische Betrachtungsweise: Fragestellung und Abgrenzungen
4.2 IsotopieIsotopie und semantische KontiguitätKontiguität
4.2.1 Isotopie-Konzept von A. Greimas
4.2.2 SemrekurrenzSemrekurrenzRekurrenzSemrekurrenz und semantische Kontuiguität
4.3 Kontiguitätsbeziehungen und propositionale Beziehungen zwischen Sätzen
4.3.1 Kontiguitätsbeziehungen zwischen Sätzen
4.3.2 Propositionale Verknüpfungen
4.4 Theorie rhetorischer Strukturen – Rhetorical Structure TheoryRhetorical Structure Theory (RST)
4.5 Text als Entfaltung einer Kernidee
4.6 Thema als Textvorgabe
4.6.1 Funktionale Themabegriffe
4.6.2 Themenstruktur und HandlungsstrukturHandlungsstrukturStrukturHandlungsstruktur
4.7 Schlussüberlegungen und Ausblick
4.1 Die textsemantische Betrachtungsweise: Fragestellung und Abgrenzungen
Geschriebene Texte präsentieren sich typischerweise als Folgen von Sätzen. Damit Sätze aber einen Text ausmachen, müssen sie mehr sein als bloße Satzfolgen, sie müssen einen Zusammenhang haben. Ein Text ist „eine kohärente Folge von Sätzen, wie sie in der sprachlichen Kommunikation Verwendung finden“ (Isenberg 1970: 1). Von den einzelnen Sätzen her gesehen kann man umgekehrt sagen: Eine Folge von Sätzen wird dadurch zum Text, dass die Sätze untereinander einen Zusammenhang haben.
Die Kernfrage ist: Welcher Art sind diese Zusammenhänge, die Satzfolgen zu einem Text machen?
Man kann diese Zusammenhänge auf verschiedenen Ebenen suchen. Textgrammatische Ansätze (siehe Kap. 3) suchen den Zusammenhang auf der Ausdrucksebene, in ausdrucksseitigen VertextungsmittelnVertextungsmittel wie anaphorischenanaphorisch und deiktischen Beziehungen zwischen einzelnen Ausdrücken, Konjunktionen, Satzgliedstellung. Der Zusammenhang, der zwischen Sätzen ausdrucksseitig hergestellt wird, wird KOHÄSIONKohäsion genannt (siehe 1.3.1).
Formale Ausdrucksmittel sind wichtige sprachliche Verfahren, um textuelle Zusammenhänge zwischen Sätzen anzuzeigen; sie garantieren allerdings nicht aus sich selbst einen zusammenhängenden Text. Im folgenden Text sind alle Sätze durch irgendein sprachliches Mittel verknüpft, und trotzdem bilden die Sätze keine zusammenhängende Folge:
(4–1) Gestern besuchte mich ein alter Freund aus München. Zu diesem Zeitpunkt saß er in der Bibliothek. Deshalb besuchen diese Bibliothek einige Menschen. Solche Menschen essen oft Weißwürste.
Es braucht mehr, damit Satzfolgen ein zusammenhängendes Ganzes ergeben. Eine weiter entwickelte Hypothese lautet: Satzfolgen werden zu Texten, wenn zwischen den Sätzen inhaltliche Beziehungen, d.h. Beziehungen auf Bedeutungsebene bestehen. Der Zusammenhang, der zwischen Sätzen auf der Inhaltsebene besteht, wird KOHÄRENZKohärenz genannt (siehe 1.3.2).
Sätze haben Bedeutung in unterschiedlichen Dimensionen, und welche Dimension entscheidend ist, ist nicht leicht anzugeben. Wichtig ist in der Textlinguistik eine Differenzierung geworden, die primär von einer Unterscheidung zwischen der AbbildungsfunktionAbbildungsfunktionAbbildungsfunktionFunktion und dem Handlungsaspekt von Sprache ausgeht. Äußerungen beziehen sich auf einen Wirklichkeitsausschnitt und beschreiben oder benennen diesen, sie bilden in irgendeiner Weise einen Wirklichkeitsausschnitt ab. Mit Äußerungen vollzieht man jedoch auch HandlungenHandlung im Sinne der SprechakttheorieSprechakttheorie, man bezweckt etwas damit und erzielt Wirkungen. Die handlungsorientierten Ansätze stehen im Zentrum der pragmatischen-kommunikativen Ansätze (siehe Kap. 5).
Textsemantische Ansätze suchen demgegenüber Kohärenz vor allem in den semantischen Eigenschaften von Texten, also jenen Bedeutungsaspekten, die sich aus der sachlichen Bedeutung von Texten und aus ihrem Sachbezug ergeben.
Damit ist das Thema dieses Kapitels gegeben: Es gibt einen Überblick über die verschiedenen Ansätze, welche versuchen, Textkohärenz als Zusammenhänge zwischen semantischen Eigenschaften von Texteinheiten, vor allem zwischen Sätzen, aber auch zwischen größeren Textabschnitten, СКАЧАТЬ