Der bessere Mensch. Georg Haderer
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Название: Der bessere Mensch

Автор: Georg Haderer

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Schäfer-Krimi

isbn: 9783852187044

isbn:

СКАЧАТЬ Dank, R2-D2, und bis demnächst …“

      „Ja, schleich dich …“

      Schäfer sperrte sein Fahrrad auf und fuhr in Richtung seines Therapeuten. Auf halbem Weg hielt er bei einem japanischen Lokal, wo er sich in den Gastgarten setzte und eine Sushibox bestellte. Während er die Misosuppe löffelte, dachte er an Born und seine sexuellen Vorlieben. Hatte der Alte sich damit begnügt, sich auf die schwarzen Schönheiten einen herunterzuholen, oder gab es Kontakte, die darüber hinausgingen? Gab es eigentlich in Wien ein Bordell, das sich auf Dunkelhäutige spezialisierte? Aber das wäre zu riskant gewesen. Der Nazi im Afropuff … so blöd war nicht einmal Born, dass er dafür seinen Ruf aufs Spiel gesetzt hätte. Wie auch immer: Sie würden nicht umhin kommen, seine Frau deswegen zu befragen. Schäfer legte die Stäbchen ab und nahm sein Telefon.

      „Bergmann … jetzt wird’s heikel. Nach dem zu urteilen, was ich auf Borns Computer gesehen habe, stand der alte Knabe auf die ganz und gar nicht arische Rasse … Genau … Und … Touché, Bergmann, Sie werden die Born etwas vor den Kopf stoßen müssen … Ganz dezent natürlich … Was soll ich Ihnen dafür schulden, ich bin Ihr Vorgesetzter … Die Flasche Muskateller? Die habe ich Ihnen doch längst schon … Na gut, Sie bekommen morgen zwei von diesem Tussigesöff … Danke, und viel Glück!“

      Mit einem schadenfrohen Grinsen aß Schäfer sein Sushi fertig, bezahlte und machte sich auf den Weg. Die Uhr im Wartezimmer zeigte ihm, dass er eine Viertelstunde zu früh war. Das passierte in letzter Zeit häufig. Womöglich lag es an den fehlenden Zigaretten, deren Rauchzeit noch in seinem Zeitsystem gespeichert war. Er nahm sich ein medizinisches Journal und blätterte es durch, bis er auf einen Artikel über Gehirnschäden bei Gewaltverbrechern stieß. Bestimmt interessant, dachte er sich und legte das Magazin wieder beiseite, nachdem er in der ersten Spalte auf zu viele ihm völlig fremde Wörter gestoßen war. Die Tür zum Behandlungszimmer ging auf, der Therapeut bat Schäfer herein.

      „Glauben Sie, dass Sie diese Ausbrüche so weit unter Kontrolle haben?“, fragte ihn der Therapeut, nachdem sie Schäfers Wutausbrüche der letzten Wochen besprochen hatten.

      „Ich denke, ja … wenn es nicht schlimmer wird …“

      „Ängstigt Sie das?“

      „Ich mich selbst? … Nein, manchmal ist es mir peinlich … ich meine: Ich soll ein Vorbild für die Gesellschaft sein … und da macht es sich nicht so gut, wenn ich jugendliche Migranten als stinkendes Tschuschenpack beschimpfe …“

      „Das haben Sie getan?“

      „Ja … ich weiß nicht, woher diese Ressentiments plötzlich kommen … gleichzeitig geht es mir so gut wie schon seit einer Ewigkeit nicht mehr …“

      „Man könnte sagen, Sie fühlen sich besser … im doppelten Sinne …“

      „Genau“, Schäfer lächelte, „ich fühle mich zurzeit wirklich besser als die meisten anderen … das nennt man wohl Überheblichkeit.“

      „Solange Sie niemandem Schaden zufügen, sollten Sie sich darüber keine zu großen Sorgen machen. Natürlich wäre es besser, wenn Sie sich in dieser Umstellungsphase mehr Zeit für sich nehmen und Konflikten so weit wie möglich aus dem Weg gehen … aber das ist wohl wenig realistisch, oder?“

      „Was soll ich tun? Die Menschen hören einfach nicht auf, sich umzubringen … und ich verstehe es auch … ich bin darin ausgebildet, meine Wut nicht in blinde Aggression umschlagen zu lassen, aber …“

      „Vielleicht hilft es Ihnen, wenn Sie verstehen, was zurzeit in Ihrem Kopf vorgeht …“

      „Ich weiß ziemlich genau, was da oben vorgeht … ist schließlich mein Kopf …“

      „Ich meine eher den medizinischen Aspekt … Ihr limbisches System, also der Teil in Ihrem Gehirn, in dem sich wesentliche Prozesse abspielen, die Ihr Gefühlsleben betreffen … schon minimale Änderungen im Stoffwechselhaushalt dieses Systems wirken sich massiv auf Ihr Empfinden aus … und die Medikamente, die ich Ihnen verschrieben habe, greifen ebendort ein …“

      „Sie meinen, ich habe meine Tage … nur viel länger …“

      „Vereinfacht ausgedrückt, ja“, sagte der Therapeut und musste lachen, „nur ist es bei Ihnen nicht das Östrogen, sondern das Serotonin, das Noradrenalin und andere körpereigene Chemikalien …“

      „Kann das schlimmer werden? Ich meine: Ist es möglich, dass ich die Kontrolle über mich verliere? Immerhin trage ich eine Waffe …“

      „Stellen Sie sich das wie eine Badewanne vor, in die Sie warmes Wasser einlaufen lassen. Bisher hat bei Ihnen sozusagen der Stöpsel gefehlt und das Wasser ist einfach ausgelaufen. Mit den Medikamenten haben wir den Abfluss verstopft. Jetzt geht es Ihnen besser, weil Sie entspannt baden können. Aber ganz genau geregelt sind die Zuflussgeschwindigkeit und der Überlauf eben noch nicht … Sie sind dabei, sich an einen neuen Zustand anzupassen … das braucht Zeit … und die Medikamente helfen Ihnen dabei, aber die Therapie und Ihr Umgang mit sich selbst sind mindestens ebenso wichtig …“

      „Was soll ich tun?“

      „Beobachten Sie sich … achten Sie darauf, aus welchen Anlässen Sie jähzornig werden … welche Situationen und welche Personen eine Rolle spielen … und wenn Sie auf Distanz zu sich selber gehen können, wird es Ihnen auch gelingen, sich besser zu kontrollieren.“

      „Also soll ich keine zusätzlichen Medikamente nehmen?“

      „Nein, würde ich vorerst nicht … aber wenn Sie das Gefühl haben, die Kontrolle zu verlieren, melden Sie sich umgehend.“

      Als Schäfer ins Kommissariat zurückfuhr, bewegten sich seine Gedanken so schnell, dass er ihnen nicht folgen konnte. Dieses ganze Gerede über sein Gehirn hatte ihn wirr gemacht. Und am Abend sollte er noch dazu den Gerichtspsychiater treffen, um abermals über diese seltsame Substanz zu reden, die ihn so unter ihrer Fuchtel hatte. Er sollte lieber mit ein paar Kollegen Billard spielen gehen und sich ein Bier zu viel genehmigen. Das hatte die Dinge schon oft ins Lot gebracht. Auf dem Gürtelradweg blieb er bei einer Bank stehen, setzte sich hin und rief Isabelle an. Sie meldete sich nicht, also sprach er ihr auf die Mailbox. Ab neun wäre er zu Hause.

      „Wo ist mein Wein?“, begrüßte ihn Bergmann.

      „War es so schlimm?“ Schäfer tätschelte seinem Assistenten die Schulter.

      „Na ja … was sie gesagt hat, war das eine: Was uns einfiele, mit solchen obszönen Verdächtigungen das Andenken ihres Mannes in den Dreck zu ziehen, blablabla … aber das hatte eindeutig was Theatralisches und sie musste sich sehr anstrengen, überrascht zu wirken … ich glaube, dass sie eine Ahnung hatte und die einfach ganz weit hinten in ihrem Gehirn abgelegt hat …“

      „Jetzt fangen Sie auch schon mit dem Gehirn an … was für eine Ahnung?“

      „Weiß ich nicht … eine Geliebte … dass er zu den Nutten gegangen ist …“

      „Was ist mit dem Auto?“

      „Konnte sie gar nichts dazu sagen … schwarze Limousinen würden dort ständig verkehren, schon möglich, dass ihr Mann einmal von einem Freund besucht worden ist, der so ein Auto besitzt …“

      „Da kann ich ihr nicht unrecht geben … haben Sie die Tage, an denen sie am Semmering war?“

      „Nein СКАЧАТЬ