Zensur im Dienst des Priesterbildes. Jessica Scheiper
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Zensur im Dienst des Priesterbildes - Jessica Scheiper страница 30

СКАЧАТЬ (z. B. fehlendes Vorwort und Register) den druckfertigen Text.707 Vor dem Hintergrund des späteren Publikationsverbots stachen zwei Rezensionen wegen ihrer Ausführlichkeit hervor. Dabei handelte es sich um die Besprechungen in der Schweizerischen Kirchzeitung und in der Herder Korrespondenz zwischen Februar und Mai 1955. Darüber hinaus gab es nur wenige veröffentlichte Besprechungen. Zwar waren weitere Besprechungen geplant, gingen aber nicht in Druck.708

      Crottogini hatte schon seit September 1954 mit seinem Mitbruder Krömler besprochen, dieser werde eine Rezension zum Priesterberuf schreiben.709 In einer mehrteiligen Serie sollte die Besprechung zu Beginn des Jahres 1955 in der überregionalen Schweizerischen Kirchenzeitung (SKZ) erscheinen. Dabei sollten die Teile der Besprechung nicht nur separat abgedruckt, sondern, weil Krömler sehr beschäftigt war, auch zeitlich versetzt verfasst werden. Wann immer er einen weiteren Beitrag fertiggestellt hatte, sandte er ihn zunächst an Crottogini. Am 27. November 1954 schrieb er so an Crottogini: „Beiliegend der 2. Beitrag. Den 3. schreibe ich eben.“710 Der erste Teil von Krömlers Serie erschien am 17. Februar 1955 unter der Überschrift „Werden und Krise des Priesterberufes. Vor- und Zwischenbemerkungen zu einem neuen Buch“711. Im Laufe der nächsten Wochen folgten vier Fortsetzungen. Krömlers Besprechung umfasste insgesamt zehn Seiten und war damit für eine Buchvorstellung sehr umfangreich.712

      Nach kurzen Bemerkungen zu Erkenntnisinteresse und Notwendigkeit der Studie begann Krömler, den Priesterberuf seiner Gliederung entlang zusammenzufassen. Er stellte Crottoginis Methode vor und umriss den Ablauf der Befragungen sowie mögliche Einwände von Kritikern. Bereits zum Ende seines ersten Teils kam Krömler zu einem ersten knappen Urteil:

      „Alle jene, die an der Erziehung und Betreuung der männlichen Jugend und im besondern derjenigen, die den Wunsch oder den Entschluß zum Priestertum im Herzen trägt, maßgebend beteiligt sind, […] erhalten hier eine psychologisch-pädagogische Studie in die Hand, die sie als aufschlußreiches Novum begrüßen werden“713.

      In der ersten Fortsetzung, so schrieb er, wolle er in medias res einsteigen714, d. h., Crottoginis Studie detailliert vorstellen. Dabei beschrieb er zunächst Crottoginis Erhebungsmethode und ging dann zur Auswertung der Ergebnisse über. Er exzerpierte die einzelnen auszuwertenden äußeren Faktoren wie etwa Familie und Schule. Für seine Auszüge übernahm er auch das Zahlenmaterial von Crottogini und stellte es ebenfalls tabellarisch dar.715 Die nächste Fortsetzung knüpfte daran an und widmete sich nun den inneren Faktoren.716 Auch hier arbeitete er gleichermaßen ausführlich wie zuvor und ging nach allgemeineren Ausführungen auf das Kapitel über Sexus, Eros und Zölibat ein. Er stellte Crottoginis Detailfragen der Arbeit vor und resümierte als Ergebnis: „Alles in allem nehmend, ergibt sich das Schlußresultat, daß zwei Drittel der befragten Priester und Priesteramtskandidaten während der Reifezeit mit großen sexuellen Schwierigkeiten zu kämpfen hatten.“717 Mit Blick auf das aussagekräftige Zahlenmaterial Crottoginis nannte er dessen Urteil „klug und vorsichtig“718. Im nächsten Teil erfasste er das Zusammenspiel der inneren und äußeren Faktoren, ausführlich gegliedert in Berufsgenese, -krise und -motive.719 Dem Leser bot er wieder aussagekräftige Tabellen an und ermutigte ihn: Wenn auch einige Ergebnisse bedrückten, verrieten manche Antworten, dass heute noch eine Jugend lebe, die religiös beeinflussbar sei und auch das praktische Heldentum noch kenne.720 Crottoginis Zusammenstellung von über 100 persönlichen Bekenntnissen bezeichnete er zum Schluss dieses Abschnitts als „eine aufrüttelnde geistliche Lesung“721. Im vierten und letzten Fortsetzungsteil fragte er schließlich nach Crottoginis Endresultat. Er konstatierte noch einmal, die Arbeit Crottoginis sei die erste dieser Art und werfe Licht in Zusammenhänge.722 Er lobte die „klaren Linien“723 der Arbeit und die Tatsachendarstellung der Berufswahlprobleme angehender Priester. Es sei ein Plus der Arbeit, solche Tatsachen einmal in konkreten, nachweisbaren Fakten sichtbar gemacht zu haben.724 Für ihn stand damit fest, der Priesterberuf müsse „ein eindrückliches Lese- und Lernbuch für alle werden, denen die Erziehung und Ausbildung des Klerus überbunden ist.“725

      Krömler setzte in seiner Besprechung keinen inhaltlichen Schwerpunkt, kein Kapitel Crottoginis referierte er bevorzugt oder ausführlicher als ein anderes. Alle Kapitel mit Unterkapiteln gewichtete Krömler, wie sie dem jeweiligen Seitenumfang bei Crottogini entsprachen. Für Crottogini fiel die Besprechung zwar sehr positiv und wohlwollend aus, doch war er trotzdem nicht gänzlich zufrieden. Für seinen Geschmack sei die Besprechung fast schon zu ausführlich ausgefallen, schrieb er an seinen Verleger.726 Womöglich fürchtete Crottogini zu diesem Zeitpunkt, die Ausführlichkeit könnte unter dem Aspekt der Verbreitung kontraproduktiv sein, weil dem Leser kaum ein Detail vorenthalten wurde.

      Eine weitere Buchbesprechung erschien unter der Überschrift „Wie sie Priester wurden“727 in der Mai-Ausgabe der Herder Korrespondenz (HK). Crottogini erinnerte sich später, die Zeitschrift habe sich von sich aus um die Möglichkeit einer Vorbesprechung beworben.728 „In einigen Wochen wird der Benziger-Verlag ein Buch vorlegen, in dem 621 Theologen über ihren Weg zum Priestertum Auskunft geben“729, eröffnete der anonyme Rezensent der deutschen Zeitschrift seinen Beitrag. Und auch er folgte in seiner Besprechung der Struktur der Crottogini-Arbeit, als er nach einer Einleitung zunächst die äußeren und inneren Faktoren und anschließend deren Zusammenwirken zusammenfasste. Er verwies auf die vielen Teilnehmer an Crottoginis Studie, die aufgeschlossen und demütig genug gewesen seien, um an einer solchen erfahrungswissenschaftlichen Studie mitzuwirken.730 Insofern, beschwichtigte er, hoffe er, werde auch die Leserschaft die Berichterstattung über diese Untersuchung nicht als indiskret empfinden.731 Und bereits zum Ende seiner Einleitung kam der Rezensent zu einem ähnlich wohlwollenden Urteil wie Krömler, auf den er sich auch ausdrücklich zustimmend bezog: Manche Ahnungen bekämen durch Crottoginis Arbeit „ein derart massives Gewicht, daß man dem Rezensenten der ‚Schweizerischen Kirchenzeitung‘ zustimmt, wenn er schreibt: ‚Diese Tatsache einmal in konkreten, nachweisbaren Fakten sichtbar gemacht zu haben, ist ein erstes Plus dieser Arbeit. ‘“732

      Die einzelnen Kapitel von Crottoginis Arbeit fasste er ausreichend zusammen, wenn auch nicht so detailliert wie Krömler für die SKZ. Ihm war daran gelegen, die Interpretationen der Arbeit stets als die des Autors Crottogini darzustellen, deshalb verzichtete er weitgehend auf ein eigenes Urteil. Auffallend ist, dass der Rezensent fast durchgehend alles mit kurzen Sätzen in eigenen Worten wiedergab und Aussagen höchstens mit Zahlenmaterial Crottoginis unterstrich. Indirekte Rede mit einem Verweis auf den Verfasser nutzte er nur selten. Einzig die Zusammenfassung des Kapitels der inneren Faktoren Sexus, Eros und Zölibat wich davon ab: Der Rezensent benutzte verhältnismäßig lange und direkte Zitate Crottoginis.733 Er selbst erweckte in diesen Abschnitten einen möglichst neutralen Eindruck. Allein in diesem Besprechungsteil unterstrich er das Wiedergegebene dreimal als Meinung Crottoginis.734 Wann immer er aber sonst eine eigene Meinung erkennen ließ, fiel diese stets wohlwollend und zugunsten Crottoginis aus. So betonte er etwa, die Aussagen der Studie müssten aufgrund ihres Einflusses auf die Söhne den katholischen Müttern bekannt gemacht werden.735 Ebenso kam er auch zu dem Schluss, Crottoginis Studie bestätige exakt bisherige Vermutungen, und dürfe deshalb all jene in der Priestererziehung überaus interessieren.736 Crottoginis Untersuchung böte ein Bild vom Werden der jungen Priester, das einen starken und befriedigenden Eindruck hinterlasse.737 „Es bleibt ein hoffnungsvolles Bild zurück, das vielleicht doch in höherem Maße, als der Verfasser in wissenschaftlicher Bescheidenheit selber annimmt, über den erforschten Kreis hinaus gültig ist und pädagogische Ansätze enthält.“738 Auch moralisch kritische Themen, die bei der Lektüre des Priesterberufes Anstoß erregen könnten, blieben in der Rezension nicht ausgespart. Stets wurde dabei aber wohlwollend die positive СКАЧАТЬ