Spielen und Lernen verbinden - mit spielbasierten Lernumgebungen (E-Book). Cornelia Rüdisüli
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      Hier setzt der vorliegende Sammelband an. Der Zusammenhang von Spielen und Lernen wird theoretisch und empirisch unterlegt. In vielfältigen und inspirierenden Beispielen wird dargestellt, wie Spielen und Lernen verbunden werden können. Die Pädagogische Hochschule Schaffhausen setzt sich mit dieser Schlüsselstelle des Zyklus 1 in Forschung und Entwicklung auseinander. Es geht um ein altersgemässes Lernen, welches die Intensität und Kraft des Spiels nutzt und damit Kindern einen möglichst guten Start in ihren Bildungsweg eröffnet. Diesem grossen Ziel gilt unser besonderes Engagement.

      Thomas Meinen, Rektor Pädagogische Hochschule Schaffhausen

      Vorwort

      Spielen und Lernen verbinden – mit spielbasierten Lernumgebungen; dies ist Anspruch und Grundlage des Buches. Spielen und Lernen sind gemäss dem Deutschschweizer Lehrplan 21 (D-EDK 2016) und gemäss wissenschaftlichen Forschungsergebnissen keine wirklichen Gegensätze. Aber im alltäglichen Sprachgebrauch sind sie es geblieben. Beim «Spielen» denkt man in erster Linie an zweckfreies, lustvolles Tun, während mit «Lernen» in der Regel ernsthaftes, systematisches, zielgerichtetes Tun assoziiert wird. Es wird davon ausgegangen, dass sich das Lernen der Kinder im Zyklus 1 (Kindergarten bis 2. Primarklasse) vom spielerischen zum systematischen entwickelt, wobei unter «systematischem» Lernen meist ein instruktionales Setting (also Unterricht im engeren Sinne) verstanden wird. Letztlich muss man Spielen und Lernen aber gar nicht verbinden, wie der Titel moniert, denn: «Wenn Kinder spielen, lernen sie gleichzeitig» (D-EDK 2016, 26). Obwohl es also lern- und entwicklungspsychologisch keine Dichotomie zwischen Lernen und Spielen gibt, bleibt die häufige Beobachtung, dass in der didaktischen Wirklichkeit und im öffentlichen Diskurs Spielen und Lernen dennoch als Gegenpole verstanden werden. Die Beiträge dieses Buches richten sich in erster Linie an Lehrpersonen, Dozierende und Studierende des ersten Zyklus. Insbesondere hoffen wir, dass spielbasiertes Lernen auch in der Primarschule an Bedeutung gewinnt. Der vorliegende Band kann auch dazu anregen, um über die Entwicklung von spielbasierten Lernumgebungen im 2. Zyklus nachzudenken. Wir sind überzeugt, dass spielbasiertes Lernen nicht nur im Kindergarten und in den ersten Jahren der Primarschule eine wichtige Rolle spielen kann, sondern dass es für das Lernen in allen Schulstufen befruchtend wirkt.

      Kern des spielbasierten Lernens – davon gehen wir und der Lehrplan 21 aus – sind gut gestellte Aufgaben und lernzielorientierte und «angereicherte» Materialien (Lernumgebungen) (D-EDK 2016, 11). Spielbasiertes Lernen verbindet lustvolles selbstgesteuertes Tun mit Kompetenzerwerb, der sich am Lehrplan orientiert. Dies bedingt eine feine Balance zwischen Tätigkeiten, die von den Kindern gesteuert werden, und Aufgaben, die Erwachsene stellen. Diese Balance zu finden ist keineswegs banal und bedarf einer fachlich und psychologisch fundierten Didaktik in Theorie und Praxis, ausgehend von einer wissenschaftlich breit gestützten Empirie. Obwohl dies weder banal noch einfach ist, einen Versuch ist es wert.

      Der vorliegende Band setzt sich dementsprechend in theoretischer, empirischer und praxisorientierter Weise mit dem Thema Spielen und Lernen auseinander. Er bietet einen Überblick über die wissenschaftliche Diskussion zu Spielen und Lernen, geht der Frage nach guten spielbasierten Lernumgebungen nach und gibt eine Zusammenfassung der aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Frage der spielbasierten Förderung jüngerer Kinder. Der wichtige und ausführliche Teil von Praxisbeispielen aus verschiedenen Entwicklungsaltern, Schultypen und Fachbereichen bildet den Abschluss.

      Theorie: Im einführenden, theoretischen Teil versuchen Markus Kübler und Cornelia Rüdisüli zu zeigen, dass Spielen und Lernen durch spielbasierte Lernumgebungen verbunden werden können und müssen und dass ein reines Plädoyer fürs Spielen uns nicht weiterbringt. Der Beitrag zeigt auch auf, dass Spielen verschiedene Ausprägungen haben kann (vom freien Spiel bis zur spielerischen Instruktion). Dieses Kontinuum, vom völlig freien Spiel bis zum von Erwachsenen initiierten und gesteuerten Spiel, wird beschrieben und begründet. Damit wird die Dichotomie von entweder vom Kind gesteuerten «Spielen» oder von Erwachsenen gesteuerten «Lernen» aufgelöst. Spielen wird als vielfältige Form beschrieben, die es ermöglicht, dass eine bessere Passung zwischen den Bedürfnissen von Kindern und denen der Erwachsenenwelt möglich wird.

      Empirie: Der empirische Teil des Bandes fokussiert auf die Frage, welche Wirkung das Spielen der Kinder, spielbasierte Lernumgebungen und die Spielbegleitung durch Erwachsene haben und was wir aktuell aus der Forschung darüber wissen. Im Beitrag «Wirksamkeit spielbasierter Lernumgebungen» von Bernhard Hauser wird der Stand der empirischen Befunde der Spielforschung hinsichtlich der Wirksamkeit für die Entwicklung der Kinder und hinsichtlich der Lernwirksamkeit zusammengefasst. Es wird insbesondere auf die Metanalysen hingewiesen, die – trotz divergenter Forschungsresultate – darauf hindeuten, dass spielbasiertes Lernen von höherer Wirksamkeit als herkömmliche instruktionale Settings sein dürfte. Da Spielen mehr umfasst als Freispiel, ist dementsprechend die Frage nach der Wirkung von Spielbegleitung durch Erwachsene von Bedeutung. Dieser Aspekt wird im Beitrag von Franziska Vogt ausführlich behandelt. Sie zeigt auf, wie durch eine adäquate Spielbegleitung das Lernpotenzial des Spiels genutzt werden kann.

      Praxis: Der praxisorientierte Teil des Bandes bietet eine breite Auswahl an Umsetzungsbeispielen. Spielsituationen, Spielgelegenheiten und Spielsettings aus verschiedenen Fachbereichen werden vorgestellt. Sie zeigen, wie vielfältig Spielen sein kann, was dabei gelernt und wie das Spielen ganz konkret im Unterricht umgesetzt werden kann. Die vielen anschaulichen Praxisbeispiele sollen Anregung für den eigenen Unterricht sein. Dabei werden fachbereichsspezifische Beispiele für spielbasierte Lernumgebungen präsentiert; anschliessend sind fächerübergreifende spielbasierte Lernumgebungen und stufenübergreifende Aspekte der Zusammenarbeit beispielhaft dargelegt; und schliesslich wird das spielbasierte Lernen übergeordnet aus Sicht des Schulinspektorats der Erziehungsdirektion und aus Sicht der Aus- und Weiterbildung der pädagogischen Hochschule beleuchtet.

      Fachbereichsspezifische Beispiele für spielbasierte Lernumgebungen: Der Beitrag von Nadine Itel und Andrea Haid «Sprachförderung und Spielumgebungen» zeigt, wie man die Förderung der Erstsprache spielbasiert gestalten kann. Dem Spielen im Mathematikunterricht der Primarstufe widmen sich zwei Beiträge. Im Beitrag von Sandra Di Sario «Spielintegrierte mathematische Förderung − Einfluss von Wettbewerb auf den Lernzuwachs beim Regelspiel in der Unterstufe» werden Regelspiele vorgestellt, mit denen das Rechnen trainiert werden kann. Ausserdem wird auf die Auswirkungen des Wettbewerbs beim Spielen auf die Motivation der Kinder eingegangen. Im Beitrag von Gerda Buhl mit dem Titel «Voll unfair – spielerische Erfahrungen zu einem Zufallsexperiment» werden drei einfache Würfelspiele vorgestellt, die Kinder aus Kindergarten und Primarstufe beim Spielen zum Datensammeln animieren und ihnen Erfahrungen zu Zufallsexperimenten ermöglichen. Das «Erforschen und Argumentieren» steht bei der Untersuchung der unfairen Spiele im Mittelpunkt. Für den Fachbereich Natur, Mensch, Gesellschaft liefern Markus Kübler und Cornelia Rüdisüli eine breit angelegte und systematische Ideensammlung, die entlang der 12 Kompetenzbereiche von NMG formuliert sind und von vier ausgearbeiteten Beispielen abgerundet werden. Im Beitrag «Da dreht sich was» von Timo Reuter und Mirjam Leuchter wird für das technische Lernen (NMG 5) eine spielbasierte Lernumgebung mit Zahnrädern vorgestellt, bei der die Kinder beim Spielen realitätsbezogene Vorstellungen von der Funktionsweise von Zahnrädern gewinnen. «Im Turmzimmer von Rapunzel» von Beatrice Gründler zeigt für den Fachbereich Musik, wie musikalisches Handeln in einer spielbasierten Lernumgebung sinnvoll integriert werden kann. Der Beitrag «Bewegungsangebote in Spiel- und Lernumgebungen» von Eveline Wannack vertritt den Fachbereich Bewegung und Sport und demonstriert Möglichkeiten, wie Bewegungsangebote wie Drehen und Rollen in spielbasierten Lernumgebungen aufgenommen werden können. Und schliesslich zeigt Nadja Paillard unter dem Titel «Sprechen, blättern, klicken – Medien und Informatik im Zyklus 1 am Beispiel der spielbasierten Bibliotheksumgebung», wie man bereits im Kindergarten den Bereich Medien und Informatik auf spielerische Weise in einen Bildungsplan integrieren kann.

      Fächer- und Stufenübergreifende spielbasierte Lernumgebungen: Zusätzlich СКАЧАТЬ