Zensur im Dienst des Priesterbildes. Jessica Scheiper
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СКАЧАТЬ Konsultation mit seinem Generaloberen bzw. dem Generalökonom – und bedankte sich für die „großzügigen Bedingungen“666. Einzig die genaue Anzahl der Exemplare bedürfe noch einer Absprache mit seinem Oberen und Montalta.667 Man einigte sich auf ein Treffen in Zürich noch im Juli 1954, um weitere Details persönlich zu besprechen.668 Wiederum fast zwei Wochen später erhielt Crottogini auch einen unterschriebenen Verlagsvertrag für seine Unterlagen zurück und Bettschart beteuerte noch einmal, sich zu freuen, dass der Grundstein zu einer guten Zusammenarbeit gelegt worden sei.669 In den Sommermonaten kam es zu einem persönlichen Kennenlernen. Am 9. September 1954 schrieb Bettschart an Crottogini:

      „Ich wäre Ihnen sehr zu Dank verbunden, wenn Sie uns Ihr korrigiertes Manuskript einsenden könnten, weil ich es in der nächsten Zeit in den Satz geben möchte. Wie steht es um die Vorbesprechungen, über die wir uns das letzte Mal unterhalten haben? Ferner würde mich interessieren, was nun mit Prof. Montalta herausgekommen ist.“670

      Wenige Tage später erhielt er von Crottogini das Manuskript. Er habe es noch um die neueste Literatur und ein paar wenige von den Gutachtern gewünschte sachliche Klarstellungen ergänzt.671 Crottogini schrieb außerdem, er habe sich mit Montalta auf 160 Reihen- und 40 Dissertationsexemplare geeinigt. Crottoginis Mitbruder Hans Krömler habe sich außerdem zu einer Vorbesprechung in der Schweizerischen Kirchenzeitung bereit erklärt.672 Aus zeitlichen Gründen könne das jedoch nicht vor Dezember 1954 geschehen.673 Crottogini sprach dann zudem selbst die Frage nach dem Titel der Arbeit an: „Auch wäre es gut, wenn wir uns bis zu diesem Datum über den endgültigen Titel der Buchausgabe einigen könnten. Ich habe ungefähr zehn Vorschläge zur Hand, von denen mich aber keiner recht befriedigt.“674

      Der nächste erhaltene Brief stammt wieder von Crottogini und datiert auf den 5. Oktober 1954.675 Er lässt zwischenzeitliche Kontakte zwischen Bettschart und Crottogini vermuten. Zunächst übersandte Crottogini einige seiner Titelvorschläge an Bettschart. Dabei erwähnte er mehr beiläufig, er habe die „beiliegende Druckerlaubnis […] ohne Schwierigkeiten erhalten, nachdem Prof. Luyten und Montalta ihr Gutachten vorlegten. Das Imprimatur der Gesellschaft muss nicht hineingedruckt werden.“676 In einem Interview 2011 erklärte Crottogini:

      „Aufgrund des Themas meiner Arbeit wurde mir geraten, den Bischof von Chur darum zu bitten, offiziell die kirchliche Druckerlaubnis, das Imprimatur, zu erteilen. Dadurch erhoffte man sich, mögliche Vorbehalte einiger Pfarrer bereits vornherein zu zerstreuen. Der Bischof von Chur, den ich gut gekannt habe, bat mich darum, ihm ein Gutachten der Universität und von einem meiner Mitbrüder zu schicken. Daraufhin habe ich das Imprimatur sehr schnell erhalten.“677

      Am 7. Oktober 1954 bat Crottogini in einem Brief an die Philosophische Fakultät, seine Pflichtexemplare auf 30 reduzieren zu dürfen, weil seine Dissertation in der Reihe Arbeiten zur Psychologie, Pädagogik und Heilpädagogik der Professoren Montalta und Dupraz erscheinen werde.678 Die auf den gleichen Tag datierte Antwort im Auftrag des Dekans teilte ihm mit, sein Gesuch müsse zur Annahme der Fakultät (dem Fakultätsrat) vorgelegt und von ihr beschlossen werden. Die Vorlage würde in der ersten Sitzung des neuen Semesters geschehen.679 Auf seiner Sitzung am 21. Oktober entsprach der Fakultätsrat Crottoginis Gesuch. Der Dekan teilte ihm am 22. Oktober schriftlich mit, die neue Zahl an Pflichtexemplaren betrage 30.680

      Als nächstes standen noch redaktionelle Arbeiten an. Dazu zählte auch die Frage nach den verschiedenen Ausgaben seines Buches. Die Unterschiede zwischen der einfachen Buchausgabe und der Reihenausgabe mussten besprochen werden. Um die Ausgaben für die Reihe zu besprechen, fragte Bettschart bei Crottogini am 11. November 1954 nach einem Termin mit Montalta an.681 Crottogini antwortete direkt, schlug ein Treffen vor und erkundigte sich auch nach dem weiteren Vorgehen: „Wann darf ich etwa die ersten Druckbogen zur Durchsicht erwarten?“682 Bei einem Treffen in Zürich Ende November wurden schließlich die offenen Fragen geklärt.683 In den ersten Wochen des Jahres 1955 tauschten sich Bettschart und Crottogini noch mehrfach über kleinere Fragen der Aufmachung aus („Problematisch sind mir nur die Tabellen. Ich glaube, dass alle […] Tabellen vom übrigen Text durch eine leichte Umrahmung abgehoben werden sollten“684). Ein erster Abschluss lässt sich in einem Brief Crottoginis an Bettschart vom 28. April 1955 ausmachen: Er informierte Bettschart, Montalta wünsche „unbedingt einen Umbruch der Reihenexemplare zur Einsicht“685, bevor der Titel in den endgültigen Druck gehe. Von Crottoginis Seite aus dürfe aber „[f]ür die Aufarbeitung der Buch- und Dissertationsausgabe […] nun alles bereit liegen.“686 Die Reihenausgabe werde sich wahrscheinlich etwas verzögern, was aber der vorherigen Einsichtnahme Montaltas in das Muster geschuldet sei.687 Mit Blick auf die bald anstehende endgültige Drucklegung wandte sich Crottogini erneut an die Philosophische Fakultät. Er bat, den vereinfachten Titel seiner Dissertation „auch für die Drucklegung der Pflichtexemplare gutzuheissen.“688 Der Dekan antwortete ihm, eine besondere Erlaubnis der Fakultät sei nicht nötig.689 Mit diesem Wissen informierte Bettschart Crottogini am 3. Mai, die Buchausgabe werde nun druckbereit gemacht.690

      Nahezu seit Beginn 1955 wurde Crottoginis Arbeit Werden und Krise des Priesterberufes prominent beworben. Bereits im Februar 1955 war eine mehrteilige Besprechung der Arbeit durch Crottoginis Mitbruder Krömler in der überregionalen Schweizerischen Kirchenzeitung erschienen.691 Im März folgte eine kurze Buchempfehlung des Freiburger Regens Egidius Holzapfel im Oberrheinischen Pastoralblatt.692 Mindestens im Anzeiger für die katholische Geistlichkeit schaltete Benziger eine Anzeige693 und die Schweizer Verlags- und Buchhandlungskette Räbers nahm den Titel in ihr Oster- und Frühjahrsprospekt auf.694 Die wahrscheinlich größte Aufmerksamkeit erregte das Buch allerdings durch die Besprechung in der Herder Korrespondenz im Mai 195 5695, die berichtete, in „einigen Wochen“696 werde der Titel im Benziger-Verlag erscheinen.

      Zu diesem Zeitpunkt, so Crottogini, seien zwar bereits 4000 Exemplare gedruckt, aber noch nicht gebunden gewesen.697 Die verhältnismäßig hohe Auflage für einen vergleichsweise teuren Titel lässt darauf schließen, dass sich der Verlag einigen Erfolg von diesem Buch versprach.698 Dafür spricht zudem, dass Bettschart auch Übersetzungen des Werkes plante.699

      Seit Mai 1955 wurden jedoch Bedenken gegen die Publikation laut. Die Bedenken richteten sich gegen die Seiten über Sexus, Eros und Zölibat und stellten die Opportunität einer Veröffentlichung solchen Materials in Frage. Versuche, mit dem Apostolischen Stuhl eine Lösung zu finden, verzögerten sich.700 Mit Blick auf die fortgeschrittene Zeit und die anhaltenden Publikationsschwierigkeiten schrieb Crottogini am 4. Juni 1956 erneut an die Philosophische Fakultät. Er entschuldigte die Abgabeverzögerung seiner Pflichtexemplare.701 Die Veröffentlichung und damit auch die endgültige Drucklegung der Dissertation seien auf unerwartete Schwierigkeiten gestoßen. Deshalb sei es ihm bis zur Stunde nicht möglich gewesen, die verlangten Pflichtexemplare abzuliefern.702 „Ich hoffe, dass dies aber bis spätestens Ende dieses Jahres möglich wird. Hätten Sie also die Güte, den Ablieferungstermin für die Pflichtexemplare bis Ende 1956 zu verlängern?“703

      Crottoginis Hoffnung erfüllte sich nicht. Genau zwei Wochen später erhielt er das Dekret, das die Veröffentlichung des Buches verbot.704 Mit der Sitzung des Fakultätsrats vom 23. Juni 1956 wurde er schließlich ausnahmsweise von der Ablieferung der Pflichtexemplare befreit.705 Am 11. Juli antwortete ihm der Kanzler der Universität, das Doktordiplom sei bereits in der Druckerei. Crottogini werde es noch im Sommer 1956 erhalten.706 Damit hatte er das Promotionsverfahren erfolgreich abgeschlossen.

      Verlag und Autor war ursprünglich gleichermaßen daran gelegen, den Priesterberuf intensiv zu bewerben, um die Verbreitung zu steigern. Vorabbesprechungen in (Fach-)Zeitschriften waren dafür ein beliebtes und günstiges СКАЧАТЬ